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Grundsatzfragen "krank" vs. autistic pride

original Thema anzeigen

 
03.02.08, 21:58:30

Silvana

es giebt Dinge die ich anders nicht beschreiben kann.

Ich sehe den Konflikt schon. Es hatt was mit der Perspektive zu tun aus der ich eine Sache betrachte.

Heute bin ich aber schon zu müde..............
03.02.08, 22:19:33

eraser

geändert von: eraser - 03.02.08, 22:34:16

Mein Senf dazu.
Das hier hat mich besonders beeindruckt:

Zitat:
wenn ich deiner meinung wäre müßte ich mich als faschist bezeichnen lassen wenn ich weiter behaupte mongoloismus, autismus,alzheimer,parkinson sind krankheiten.faschismus war eine völlig irregeleitete ideologie,die alles unterdrückte was nicht der vorstellung der deutschen herrenklasse entsprach.


Wes Geistes Kind hier spricht, erkennt man ja schon an der Wortwahl.
Menschen mit Down- Syndrom möchten nicht "mongoloistisch" genannt werden.
Autisten möchten mit ihrer Art zu sein, als eine anerkannte neurologische Abweichung im Rahmen eines sowieso nicht klar abgrenzbaren Spektrums, respektiert werden.
Es geht hier nicht um Recht oder Unrecht oder Faschismus, sondern darum, dass man Menschen, die sich selbst ganz normal finden und alle anderen ein bisschen schräg, nicht als krank bezeichnen soll.
Damit sagt man indirekt: "Deine Persönlichkeit ist krank, deine Träume sind krank, dein Lebensstil ist krank, deine Abneigungen sind krank, deine Art, zu reden oder nicht, ist krank, deine Körperhaltung ist krank, deine Weltanschauung ist krank, deine Sexualität ist krank."
Man macht die so bezeichneten Menschen klein, beleidigt sie, nimmt sie nicht ernst.
Man gibt ihnen das Gefühl, dass sie therapiert, geheilt, geändert werden müssen. Dass sie nicht richtig sind. Wer mit so einer Meinung ein autistisches Kind erzieht, sollte sich später nicht über Depressionen, Zwangserkrankungen, Autoaggression, Sozialphobien oder Eßstörungen wundern, dass sind die Krankheiten, die nicht der Autismus verursacht, sondern die Gesellschaft.

Immer dieses Beharren auf dem Pathologisierungsstandpunkt, da wünscht man sich die gute alte Zeit unter colin zurück, als man solche Leute einfach sperren konnte. Geht ja gar nicht. Ganz typisch das hier:

Zitat:
im übrigen nur noch soviel dazu.ich hatte mich wirklich gefreut dieses forum gefunden zu haben.einerseits zum austausch über alltagsprobleme die unsere kiddis haben andererseits über schwierigkeiten die unsere kids mit der umwelt haben.mich über hilfen und beschulungsmöglichkeiten zu informiern,die mir und meinem sohn weiterhelfen könnten.natürlich auch über diskussionmöglichkeiten,die aber konstruktiv sein sollten.leider habe ich feststellen müssen,das man sobald man etwas sagt was nicht gefällt,zu den eigentlich wichtigen themen garnicht mehr kommt,auch wenn man destruktive themen gerne abschließen möchte,wozu ich diese diskusion zähle,da dieses thema sowas von ausgereizt ist und zu keinem ergebnis führt,es sei denn ich würde in"rein und glied tanzen"und dir um des friedens willen rechtgeben.


Übersetzung für Autisten:
"Ich bin ja hergekommen, um mich mit anderen Müttern hier gegenseitig zu bemitleiden, stattdessen soll ich mich ernsthaft damit auseinandersetzen, dass diese Eierköppe von erwachsenen Autisten als gleichwertige Menschen respektiert werden wollen und es wagen, mir zu widersprechen!"
LGE

