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"Gewöhnlich"

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05.04.15, 12:33:29

55555

Entspräche es üblichen Sprachnormen, wenn Autisten Autisten als "gewöhnliche Menschen" bezeichnen würden?
05.04.15, 22:01:51

MadActress

Ich glaube schon. Warum willst Du das wissen?
05.04.15, 22:09:20

55555

Die meisten Autisten verwenden auch hier die Sprache der Mehrheit für die eigene Minderheit?
Zitat:
Der Nachweis des Higgs-Bosons hat das Standardmodell der Physik komplett gemacht. Doch dieses Modell reicht nicht ansatzweise aus, um alle tatsächlichen Beobachtungen im Universum zu erklären - weil es nur die gewöhnliche Materie berücksichtigt. Die aber macht nur etwa fünf Prozent des Alls aus. Die weitaus größeren Anteile halten die Dunkle Materie (rund 27 Prozent) und die Dunkle Energie (etwa 68 Prozent).

Quelle
06.04.15, 03:46:04

drvaust

Zitat:
... weil es nur die gewöhnliche Materie berücksichtigt. ...
Da geht es um die für Menschen gewöhnliche Materie, die die Menschen gewöhnt sind. Nicht um die für die meisten Menschen schlecht verständliche Materie (die meiste Materie), mit der sich nur Wissenschaftler befassen.

Ich sehe mich grundsätzlich nicht als gewöhnlichen Menschen. Ich weiche von der Normalität ab, bin ungewöhnlich. Das finde ich nicht schlecht (aber manchmal problematisch), ich bin eben besonders. Genauso sehe ich Autisten als ungewöhnlich.
Eigentlich ist jeder Mensch nicht normal, und ungewöhnlich. Viele Autisten sind, aus verschiedenen Gründen, besonders ungewöhnlich.
Ist eine Abweichung von der Normalität schlecht? ;)
06.04.15, 08:57:50

MadActress

Gewöhnlich heißt doch, dass man es gewohnt ist. Insofern bedeutet es doch nur "wie alle sein", entspricht also dem, was die Mehrheit der Befragten als dem Mainstream entsprechen zu sehen bereit ist.

Schaut man einen konkreten Menschen an, ist der immer individuell. Aber gewöhnliche Menschen bewegen sich überwiegend im erlaubten Band, ungewöhnliche nicht.
06.04.15, 10:28:45

55555

Aber Autisten sind für Autisten gewöhnlich, weil sie Autismus gewöhnt sind?
06.04.15, 11:50:18

Antares

geändert von: [55555] - 06.04.15, 13:55:26

[Komplettzitat Vorbeitrag gelöscht, mfg [55555]]

Ich würde noch nicht einmal dies bestätigen, denn Autisten sind nicht einheitlich genug, um von einer "Norm" sprechen zu können. Lediglich die Diagnosekriterien verbinden, weshalb wir alle als Autisten gelten und manche Faktoren gängiger Weise tendentiell zutreffen wie etwa die visuelle oder akustische Überreizung. Aus meiner Sicht wäre es somit zwar gewöhnlich für Autisten eine Reizüberflutung zu kennen, nicht aber sind Autisten für Autisten gewöhnlich in ihren Sein generell.
06.04.15, 14:02:14

55555

Autismus ist ja eine archetypische Wesenseigenschaft, die jeder Mensch mehr oder weniger in sich trägt. Für das Gegenteil halte ich die heftige Interpretiererei in Psychosen. Manche Autisten neigen mehr zu soetwas als andere, fühlen sich z.B. schnell persönlich angegriffen, dahingehend halte ich sie dann für weniger autistisch. Autismus hat also demnach durchaus als Archetyp ein klares Bild. Reizempfindlichkeit findet man auch bei anderen Gruppen, etwa bei Depressiven, die kann einfach Folge chronischer psychischer Überlastung sein. Man müßte hier also auch genauer zu schauen versuchen was durch was bedingt wird.
06.04.15, 14:19:09

Antares

geändert von: Antares - 06.04.15, 14:19:33

Wenn Du davon ausgehst, dass Autismus wie beschrieben definiert ist, dann ist dem so. Dann ist Autismus ebenso wie andere wesentliche Archetypen in jedem Menschen gewöhnlich.

