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Ich bin 49 Jahre alt, habe 3 Kinder von denen der Mittlere auch ein Aspie ist. Da wundert es mich heute nicht mehr dass ich mit ihm immer am besten klar kam.
Tja, wie kam ich zu dieser Erkenntnis?
Vor einem Jahr wurde ich als 1€ Kraft als Busbegleitung und Unterrichtshilfe an einer Sonderschule eingesetzt. Den Leuten dort wurde sehr schnell klar das ich mit "schwierigen" Kindern hervoragend klar kam. Intuitiv habe ich sie meißt raus aus der Situation genommen und in eine ruhige Ecke gebracht. Überhaupt für Ruhe in der Klasse gesorgt. Nach und nach Störquellen ausgeschaltet, zuerst weil sie mich selbst genervt hatten (manchmal heimlich wenn niemand im Klassenraum war. Wie vibrierende Lampen ...). Als ich dann von einigen "schwierigen" Kindern dankbare Blicke erntete, auch selbstbewusster und auch zunächst erst gegen den Willen der Klassenlehrer. Was sich allerdings schnell erledigte als die merkten das diese Kinder nicht mehr ausrasteten. Mein Beispiel mich zurück zu ziehen, wenn es mir zuviel wurde, hat den Kindern das Selbstbewusstsein gegeben es auch von selbst zu tun, wenn es ihnen zuviel wurde. Im Kunstunterricht dann z.B. den CD-Spieler auszuschalten, um die permanente Beduddelung bei denen manche zunehmend unruhig wurden, abzustellen.
So schlug man mich beim Jugendamt als Integrationskraft für Aspergerkinder vor. (Das mache ich aber immer noch nicht)
Also habe ich mich im Netz über dieses Thema informiert und eine Menge an Informationsmaterial gelesen. Ich war von dem Thema fasziniert! Das kam mir alles so bekannt vor! Dann habe ich wochenlang bei Aspie.de gelesen. Wirklich von dem Moment an als ich nach Hause kam bis ich vor Müdigkeit umfiel.
Dann dämmerte es irgendwann bei mir und ich musste mich dem stellen. Ich bin auch so eine!
Auf der einen Seite brach eine Welt zusammen und auf der anderen Seite tat sich eine auf. Nun hatte ich endlich eine Erklärung dafür, warum ich durch die Welt bin und annahm ich sei auf dem falschen Planeten gelandet. Tatsächlich bin ich in Tränen ausgebrochen und habe tagelang geweint. Aus Trauer um mich, aus Erleichterung, aus Angst, aus Ratlosigkeit. Und jetzt?
Ich habe mein ganzes Leben rekapituliert und unter diesem Gesichtspunkt neu sortiert. Nun war ich endich komplett! Ein tolles Gefühl! Ich war sowas von erleichtert das es andere Menschen wie mich gab. Seitdem geht es mir um einiges besser, ich kann entspannter mit den Problemen umgehen und ich kann reden! Wenn ich in Stresssituationen komme, weiß ich endlich was da geschieht und warum das so ist. Ich kann endlich aufhören dieses Selbstvorwurfsrad in meinem Kopf laufen zu lassen. Wenn mich Menschen nicht verstehen, dann weiß ich jetzt warum. Ich komme nicht mehr ständig in Erklärungsnot, sondern ich kann das so stehen lassen. Ich muss mich nicht mehr komplett zurück ziehen, ich tue es jetzt aus einem anderen Grund, mir selbst den Raum zu geben den ich brauche.
Wenn mir jemand diesen Raum nicht lassen kann, dann drehe ich mich um und gehe eben.
Ich tue nicht mehr alles um so akzeptiert zu werden, lasse mich nicht mehr so ausnutzen.
Für mich war diese Erkenntnis das Beste das mir je in meinem Leben geschehen ist. Ich kann endlich so zu mir stehen wie ich das auch verdient habe und ich biege mich nicht mehr und verletze mich dabei nur selbst. Ich trete also für mich ein, das habe ich nie vorher getan.
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