03.02.08, 22:58:55

cony

sorry für die bezeichnung mongoloismus.ich bin kein arzt und kannte es nicht als down-syndrom.allerdings hab ich auch andere krankheitsbilder hinzugezogen,wovon ich einige selbst habe und es sollten nur beispiele für krankheitsbilder sein.
und wer hat hier geschrieben,oder angedeutet ,das der ganze mensch als solches krank ist,so wie du es darstellst.ich jedenfalls nicht.was meine erziehung angeht.wenn ich nicht so hinterher gewesen wäre,und ein jahr lang um die logopädie gekämpft hätte,würde mein sohn heute noch nicht richtig sprechen,genauso wie ihm die logopädie hilft.damit verbiege ich ihn nicht füge ihm keine depression oder sonstiges zu,sondern erleichtere ihm die verständigung.
deine übersetzung in bezug auf erwarteten austausch und anregegung,für autisten teilen offensichtlich nicht alle,gott sei dank.denn ich habe genau das geschrieben,was ich gemeint habe.bisher habe ich hier rausgelesen das gerade autisten sagen was sie meinen und meinen was sie sagen.warum sprichst du mir diese fähigkeit ab,die auch NICHTAUTISTEN haben und "übersetzt" für autisten so einen mist?!ich dachte nicht das hier irgendjemand einen übersetzer braucht.im forum können alle selber lesen und sich ihre meinung selbst darüber bilden.im gegenteil,ich habe niemanden "verboten"mir zu widersprechen,ich habe nur verlangt das meine ansicht genauso tolleriert wird wie die von 55555.und offensichtlich haben es hier auch einige so verstanden.ich habe ein kind von 17 jahren,der ist weder depressiv,selbsmordgefährdet,oder irgendwas.er weiß um seine erkrankung und geht mit ihr genauso normal um wie ich.du hast richtig gelesen:NORMAL.nur weil man krank ist ist man nicht schlechter wie jeder andere auch.das sind deine und 55555 seine behauptungen.schlechte erfahrungen durch mitmenschen haben wir auch mehr als genug gemacht,aber auch positive,von menschen wo ich es nie erwartet habe.aber negative erfahrungen machen alle menschen mehr,oder weniger.
03.02.08, 23:07:48

bianka018

Zitat von eraser:
Man gibt ihnen das Gefühl, dass sie therapiert, geheilt, geändert werden müssen. Dass sie nicht richtig sind. Wer mit so einer Meinung ein autistisches Kind erzieht, sollte sich später nicht über Depressionen, Zwangserkrankungen, Autoaggression, Sozialphobien oder Eßstörungen wundern, dass sind die Krankheiten, die nicht der Autismus verursacht, sondern die Gesellschaft.


Liebe Mütter, lasst euch das mal auf der Zunge zergehen!!!!!

Kleiner Absatz mit riesengroßer Bedeutung!!!!!!!!!

Wie so oft, wenn ich die Beiträge von Mitgliedern aus dem Autistenbereich lese :) .




03.02.08, 23:19:40

cony

mag sein das es eltern gibt die zuviel des guten tun.aber die therapien die mein sohn bekommt,kriegt deiner auch.
wenn ich eraser jetzt mal ähnlich"übersetzen"darf wie er es mit mir gemacht hat,würde etwa dies herauskommen:"eltern,laßt eure kinder wie sie sind,alles in ordnung.zwingt sie nicht zum sprechen,laufen,essen trinken.sie haben damit keine probleme,weil sie sich ja gerne die haare ausreißen,einpullern,da sie sich nicht ausdrücken können und wenn sie verhungern/verdursten ist es ihre persöhnlichkeit,also tut nichts dagegen"BIN ICH JETZT EINE GUTE MUTTER??!!
03.02.08, 23:22:05

55555

Es wäre wohl sinnvoller die Ursachen für haareausreißen, etc. herauszufinden. Jede "Therapie" mit anderem Ansatz ist im Grunde genommen an sich gefährlich und falsch,
03.02.08, 23:29:31

eraser

Zitat:
und wer hat hier geschrieben,oder angedeutet ,das der ganze mensch als solches krank ist,so wie du es darstellst.ich jedenfalls nicht.was meine erziehung angeht.wenn ich nicht so hinterher gewesen wäre,und ein jahr lang um die logopädie gekämpft hätte,würde mein sohn heute noch nicht richtig sprechen,genauso wie ihm die logopädie hilft.damit verbiege ich ihn nicht füge ihm keine depression oder sonstiges zu,sondern erleichtere ihm die verständigung.


Für einen Autisten kommt das aber so rüber, dass er insgesamt krank ist, denn man kann den Menschen nicht von seinem Autismus trennen.
Eltern, die sich wünschen, ihr Kind wäre nicht autistisch, wünschen sich eigentlich ein anderes Kind.

Mich nervt diese Vehemenz, mit der NT- Mütter auf ihrem falschen Standpunkt beharren müssen, die nicht einsehen wollen, dass die Pathologisierung einer ganzen Bevölkerungsgruppe ein großes Unrecht darstellt und darüber hinaus nicht einsehen wollen, dass jeder Mensch selbst entscheiden kann, wie er benannt werden will.
Das ist nicht p.c.

