05.08.12, 17:31:37
55555
Niemand hat das Recht in ein Familiensystem einzugreifen, weder Pädagogen oder Ärzte, noch Menschen aus unserer Gesellschaft, die für sich schon einen Weg gefunden haben, auf dem sie zufrieden sind. Eine Familie ist eine Einheit, die in sich unantastbar bleiben muss.
Im Gegenteil haben Außenstehende sogar die Pflicht einzugreifen, etwa bei sexuellem Mißbrauch. Genau durch solche Vorstellungen werden viele Leidenswege erst möglich. Natürlich soll jetzt auch nicht jeder von außen je nach Weltanschauung in Familien reinpfuschen, aber die elementaren Menschenrechte sollten schon gesichert sein, finde ich.
Zitat:
Natürlich muss sich auch die Familie dieser Tatsache bewusst sein und entsprechend für ihre Einheit handeln.
Liest sich wie ein irrealer Wunschtraum, der es letztlich fast immer einseitig den Eltern bequemer machen dürfte.
Zitat:
Denn dann wird kein Kind leiden.
Ach ja?
05.08.12, 17:42:51
Gast
@Anja24:
Es gibt Grenzen, wonach nicht zu familiären Einheiten Gehörende als Mitmenschen die Pflicht haben aufzuzeigen, wo etwas gehörig daneben geht.
Es ist Schönfärberei zu meinen, die Einheitsentscheidung von Familien sei unantastbar und quasi das Beste für die Kinder. Kinder werden bei Entscheidungen in der Regel außen vor gelassen. Insbesondere dann, wenn es um sie persönlich geht. Ganz besonders bei nicht sprechenden Autisten, die nach Doman wohl als "hirnverletzt" bezeichnet würden.
Andere Menschen erwarten zu Recht, dass außerfamiliäre Menschen nicht wegsehen, sondern hinsehen und nicht nur hinsehen, sondern im Zweifelsfall auch tätig werden, damit vor allem Kinder innerfamiliär keinen Schaden davontragen.
Um nur einige Beispiele zu nennen, wonach sich auch Programme nach Doman (bei Autisten) einreihen können:
- Beschneidungen
- Festhaltetherapie
- Elektroschocktherapie
- Zwangsverheiratung
- Missbrauch
- weitere dubiose Maßnahmen
Die oberste Entscheidungsgewalt sollte beim Kind liegen - und das tut es in der Regel nicht. Und wenn Außerfamiliäre erkennen, dass Familien blind nach jedem noch so fragwürdigen "Rettungsring" greifen, dann müssen sie etwas äußern. Für andere Menschen pur da zu sein, zuzuhören, bei Anträgen für den Alltag helfen etc. das geht auch ohne nebenher einfließende Programme oder dem Suggerieren, wenn sich so schon verstanden würde, dann wären auch die Programme restlos gut.
Gez.: Gast 4711
05.08.12, 18:25:27
drvaust
Anja24 und 55555, ich möchte sagen, daß Ihr beide Recht habt. Ihr bezieht Euch auf verschiedene Aspekte.
Die Gesellschaft muß eingreifen, wenn Straftaten geschehen, wenn aufgrund von Irrtümern große Fehler gemacht werden und wenn die Familie überfordert ist und Hilfe braucht. Dann steht das Wohl des Kindes höher als die Interessen der Familie.
Aber ansonsten sollte die Familie, als natürliches Schutz- und Trutzbündnis, als selbstbestimmte Einheit respektiert werden. Normalerweise kennen die Eltern ihr Kind viel besser als jeder Pädagoge und Therapeut.
Die Zielsetzung kommt ja von den Eltern, denn sie kommen mit einer bestimmten Absicht zu uns. Und alles, was den Eltern hilft, hilft auch dem Kind. Denn das Kind bekommt die Unsicherheiten oder ein Defizit-Denken der Eltern natürlich mit. Wenn sie mit der Absicht zu uns kommen, den Leidensdruck ihres Kindes verringern zu wollen, würden wir trotzdem darauf zu sprechen kommen, was es kann, was es gern macht, welche Interessen, Talente und Potentiale es hat.
Das ist teilweise richtig. Solange die Eltern unsicher und verzweifelt sind, ist es für das Kind nicht gut. Aber es muß für das Kind gut sein, nicht nur für die Eltern.
Und alles, was den Eltern hilft, hilft auch dem Kind.
Das ist eine der ganz großen Lebenslügen vieler Elterngruppen.
Es gibt Elternvereinigungen, bei denen es sehr stark um die Eltern geht, weniger um das Wohl der Kinder. Übertrieben formuliert: Da jammern sich die Eltern vor, wie schlimm sie es mit ihren Kindern haben. Da überlegen sich die Eltern, wie sie ihre Kinder zurechttherapieren können. Dabei kann das Kindeswohl etwas vergessen werden, weil sich eine solche Gruppe in ihren Ideen (die evtl. falsch sind) gegenseitig verstärkt. Da entsteht eine Gruppendynamik, die in eine falsche Richtung gehen kann.
05.08.12, 19:11:51
55555
Aber ansonsten sollte die Familie, als natürliches Schutz- und Trutzbündnis, als selbstbestimmte Einheit respektiert werden.
Da eröffnest du aber interessante Analogien. ;)
Zitat:
In ihnen sicherten sich die Vertragspartner die Integrität ihrer Gebiete zu und verpflichteten sich im Falle eines Krieges zur gegenseitigen militärischen Unterstützung, wobei der Oberbefehl an den preußischen König fallen sollte. Letzteres spiegelt einerseits die Ausnutzung der schwachen Verhandlungsposition der Unterlegenen durch den preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck wider, zeigt andererseits aber auch die realen (militärisch-politischen) Machtverhältnisse in Deutschland.
Quelle