Zitat:
Die vermeintlich gute Gesinnung, so kommt es mir vor, ersetzt das Argument. Und wer diese Gesinnung nicht teilt, wird dann eben als „Drecksblatt“ beschimpft und als „Rechtspopulist“ vorgeführt. Auch ich muss damit leben. Wenn ich Ihnen nun sage, dass ich mich keineswegs als „Rechtspopulisten“ sehe, werden Sie einwenden, dass das natürlich keiner freiwillig tun würde. Aber ist es wirklich „rechts“ und „populistisch“, einen Kontrollverlust des Staates zu beklagen, wie wir ihn in der Silvesternacht von Köln erlebt haben?
Mir ist völlig klar, lieber Herr Angele, dass ich in Ihren Augen ein Spießer bin. Sie bemühen ein entsprechendes Zitat von Matthias Horx, um es mir unter die Nase zu reiben. Sie werfen mir vor, ich würde Ängste schüren. In der Tat beschleicht mich ein mulmiges Gefühl, wenn ich sehe, dass unser Land die Kontrolle über seine Grenzen faktisch aufgegeben hat und einige von den Zuzüglern nun ganz offen Frauen drangsalieren, Diebstähle begehen, Menschen ausrauben. Mir ist auch klar, dass das nur ein winziger Bruchteil der vielen Migranten ist, die in den vergangenen Monaten nach Deutschland gekommen sind. Dies aber, wie Ihr Verleger und Chefredakteur Jakob Augstein es getan hat, als „ein paar grapschende Ausländer“ zu bagatellisieren, erscheint mir nicht nur dumm, sondern gefährlich. Denn ja: Vorfälle wie in Köln machen den Menschen Angst. Was ihnen aber noch viel mehr Angst macht ist die Tatsache, dass diese Ereignisse vertuscht und schöngeredet werden sollten. Vom Staat, von der Polizei, von dem, was ich „linksideologische Willkommensmedien und einen sich selbst gleichschaltenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ genannt habe.
Ich gebe zu, das mögen harte Worte gewesen sein (auch wenn ich den Begriff „Lügenpresse“, wie Sie es mir vorwerfen, nicht benutzt habe). Aber tatsächlich kommt es mir doch sehr so vor, als wären da, fast wie von selbst, Sprechverbote entstanden – belegt mit dem Strafmaß der sozialen Ausgrenzung. Und zwar im Zuge eines regelrechten Willkommens-Hypes, der von vielen Medien und den allermeisten Politikern in einer Rigorosität inszeniert wurde, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte: ein Totalitarismus der Wohlmeinenden. Das „Gute“, nämlich die deutsche Hilfsbereitschaft, durfte nicht hinterfragt werden. Anstatt einen Plan zu präsentieren, hieß es aus dem Kanzleramt immer nur wieder: „Wir schaffen das!“ Und wer, wie ich, es zwischendurch wagte, sich nach den Details zu erkundigen, wurde und wird immer noch als Defätist abgestempelt. Es hat etwas Wahnhaftes. Und diese Wahnhaftigkeit droht nun in einen wahnhaften Aktionismus umzuschlagen, mit dem weder unserem Land noch jenen gedient ist, die als Flüchtlinge tatsächlich unserer Hilfe bedürfen. Übrigens kommt es mir so vor, als ginge es vielen „Refugees welcome“-Jublern mehr um sich als um die Sache selbst: eine Art Wettlauf um die beste Moral.
Lieber Herr Angele, Sie schreiben in Ihrer Replik: „Man muss Dinge, die schwach sind stärken, und Dinge, die zu stark und mächtig sind, schwächen“, dies sei Ihr journalistisches Ethos. Ich kann mit solchen Bekenntnissen, ehrlich gesagt, nicht allzu viel anfangen. Aber wenn das nun schon für Sie gilt: Hatten Sie denn in letzter Zeit nie den Eindruck, dass ausgerechnet die nichthinterfragte Willkommenskultur ein bisschen arg mächtig geworden war? Wenn etwa der Kriminologe Christian Pfeiffer davon berichtet, ihm seien vor einem Interview mit einem öffentlich-rechtlichen Sender Sprechverbote zu gewissen Themen auferlegt worden: Ist denn dann nicht irgendetwas in unserer sogenannten Mediendemokratie kolossal aus dem Ruder gelaufen? Finden Sie es okay, dass Ihr eigener Verleger, Jakob Augstein nämlich, hinter meinem Rücken bei Cicero-Redaktionsmitgliedern Stimmung gegen mich machen will, weil ihm meine Ansichten nicht passen? (Sollten Sie ihm demnächst begegnen, so richten Sie ihm doch bitte aus, er könne sich auch direkt an mich wenden.) Und wie gefällt es Ihnen, wenn das Kulturmagazin eines öffentlich-rechtlichen Senders bei ehemaligen Kollegen anruft, um irgendwelche Ungeheuerlichkeiten über die vermeintlich rechtspopulistischen Umtriebe bei Cicero erzählt zu bekommen? (Bei uns selbst haben sich die Herrschaften übrigens nicht gemeldet, denn das hätte womöglich die Arbeitshypothese gefährdet).