Der Logopäde ist eine löbliche Sache, ich kenne ein paar Mütter, die ihre Kinder da hin schicken und mir waren auch selbst als Kind andere Kinder bekannt, denen das viel gebracht hat. Das waren aber alles nicht- autistische Kinder. Der Logopäde hat nicht allzuviel mit Autismus zu tun. Ich war z.B. nie beim Logopäden.
LGE
03.02.08, 23:38:49

cony

da gebe ich dir ausnahmsweise recht.aber leider bekommen therapeuten oft eher die gründe raus,wie die eigenen eltern,die zu dicht am geschehen sind.andereseits war das mit dem haareausreißen nur ein beispiel,wie das einpullern und nicht reden.wenn ein kind sprachprobleme hat und geht mit seiner mutter zur logopädin,ist das sicher nicht falsch.genauso ergotherapie.sport ist nie verkehrt,und wenn es ihm auch noch spaß macht und hilft seine motorik zu verbessern,sicher auch nicht.richtig ist das man unter den therapien abwiegen muß,aber gänzlich die kinder und ihre entwicklung sich selbst überlassen,mit den worten,wenn er es will macht er es schon(was auch immer)ist nun mal nicht in ordnung.jedes kind,autist oder nicht lernt manche dinge nun mal nicht einfach von allein.und manche brauchen halt mehr unterstützung wie andere.
03.02.08, 23:48:39

cony

ich weiß nur das mein sohn autist ist und bis zum 3 lebensjahr keine 3 wortsätze sprechen konnte.erst als ich endlich eine überweisung zur logopädin bekam,lernte er spielerisch das sprechen.auch wurden mir spiele gezeigt mit denen ich zu hause weiterüben konnte.es ist nun mal so,das niemand alles wissen kann,aber der es gelernt hat auf jeden fall am besten.die ergotherapeutin hat auch wenig mit autisten zu tun.aber mit motorik und das ist bei kilie ein durch autismus verursachtes problem,genauso wie die sprachverzögerung.also kann ich mit diesen therapeuten diese probleme nun mal am besten beheben.
das jeder mensch für sich selbst entscheiden kann,habe ich 55555 doch schon gesagt,das gilt für dich wie jeden anderen.also nehme ich das recht auch für mich in anspruch.
03.02.08, 23:52:46

cony

PS:ich liebe meine kinder egal ob autist oder adhs.sie sind ein teil von mir.ich wünsche mir auch kein anderes kind.es sind gute kinder,alle beide.was aber nicht heißt das ich blind für ihre probleme bin.
04.02.08, 00:26:39

drvaust

Zitat von eraser:
und darüber hinaus nicht einsehen wollen, dass jeder Mensch selbst entscheiden kann, wie er benannt werden will.
Wie meinst Du das? Meinst Du das in Bezug auf den Begriff 'krank'?
Zitat von eraser:
Der Logopäde ist eine löbliche Sache, ich kenne ein paar Mütter, die ihre Kinder da hin schicken und mir waren auch selbst als Kind andere Kinder bekannt, denen das viel gebracht hat. Das waren aber alles nicht- autistische Kinder. Der Logopäde hat nicht allzuviel mit Autismus zu tun. Ich war z.B. nie beim Logopäden.
Vielleicht konntest Du mit 6 Jahren schon richtig sprechen?
Ein Kleinkind kann nicht entscheiden, welche Hilfen es bekommt, darum müssen sich die Eltern kümmern. Ein Kleinkind kann nur entscheiden, welche Hilfen es annimmt, das müssen die Eltern beachten (kein Zwang). Ein kleines Kind weiß noch nicht, was ein Logopäde ist und wozu der dient, ein Kind kann keinen Logopäden suchen oder verlangen, weiß nicht einmal, ob es einen braucht. Aber ein kleines Kind kann die Hilfe des Logopäden annehmen oder ablehnen. Mir ist kein erwachsener Autist, abgesehen von LFA, bekannt, der nicht sprechen können will. Auch Autisten wollen irgendwann sprechen können, dazu brauchen Einige Hilfe. Das Sprechenlernen fällt mit zunehmendem Alter schwerer, also ist es gut, früh damit zu beginnen.
Ich war auch nie bei einem Logopäden, ich konnte schon früh sprechen. Ich habe nur nicht mit jedem gesprochen, :) grundsätzlich nicht mit Fremden.
04.02.08, 00:35:33

eraser

Das glaube ich Dir, dass Du Deine Kinder liebst. Trotzdem muss man damit rechnen, dass das anders rüber kommt und dass ein Kind sich abgelehnt fühlt.
Es merkt ja, dass Mutti sich ganz doll Sorgen macht wegen etwas, das ein Teil der Persönlichkeit des Kindes ist.
Keine Krankheit.
Alles, was behandelt wird und alles, was es an Therapien gibt, richtet sich an gewisse "häufige Begleiterscheinungen" wie motorische Ungeschicklichkeit, an der nicht- autistische Kinder auch "erkrankt" sein können.

