UK: Kind abtreiben lassen, weil es weiblich ist? Ja gerne.
01.03.12, 01:57:24
PvdL
Ist ein neugeborenes Kind etwa allein lebensfähig? Bis ein Kind wirklich allein lebensfähig ist, vergehen viele Jahre. Zynisch gesprochen müßte es ja dann erlaubt sein, einen Menschen so lange "abzutreiben", bis er seinen ersten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsvertrag unterschrieben hat.
04.03.12, 01:37:52
Vendela
geändert von: Vendela - 04.03.12, 02:27:44
Mit allein lebensfähig meinte ich, dass es nicht mehr an den Körper der Mutter gebunden ist, sondern auch unabhängig von der Mutter leben kann. Ich kenn mich in dem Bereich nicht besonders gut aus, aber ich vermute, dass es in einem frühen Entwicklungsstadium auch nicht allzuviel von der Abtreibung mitbekommt. Z.B. kann ich mir nicht vorstellen, dass eine gerade (vor wenigen Stunden oder Tagen) befruchtete Eizelle irgendeine Art von Schmerz empfindet.
In einer Schwangerschaft prallen zwei Menschen aufeinander. Wenn alle damit zufrieden sind, ist es wunderbar. Aber wenn nicht, muss man zwischen beiden Positionen abwägen und einen Kompromiss finden. Werte die dagegen stehen: Körperliche Unversehrtheit und (körperliche) Selbstbestimmung der Mutter? Alle Werte, die für das Kind gelten, müssen auch für die Mutter gelten. Also z.B. auch der Schutz vor dem (entstehenden) Kind. Deshalb finde ich, wenn jemand abtreiben will, sollte sie es (meinetwegen innerhalb eines bestimmten Rahmens) auch dürfen - ohne vorher einige Schikanen über sich ergehen lassen zu müssen (um Erlaubnis fragen, sich erklären, rechtfertigen oder unnötig warten zu müssen...).
Das schweift zwar etwas ab, aber wenn Neugeborene ausgesetzt oder umgebracht werden, steht oft in den Medien, wie schrecklich die Mutter sei (oft auch ohne zu fragen, ob sie das Kind überhaupt ausgesetzt oder umgebracht hat). Damit bestraft man die Mutter doppelt: Erstens hat sie aufgrund widriger Umstände (evtl. durch eigenes, aus ihrer Sicht unvermeidbares Tun) ihr Kind verloren und zweitens soll sie dafür auch noch bestraft werden (rechtlich oder durch negative Darstellung in den Medien und in ihrem Umfeld). Die Umstände, die überhaupt erst dazu geführt haben, werden nicht berücksichtigt.
Es ist nicht so, dass ich dafür bin, dass es möglichst viele Abtreibungen und Kindstötungen geben sollte. Ich finde es auch immer schade, wenn ich mitbekomme, dass jemand abgetrieben hat oder einem Kind etwas angetan wurde. Ich möchte Kindstötungen auch nicht völlig rechtfertigen oder entschulden, aber wenn es bessere Rahmenbedingungen und ausreichend Unterstützungsangebote gäbe, gäbe es wahrscheinlich automatisch weniger Abtreibungen und Kindstötungen. Nur den "Fehler" bei der Mutter zu suchen, ist zu kurz gedacht.
04.03.12, 02:48:37
Fundevogel
"Du sollst nicht töten" heißt nicht, du kannst töten, wenn du den Eindruck hast, es wäre noch kein Leben. Es heißt auch nicht, wenn Vater oder Mutter keine Karriere mehr machen oder kein Leben mit einem angemessenen Lebensstandard führen können. Das Kind kann bei Ablehnung zur Adoption frei gegeben werden.
In einer Gesellschaft, in der Kinder geliebt würden, fände eine soziale Ächtung der Abtreibenden statt. Dass in dieser Gesellschaft andere Prioritäten gesetzt werden rechtfertigt nicht das Töten um der größeren Bequemlichkeit Willen.
Jede Mutter weiß, dass das werdende Kind von der ersten Minute den Körper der Mutter enorm verändert, man kann diesen Zellen wahrhaftig nicht das Lebendigsein absprechen. Von Komapatienten glaubte man vor einiger Zeit auch, dass ihre Zellen nichts mehr merken würden und von Hirntoten glaubt man es heute teilweise noch...und was glaubt man morgen???
In dieser Gesellschaft gibt es eine Reihe von Unterstützungsangeboten und eine Mutter wird nicht im Stich gelassen, es ist nicht viel Geld, was sie bekommt, aber genug zum Leben.
Und es sollte ausdrücklich erwähnt werden, dass ein materiell armes Leben gerade durch das Kind und die angetretene Verantwortung ein wunderschönes reiches Leben sein kann.
04.03.12, 09:52:47
Vendela
geändert von: Vendela - 04.03.12, 09:54:11
Wir werden uns da nicht einigen können. In deinen Beitrag geht es nur um das Kind. Schwangere sind auch Menschen und mindestens genauso wichtig und wertvoll.
