hjqsra
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geändert von: hjqsra - 21.09.19, 21:50:10
Leider ist die Grafik nicht mehr abrufbar. - In Extrem-Fällen kann es sich auch um Prosopagnosie handeln.
Ich finde die in der allgemeinen Literatur verwendeten Begriffe "holistisch", "Fokus" und "Detailwahrnehmung" im Bezug zu den Gesichts-Wahrnehmungsunterschieden zwischen Autisten und NA's widersprüchlich. Ein Fokus ist doch auch ein Detail. Und "holistisch" sieht ein Autist doch vor allem durch sein detailliertes Gesamtbild. Und sie können bei einem nahestehenden Gesicht doch auch nur ein Auge fokussieren. Scheinbar wird gemeint, dass NA's alles außerhalb eines Gesichtes liegende unschärfer sehen? Eine aktuelle Wikipedia-Grafik stellt so ein Beispiel dar. Das wäre ja hoch interessant und würde mir einiges erklären.
Also Menschen mit visueller Reizüberflutung sehen im Gegenzug alles so ziemlich gleich- oder wenig-unterschiedlich-scharf, bis auf dass der Fokus halt ständig umherwandert, je mehr sich daraus etwas hervorhebt, und da Bewegung halt ständig herrscht, außer es ist etwas starr, springt der Fokus bei visuell Reizüberflutete hin und her? Bei mir ist das so.
Man kann an der Ausstrahlung der Augen, an der Körperhaltung und an dem intuitiven Gespür auch Informationen sammeln, - Kriminalbeamte spezialisieren sich da sogar drauf. Warum Autis ein Gesicht nicht vollumfassend aufnehmen könnte auch daran liegen, dass sie oft Sprache und Visuelles schlecht miteinander verknüpfen können. Kommt die Frage auf, wozu brauchen NA's Mimik, wenn Menschen so wie so ständig lügen oder umschweifen und man aus Augen und Körperhaltung etc. viel besser ablesen kann? Weil sie scheinbar wirklich mehr an emotionaler Gegenseitigkeit interessiert zu sein scheinen?
Das könnte erklären, warum Redefreudige gerne um des Redens willen reden (wo sie ständig Themen wechseln, wo sie gerade erst interessant werden, weil es ihnen vor allem um den sozialen Austausch geht. Sie geben sich dann einander auch dem Gefühl hin und mimen das mit.(Ich hab das so oft gelesen, erst jetzt raff ich die Bedeutung) Manchen NA's scheint oft nicht klar, dass manche Autisten auch sozialen Austausch betreiben können und wollen, weil sie deren Art nicht begreifen.
Da geht die Glühbirne auf, dass ich andauernd komisch angeguckt werde, wenn ich eine sachliche Antwort zu einem Problem gebe und hingegen jemand die Person schafft zu trösten, in dem sie einfach nur "Du Arme, komm mal her" sagt und ihr traurig entgegenblickt. Ich dachte bislang immer, dass die nicht aus ihrem Problem raus wollen. Solche gibt es wohl auch. Aber denen scheint vor allem (erst Mal) wichtig, in ihrer Emotionen angenommen und gesehen (gespiegelt?) zu werden. Wenn ich Trost suche, suche ich sachlichen Rat. Eine Umarmung werte ich als nette Geste, aber sie stresst mich und wenn ich keinen Rat bekomme, fühle ich mich unverstanden.
Ich teile auch gerne Lachen. Aber mein Humor versteht kaum ein NA und ich finde das wenigste witzig, was NAs witzig finden. Hier und da kommt es vor, dass ich mich mit NA's über etwas freue. Aber meistens lächle ich nur höflich oder brauche eine Weile bis ich raffe, worum es ihnen geht oder ich sitze anteilnahmslos in einer lachenden Runde. Gemeinsam Lachen macht mir Spaß. Weinen befreit. Das reicht eigentlich schon alleine. Ich mein, wenn sich jemand in mich hineinfühlen und da mit mir weinen würde, weil er fühlt, was ich dann fühle, wäre das bestimmt mega, - als wenn ich endlich auf meinem Planeten angekommen wäre. Leider versteht auch kaum ein Mensch meine Trauer. Ihr kennt die Sprüche ja "Stell dich nicht so an", Gelächter, Irritation mit verdrängender Abwendung / Ausreden oder die Leute fühlen sich angegriffen und werden aggressiv. Wenn man "Glück" hat, bekommt man ein verunsichertes Lächeln mit den Worten "Das wird schon wieder". Wut einander spiegeln machen dann vermutlich wohl die, die sich gegenseitig auf die Palme bringen und kann erklären, warum Autisten sich selten in Schlägereien und Wut-Diskussionen verwickeln lassen. Jedoch die Energie-Aggressionen, die man bei Liedern wie von Limp Bizkit kriegt, stecken mich unter Tanzenden auch an. Wenn sich jemand ekelt oder sonst wie das Gesicht verzieht, z. B. durch Schreck muss meistens stark lachen, während andere denen, die dabei stürzen zur Hilfe eilen. Und mein Ekel wirkt anderen widerum bescheuert usw.
