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Religion

original Thema anzeigen

 
21.03.15, 13:01:25

55555

geändert von: 55555 - 21.03.15, 13:05:37

Ich bin kein Experte für Religionsunterricht. Es scheint ja möglich zu sein z.B. buddhistischen Religionsunterricht anzubieten: Link Daß das Ausnahmen sind zeigt aus meiner Sicht, daß der organisatorische Aufwand nicht unerheblich ist. Und zumindest teilweise werden Lehrer in Studiengängen dafür ausgebildet.
Zitat von Fundevogel:
Ich finde es im übrigen eher beängstigend, wie hier im Forum über diese zur Tötung aufrufenden Koranpassagen einfach so hinweg geredet wird, als gäbe es diese Legitimierungen von Gewalt nicht.
Werden sie nicht gekannt oder sollen sie unter den Teppich gekehrt werden, wenn ja warum?

Dann sind wir schon zwei. Vielleicht kommen wir ja trotz der mangelnden Diskussionsbereitschaft auch noch zu dem Thema, inwiefern islamische Urlehre Lügen und Verschleierungen auch in Kommunikation erlaubt, wenn dies der Verbreitung des Islams dient.
24.03.15, 09:51:45

elf

und darum ist es in euren augen nur konsequent, eine ganze bevölkerungsgruppe wegen ihrer religions- und kulturzugehörigkeit zu mobben?

ich verstehe ja, daß es am islam viel zu kritisieren gibt, an seiner praktischen auslegung, siehe menschenrechte und gleichberechtigung. aber ist es dann richtig, auszugrenzen, anstatt grundlegend ersteinmal zu respektieren und in dialog zu treten?
ausgrenzung müßte doch erst recht zu radikalisierung führen, oder?
24.03.15, 12:21:48

55555

Zitat von elf:
und darum ist es in euren augen nur konsequent, eine ganze bevölkerungsgruppe wegen ihrer religions- und kulturzugehörigkeit zu mobben?

Das sagt ausgerechnet eine der Personen, die sich einer sachlichen Auseinandersetzung seit Wochen verweigert? Es ist kein Mobbing darauf hinzuweisen, welchen Charakter, welche Denkrichtungen eine Lehre aufweist.
Zitat:
ich verstehe ja, daß es am islam viel zu kritisieren gibt,

Jetzt doch plötzlich? Wieso habe ich daran inzwischen so meine Zweifel?
Zitat:
grundlegend ersteinmal zu respektieren und in dialog zu treten?

Dialog ist nicht in jedem Fall möglich, also kann er auch nicht Universallösung sein, zumal es hier ja gar nicht um einzelne Muslime geht, die vielleicht ihre Meinung ändern, sondern die Lehre an sich, die wie schon erwähnt immer Muslime prägen und lenken wird.

“I would say today, we can integrate all religions and races except Islam.”
Lee Kuan Yew (Gründer von Singapur, das auf seine Weise als gelungene Multikultigesellschaft gilt)
24.03.15, 19:57:46

elf

du fühlst dich von mir gemobbt???
ich habe diese frage schon sehr oft gestellt, meine ich, und noch keine antwort bekommen. entschuldige, daß ich sie daher wiederholen muß.

was haben einzelne bürger dieses landes mit "dem islam" zu tun? außer, daß sie diesen glauben mitbekommen haben, seit ihrer kindheit oder später angenommen, aus verschiedensten gründen?
es gibt nicht einen islam, sondern ganz viele strömungen und dann noch ganz viele gläubige aus unterschiedlichsten milieus.

ich höre ständig bei dir diese verallgemeinerungen heraus, die zu keiner lösung führen, es sei denn, man möchte dringend verurteilen und anklagen. ich möchte doch gerne verstehen, was du genau meinst und fundevogel oder andere dieser meinung.
aber pegidaanhänger möchte ich nicht verstehen, da ich dort nur populistische sprüche und ansichten erkennen kann.

sind muslime per se schon nicht in der lage, selbst zu denken? ich war mal katholisch, konnte mich aber locker von päpstlichen dogmen abgrenzen.