Die Bibel ist nicht mein Maßstab, aber es steht wahrscheinlich irgendwo, dass man die Sorgen anderer Menschen ernst nehmen und nicht einfach als Egoismus, Rücksichtslosigkeit und Bequemlichkeit abtun soll. Wenn nicht, entspricht das meiner Interpretation der Bibel. ;)
Adoption kommt manchmal aus sozialen oder anderen Gründen nicht in Frage. Es ist auch nicht einfach, sein Kind wegzugeben.
Gerade weil Kinder in Deutschland "nicht geliebt" werden (es gibt kinder-, mütter- und elternunfreundlichere Länder, aber auch freundlichere), findet eine soziale Ächtung der Frauen statt, die abgetrieben haben oder abtreiben. Es traut sich immer noch kaum jemand offen dazu zu stehen.
Ich wollte nicht sagen, dass "diese Zellen" nicht leben, aber es sind eben Zellen. Irgendwo muss man einen Ausgleich schaffen. Ich hätte nichts dagegen, wenn die Grenze erst nach dem 4. Schwangerschaftsmonat wäre. Außerdem verändern zunächst nicht "diese Zellen" den Körper der Schwangeren, sondern ihr Körper stellt sich darauf ein und verändert sich von sich aus.
Im Koma liegende Menschen kann man genauso wenig mit ungeborenen Kindern vergleichen wie demente Menschen. Ich verstehe nicht was "lästige Omas" und "Komapatienten" mit Abtreibung zu tun haben.
Es geht nicht nur um die finanzielle Unterstützung, sondern um annehmbare Hilfe bei Problemen. Teilweise sind es banale Sachen, z.B. ein Platz zur Kinderbetreuung (Kinderkrippe, Kindergarten, Nachmittagsbetreuung mit adäquaten Öffnungszeiten...) oder z.B. Unterstützung bei Krankheit oder Beratung bei Überforderung. Die bisherigen Angebote sind nicht ausreichend oder eher Kontrolle und Zurechtweisung als Unterstützung.
Ein Kind zu bekommen ist eines der wunderbarsten Geschenke überhaupt. Aber es ist zynisch, Frauen gegen ihren Willen ein Kind aufzuzwingen und ihnen dann zu erzählen, wie wunderschön reich ihr Leben doch nun wäre. Das ist kein Ausgleich für materielle, systembedingte, (staatlich und kirchlich gewünschte?) Armut und sonstige Einschränkungen. Um Kind zu bekommen und großzuziehen braucht man z.B. viel Zeit, Energie...
Es ist mir nicht egal, was mit dem ungeborenen Kind ist. Aber ich finde trotzdem, dass auch die Rechte der Schwangeren gewahrt bleiben müssen. Es gibt einfach eine Grenze, unter die kann man nicht gehen, um sich selbst erhalten zu können (vom evtl. unterversorgten Kind ganz zu schweigen).
Außerdem würde ich nie einfach so über andere Menschen bestimmen, schon gar nicht, wenn es um ihre körperliche und psychische Unversehrtheit geht. (Körperliche) Selbstbestimmung (über sich selbst) ist ein hohes Gut. Für mich eines der höchsten überhaupt. Dazu gehört in der Konsequenz unliebsame Entscheidungen zu akzeptieren.
Mal andersherum gefragt: Warum ist es euch so wichtig, ein werdendes Kind auch gegen den Willen der Schwangeren zu erhalten? Wunsch nach Macht?
04.03.12, 11:22:35
feder
geändert von: feder - 04.03.12, 11:29:53
Zitat:
Das schweift zwar etwas ab, aber wenn Neugeborene ausgesetzt oder umgebracht werden, steht oft in den Medien, wie schrecklich die Mutter sei (oft auch ohne zu fragen, ob sie das Kind überhaupt ausgesetzt oder umgebracht hat).
Wenn eine Mutter ihr behindertes Kind tötet, dann geht sie oft straffrei aus. Ebenso wird dieser Kindstötung in den Medien oft Verständnis entgegen gebracht, weil die Mutter mit dem angeblich ach so schwierigen und nie alleine leben könnenden Kind ja so schon genug gestraft war. Ebenso wird Frauen, die Spätabtreibungen durchführen lassen, in den Medien i.d.R. sehr viel Verständnis entgegen gebracht.
Zumindest in meinem Umfeld bekommen Frauen, die abtreiben i.d.R. auch allgemein sehr viel Verständnis. Selbst wenn der einzige Grund für die Abtreibung ein unpassender Zeitpunkt für die Schwangerschaft ist.
Im Gegensatz zu einer Bekannten, die mitten im Studium ihr Kind zur Welt brachte und dann erstmal für einige Zeit das Studium aussetzte, um sich im ersten Jahr ihrem Kind voll widmen zu können. Seitens der Kommilitoninnen: null Verständnis. Sie hätte abtreiben sollen. Nach dem Studium könnte sie ja nochmal schwanger werden.
