Fundevogel
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In der Freiheit darf jeder Mensch entscheiden, ob er seine Zähne verfaulen lässt oder pflegt.
In der Freiheit darf jeder Mensch entscheiden, ob er zum Arzt geht oder nicht.
In der Freiheit darf jeder Mensch entscheiden, was er isst oder wann er isst.
In der Freiheit darf jeder Mensch entscheiden, wie er wohnen und was er anziehen will...
Diejenigen, die nicht durch ihr Anders-als-die-Mehrheit-sein auffallen, können unkontrolliert leben und faule Zähne haben, nicht zum Arzt gehen, morgens um 3.00 Uhr ihre Mahlzeit einnehmen, in einem Zimmer mit 1000 Sammelobjekten oder auch in einem leeren Zimmer wohnen. Sie können alten Menschen Bausparverträge aufschwatzen, saubere Umwelttechnik verhindern, im Ausland Schwarzgelder platzieren, vor Versteuerung flüchten und Rechte mit Füßen treten. Sie sind so lange frei und keine "Betroffenen" bis "Tine Wittler im Schlepptau des Sozialamtes" kommt und meint, den Volksgeschmack (der im übrigen alle Jahre wechselt) im Privatleben fremder Leute umsetzen zu müssen. Es scheint nach dem Motto zu gehen: "Wenn du von der Gesellschaft Unterstützung brauchst, dann musst du eine Reihe Grundrechte abgeben und darfst an den Helfern nie mehr Kritik üben!"
Wenn Menschen einmal zur öffentlichen Bewertung freigegeben sind, vergessen zumindest die älteren Bewerter ganz gerne, dass sie in ihrer Jugend alle auf ein Plumsklo gingen und höchstens einmal die Woche badeten, dass alle nach Stall und Arbeitsschweiß rochen, dass Zahnpasta ein Fremdwort war, dass es keine Fußpflege gab, dass ein Werktagkleid und ein Sonntagskleid als Garderobe reichte, dass die Kinder zur Erntezeit nicht zur Schule gingen, obwohl Schulpflicht bestand, dass für jeden (ob amputiertem Kriegsheimkehrer oder arbeitsscheuem Familienmitglied) ein Platz in der Familie und der Gesellschaft war, welchen er in Freiheit erleben konnte.
So und so ähnlich lebten die Gründerväter und -mütter dieser Demokratie! Vielleicht pflegen wir ja Freiheit und Demokratie so ganz nebenbei mit zu Tode?
Ich kann nicht für deinen Arbeitsbereich sprechen @towerowitch, aber ich kann für mich sprechen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich, wenn man mich von meiner Eigenbestimmtheit entfernt hätte, so apathisch werden könnte, dass ich zu nichts mehr Antrieb hätte und ich mich teilnahmslos hängen lassen müsste. Ich könnte mir auch vorstellen, dass ich so wütend wäre, dass ich jeden Tag meine Zelle mit Scheiße von oben bis unten beschmieren würde, um die mich Inhaftierenden in ständiger Demütigung zu halten, damit sie eine Ahnung davon bekommen könnten, wie ich mich fühle. Wer diese Sprache zu lesen wüsste, wäre mein Favorit;).
Eingesperrt zu werden traumatisiert jeden Menschen...auch den Gefängniswärter, den Gefängsnispsychologen, den Gefängnisgeistlichen und den Gefängnisdirektor.
Es ist ja nicht so, dass in Einrichtungen nur Unmenschen arbeiten, die nicht sehen was los ist. Aber auch derjenige, der "goldene Hände" bei seiner Arbeit hat, dient dem System und wird von ihm entlohnt, die Stabilität zu erhalten. Aber Vorsicht vor dem Volksmund: Der hat ein gutes Gedächtnis, eine späte Seele und eine eigene Meinung: "Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen."
Es wären andere Lebensmöglichkeiten da, ...aber sie sind ganz klar nicht gewollt und erfahren keinerlei Unterstützung. Deshalb muss man von den Anfängen der Beschädigung her denken und nicht von der Schadensbegrenzung her. Man muss auf die Straße gehen und fragen, wer da behindert, wer da einsperren will und warum, wer daran verdient, wer nur Herrenmenschen auf der Straße und in Wohnungen sehen will?
Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
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