nach meiner befürchtung geht es hier gar nicht um echte sorge, sondern um gründe, zu hetzen.

auch höre ich ständig zwischen den zeilen heraus, daß das christentum dem islam vööööllig überlegen ist. dieser gedanke ist leider unchristlich!
wir glauben an den selben gott, wie muslime und juden. dieser gott wird wohl kaum einen teil seiner gläubigen als minderwertig ansehen. wenn er der liebende gott ist, als den wir ihn sehen.
was gibt uns also das recht, so zu urteilen, wenn wir vielleicht nur nicht richtig verstehen oder uns grundwissen über den islam fehlt?

kann es sein, daß wir uns gegenseitig für sehr begriffstutzig halten??? ich würde dich gerne für etwas unterbelichtet halten, leider fürchte ich aber, daß du ganz ernsthaft so menschenverachtend denkst.
das muß ich dir leider sagen, aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren!
24.03.15, 20:38:54

55555

Zitat von elf:
du fühlst dich von mir gemobbt???

Nein, allerdings hast du schon eine Art deine Ansichten auf eine wenig dialogbereite Weise darzustellen und auch übergriffig zuzuspitzen.
Zitat:
ich habe diese frage schon sehr oft gestellt,

Muß mir entgangen sein.
Zitat:
was haben einzelne bürger dieses landes mit "dem islam" zu tun?

Vermutlich das, was sie mit dem Islam zu tun haben?
Zitat:
es gibt nicht einen islam, sondern ganz viele strömungen und dann noch ganz viele gläubige aus unterschiedlichsten milieus.

Es gibt den Islam und verschiedene Strömungen, das widerspricht sich nicht und die Strömungen ändern an den überlieferten Grundlagen für sich auch nichts.
Zitat:
ich höre ständig bei dir diese verallgemeinerungen heraus,

Seltsam, ich lese bei dir heraus, daß du dich weigerst anzuerkennen, daß eine Schriftreligion mit ihrer Überlieferung nunmal eben eine gewisse Grundverfasstheit besitzt. Das ist keine Verallgemeinerung, sondern die Kenntnisnahme einer Wirklichkeit, die nuneinmal vorliegt. Wenn du das gerne wegrelativieren würdest um dich mit spezifischen Unterschieden nicht auseinandersetzen zu müssen, weil du eben glauben willst, daß alles letztlich nur Friede Freue Eierkuchen ist, dann ist das ein Problem deiner Herangehensweise an die Wirklichkeit, die kaum zu leugnen ist, wenn man sich ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzt. Etwas, das du hier kontinuierlich verweigerst, indem du dich auch schon weigerst nur auf diese Punkte zu antworten (oder darüber nachzudenken, was ja böse böse ist).
Zitat:
sind muslime per se schon nicht in der lage, selbst zu denken?

Was hat die hier aufgeworfene Problematik mit Denkfähigkeit zu tun? Der Herr IS-Kalif ist als promovierter islamischer Theologe ja auch nicht blöd.
Zitat:
ich war mal katholisch, konnte mich aber locker von päpstlichen dogmen abgrenzen.

Du wirst es vielleicht ahnen: Muslime, die sich vom Islam abwenden sind hier aus meiner Sicht nicht gerade das drängendste gesellschaftliche Problem.
Zitat:
nach meiner befürchtung geht es hier gar nicht um echte sorge, sondern um gründe, zu hetzen.

Da wären wir wieder bei deinen Projektionen, denn wer hier hetzt, das bist vor allem ja erstmal du, so wie andere auch gegen Pegida hetzen oft erkennbar ohne auch nur ansatzweise geschaut zu haben, was die denn wirklich wollen.
Zitat:
auch höre ich ständig zwischen den zeilen heraus, daß das christentum dem islam vööööllig überlegen ist.

Naja, das wird man als Christ wohl meistens so sehen, wie Muslime (mit Mohammeds überlieferten Schimpftiraden) eben meinen, daß der Islam dem Christentum überlegen ist und zwar als unfehlbare Lehre von Gott gegeben. Und das ist dann schon wieder ein Unterschied.
Zitat:
dieser gedanke ist leider unchristlich!