Und mal ganz ehrlich: Warum ist es für manche Frauen anscheinend einfacher, ihr (ungeborenes) Kind umzubringen, statt es zur Adoption frei zu geben, wenn sie es schon nicht wollen?
Es gibt Verhütungsmethoden, die – bei richtiger Anwendung – tatsächlich ziemlich sicher sind.
Warum sollten die Rechte und Interessen der Schwangeren mehr wert sein als diejenigen des ungeborenen Kindes? Weil das ungeborene Kind diese noch nicht selber vetreten kann?
Bei Regenwürmern wird auch oft davon ausgegangen, dass es ihnen nichts ausmacht, wenn sie zerschnitten werden. Warum winden sie sich dann? Nur weil etwas/jemand seinen Schmerz nicht in allgemein anerkannter/erkennbarer Weise ausdrücken kann, bedeutet das nicht, dass es/er keine Schmerzen hat.
Wenn mich mein Nachbar mit etwas akut nervt, ich mich deshalb in meiner Lebensqualität beeinträchtigt fühle und er sich nicht einsichtig zeigt, darf ich ihn auch nicht einfach umbringen. Auch nicht mit Methoden, die für ihn möglicherweise völlig schmerzlos sind und er von der Tötung gar nichts mitbekommt. Wo ist da der Unterschied zur Mutter, die ihr (werdendes) Kind umbringt?
Es ist ein gesellschaftliches Problem, dass es zu wenige Krippenplätze sowie andere Betreuungsmöglichkeiten für Kinder gibt. Aber (werdende) Mütter/Frauen sind ebenso Teil dieser Gesellschaft und können dazu beitragen, dass sich an der Situation etwas bessert.
04.03.12, 12:29:14
55555
Diese Diskussion finde ich soweit schon ziemlich gut und will mal einige weitere Dinge anbringen.
Nach geltendem deutschen Recht ist jede "normale" Abtreibung verboten, weil das Grundgesetzt nichts anderes zulässt. Sie bleibt jedoch nach Beachtung des vorgeschriebenen Vorgehens dazu straffrei. Der Gesetzgeber hat hier praktisch geregelt wie man trotz eines begangenen Verbrechens straffrei bleiben kann.
In einigen Fällen werden selektiv Kinder in eine andere Kategorie eingeordnet, in der es erlaubt wird abzutreiben, z.B. weil das Kind nach Ansicht eines Arztes wahrscheinlich zu einer behinderten Bevölkerungsgruppe zählen würde. Diese Kinder kann man legal bis zur Geburt töten lassen ohne ein Verbrechen zu begehen.
Dieser Unterschied entstand dadurch, daß das Bundesverfassungsgericht aufgrund einer Klage die Legalisierung "normaler" Abtreibungen als verfassungswidrig gekippt hatte.
Warum verbiegen staatliche Organe hier die vorhandenen Grundrechte in einer so massiven Weise? Man hatte die Erfahrung gemacht, daß viele Frauen schlichtweg illegal abtreiben lassen und dabei das Risiko eingehen selbst zu sterben (Stichwort "Engelmacher"). Daraus hat sich dann wohl die Ansicht verbreitet das Leiden dieser Frauen sei so groß, daß man es ihnen nicht zumuten könne, zumal noch manche Kreise auf Legalisierung drangen, um so die früheren Kindsmörder vor sich selbst zu schützen.
Diese Debatte fand im Prinzip ohne die Beachtung von Fragen statt, die heute hier für mich entscheidend sind. Deswegen halte ich es für erforderlich diesen Stand der gesellschaftlichen Haltung zu den Kindstötungen neu zu diskutieren.
Heute gibt es immer mehr Möglichkeiten selektiv abzutreiben. Dies ist auch im Rahmen der verbotenen, aber bei Beachtung des Verfahrens straffreien Kindstötung möglich. Insofern muß man diese Regelung neu überdenken in Hinblick auf die Frage, ob solche Selektion noch hinnehmbarer ist als die Folgen illegaler Abtreibungsversuche. Ich meine, daß das nicht der Fall ist und insofern aus heutiger Sicht die Straffreiheit der Abtreibungen nicht mehr haltbar ist, da heute hier die Diversität des menschlichen Genoms auf dem Spiel steht, das schon heute zunehmend Selektion durch die menschlichen Moden ausgesetzt ist. Da dies jedoch auf längere Sicht den Fortbestand der gesamten Bevölkerung gefährdet, kann der Gesetzgeber hier aus meiner Sicht die heutige Regelung nicht mehr aufrechterhalten.
04.03.12, 14:01:10
Fundevogel
Ich sage es nocheinmal: Eine Mutter treibt mit einem Kind auch einen Teil ihres Lebensglücks ab, für das sie im Vorfeld einer Abtreibung keinen Blick hat. In einem guten Beratungsgespräch wird ihr das aufgezeigt.
Warum ist es euch so wichtig, ein werdendes Kind auch gegen den Willen der Schwangeren zu erhalten? Wunsch nach Macht?