Es ist definitiv keine Krankheit, wenn ein Kind Schuhe binden erst mit 8 lernt, Fahrradfahren erst mit 12 und lesen schon mit 4, sondern ein anderes Lerntempo oder eine Entwicklungsbesonderheit. Autisten können alles lernen, sie lernen es nur zu unmöglichen Zeitpunkten. Autisten sind in der Reihenfolge und den Zeiträumen, die sie brauchen, um etwas zu erlernen, sehr abweichend von Nicht- Autisten, das sagt aber nichts über die späteren Fähigkeiten eines Menschen aus.
Jeder Mensch ist ja anders und Autisten sind einfach nur so anders, dass sie aus dem "normalen" Rahmen fallen, aber das ist auch schon alles.

Dieses "aus dem Rahmen fallen" erstreckt sich auf alle Lebensbereiche, ohne dass man es ändern kann. Autismus ist so sehr Teil von einem autistischen Leben und der Persönlichkeit, dass man ohne Autismus ein komplett anderer Mensch wäre.
Das bezieht sich nicht nur auf Lernverhalten, auch sonstiges Verhalten, Wahrnehmung oder Talente.
Ich kann zum Beispiel nicht Auto fahren, weil ich das einfach nicht kann. Mein räumliches Vorstellungsvermögen ist hervorragend, Geschwindigkeiten und Entfernungen kann ich sehr gut schätzen, weil ich das trainiert habe, aber es scheitert dann am Multitasking. Ich habe Angst, irgendwann mal ein Kind tot zu fahren, weil ich erst dem Fuß den Bremsbefehl geben muss, wenn es auf die Straße läuft und weil ich mit rechts und links Probleme habe, besonders in einer Schrecksekunde, würde ich vielleicht Gas geben statt bremsen.

Bin ich darum krank? Dieselbe autistische Wahrnehmung, die dafür verantwortlich ist, dass ich nicht Auto fahren kann, sorgt auch dafür, dass ich fast alles, was ich tue, bewusst tue und daher Dinge kritisch hinterfrage oder mich gut an Einzelheiten erinnern kann. Ich kann z.B. jeden, den ich kenne, aus dem Kopf portraitieren. Ich kann in meinen wohlgeordneten Erinnerungen spazierengehen wie in einer Filmbibliothek. Mir fallen Details auf, die anderen entgehen, was in meinem Beruf sehr wichtig ist. Ich behalte in Notsituationen einen "kühlen Kopf". Ich kann sehr schnell ausrechnen, wieviel Sprit man bis nach Hannover brauchen wird und wann man dort ist, wenn man 180 km/h fährt. Ich bin ein überaus nützliches Mitglied der Gesellschaft und wenn ich von der Brücke springen würde, würde ich ziemlich vielen Leuten fehlen, und zwar wegen meiner Fähigkeit, Probleme schnell zu analysieren und zu lösen und nicht wegen meines bezaubernden Lächelns und das finde ich auch gut so.

Ich habe keine Krankheit und muss nicht geheilt werden. Ich will kein anderer Mensch sein mit "weniger Problemen", das ist doch eine Illusion! Die NTs haben alle ganz andere Probleme, als die Teetassen mit dem Henkel nach rechts ins Regal zu stellen oder beim Spülen mehr Gläser zu zerbrechen, als man hat, ich will jedenfalls nicht mit denen tauschen!
Sie hängen in den ewig gleichen Kreisläufen fest, unfähig, sich zu befreien.

Sie sind z.B. gezwungen, sich ihr Leben lang in gewalttätige Arschlöcher zu verlieben, weil der Vater ein gewalttätiges Arschloch war. Oder sie sind gezwungen, Geld und Macht hinterherzulaufen, weil sie z.B. als Kind immer klein und schmächtig waren und irgendwas kompensieren müssen.
Oder sie verprügeln ihre Kinder, weil sie selbst verprügelt wurden und die Einsicht, dass das Gewalt ist, wird abgelehnt, weil man sonst selbst ein Gewaltopfer wäre und sich damit auseinandersetzen müsste.
Selbst wenn sie fähig sind, diese Mechanismen zu durchschauen, können sie nichts ändern.
Ich bin nicht gezwungen, denselben Fehler immer und immer wieder zu machen. Da sortiere ich lieber Teetassen, jeder nach seiner Fasson.
LGE
 
 
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