Bitte was?!
Zitat:
wir glauben an den selben gott

Wir? An welchen Gott glaubst du denn in welcher Art?
Zitat:
dieser gott wird wohl kaum einen teil seiner gläubigen als minderwertig ansehen. wenn er der liebende gott ist, als den wir ihn sehen.

Das ist ja mal wieder eine sehr profunde Analyse von dir. Aber woher solltest du als Nichtchrist auch wissen, daß es für Christen durchaus einen deutlichen Unterschied macht, ob jemand Jesus als menschgewordenen Gott erkennt oder nicht.
was gibt uns also das recht, so zu urteilen, wenn wir vielleicht nur nicht richtig verstehen oder uns grundwissen über den islam fehlt?
Zitat:
kann es sein, daß wir uns gegenseitig für sehr begriffstutzig halten?

Das kann wohl sein.
Zitat:
ich würde dich gerne für etwas unterbelichtet halten,

Unverkennbar.
Zitat:
leider fürchte ich aber, daß du ganz ernsthaft so menschenverachtend denkst.

Was ist denn jetzt "menschenverachtend"?
Zitat:
aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren!

Ich hege schwere Zweifel daran.
25.03.15, 08:06:09

elf

liebster 55555, von mir aus auch liebste, das weiß man nicht so genau!

ersteinmal entschuldige für meinen ton gestern, ich war wirklich genervt und hätte mich besser erstmal abgeregt, bevor ich dir antworte.

ich fände es aber auch sehr nett, wenn du deinen ton ebenfalls überdächtest, denn der ist sehr häufig beleidigend, angriffslustig und herablassend.
bitte frage dazu doch mal andere, damit du nicht gleich wieder alles als spinnerei von mir abtust.

ich bin wirklich froh, auch wenn es eine sisyphusarbeit ist, mit dir hier zu streiten, ich erkenne auch deine ausdauer dabei an! du glaubst gar nicht, wie sehr du mich zum nachdenken anstachelst, denn ich würde natürlich gerne endlich die argumente finden, die sogar dich überzeugen.
und es ist richtig, theologische und religiöse fragen mit leidenschaft zu erörtern, was, wenn nicht solche themen?

vermutlich haben wir ein grundlegendes problem bei der beurteilung von religionen, wenn der eine von einer wörtlich zu nehmenden grundlage ausgeht, der andere diese schrift nur als zu transzendierenden ausgangspunkt ansieht.

wenn wir mal davon absehen, wären wir uns in einigen dingen wahrscheinlich einig, oder?
wir beide sehen probleme in der praktischen religionshandhabung, bei der sich auch kulturelle folgen dieser religion hineinmischen.
ich kann aber nicht daraus schließen, daß "die" muslime deswegen nicht in deutschland leben sollen und dort auch ihre religion ausüben sollen.

pegida ist für mich schon aufgund ihres namens indiskutabel, das habe ich ja auch schon begründet.
daß auf den spaziergängen zumindest hier in den "alten" bundesländern zum größten teil neonazis und hooligans dabei sind, ist wohl auch auffällig.
wenn es also ehrenwerte absichten solcher leute geben sollte, müßten sie sich von diesen leuten distanzieren, und zwar nicht nur für die fassade, wie es hier in düsseldorf passiert ist bei der abspaltung von pegida und dügida.
was die von pegida angegebenen ziele betrifft, kann ich dazu nur sagen, daß natürlich jeder volksverhetzer nicht offen sagt, was er vorhat und natürlich alle gaaaarnichts gegen ausländer haben.
nee, is klar!

was den herrn is-kalif angeht, ist er wohl nicht so schlau, wie er meint, denn er hat seine ansichten, die er kundtut irgendwo abgeschrieben und ein sprachliches as scheint er mir auch nicht zu sein, was ich einem film auf arte über ihn entnehmen konnte.