Andauernd Emotionen mimisch äußern, fühlen und in Worten kommunizieren? Hat das besonders gern, wer (u. möglichem anderen) wenig visuelle Fokus-Vielfalt hat? Da raff ich nun, was meine frühere Psychologin von mir wollte. Warum sie mit mir erarbeiten wollte, dass ich meine Gefühle mehr wahrnehmen und kontrollieren kann, damit sie mich nicht überfluten, wenn sie kommen.
Und es gibt es schon so viel Towubahobu im Allgemeinen. Am meisten genieße ich Klarheit, was unter anderem das Gefühl mit sich bringen kann, was manche Autis auch schon beschrieben und was ich bislang ansonsten nur von Sozialphobikern oder jenen, die die Achtsamkeit für sich entdeckten hörte, mit dem Zauber-Gefühl sich mit jemandem oder etwas eins zu fühlen mitunter, ohne das dabei geredet oder sich (länger) angeschaut wird, - das ist für mich das schönste, was ich jemals gefühlt habe. (Hab gelesen, dass das sogar als Störung klassifiziert wird, wenn jemand das zu häufig erlebt xDDD).
Mehr will ich eigentlich nicht. Aber schon würde ich mich gerne auch besser mit NA's verstehen. Aber ich sehe nicht ein, dass nur ich mich verändere. Vor allem kann ich das nicht, wie die Praxis schon gezeigt hat. Wer kann das schon ohne krank zu werden.
Auch wird mir nun klar, warum Menschen mit fehlendem Reizfilter so vielfältig träumen und dabei komplex denken können und warum eine Traumforscherin mal behauptete, dass dies nicht möglich sei (Da kamen einige Leserbriefe, die Widerspruch zu ihrem Urteil einlegten). Sie scheint vielleicht von sich auf andere zu schließen oder hatte ähnliche Studienteilnehmer.
Weitere Gedanken (Die folgenden Absätze sind zum Teil etwas zusammenhangslos, weil ich einen Bluescreen-Absturz hatte):
Vielleicht haben Gering-Visuelle einfach mehr Langeweile in dieser Hinsicht, da ihnen keine oder zu wenig Bilder sprechen. Dann findet man auditive, die ggf. auch noch haptisch veranlagt sind, weswegen man auch oft beobachten kann, warum manche Gernredner sich auch gern berühren. Wobei es auch welche gibt, die das mögen, wie verabscheuen können und dabei nicht reden. Usw.
Und meist sind mir die Themen auch langweilig oder die Unterhaltungen, weil man irgendwie immer aneinander vorbeiredet, meine Fragen werden überhört und jeder sucht eh seinen Nutzen. Ein Mensch ist auch nur ein Teil eines Bildes. Es gibt so viel mehr. Aber ich hab Menschen im Grunde lieb und brauche sie als Mensch auch.
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In meinen nächtlichen Träumen ist es immer so, dass ich weiß, dass eine Person die und die war, auch wenn ich sie äußerlich nicht sicher erkennbar in Erinnerung habe oder sie sogar anders (kommt seltener vor) verkörpert war. Und dass ich Menschen nur in Albträumen ins Gesicht schaute, wenn sie mich anvisieren, um mich zu töten und ein Mal in einem Traum, wo mir ein Kind etwas wichtiges sagen wollte. Das Gesicht kann ich nicht beschreiben. Nur als ich Jahre später ein Kind gesehen hab, was diesem ähnlich sah, fiel mir der Traum dazu ein, aber es sieht etwas anders aus. Und ein Mal hatte ich sogar ein Traum, bei dem mein Vater kein Gesicht hatte. Jedoch war das für mich ein Albtraum, weil er da auch ganz weiß war bis auf seine Kleidung.
Auch im Wachleben die Gesichter nur als Teil meines gesamten Blickfeldes und in der Regel ziemlich uninteressant / abgeschwächt, außer die Augen drücken starke Energie aus (stechen) oder es wird wild gestikuliert (Hände) oder gerufen, - dass der Mensch sich eben aus dem Rauschbild hervorhebt. - Insofern nicht gleichzeitig noch ein Auto hupt oder ein Blatt vom Baum fällt etc. Je nach Situationskontext.
Wenn die Hände des Gegenübers gestikulieren, schaue ich immer da hin wo sie hinzeigen und wenn da dann was interessant ist, häng ich erst Mal da.