Ja, weil es um Macht geht, kann man entscheiden, für wen man Stellung bezieht: Für die Macht der Mutter oder für die Ohnmacht des Kindes.
04.03.12, 15:31:21
drvaust
Zitat:
Eine Mutter treibt mit einem Kind auch einen Teil ihres Lebensglücks ab, für das sie im Vorfeld einer Abtreibung keinen Blick hat.
Ich bin grundsätzlich nicht für Schwangerschaftsabbruch, u.a. aus diesem Grund.
Aber es kann auch anders sein.
Ich hatte mal ein extremes Beispiel kennengelernt. Die Mutter wurde ungewollt schwanger, hatte keine Beziehung zum Vater und wollte auch keine. Ein Schwangerschaftsabbruch kam für sie nicht in Frage. Die Verwandtschaft empfand die Schwangerschaft als Schande. Die Mutter mußte ihre Ausbildung kurz vorm Abitur abbrechen, später konnte sie noch eine Lehre machen. Diese Mutter hatte ihr Kind nie geliebt, und drückte das auch aus, aber sie behielt das Kind und versorgte es materiell gut (lieblos). Ich lernte die Tochter kennen, als sie 19 war, extrem magersüchtig und psychisch schwer krank, grauenhaft. Sie sehnte sich nach Liebe, hielt aber jede Freundlichkeit nur für Mitleid. Das war zwar ein extremes Beispiel, da war mehreres schiefgegangen, aber vielleicht wäre da ein Schwangerschaftsabbruch besser gewesen.
Bei diesem Thema geht es aber eigentlich um selektiven Schwangerschaftsabbruch, nicht Schwangerschaftsabbruch allgemein. Das Geschlecht dürfte eigentlich kein Grund sein. Irgendwie kommt da die Leistungsgesellschaft durch, auch das Kind muß optimal sein.
04.03.12, 15:33:55
55555
Gut, was das Beispiel angeht kann man sich wohl durchaus fragen, ob es zu dem psychischen Zustand da so einen klaren Zusammenhang gibt, denn auch andere Jugendliche zeigen mitunter solche Erscheinungen. Das ist heute sogar schon fast Teil der Subkultur der Emos.
04.03.12, 15:38:48
sayo
Ich werde nie verstehen warum man sein Kind lieber tötet anstatt es zur Adoption freizugeben.
04.03.12, 23:11:10
Vendela
geändert von: Vendela - 04.03.12, 23:13:37
Ich wollte die Diskussion zwar eigentlich mit meinem letzten Beitrag beenden, weil ihr wahrscheinlich unabhängig von Argumenten und Fakten aus Prinzip nie auch nur einen Millimeter von eurer (teilweise selbstherrlichen) Position abrücken würdet und es ziemlich sinnlos ist. Aber nachdem es euch scheinbar so viel Spaß macht, halte ich weiter die Flagge der Abtreibungsbefürworter hoch, damit ihr weiter diskutieren könnt.
Ihr habt so viel geschrieben, auf so viel kann ich gar nicht eingehen. Deswegen greife ich einige Aussagen von euch anonymisiert und gekürzt auf, sortiere sie und kommentiere sie kurz als Anregung zur weiteren Diskussion. Hoffe, ihr kennt euch noch damit aus und das ist okay.
Zitat:
Wenn eine Mutter ihr behindertes Kind tötet, dann geht sie oft straffrei aus.
Dass Straftaten gegenüber Behinderten und Frauen milder geahndet werden, finde ich auch nicht gut. Abtreibung ist aber nicht grundsätzlich eine Straftat, in dem Sinn, dass es bestraft wird.
Zitat:
Ebenso wird dieser Kindstötung in den Medien oft Verständnis entgegen gebracht (...) Ebenso wird Frauen, die Spätabtreibungen durchführen lassen, in den Medien i.d.R. sehr viel Verständnis entgegen gebracht.
Zitat:
In einigen Fällen werden selektiv Kinder in eine andere Kategorie eingeordnet
Zitat:
Bei diesem Thema geht es aber eigentlich um selektiven Schwangerschaftsabbruch, nicht Schwangerschaftsabbruch allgemein.
Von dem entgegengebrachten Verständnis hab ich bisher wenig mitbekommen, aber vielleicht gibt es das irgendwo.
Spielt es eine Rolle, welche Art von Abtreibung (selektive / Spätabtreibung / "normale" Abtreibung)? Dann würde ich das extra diskutieren. Ansonsten ist es kein Argument.
Zitat:
bei Beachtung des Verfahrens straffreien Kindstötung
Sind damit Spätabtreibungen gemeint oder was meinst du genau damit?
Zitat:
Seitens der Kommilitoninnen: null Verständnis. Sie hätte abtreiben sollen. Nach dem Studium könnte sie ja nochmal schwanger werden.
Das kenn ich auch. Treiben Studenten aber ab, gibt genauso wenig Verständnis. Es ist egal, was man in der Situation macht. Man kann es nur verkehrt machen.