ich sprach übrigens nicht von muslimen, die sich vom islam abwenden, sondern von denen, die ihn sich selbst neu interpretieren, so wie ich mir auch meinen glauben, egal wie oder ob überhaupt du den nun nennst, schließlich ist es mein glaube und du bist zum glück nicht der großinquisitor!;O)

ich bin übrigens nicht der meinung, daß die mehrheit der christen, die ihren glauben überhaupt noch kennen, sich daran stört, daß nicht jeder daran glaubt, daß jesus wirklich der menschgewordene gott ist. sämtliche religionen sind uralt und gehören überarbeitet, damit sie von heutigen menschen überhaupt noch nachvollzogen werden können. warum sonst laufen den christlichen kirchen die gläubigen in scharen weg?

das menschenverachtend nehme ich zurück, gemeint habe ich aber deine negative meinung zu einer zwar jüngeren, aber ebenso gewachsenen religion, die für sehr viele menschen wichtig ist.
du kannst sie gar nicht richtig beurteilen, du müßtest sie sonst erst jahre studieren.

ich lese seit einigen tagen in hans küngs "der islam" von 2006 und hoffe, das argument schlechthin noch zu finden!:0]

dieses buch empfehle ich übrigens jedem, der sich für die aktuellen ereignisse interessiert, küng hat es einfach schon früh kommen gesehen, scheint mir. sogar den begriff "islamisierung des abendlandes" greift er dritisch auf, den gab es anscheinend schon früher.

eben habe ich dann auch gesehen, daß im berliner bodemuseum von anfang april bis ende september eine ausstellung über die abrahamischen religionen läuft, und zwar über die gemeinsamen altägyptischen wurzeln! sauinteressant, ich hoffe, ich kann einmal dorthin fahren!

wenn ich in irgendeinem punkt von küng noch überzeugt werden sollte, daß deine ansichten in teilen auch für ihn stimmen könnten, werde ich dich informieren. küng überzeugt mich eigentlich immer, weil er über alles so gründlich nachdenkt.
25.03.15, 14:24:41

55555

geändert von: 55555 - 25.03.15, 14:26:37

Zitat von elf:
wenn du deinen ton ebenfalls überdächtest, denn der ist sehr häufig beleidigend, angriffslustig und herablassend.

Du kannst dich ja im Knigge-Bereich freischalten lassen oder bei der Moderation beschweren.
Zitat:
vermutlich haben wir ein grundlegendes problem bei der beurteilung von religionen, wenn der eine von einer wörtlich zu nehmenden grundlage ausgeht, der andere diese schrift nur als zu transzendierenden ausgangspunkt ansieht.

Du hast vermutlich ein Problem damit auch nur nachzuvollziehen was es bedeutet an die Inhalte einer für göttlich inspirierte Schriftreligion zu glauben. Und du begehst hier erneut den Fehler einfach alles in einen Topf zu werfen, hier Schriftreligionen mit anderen Arten.
Zitat:
wir beide sehen probleme in der praktischen religionshandhabung, bei der sich auch kulturelle folgen dieser religion hineinmischen.

Inwiefern tust du das denn?
Zitat:
pegida ist für mich schon aufgund ihres namens indiskutabel,

Und für mich schon wegen des Namens diskutabel.
Zitat:
daß auf den spaziergängen zumindest hier in den "alten" bundesländern zum größten teil neonazis und hooligans dabei sind, ist wohl auch auffällig.

Das sind ja oft Veranstaltungen, die einfach in Trittbrettfahrermanier abgehalten werden. Pediga Dresden hatte ja zwischenzeitlich sogar mal Legida mit Klage gedroht, weil die die erklärten Ziele nicht mittragen wollten (u.a. dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen). Ist es nicht toll, wenn sogar Nazis für so eine dezentrale Unterbringung, etc. demonstrieren? ;)
Zitat:
ich sprach übrigens nicht von muslimen, die sich vom islam abwenden, sondern von denen, die ihn sich selbst neu interpretieren, so wie ich mir auch meinen glauben,

