Autisten als potenzielle Amokläufer abstempeln?
14.12.12, 23:21:15
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Ein paar Stunden nach dem neuesten Amoklauf kursiert schon wieder sowas:
Zitat:
A source told The Post Ryan has told investigators he last saw Adam in 2010 and that Adam is autistic.
Quelle
15.12.12, 12:54:39
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geändert von: 55555 - 15.12.12, 12:55:33
Scheint diesmal möglicherweise tatsächlich was dran zu sein:
Zitat:
Matthew West will den Täter gekannt haben. "Er war ein Junge mit Problemen", behauptet er. "Er war autistisch. Seine Eltern hatten große Sorgen mit ihm." Genaueres wollte Matthew West nicht verraten. Offizielle Angaben zu den Motiven und Hintergründen der Tat gab es am Abend allerdings noch nicht.
Quelle
Zitat:
Einiges deutet darauf hin, dass Lanza am Asperger-Syndrom litt, einer milden Form von Autismus. Möglicherweise habe Lanza eine Persönlichkeitsstörung gehabt, berichtete auch Associated Press. Die Nachrichtenagentur berief sich auf Polizeikreise. Der Bericht deckt sich mit Angaben von Adam Lanzas älterem Bruder Ryan. Dieser sagte bei einer Befragung durch die Behörden, bei seinem Bruder sei man von einer Persönlichkeitsstörung ausgegangen. Allerdings habe er zu Adam seit etwa 2010 keinen Kontakt mehr gehabt. Ermittler prüfen, ob Adam Lanza tatsächlich eine Persönlichkeitsstörung hatte - eine Bestätigung gab es am Freitagabend (Ortszeit) noch nicht.
Menschen mit Asperger sind meistens hochintelligent, haben jedoch Schwierigkeiten damit, Empathie zu empfinden. Die sogenannten Spiegelneuronen in ihren Gehirn funktionieren nicht wie bei gesunden Menschen, als Folge davon fühlen sich solche Menschen oft isoliert und einsam. Lanza wurde laut Ex-Mitschüler Baier deswegen nicht gehänselt. "Man ließ ihn einfach in Ruhe."
"Wenn man ihn ansah", erinnerte sich ein Klassenkamerad, "konnte man keine Emotionen erkennen." Ein weiterer ehemaliger Mitschüler bezeichnete Lanza als "eines der klügsten Kinder, dich ich gekannt habe". "Er war wahrscheinlich ein Genie."
Olivia DeVivo, die mehrere Jahre mit Lanza zur Schule ging, erzählte der "New York Times", Lanza habe mit der Schule und mit dem idyllischen Örtchen, in dem sie gemeinsam aufgewachsen waren, einfach keine Verbindung herstellen können. Nicht mit einem einzigen anderen Kind habe er jemals eine Freundschaft oder eine nähere Beziehung gehabt. Das bestätigte auch Beth Israel, eine Nachbarin der Familie Lanza. "Er war ein Einzelgänger."
Quelle
Aber ohne etwas vom üblichen Unsinn wie der längst widerlegten Empathiegeschichte, den "Spiegelneuronen", etc. geht es wohl nicht. Interessant fände ich, wenn etwas mitgeteilt wird inwiefern Drogen eingenommen wurden.
15.12.12, 14:04:18
Alan
Man kann nur hoffen, dass diese Tat jetzt nicht zum Fanal gegen alle Autisten und "sonstige Verhaltensauffällige" wird.
Woran ich jedoch erhebliche Zweifel habe ist der u.a. Teil aus einem Bericht der Welt Online. Es wäre wirklich der erste Fall von dem ich gehört hätte, bei dem jemand der so beschrieben wird, von der Allgemeinheit einfach in Ruhe gelassen wurde.
http://www.welt.de/vermischtes/article112037650/Massenmoerder-Adam-L-war-ein-unauffaelliger-Junge.html
"[...]Nachbarn beschreiben Adam L. als ruhig und introvertiert. Er sei ein stiller, schlaksiger Junge gewesen, nie auffällig geworden. Ein Mitschüler aus seiner ehemaligen Klasse beschreibt ihn als "hochintelligent". In seinem Jahrbuch gebe es allerdings kein Foto von ihm, berichten amerikanische Medien. "Kamerascheu" stehe unter dem leeren Rahmen auf der Seite. Er habe wenige bis gar keine Freunde gehabt. Weder auf der Schule noch danach. Aber er sei deswegen nicht gehänselt worden. "Man ließ ihn einfach in Ruhe", so der Mitschüler.[...]"
