Man würde jetzt z.B. genauer darüber nachdenken, wie eben die gewalttätige Auswirkung eines physischen Schwerts mit der Gewalt durch Worte vergleichen werden kann. Ich meine ja, daß es klar nicht vergleichbar ist. Das haben wir so genau aber noch nicht angeschaut, wenn wir auch diese Analogien allgemein eingeordnet hatten. Ein Mensch kann an sich arbeiten wie er will, ohne externe Hilfsmittel wird ein Schwertschlag ihn vermutlich in ziemlich ähnlicher Weise verletzen. Anders bei Worten, wo die Auwirkungen subjektiv sehr verschieden sind ohne daß externe Hilfsmittel wie eine Rüstung und dergleichen erkennbar wären. Ich meine, daß das eigentlich jeder anerkennen müßte?
Ein Mensch kann zum Ninja-Meister werden, so wird ihn der Schwertschlag nicht mehr zerteilen, wie er es mich aktuell tun würde. Speziell dies wurde (wird?) das praktiziert bei einer der höchsten Prüfungen. Der Schüler sitzt bar jeder Rüstung am Boden. Die Augen sind verbunden. Der Rücken ist dem Meister zugewandt. Der Meister zieht das Schwert. Er schlägt zu. Der Schüler weicht aus. Er überlebt und hat die Prüfung bestanden. Oder Nicht. Ein Mensch kann somit an sich arbeiten und wird ohne externe Hilfsmittel einem Schwertschlag ohne Verletzung begegnen.
Stelle Dir nun das Selbst, das innere Selbst eines Menschen vor. Es handelt sich um kein Gefecht mit Rüstung und Waffen. Dennoch wird gefochten. Ich habe Menschen in Tränen ausbrechen erlebt, innerlich zerbrechen sehen, weil sie verbal so sehr getroffen wurden. Auch ist es möglich an sich Selbst zu arbeiten. Ein Schüler wird mit der Zeit zum Meister. Ein Meister des Wortes.
Das müsste ein jeder anerkennen.
Ich an den Umgang zwischen Menschen wie uns. Darum ging es ja. Um die Frage, welchen Stellenwert Grenzziehungen von Menschen durch sich selbst haben sollten. Oder ob es eventuell Faktoren gibt, die dem entgegenstehen könnten (was nicht heißen soll, daß dabei nicht auch etwas ziemlich schiefgehen kann).
Es wäre am sinnvollsten, jeder Mensch wäre in der Lage seine Grenze selbst ziehen zu können. Das ist sehr wichtig. Wenn diese Grenze sicher gezogen ist, kann überhaupt erst der offene Austausch stattfinden. Wenn immer nur erwartet wird, dass die Grenze überschritten wird, nicht mehr frei entschieden werden kann, was man hineinlässt und was nicht, so leidet derjenige. Er wird sich wehren. Immer wieder, ständig. Selbst wenn nur ein Wort ertönt, wird er innerlich erzittern. Trigger sind hier ganz besonders gefährlich, sie werden innere Bilder hoch holen. Sie werden den Wert des Selbst herabsetzen und man wird ein Nichts. Ein niemand. Man wird sich wehren und verteidigen, den anderen im Krieg verletzen. Es kann noch schlimmer kommen. Man sieht, was man beim Gegenüber anrichtet. Man hat sich gewehrt, da war doch ein Trigger. Er hat doch angegriffen? Hat er nicht? Es kommen Selbstzweifel, man hat den der kam mit dem Wort niedergeschmettert, wie den ärgsten Feind. Es kommen wieder Tränen, man hat den anderen niedergestreckt innerlich.
Gerade in Beziehungen kann das sehr böse aussehen, wenn die innere Grenze nicht gezogen werden kann, weil immer der Konflikt zwischen Offenheit und Grenze besteht und nie ausgeglichen werden kann.
Die Erwartung selbstgesetzte Grenzen unbedingt zu akzeptieren scheint mir eine Haltung zu sein, die ziemlich strikt gegen Andersartigkeit und Horizonterweiterung gerichtet ist. Man vertraut sich selbst und seinen Ansichten. Im Gegensatz zu der Möglichkeit anderen Menschen darin zu vertrauen, daß es gut sein könnte, was sie tun, weil sie es gut finden. Auch wenn das geflügelte Wort völlig richtig ist "gut gemeint ist nicht gut".