Solange du dich irgendwie auch auf die Bibel beziehst, wirst du sie als göttlich inspirierte Schrift vertreten, auch wenn du das selbst anders siehst. Du trägst dazu bei, daß die Bibel in Zukunft eine Rolle spielt und Menschen ihren eigenen Zugang finden (der dann teilweise vermutlich auch wieder ernstzunehmender ist). Das gilt genauso für den Koran.
Zitat:
schließlich ist es mein glaube

Ich kann mir ja schlecht wünschen, daß Muslime sich kritisch zu anderen Muslimen äußern, wenn ich nicht einmal klar benenne, ob jemand, der sich als Christ verstehen will aus meiner Sicht einer ist. Begriffe bedeuten eben etwas.
Zitat:
sich daran stört, daß nicht jeder daran glaubt, daß jesus wirklich der menschgewordene gott ist.

"Stören" ist da wohl nicht der richtige Begriff.
Zitat:
sämtliche religionen sind uralt und gehören überarbeitet

Aha.
Zitat:
warum sonst laufen den christlichen kirchen die gläubigen in scharen weg?

Weil sie den wahren Glauben aufgeweicht haben und nur noch wenig Leben in sich tragen? Siehe Vitalität von Freikirchen (die auch oft ihre Schattenseiten haben, aber in der Regel andere).
Zitat:
deine negative meinung zu einer zwar jüngeren, aber ebenso gewachsenen religion, die für sehr viele menschen wichtig ist.

Die darauf zurückgeht, daß ich im Gegensatz zu deinesgleichen die Augen vor den Tatsachen nicht verschließe. Es geht da ja weniger um verschiedene Ansichten zu theologischen Fragen, sondern um den gewalttätigen, gefährlichen und intoleranten Charakter des Islams.
Zitat:
ich lese seit einigen tagen in hans küngs "der islam" von 2006 und hoffe, das argument schlechthin noch zu finden!

Ich kann dir da wenig Hoffnung machen.
Zitat:
küng hat es einfach schon früh kommen gesehen, scheint mir.

2006 = früh?
Zitat:
sauinteressant

Wie treffend.
Zitat:
küng überzeugt mich eigentlich immer, weil er über alles so gründlich nachdenkt.

Ahja.
25.03.15, 19:52:33

elf

wenn die moderation der meinung ist, sich einschalten zu müssen, wird sie das tun. vermutlich hat sie aber den eindruck, daß ich mich ganz gut selber vertreten kann.

26.03.15, 21:16:07

Antares

geändert von: Antares - 26.03.15, 21:20:11

Ich bin nun so frei und antworte auf den Eingangspost, da mich die Fragen interessierten und ich die Antworten hier niederschrieb, wovon ich hoffe dass das in Ordnung so ist, nach all der langen Diskussion.

Zitat von Smilla:
Meine Großeltern sind der Meinung, ohne Glaube hätte ich kein Gewissen, keine Moral und könnte nicht wissen, was richtig ist. "Da kannst du ja gleich auf die Straße gehen und jemanden erschießen" meinte mein Großvater vor Kurzem. Das verstehe ich jetzt schon gleich dreimal nicht - ist der einzige Grund für solche Christen wie ihn, Leuten nichts schlechtes zu tun der, dass sie sich vor der Bestrafung durch eine höhere Macht fürchten? Ich zumindest würde deswegen nicht einfach jemanden verletzen, weil es demjenigen weh tut und er und seine Angehörigen darunter leiden. Außerdem wären diese Leute dann wütend auf mich.

Es ist nicht die Bestrafung einer höheren Macht, die man fürchtet wenn man glaubt. Tiefer Glaube ist nicht wie die Angst vor Schmerz oder Wut von Menschen und deren Angehörigen, der daran hindert zu töten. Obwohl ich das klar ablehnen kann, fällt es mir allerdings schwer in Worte zu fassen, was ich sagen möchte. Ich versuche es einmal. Im christlichen Glauben wie ich aufgewachsen bin, katholisch wenn auch bayrisch katholisch, das ist jetzt nicht das katholischste Katholisch, war das Töten so eine Sache... es gab dort auf jeden Fall Menschen die hätte man umgebracht. Im Weltkrieg gab es auf der Wiese nicht weit von unserem Haus entfernt sogar Gefallene zu beklagen, damals. Auch wurde einmal jemand umgebracht ein paar Dörfer weiter, das wusste man schon, alle waren bei uns katholisch, ich kenne niemanden der es nicht war, aber der Mörder wurde nie gefunden. Es störte ich auch niemanden, das bekam ich als Kind klar mit. Mehrere Dörfer schwiegen darum in den Kneipen. Es war aber sicher bei uns, die Häuser wurden nicht abgeschlossen, man konnte sein Fahrzeug egal wo einfach stehen lassen auch mit Schlüssel, Kinder liefen überall herum, selbst Nachts war es harmlos.