Zitat:
Warum ist es für manche Frauen anscheinend einfacher, ihr (ungeborenes) Kind umzubringen, statt es zur Adoption frei zu geben, wenn sie es schon nicht wollen?
Zitat:
Ich werde nie verstehen warum man sein Kind lieber tötet anstatt es zur Adoption freizugeben.
Nach der Geburt entsteht oft biologisch bedingt eine enge Bindung ans eigene Kind. Auch wenn man es nicht mag, kann man es trotzdem nicht abgeben. Vom Ansehensverlust (Rabenmutter), massivem Druck von anderen Leuten und der Überlegung, dass nicht fremde Leute die eigenen Gene großziehen sollen, ganz zu schweigen.
Zitat:
Es gibt Verhütungsmethoden, die – bei richtiger Anwendung – tatsächlich ziemlich sicher sind.
Das hilft nichts, wenn man schwanger ist. Man kann sie nicht nachträglich zur Abtreibung anwenden, dafür sind sie ungeeignet.
Außerdem heißt Ziemlich sicher nicht hundertprozentig sicher. Ich weiß auch nicht, ob der Pearl-Index richtig ist und nicht nur eine Werbeaussage. Dafür kenn ich zu viele (über der statistischen Wahrscheinlichkeit) die trotz Verhütung ungewollt schwanger wurden.
Und es gibt zig Gründe, warum Verhütungsmittel nicht oder nicht richtig angewendet werden.
Zitat:
Warum sollten die Rechte und Interessen der Schwangeren mehr wert sein als diejenigen des ungeborenen Kindes?
So extrem hab ich es nicht formuliert. Ich hab geschrieben, es muss ein Ausgleich gefunden werden, weil beide gleich viel wert sind.
Zitat:
Bei Regenwürmern wird auch oft davon ausgegangen (...) Wenn mich mein Nachbar (...) Wo ist da der Unterschied zur Mutter, die ihr (werdendes) Kind umbringt?
Regenwürmern überleben teilweise, wenn man sie durchschneidet. Ob sie Schmerzen haben, kann ich nicht beurteilen. Ich hab noch nie einen Regenwurm zerschnitten und kenne auch niemand der das macht (nur bei Schnecken). Spielt aber keine Rolle, weil es mit dem Thema nichts zu tun hat. Auch nach einem Nachbarschaftsstreit kann man umziehen, aber man kann ein ungeborenes Kind (noch) nicht umpflanzen. Für den Nachbarn hat man nach einem Streit keine Verantwortung, für das Kind schon.
Beides ist mit Abtreibung nicht zu vergleichen. Regenwürmer und Nachbarn reihen sich deshalb hinter "lästigen Omas" und "Komapatienten" an. ;)
Zitat:
Es ist ein gesellschaftliches Problem (...) Aber (werdende) Mütter/Frauen sind ebenso Teil dieser Gesellschaft und können dazu beitragen, dass sich an der Situation etwas bessert.
Ja, es ist auch wichtig, dass sie sich für ihre Rechte einsetzen. Aber damit ist ihr Problem nicht gelöst.
Man kann Abtreibung als einen Versuch sich dafür einzusetzen betrachten (ähnlich wie Selbstverbrennungen). Durch eine extreme Handlung soll auf ein Problem aufmerksam gemacht werden.
Zitat:
Nach geltendem deutschen Recht ist jede "normale" Abtreibung verboten, weil das Grundgesetzt nichts anderes zulässt.
Ist es in Zeiten von EU und Globalisierung sinnvoll, die Diskussion auf die Bundesrepublik zu beschränken?
Über die moralische Gültigkeit des Grundgesetzes lässt sich streiten. Es wurde von einer Gruppe Verbrechern verfasst (ausnahmslos alle an seiner Verfassung beteiligten sind irgendwann im Lauf ihres Lebens im Gefängnis gelandet) und sollte nur bis zur Wiedervereinigung gelten. Die geplante Abstimmung darüber, ob es immer noch gilt, fand nie statt. Ist es tatsächlich demokratisch legitimiert und taugt es als Diskussionsgrundlage?
Zitat:
Diese Debatte fand im Prinzip ohne die Beachtung von Fragen statt, die heute hier für mich entscheidend sind.
Welche?
Zitat:
da heute hier die Diversität des menschlichen Genoms auf dem Spiel steht,
Das bezweifle ich. Ich halte das ebenso wie Klimarettungsversuche für menschlichen Größenwahnsinn und Entfremdung von der Natur. Die Natur ist mächtig genug, um die minimale Beeinflussung durch den Menschen locker aushalten zu können. Bis bei 7 Milliarden Menschen (oder wie viele auch immer zur Zeit auf der Erde leben) und Millionen (Milliarden?) von Jahren bisheriger und zukünftiger Entwicklungsgeschichte ein Gen völlig ausgerottet ist, dauert es lange. Ich glaube nicht, dass das jemals passieren wird.
Und selbst wenn, der Mensch Einfluss auf das menschliche Genom nehmen könnte - vielleicht ist es sogar zu seinem Vorteil?
