Autismus ist: Manchmal leben wie in einem Film?
18.04.11, 02:44:39
Quadriga
Der Text beschreibt sehr gut, wie das auch bei mir i.d.R. abläuft. Diese Tunnelblickphase (Stufe 4) habe ich z.B. während der Schulzeit so gut wie immer. Und die Stufe 3 bezeichnete ich selbst auch immer als eine Art Phase, in der ich mich darauf konzentrieren muss, mich nicht auf die ganzen Reize ungewollt zu konzentrieren. Das ist dann so eine Art Versuch selbstständig bzw gewollt bestimmte Reize auszublenden. Nur das scheitert meistens, weshalb es dann entweder zur Tunnelblickphase gleich übergeht, oder im Extremfall direkt gleich zur Overloadsphase springt.
Ich schreib mal in meiner Nische genauer darüber.
18.04.11, 17:32:16
schneeweiß
Was hier eher als negativ bis existenziell gefährlich beschrieben wird, erleben NA, wenn sie sich in ein Straßencafe begeben. Sie sitzen in einer gesellschaftlich legitimierten Ruhezone, bestellen einen Kaffee (als "Eintritt für das Kopfkino") und "schalten ab".
Ich hatte es in dem Text so verstanden, dass A nicht bewusst abschaltet, sondern von innen heraus "abgeschaltet wird". Das stelle ich mir in der Tat beängstigend vor.
18.04.11, 21:08:29
Quadriga
@schneeweiß
Dieses Abschalten findet automatisch statt; dagegen kann ich nicht viel tun, außer mich dann darauf zu konzentrieren "hier" zu bleiben, was aber auch nicht so einfach geht. Das kannst du im Grunde damit vergleichen, wenn du so müde bist, dass du dich kaum noch gegen das Einschlafen wehren kannst. Der Kopf macht dann, was er will bzw was dringend notwendig ist, und dagegen kannst du dann kaum noch was tun.
18.04.11, 21:38:12
schneeweiß
Ja, so hatte ich es verstanden, dass es wie eine zwangsweise Abschaltung ist, gegen die man sich je nach den gegebenen Umständen zur Wehr setzen muss. Wenn ich als NA bewusst abschalte, um mich zu entspannen - so wie es Fundevogel beschrieben hat - ist das eben was ganz Anderes.
19.04.11, 16:57:51
Fundevogel
Wenn ich als NA bewusst abschalte, um mich zu entspannen - so wie es Fundevogel beschrieben hat - ist das eben was ganz Anderes.
Das ist für mich nicht etwas Anderes sondern was sehr Ähnliches mit anderen Auswirkungen.
Ich stellte dieses Beispiel dagegen um aufzuzeigen, dass ein Grundbedürfnis des Körpers nach einem Rückzug "unter eine Glasglocke" sowohl bei A als auch bei NA vorhanden ist.
Dies scheint mir grundsätzlich eine positive Angelegenheit zu sein. Dass sie bei A so stark "durchschlägt" und bei NA gemäßigt ist, liegt vielleicht an den unterschiedlichen Steuerungsmöglichkeiten.
A wie NA wissen meistens, dass sie nach einer "Gewissen" Zeit der Anspannung, Ausbeutung, Überlastung völlig erschöpft sind.
Ich glaube, dass der Körper sich sein Recht nimmt auszublenden, es passiert vielleicht bei A direkt ganz krass, während NA vielleicht nur eine verdeckte, indirekte Meldung ihres Körpers erhalten und noch eine Zeit aus einem Speicher zehren können, ehe sie am Ende ihrer Kräfte sind?
19.04.11, 21:14:20
schneeweiß
Ich glaube, dass der Körper sich sein Recht nimmt auszublenden, es passiert vielleicht bei A direkt ganz krass, während NA vielleicht nur eine verdeckte, indirekte Meldung ihres Körpers erhalten und noch eine Zeit aus einem Speicher zehren können, ehe sie am Ende ihrer Kräfte sind?
Ja, so in etwa stelle ich mir das auch vor. Die Vorstellung, mein Körper bzw. meine Wahrnehmung unterlägen nicht mehr meiner Kontrolle, ist mir sehr unangenehm. Deshalb kam mir dein Vergleich mit dem Straßencafé irgendwie unpassend vor.
19.04.11, 21:25:47
55555
Die Vorstellung, mein Körper bzw. meine Wahrnehmung unterlägen nicht mehr meiner Kontrolle, ist mir sehr unangenehm.
Andererseits schwärmen viele NA von der Verliebtheit.
19.04.11, 21:36:22
schneeweiß
Ich habe mich schon immer für etwas kontrollsüchtig gehalten. So richtige Verliebtheit mit Schmetterlingen im Bauch und weichen Knien halte ich als Dauerzustand für unerträglich.
19.04.11, 23:01:31
Quadriga
Wie fühlt sich dieser Zustand an? Ich bekomme normalerweise nur "weiche" Knie, wenn ich in Panik bin.
19.04.11, 23:56:42
Fundevogel
Die gesamten Anzeichen, außer der unbändigen Freude, die man empfindet, decken sich mit den Gefühlen bei Panik (Magen fühlt sich krank, der Blutdruck steigt an, man kann nicht mehr richtig nachdenken, es bildet sich vermehrt Schweiß, die Atmung wird flach...). Wenn man so will, entsteht ja tatsächlich Panik, weil man instinktiv begreift, dass man dem Menschen, in den man "so richtig" verliebt ist, machtlos ausgeliefert und wie gelähmt ist.
Dieser fiebrige Zustand "gibt sich" mit den Jahren des Zusammenlebens, vielleicht sogar, weil man sich des Partners sicher glaubt;)
20.04.11, 09:35:36
Antika
So einen Zustand finde ich jetzt aber beängstigend.
NA wollen anscheinend ständig über alles die Kontrolle haben. Dabei überschätzen sie sich aber auch sehr oft. Daher bin ich froh, dass es bei mir anscheinend einen "Schalter" gibt, der mich (wie bei einem Staubsauger, der zu heiß gelaufen ist) rechtzeitig vor Überlastung schützt.
20.04.11, 09:46:56
55555
Wenn NA so überlastet werden, wie es Autisten oft noch ohne Bedenken zugemutet wird, würden sie wohl auch ähnlich reagieren. Die meisten NA kennen so überwältigende Überlastung aber wohl gar nicht.