Heutzutage wenn ich durch Berlin gehe, habe ich oft Sorge dass mir etwas geschehen könnte, wenn ich durch manche Viertel streife des Nachts.

Zitat von Smilla:
Mich würde interessieren: Wie kommt ihr zu eurem Glauben und wie schafft ihr es, euch so sicher zu sein?

Meinen Glauben habe ich als Lebensgefühl mitbekommen in meiner alten bayrischen Heimat. Es wurde dort gelebt als eine tiefe Verbundenheit zur Schöpfung und den Menschen untereinander. Die Dorfgemeinschaft in meinem Geburtsdorf war einzigartig und bis heute habe ich so etwas nie wieder erlebt. Wir waren in der ersten Klasse 23 Kinder aus einem Dorf, viele Kinder also und wir alle mochten uns. Es war ein bisschen wie Ubuntu, wie sollen alle 23 Kinder glücklich sein, wenn es einem schlecht geht? Wenn es einem von uns schlecht ging, ging es allen schlecht, also wurde dafür gesorgt, dass es allen gut geht.

Zitat von Smilla:
Zweifelt ihr nie?

Am Glauben nie, nein.

Zitat von Smilla:
Gibt es einen Grund, habt ihr euch das ausgesucht, oder war es einfach so da?

Der Glaube ist eine Art des Seins, das man erleben kann. Das ist nicht nur möglich im christlichen Glauben, sondern auch anderen Religionen. Satanismus fühlt sich aber gänzlich anders an etwa. Es gibt innerhalb der Glaubenszustände große Varianzen.

Zitat von Smilla:
Und kann man als streng gläubiger Mensch andere Meinungen überhaupt akzeptieren?

Ich bin nicht streng gläubig, bayrische Katholiken gelten weitgehend nicht als streng gläubig, allein schon der ausgeprägten Marienverehrung wegen. Hinzu kommt noch, dass bei uns jeder katholisch war. Selbst jene die eigentlich Heiden waren im Gedankengut, waren katholisch. Das war eher ein Spektrum ;) Ich nehme es heute noch gern so, wie damals. Gern höre ich mir anderes an, aber ich weiß wo ich in mir daheim bin.

Zitat von Smilla:
Habt ihr keine Denkweise ähnlich der meinen, die euch dabei im Weg steht?

Ich habe keine Denkweise die mir im Weg steht was den Glauben anbelangt. Es ist auch nicht so, dass das überhaupt denkbar wäre, das wäre nicht möglich. Theoretisch kann man nicht glauben behaupte ich.

Zitat von Smilla:
Warum und wozu gibt es religiös orientierte Autismusforen (ich kann keinen Zusammenhang zwischen beidem herstellen)?

Ob es das gibt, weiß ich nicht. Mir ist aber bekannt, dass die katholische Kirche sogar irgend ein Treffen samt dem Papst hatte bezüglich Autismus. Vorstellen könnte ich mir, dass man sich dort auch berät, wie man mit dem Thema umgeht und es mehr oder weniger viele Christen gibt, die sich dann zusammen tun und als Solche explizit in den Konsens über ein Forum treten.

Zitat von Smilla:
Und was sagt ihr zu dem Thema Religion und Moral?

Die sonderbarste "Moral" die mir je unter gekommen ist, war jene der Satanisten.