Im Gesamtbild sehe ich beispielsweise auch leicht wehende Blätter im Baum parallel zur Luftbewegung und am Rande bewegt sich das Gesicht eines Menschens. Man hört den Wind, die Autos auf der Schnellstraße, jemanden telefonieren und die Kinder mit einem sprechen gleichzeitig. Nur wenn ich mich auf Gesprochenes konzentriere, habe ich einen Fokus und zwar auf die bildiche Übersetzung daraus, wenn es interessant ist. Wenn es uninteressant ist, kann der bewegende Mund wieder interessanter sein o. ä. Das wird vermutlich als Aufmerksamkeitsdefizit angesehen. Dabei ist das doch Ansichtssache. Ein Holistik-Fokus mit geschwächten Umrissen kann sich herannahende Gefahren schlechter erkennen oder überhören. Zu dem verschwendet ein Autist, der mehr unter einer Rederei leidet, als unter dem Alleinsein viel Zeit mit dem Konzentrieren auf Gesagtes, weil ihm die Rederei an sich nichts gibt. Er könnte vielleicht an seinen Fokussen arbeiten. Aber warum soll er sich an andere allein anpassen? Autisten bereichern ebenfalls das Wirtschaftssystem enorm, auch wenn sie als berufsunfähig oder beeinträchtigt gelten, reißen sich IT-Firmen auch um sie oder Firmen, wo man sonst was analyiseren soll. Natürlich aber soll ja auch nicht jeder die Wettbewerbsspitze erreichen, was ja nicht mehrere gleichzeitig können.
Wenn ich mich aus dem Stehgreif erinnern soll an ein Gesicht, sehe ich nur unscharf oder die Augen und Umrisse oder ich denke an ein Foto der Person. Ganz selten passiert es, dass mir ein Gesicht prägnanter für Sekunden in einer Art Standbild in Erinnerung kommt bei irgendeinem Gedanken, was mir dann dabei auffällt und Freude in mir ausgelöst hat zuletzt.
Ich glaube ich spüre eher mehr wie es einer Person geht (entweder entspannt oder "will was" oder "irgendwas geht in ihr vor" von diesen physikalischen Schwingungen.
Akustisch kann ich Dinge um mich herum ausblenden oder zwei Sachen parallel erfassen, wenn ich mich ganz stark konzentriere. Aber visuell geht das bei mir nicht, außer ich drifte unbewusst in meinen Gedankenfilm ab, bei dem mein Unterbewusstsein zu 99% Fehlerfrei weiter agiert. Und dort sehe ich, wie in meinen nächtlichen Träumen auch viel auf ein Mal.
Kennt ihr das auch, dass ihr an bestimmten Landschaftsanblicken jeden Tag unabhängig vom Tageslicht Unterschiede erkennen könnt, auch wenn ihr diese nicht (immer) genau benennen könnt (z. B. Blätter-Farbwechsel und Wachstum von Büschen / Blättern, Gartenarbeiten von Nachbarn) Oder dass ihr selbst geringes Haarwachstum oder Haarkürzungen an anderen schnell bemerkt?
Weitere Beispiele: Beim Kindergarten gibt es beispielsweise zwei Mütter, die mir in letzter Zeit auffallen, weil sie mich ständig ansprechen. Nur habe ich die Tage überlegt, ob es zwei oder ein und die selbe Person ist. Weil sie beide dunkelhaarig sind mit dunkelhaarigem Sohn, beide Akzent und gleichgroß. Aber die eine trägt immer einen Zopf und die andere die Haare offen. Und die eine ist sanfter / feiner in ihrer Art und ich meine auch die Nase, während die andere "runder" (nicht mollig oder dick) ist und ich glaub auch eine tiefere Stimme hat + sich etwas temperamentvoller bewegt und lockerer plaudert, während die andere mehr Fragen stellt und vorsichtiger wirkt.
Der Nachbar, den ich am häufigsten von allen gesehen hab, habe ich letztens nicht wieder erkannt. Hinterher fiel mir auf, der Bart fehlte. Udn heute lehnte sich eine Frau über meinen Gartenzaun und fragte, ob ich sie noch kenne. Nach dem ich sie gefühlte 30 Sekunden lang anstarrte, sagte sie mir, dass sie letzens mit ihrem Vater da war. Vor allem habe ich ihre Haare von der heutigen und letzten Begegnung in Erinnerung. Heute waren sie glatt, beim letzen Mal aufgebauscht! Sie war von den Zeugen Jehovas, was ich dadurch raffte, dass sie ihren Vater mit erwähnte. (Nicht, dass ich sie zuvor reingelassen hätte. Aber ich hatte den Fehler gemacht und näher mit ihr geredet, was sie wohl zum erneuten Besuch veranlasste). Und ich weiß, dass sie sich künstlich freundlich gab. Aber Augen, Nasenform und Mund keine Ahnung mehr. Und als ich sie durchmusterte, sah ich auch den Zaun und die Büsche links.
Ansonsten ein Beispiel mit den Spinnen. Im Internet liest man die Tipps, die Spinnen nicht aktiv zu suchen, damit man sie weniger im Raum erblickt. Aber ich sehe automatisch immer im 180°-Feld und bemerke jede Bewegung oder Veränderung. Selbst bei meiner Holzbalkenschräge im Kinderzimmer war mir jeder dunkle Punkt vertraut.
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