Die Natur wird oft als bösartig und menschenfeindlich dargestellt - ist sie das? Vielleicht ist sie dem Menschen eher wohlgesonnen? Vielleicht möchte die Natur, Gott oder wen auch immer man als höchste Instanz sieht, dass der Mensch das Genom beeinflusst? Sonst müsste sie / er es doch leicht unterbinden können?
Es passt nicht ganz zum Thema, aber ich hab bei solchen Diskussionen immer wieder den Eindruck, dass "die Natur" "das Klima" "das Genom" als Ersatzreligion / Ersatzgott oder als Gegenspieler zu Gott als eine Art moderner Teufel gesehen wird. Vielleicht ist das eine menschliche Eigenart sich so eine Instanz zu suchen. Wobei ich es interessant finde, was dieser Instanz unterstellt wird. Wenn gesagt wird, "die Natur möchte" oder "Gott möchte" und deshalb musst du... Möchte sie / er das wirklich? Oder ist das nur ein Versuch, sich mit falschen Federn zu schmücken? Möchte die Natur oder Gott nicht vielleicht genau das Gegenteil?
Zitat:
Eine Mutter treibt mit einem Kind auch einen Teil ihres Lebensglücks ab, für das sie im Vorfeld einer Abtreibung keinen Blick hat.
Ich glaube nicht, dass diese Unterstellung auf alle Abtreibenden zu trifft. Ich denke, dass einige sehr genau wissen, was sie tun und sich, obwohl sie eigentlich gerne ein Kind hätten, trotzdem dazu gezwungen sehen, abzutreiben.
Zitat:
In einem guten Beratungsgespräch wird ihr das aufgezeigt.
Und sie mit Moralpredigten gequält und noch mehr unter Druck gesetzt. Ich könnte dieses Leid niemand zufügen. Das widerspricht meiner Vorstellung von Nächstenliebe.
Außerdem müssen auch die (psychischen, körperlichen und sonstigen) Spätfolgen einer nicht gemachten Abtreibung berücksichtigt werden. Wer haftet für die?
Zitat:
Für die Macht der Mutter oder für die Ohnmacht des Kindes.
Oder für die Ohnmacht, Hilflosigkeit und Wehrlosigkeit der Schwangeren und die Macht des Kindes?
Zitat:
Ich bin grundsätzlich nicht für Schwangerschaftsabbruch
Ich bin auch nicht für Schwangerschaftsabbruch, sondern für das Recht darauf.
Zitat:
Das war zwar ein extremes Beispiel, da war mehreres schiefgegangen, aber vielleicht wäre da ein Schwangerschaftsabbruch besser gewesen.
Auch wenn das ein Argument für meine Forderung nach Legalisierung von Abtreibungen ist, ist das ein schwieriges Beispiel. Soll es unterstellen, dass das Leben der Tochter nicht lebenswert war und sie deshalb besser hätte abgetrieben werden sollen? Wie ging es der Mutter?
Zitat:
Das Geschlecht dürfte eigentlich kein Grund sein.
Das hängt davon ab, welche Konsequenzen das Geschlecht des Kindes für die Eltern hat (s. China-Diskussion am Anfang des Threads).
Ich halte den zu Beginn vorgestellten Bericht aber für bewusst reißerisch und abstrus, um Stimmung gegen Abtreibung zu machen. Werbeplakate wären ehrlicher, aber vielleicht nicht effektiv genug.
Zitat:
Irgendwie kommt da die Leistungsgesellschaft durch, auch das Kind muß optimal sein.
Ja, das ist ein Problem. Das finde ich auch.
Genauso wie euch, geht's mir ein bisschen ums Prinzip: Überspitzt formuliert: Müssen Schwangere so viel Rücksicht nehmen und sich aufopfern, nur weil es ein Moralapostel (der die Schwangere, die Mutter und das Kind nie unterstützen würde!) möchte? Sind sie - wie im Dritten Reich - der Backofen der Gesellschaft? Für "die Diversität des menschlichen Genoms"? Für Kanonenfutter? Für die Rentenversicherung? Zur Befriedigung des Machtbedürfnisses der Abtreibungsgegner? Wieso wird Frauen wird nicht zugetraut, eigenständig darüber entscheiden zu können, ohne Beratung und Empfehlung von Staat und Kirche? Wozu sollen sie unnötig warten? Um ihr Leiden zu verlängern? Warum werden Abtreibungen überhaupt gezählt?
Außerdem finde ich diese Verurteilungen, die auch bei euch immer wieder finden sind, ziemlich unfair. Jeder hat seine Gründe, sich so und nicht anders zu entscheiden und das ist auch okay.
Abtreibungen zu reglementieren oder zu verbieten ist mit einem emanzipierten, modernen Frauenbild nicht vereinbar.
04.03.12, 23:24:29
Vendela
Auch wenn ihr mich vielleicht für ein kinderfeindliches, egoistisches, herzloses Etwas haltet (zumindest kommt es so an), möchte ich euch erzählen, wie ich zu der Überzeugung gekommen bin. Wenn es euch zu lang ist, lasst es aus.