15.12.12, 14:18:06
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geändert von: 55555 - 15.12.12, 19:12:43
Gerade nach solchen Begebenheiten kann es in so einer kleinen Gemeinde wohl passieren, daß man sich vor Vorwürfen schützen will und daher manches entsprechend darstellt? Es wird sich zeigen, was in den nächsten Wochen noch so herauskommt. Viele deutsche Massenmedien scheinen den Bezug zu Autismus noch gar nicht herstellen zu wollen, anderswo schreibt man z.B. von einer möglicherweise gespaltenen Persönlichkeit.
Edit:
Inzwischen widmet der Spiegel dem möglichen Autismus des Täters einen ganzen Artikel:
Zitat:
Sollte Adam Lanza tatsächlich an einer Form von Autismus gelitten haben, ist das noch lange keine Erklärung für seine grausamen Taten. Gleichwohl fallen in der Historie solcher Morde immer wieder Männer auf, die kaltblütig töteten und Autisten waren.
Frederik B., der Vierfachmörder von Eislingen, leidet laut psychiatrischem Gutachten an einer schizoiden Persönlichkeitsstörung und hat Asperger-Syndrom.
Der vierfache Frauenmörder und Serienvergewaltiger Heinrich Pommerenke, der bis zu seinem Tod 2008 als einer der schlimmsten Verbrecher der Republik galt, war einem Psychiater zufolge Asperger-Autist.
Ein Arzt diagnostizierte auch beim rassistischen Heckenschützen von Malmö das Asperger-Syndrom.
Quelle
16.12.12, 11:53:11
starke Dame
Hallo,
so am Rande, warum kommt keiner auf die Idee alle Lehrerkinder abzustempeln?
Es sind in erster Linie Menschen, egal ob Autist/Nichtautist, Kind, Frau oder Mann.
Warum es passiert? Kranke Gesellschaft? Überforderung, lebenlange Anfeindungen, fallen in einen Ausnahmezustand?
Es hat definitiv nichts mit Autismus zu tun, sondern mit so vielen anderen Dingen, wer dann einen Bezug zu Autismus sucht, sollte eher mal über das Schulsystem generell nachdenken, ab wann gibt es diese Amokläufe, was ist der Grund?
Na, dann können wir ja demnächst einer rosigen Zukunft entgegen blicken, doch vergleicht man wie viele Nichtautisten Straftäter sind, denke ich, das Vergleiche doch hinken.
16.12.12, 20:24:05
schuschu
ja starke dame, du sprichst mir aus dem herzen.
diesen link möchte ich hinzufügen:
http://autisticadvocacy.org/2012/12/asan-statement-on-media-reports-regarding-newton-ct-shooting/#.UM2Lc4TtkaY.facebook
16.12.12, 21:09:09
Aku
geändert von: Aku - 16.12.12, 21:20:48
... Moment ...
"Anormale Spiegelneuronen" = häufig (obwohl es erwiesenermaßen Unsinn ist) als Begründung aufgeführte Ursache dafür, dass Morde begangen werden ... da "da etwas mit deren Spiegelneuronen nicht stimme"
Autisten = "Die sogenannten Spiegelneuronen in ihren Gehirn funktionieren nicht wie bei gesunden Menschen" (Unsinn ... aber was solls)
Mal sehen,
wer das zukünftig so gleichsetzt:
Autisten = häufig (obwohl es erwiesenermaßen Unsinn ist) als Begründung aufgeführte Ursache dafür, dass Morde begangen werden ... da "da etwas mit deren Spiegelneuronen nicht stimme"
16.12.12, 21:57:04
wolfskind
in den nachrichten sprechen sie auch davon dass er autist war
und dass man es an seinem blick (weit aufgerissene augen) erkennen konnte
16.12.12, 22:11:54
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Mal schauen ob dann
sowas auch mal in Bezug auf Autisten auftaucht.
16.12.12, 23:28:07
feder
Im
Originalblogbeitrag wird übrigens u.a. auch Autismus als mögliche Ursache für seine "psychische Störung" angesprochen:
Zitat:
Autism spectrum, ADHD, Oppositional Defiant or Intermittent Explosive Disorder have all been tossed around at various meetings with probation officers and social workers and counselors and teachers and school administrators. He’s been on a slew of antipsychotic and mood altering pharmaceuticals, a Russian novel of behavioral plans. Nothing seems to work.
16.12.12, 23:50:27
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Na dann, offenbar auch ein Kind, das bereits unter Drogen gesetzt wird, ich denke da spontan an "Bowling for Columbine" von Michael Moore.
16.12.12, 23:57:50
Aku
geändert von: Aku - 16.12.12, 23:58:20
Irgendwie erinnert mich die ganze Thematik auch daran:
http://www.zeit.de/2012/42/Toeten-Mord-Psychologie-Kriminalistik
Der Artikel ist zwar mit qualitativen Mängeln behaftet, aber da er eine eher selten kontrovers diskutierte Thematik behandelt ...