29.03.15, 17:21:52

MadActress

Ich bin aus dem Glauben irgendwann "herausgefallen". Habe lange gezweifelt. Dann neu gefunden, aber nie wieder die Selbstverständlichkeit erreicht, wie sie nur Kinderglauben haben kann.

Aber ich glaube, das ist ein starker Fixpunkt in meinem Leben. Das ist für mich ziemlich unabhängig von einer konkreten Ausprägung: ich bin ein zutiefst glaubender Mensch.

In "Kirchen", also organisierten Religionsgemeinschaften, werden oft Leute nach oben gespült, mit denen ich eher nicht befreundet sein möchte, und deren Ansichten ich nicht teilen mag, gleich ob das deutsche Bischöfe oder iranische Ayatollahs sind. Mit dem Glauben der "normalen Leute" konnte und kann ich aber immer viel anfangen, ziemlich egal wie der ganz konkret ist - das Fundament des Glaubens eint.

Daher habe ich mit all den religiösen Spinnern da draußen nichts gemein, die meinen, im Namen der einen oder anderen Religion irgendetwas tun oder lassen zu müssen. Das ist nicht Glauben, denn es geht um Macht und Kontrolle, und das ist das genaue Gegenteil dessen was ein wahrhaft gläubiger Mensch tun würde.

Religionsgemeinschaften, in denen ich mich wohlfühlen kann, sind, naturgemäß, selten, und eher klein und unauffällig. Ich bin froh, dass ich zwei oder drei Orte habe, wo ich ab und zu hingehen kann.
29.03.15, 17:50:09

55555

Zitat von MadActress:
wie sie nur Kinderglauben haben kann.

Wenn Jesus uns Kinder als Maßstab nennt, dann ist es wohl möglich, daß auch wir glauben wie Kinder?
Zitat:
ich bin ein zutiefst glaubender Mensch.

Wo siehst du dann den Unterschied zwischen deinem Glauben als Kind?
Zitat:
In "Kirchen", also organisierten Religionsgemeinschaften, werden oft Leute nach oben gespült, mit denen ich eher nicht befreundet sein möchte, und deren Ansichten ich nicht teilen mag, gleich ob das deutsche Bischöfe oder iranische Ayatollahs sind.

Das ist der Gang der Dinge, Propheten verkünden, Menschen folgen ihnen inspiriert, mit der Zeit wird alles mehr und mehr korrumpiert, das was eigentlich Kern der Sache war wird vergessen, Religion wird weltlicher und weltlicher, bis wieder jemand im Sinne eines Propheten auftritt und aus Gottes Kraft Menschen inspiriert.
Zitat:
Mit dem Glauben der "normalen Leute" konnte und kann ich aber immer viel anfangen

Da scheine ich weniger Glück zu haben.
Zitat:
Daher habe ich mit all den religiösen Spinnern da draußen nichts gemein, die meinen, im Namen der einen oder anderen Religion irgendetwas tun oder lassen zu müssen. Das ist nicht Glauben, denn es geht um Macht und Kontrolle, und das ist das genaue Gegenteil dessen was ein wahrhaft gläubiger Mensch tun würde.

Tun oder lassen ist für dich das Gegenteil von Glauben?
29.03.15, 18:13:34

Fundevogel

Kinderglauben ist das selbstverständliche vertrauensvolle Verstehen des "Ich bin der ich bin da".

Erwachsene scheinen mir das zu verlieren, weil sie irgendwann anfangen, Gott verstehen zu wollen?

Es ist paradox, weil es ein Weggehen vom DaSein verursacht? Es kommt einem Manne gleich, der seine warme Stube verlässt, in der Dunkelheit und Kälte immer wieder um sein Haus wandert und in Reichweite seines Hauses verzweifelt den Weg zu seinem Haus mit dem Warmen Ofen sucht?

Man hört öfter mal davon, dass jemand zu Gott aufgebrochen ist...wenn wir aber im Kinderglauben geblieben und ihn nicht verlassen hätten, müssten wir keinen Weg suchen sondern könnten auf dem Punkt ruhen?
Gottsuchende können deshalb gleichzeitig Sehnende und Abtrünnige sein.

 
 
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