Weil es als ein Beitrag zu lang wäre, ausnahmsweise als zwei nacheinander. Wenn das gegen die Forumsregeln verstoßen sollte oder sonst unerwünscht ist, bitte löschen. Danke.
Meine Mutter wollte mich eigentlich mit naturheilkundlichen Methoden eigenständig abtreiben. Hat aber nicht geklappt, deswegen gibt es mich trotzdem. Dass es das eigentlich nicht sollte und dass ich noch dazu nicht mal "normal" bin, ist eine der ersten Erinnerungen, die ich habe. Manchmal überlege ich, ob auch mein Autismus eine Nebenwirkung der damaligen Aktion sein könnte oder ob es sonst genauso wäre. Trotzdem war es für mich normal, dass man ein Kind, das man nicht möchte, abtreibt.
Mit acht Jahren hatte ich eine Festhaltetherapie. Die hat mich sehr für das Thema Selbst- und Fremdbestimmung sensibilisiert und das ist auch nicht mehr aus mir rauszubekommen. Manchmal hab ich immer noch Albträume davon.
Mit 12 hab ich mir überlegt, wie ich mein Leben gestalten möchte und wie ich 20 und 30 Jahre leben möchte. Kinder wollte ich bewusst nicht haben. Irgendwann hab ich meiner Mutter davon erzählt. Die hat mich ausgelacht, es anderen Leuten erzählt und mich als verrückt dargestellt. Wäre doch selbstverständlich, dass ich Kinder bekomme.
Mit 13 wurde ich dann schwanger. Dass ich abtreibe, war für mich von vornherein klar. Für meine Mutter aber nicht. Das war für mich eine paradoxe Situation. Da bekomme ich 13 Jahre lang zu hören, dass ich das Leben meiner Mutter ruiniert habe und dann soll mir dasselbe passieren, bloß weil sie befürchtet, sonst keine Chance mehr auf ein Enkelkind zu haben? Angeblich war es aber plötzliche christliche Gläubigkeit.
Zuerst hab ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt und versucht doch noch was zu erreichen, aber es ging nicht. Dann hab ich versucht mehr über das Thema "wie versorgt man ein Neugeborenes?" rauszufinden. Auch das war schwierig. z.B. ist meine Oma zwar Säuglingsschwester gewesen und meine Mutter Krankenschwester, aber mehr als "Das wird schon" war nicht in Erfahrung zu bringen. Meistens haben sie meine Fragen einfach ignoriert. In der Bücherei wollte ich mir ein Buch darüber ausleihen, aber obwohl es formal ohne Altersbeschränkung oder so war, hab ich es nicht bekommen, weil es nicht für mich geeignet wäre (passierte öfter mit Sachbüchern aller Art). Ich habe dann in der Bücherei einige Bücher gelesen, aber die waren ziemlich oberflächlich und gut die Hälfte davon waren sinnlose Moralpredigten (z.B. wer sein Kind liebt, der kann alles - wer etwas falsch macht, liebt es nicht usw.). Am liebsten hätte ich eine Schritt für Schritt Anleitung gehabt oder eine Anleitung wie es sie auch für Haustiere gibt. Daneben hatte ich mit anderen Diskriminierungen zu kämpfen, z.B. habe ich damals im Jugend - Kirchenchor mitgesungen. Da wurde ich rausgeschmissen, weil jemand der so verantwortungslos ist und so früh ein Kind bekommt, dort nicht erwünscht war (ich hätte erst Kommunion, Firmung, Hochzeit hinter mich bringen sollen und dann Kinder bekommen; dabei hatte ich mich schon geweigert, Kommunion zu machen). In der Schule durfte ich ab dem vierten Monat im Sportunterricht überhaupt nicht mehr mitmachen. Ich hab zwar Sportunterricht eigentlich sowieso gehasst, aber dass ich schwanger war hat sich dadurch schnell rumgesprochen und die Reaktionen mancher Mitschüler und Lehrer waren nicht besonders nett. Wochenlang haben mich alle ignoriert, in der Schule wie zu Hause, weil sie ja so entsetzt über mich und enttäuscht waren. In der Schule (und bei den Leuten aus dem Chor) war es wahrscheinlich Gruppendruck, bei meinen Eltern die Enttäuschung, dass ich schon wieder nicht ihren Vorstellungen entsprach. Vom Frauenarzt kamen bei einer (ersten) Untersuchung viele beleidigende und erniedrigende Bemerkungen, die mit Medizin nichts zu tun haben. wahrscheinlich eher ein Zeichen seiner eigenen Unfähigkeit mit der Situation umzugehen, aber das half mir auch nichts. Als ich gefragt habe, was ich gegen einige konkrete Schwangerschaftsbeschwerden tun kann: Jetzt geht es erst mal darum, dass sich das Baby gut entwickelt. Mehr kam nicht. Wie es mir geht, war völlig egal. Also hab ich mich erst mal geweigert dort noch mal hin zu