Du gehst fälschlicher Weise davon aus, dass Überabgrenzung etwas mit Selbstvertrauen oder gar Selbstwert zu tun hat. Nein, es ist eher das Gegenteil. Es bedeutet, dass gewisse Einstellungen oder Haltungen die man vertritt Sicherheit bieten, weshalb sie besser so bleiben, wie sie sind. Dogmen z.B. können Halt geben. Ist das Selbst nicht stabil genug und die Grenze klar erkennbar, kann das notwendig sein für denjenigen.
Wenn ein Mensch mir seine innere Grenze mitteilt, dann respektiere ich das so. Für mich ist es der Respekt Andersartigkeit gegenüber, weil jeder seine Grenze wo anders setzt und bei verschiedenen Punkten.
Zitat:
ich gehe nicht davon aus, dass jemanden zu "seinem Glück zwingen" eine gute Idee ist.
In manchen Fällen ist es das gesellschaftliche Normalverhalten. Das gefällt dir dann nicht, wo du andererseits Gesetze heranziehst um um die Ecke gedacht deine Haltung zu stützen?

Auf welches Gesetz beziehst Du Dich hier, das andere zu ihrem Glück zwingt? Meine Haltung stützte ich mit Gesetzen, an denen mir etwas liegt. Ich finde diese Gesetze sinnvoll und wollte sie Dir mitteilen, um Dir etwas zu erklären. Es gibt Gesetze die nicht sinnvoll sind. Jene gehören aber zu den sehr Sinnvollen.
Zitat:
Ja schon, denn es soll das Kind später selbstständig leben können.
Und das können sie besser, wenn ihre Grenzen mehr oder weniger absolut geachtet werden, wie sie sie formulieren? In dem Sinne, daß erklärte Thementabus dann z.B. nicht mehr angesprochen würden? Ich denke eher, daß es daran liegt ihnen Freiräume zu lassen sich zu bewähren oder darin zu scheitern, in die man dann auch nicht ständig eingreift.
Ich verstehe Dich hier denke ich nicht ganz. Die Grenzen des Selbst als Kind lernt es durch Selbstwertgefühl, Selbstachtung, Selbstbewusstsein - Selbständigkeit. Was genau meinst Du mit einem Thementabu in Bezug auf die Selbstentwicklung?
Zitat:
Selbst in dem Moment, wo ich eine Bevormundung übernehme, weil ich einen Schutz ausübe, sollte dies in Achtung geschehen, der Grenze gegenüber die man überschreitet,
Ja, wobei das vom anderen vielleicht ganz anders empfunden wird.
Dann gilt es zu üben, einen echten Zugang zu finden mit den Jahren. Hier ist Nachholbedarf.
Zitat:
Wenn es über die Straße rennen möchte, wenn ein Auto kommt und es aber laufen möchte z.B. Hier greife ich ein, werde klar übergriffig, wende den Willen ab und setze meinen Willen kraft meiner durch. Das ist aber in dem Fall notwendig, weil es sonst stirbt.
Und bei Erwachsenen würdest du es anders machen?
Nein. Auch wenn ein Erwachsener ein Auto übersieht, würde ich ihm helfen unversehrt zu bleiben. Erwachsene die ich begleite vertrauen mir allerdings so weit und haben gelernt sich auf mich zu verlassen. Eine Freundin die ich von der Straße ziehe, wundert sich höchstens, warum ich das tue. Ein Kleinkind das gerade erst laufen gelernt hat und gen Straße stolpert sieht nur die große bunte Welt und beschwert sich, dass es da nicht hin darf, es ist fast nicht vergleichbar das Bsp. Dem Kleinkind mit seinem Jahr muss ich erst noch erklären, warum ich das nun tat, oder es lernt es mit der Zeit über liebevolle Zuwendung, was das soll. Ein Erwachsener weiß um die Gefahr einer Straße und erfasst das dann binnen Sekunden.