Nachdem ich das nicht so definiere, komme ich auf ein anderes Ergebnis wie Du.
06.04.15, 17:42:39

55555

Zitat von Antares:
Dann ist Autismus ebenso wie andere wesentliche Archetypen in jedem Menschen gewöhnlich.

Das ist jetzt wohl ein Mißverständnis. Autisten sind nicht alle Menschen, alle Menschen haben autistische Eigenschaften in sich. "Autisten" nennt man diejenigen, die ein bestimmtes Maß an Autismus in sich tragen, wobei die Grenzziehung wie bekannt mehr oder weniger willkürlich ist. Das alles ist der sogenannte Autismusspektrumsansatz.

Ich meinte hier, daß Autisten für Autisten gewöhnlich sind, weil "gewöhnlich" ein Begriff ist, der Nähe und Verständnis ausdrückt. Er drückt offenbar nicht aus, daß etwas häufig vorzufinden ist. Dunkle Materie mag uns auch sehr nahe sein, wir erfassen sie jedoch nicht oder kaum, verstehen sie nicht (mal abgesehen davon, daß es auch andere Ansätze gibt die beobachteten Abweichungen im Universum zu erklären).
06.04.15, 18:43:24

Antares

geändert von: Antares - 06.04.15, 18:46:30

Vielen Dank für die Aufklärung des Missverständnisses.

Ich bin mir aber nicht ganz so sicher, ob ich Dich etwa überhaupt verstehen kann und ob wir beide Nähe aufweisen, außer einiger Diagnosekriterien. Vor allem verstehe ich mich mit bestimmten Autisten, die mir ähnlich sind, auch manche Nicht-Autisten können mich verstehen. Andere sind mir sehr fremd, Autisten wie Nicht-Autisten. Ich fühle mich Dir gegenüber fremd in unserem Austausch hier im Forum.

Von der Grenzziehung her bin ich mir nicht sicher, einsortiert wurde ich sehr tief im Spektrum, durch das hohe Maß an autistischer Auffälligkeit, die Merkmale für die Diagnostik sind stark ausgeprägt.

Mir erscheint es mittlerweile so, obwohl ich diese These weder begründen noch halten könnte wird sie angezweifelt, es ist eher ein Gefühl, dass es verschiedene Autisten gibt. Wir sind nicht alle gleich, weshalb ich mir schwer tue an einen Archetypen zu glauben, den ein jeder Mensch in sich trägt und Autisten zu einem hohen Maß, je nach Spektrum. Demzufolge müsste ich ja eher ein "Vorbild-Autist" sein.

Gefühlt in Deiner Theorie, frage ich mich eher, ob ich da überhaupt dazu gehöre, würde ich das als Diagnosekriterium sehen. Dann würde ich mir denken, nein ich bin anders, das was als autistisch gilt allein schon von der Kommunikationsweise, nun über das persönliche angegriffen fühlen, bis hin zu der Annahme es gibt einen autistischen Archetyp, der eben nur unterschiedlich ausgeprägt ist, so bin ich nicht, das bin ich nicht, dazu gehöre ich nicht. Für mich wäre das nicht gewöhnlich.

06.04.15, 19:46:29

55555

Zitat von Antares:
Ich bin mir aber nicht ganz so sicher, ob ich Dich etwa überhaupt verstehen kann und ob wir beide Nähe aufweisen, außer einiger Diagnosekriterien.

An sich ein sicher spannendes Thema. Ich würde hier vermutlich erstmal fragen, was für dich Autismus eigentlich ausmacht, auch wenn man die Reizempfindlichkeit von der bei manchen Depressionen, etc. abgrenzen wollte.

Aber dafür haben wir hier im Forum ja schon lange ein Unterforum, das die Frage nach der Existenz von verschiedenen "Autismen" sogar im Titel trägt.
Zitat:
Ich fühle mich Dir gegenüber fremd in unserem Austausch hier im Forum.

Wenn deine persönliche Ausdeutungsschiene dazukommt beruht das auf Gegenseitigkeit.
Zitat:
das hohe Maß an autistischer Auffälligkeit

Und das wäre dann?
Zitat:
Wir sind nicht alle gleich,

Die Mitglieder welcher Gruppe sind schon gleich?
 
 
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