gehen. Im sechsten Monat dann bei der zweiten Untersuchung die Diagnose Down Syndrom (hat sich im Nachhinein als falsch herausgestellt). Die wurde erst mal mir angelastet (ich wäre Schuld usw.), besonders auch vom Frauenzart. Ich hab gehofft, dass ich nun doch noch abtreiben darf, aber daraus wurde leider nichts. Ab da bin ich endgültig nicht mehr hingegangen und wollte auch nicht zur Entbindung in seine Belegbetten ins Krankenhaus. Meine Mutter hat darüber nur gelacht. Dann hab ich leicht waghalsige Sachen gemacht (Giftpflanzen essen, zwei Wochen fast nichts Essen, auf den Bauch schlagen, bewusst riskant Skifahren und Klettern...) in der Hoffnung, dass das Problem sich irgendwie anders erledigen könnte, aber mir ist nichts Ernsteres passiert. Klingt vielleicht lächerlich, aber ich hab immer noch auf ein Wunder gehofft und wusste nichts anderes, ich war einfach verzweifelt. Ein paar Mal war ich knapp davor mich "richtig" umzubringen, aber hab es doch nicht gemacht. Vielleicht war ich nicht konsequent und mutig genug, vielleicht hatte ich zu viel eigenen Lebenswillen oder einen Schutzengel. Dann hab ich systematisch Informationen gesammelt (war z.B. in verschiedenen Büchereien und Buchhandlungen, in denen man Sach- und Fachbücher lesen / durchblättern konnte) und die Entbindung selbst in verschiedenen Varianten geplant. Dazu hab ich mir auch gleich überlegt, wie ich es umbringen (Plan A) oder aussetzen (sozusagen Plan B) kann. Dann hab ich die Schwangerschaft erst mal verdrängt und wollte am liebsten für immer und ewig schwanger bleiben.
Einige Zeit später war der 10. Monat vorbei und ich war immer noch schwanger. Meine Mutter machte dann gegen meinen Willen einen Termin, um die Geburt künstlich einleiten zu lassen. Am Nachmittag vorher setzten plötzlich stärkere Wehen ein. Also hab ich die Geburt allein und heimlich begleitet von viel Angst durchgezogen, mehr oder weniger wie geplant (möchte ich hier nicht näher erklären). Bin heute noch froh, dass das ohne größere Komplikationen und ohne aufzufallen ging, hätte wahrscheinlich auch anders ausgehen können. Als ich ihn dann im Arm hatte, war es zwar ein grausliger Anblick (fand ich), aber ein überwältigendes, unbeschreibliches Gefühl, dass ich mich spontan umentschieden und ihn doch nicht umgebracht habe. Klingt pathetisch, aber war so (obwohl ich sonst eher rational und emotionslos denke).
Meine Mutter hat sich sehr darüber aufgeregt, dass es so war, hat ihn „erstversorgt“ und ist mit ihm ins Krankenhaus. Um weiteren Ärger zu vermeiden, hab ich erzählt, es wäre so schnell gegangen, dass ich keine andere Möglichkeit wusste (was im weitesten Sinne auch der Wahrheit entspricht) und hab mich entsprechend meiner Standardstrategie dumm gestellt.
Im Nachhinein haben sich viele Probleme und Befürchtungen dann noch irgendwie gelöst und es war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Dafür kamen andere Probleme, an die ich gar nicht gedacht habe. Wenn mehr mit mir auf sinnvolle Weise geredet worden wäre, wäre für mich die Schwangerschaft aber deutlich einfacher gewesen. Manche Leute hab ich danach ganz anders kennen gelernt, z.B. hat der Pfarrer, der mich aus dem Chor geworfen und sich als Moralapostel aufgespielt hat (z.B. hat er auch meiner Mutter eingeredet, dass sie einer Abtreibung auf keinen Fall zustimmen darf) sich persönlich dafür eingesetzt, dass ich für meinen Sohn keinen Kindergartenplatz im kirchlichen Kindergarten bekomme. Und das trotz "Bestechungsgeld" (30 Euro Sonder-Bearbeitungsgebühr, dass er sich überlegt, ob so ein "Sonderfall" einen Platz bekommt; kam aber nichts bei der "Überlegung" raus). Dafür haben mir die direkten Nachbarn, die davor nie mit mir (oder sonst jemand aus der Nachbarschaft) geredet haben, als eigenbrötlerisch und unfreundlich gelten und aus der Kirche ausgetreten sind (wie ich später erfahren habe), plötzlich geholfen (z.B. durch Tipps bei Problemen und gelegentlich ein paar freundliche Worte).
Trotzdem bin ich nicht froh, dass ich nicht abtreiben konnte. Für mich war es wie eine Naturkatastrophe. Ich möchte niemand zumuten, das durchmachen zu müssen. Und ich hatte ja noch Glück im Unglück. Bei anderen ist es viel schlimmer.