Buchprojekt - Autistische Erwerbsbiografien
07.05.14, 20:07:48
Bicycle
Solche Biografien sind meiner Meinung nach potenzielle Quellen für Klischees.
Ist da dann eine Erklärung für z.B. Arbeitgeber dabei, wie man Arbeitsplätze, angefangen bei der Bewerbung, autistenfreundlicher machen könnte? Oder stehen da dann einfach nur die Biografien drin?
Ich kapiere immer noch nicht so ganz, was der Leser davon hat wenn er das Buch ließt.
Vielleicht muss man um den Sinn zu verstehen auch einfach nur ein Freund von Biografien sein und das bin ich nicht.
07.05.14, 21:18:19
aspiesb
Ich glaube, es geht darum, wie verschiedene Leute zu ihrer Diagnose gekommen sind.
Dazu zählen die Gründe und Umstände als Beispiel genannt.
Nur mal so am Rande, ich habe noch keinen Arbeitgeber gefunden, der den Arbeitsplatz überhaupt freundlicher machen würde. Dann glaub ich auch nicht, dass er das für Autisten tun würde.
Er würde sich eher einen Weg suchen, die Leute loszuwerden und billigeres Personal einzustellen.
Das ist traurig, aber leider Realität.
09.05.14, 14:22:54
Bhai
Nur mal so am Rande, ich habe noch keinen Arbeitgeber gefunden, der den Arbeitsplatz überhaupt freundlicher machen würde. Dann glaub ich auch nicht, dass er das für Autisten tun würde.
Er würde sich eher einen Weg suchen, die Leute loszuwerden und billigeres Personal einzustellen.
Das ist traurig, aber leider Realität.
Da hast Du absolut recht. Unsere Absicht ist es auch bestimmt nicht, irgendjemanden von irgendetwas zu überzeugen oder gar die Welt zu verbessern. Wir wollen einfach nur die zu Wort kommen lassen, die zum dem Thema gerne etwas aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz berichten würden.
09.05.14, 20:11:54
Bicycle
geändert von: Bicycle - 09.05.14, 20:12:30
Es gibt nicht nur Großkonzerne in welchen "nicht normgerechte" Menschen aussortiert werden. Es gibt auch Arbeitgeber welche auf ihre Angstellten eingehen und auch besondere Bedürfnisse berücksichtigen. Allerdings ging ich jetzt auch nicht davon aus, dass das Buch für Arbeitgeber gemacht wird. War nur eine Frage, um herauszufinden in welche Richtung das Buch gehen soll.
So wie ich das jetzt verstanden habe, sollen darin also wirklich rein nur Biografien vorkommen. Mich interessiert so etwas eher nicht. Aber es gibt genug Menschen welche das interessant finden. Von daher, viel Spaß bei der Umsetzung.
10.05.14, 15:40:28
aspiesb
Zitat:
Es gibt nicht nur Großkonzerne in welchen "nicht normgerechte" Menschen aussortiert werden. Es gibt auch Arbeitgeber welche auf ihre Angstellten eingehen und auch besondere Bedürfnisse berücksichtigen.
Da hast du Recht. Leider sind die letzteren genannten eher die Wenigen.
Ich sag es nicht gerne, aber mancher Arbeitgeber behandelt seine Mitarbeiter schon fast wie "Schlachtvieh".
Zitat:
So wie ich das jetzt verstanden habe, sollen darin also wirklich rein nur Biografien vorkommen. Mich interessiert so etwas eher nicht. Aber es gibt genug Menschen welche das interessant finden. Von daher, viel Spaß bei der Umsetzung.
Welche Bücher wenn interessieren hängt immer von der Person ab. Mich z.B. würde so ein Buch schon interessieren, besonders wenn da auch Falschdiagnosen drinnen stehen. Ich betone das hier extra nochmal, da ich das für wichtig halten würde. So könnten die Leser unterscheiden, ob sie wirklich Autismus hätten oder nur falsch diagnostiziert worden wären.
Kann aber zum Thema Buch noch sagen, dass man ein Buch nie vor seiner Veröffentlichung Beurteilen sollte.
Bücher schreiben ist schwieriger als gesagt. Man muss auf vieles achten, wie z.B. die Ausdrucksweise, die Ordnung in dem Buch, so dass auch das Textverständnis vorhanden sein kann.
Wenn man während des Schreibens was umändert, kann das schnell durcheinander geraten, darum kann ich euch noch den Tipp geben, euch besondere Stellen irgendwie zu markieren oder euch Stichwörter zu bestimmten abschnitten zu machen, damit es nachher kein Kauderwelsch gibt.
Z.B. schreibe ich einen Text über einen Jungen im Krankenhaus. Erst schreibe ich:
"Peter lag jetzt bereits 4 Tage im Krankenhaus, seit dem er vom Auto überfahren wurde."
Dann ändere ich den Text und schreibe plötzlich:
"Peter lag jetzt bereits 4 Tage im Krankenhaus... (ich streiche das mit dem Auto raus.)
Dann kam der Fahrer des blauen Autos vom Montag und erkundigte sich nach ihm."
Hier würde sich der Leser plötzlich Fragen, welche Rolle das Auto spielt und warum auch noch der Fahrer zu ihm kommt.
Das ist jetzt ein blödes Beispiel, aber sowas kann beim ändern schnell passieren, deshalb lieber 2x Notizen zu solchen Stellen gemacht, als nachher irgendwas unpassendes haben.
Das ist für euch besonders wichtig, wenn ihr die Biografien schreibt, da ich sie in bestimmte Kategorien unterteilen würde.
11.05.14, 00:30:39
Fundevogel
Hm, ein solcher Biografien-Katalog scheint mir auch was von "Autisten-Zoo" zu haben.
Ist es an eine Zielgruppe gerichtet?
Wahrscheinlich wollen das ja erst einmal Leute lesen, die sich für Autismus und nicht für irgendwelche Erwerbstätigen-Biografien interessieren?
Wenn es z.B. jugendliche Autisten lesen, die vor dem Start ins Erwerbsleben stehen: Können die Inhalte ermuntern, deprimieren oder lähmen? Verfolgt ihr bei der Auswahl der Lebenswege ein pädagogisches Konzept oder soll es eher ein Kaleidoskop werden nach dem Motto "BILD dir deine Meinung"?
11.05.14, 00:48:26
55555
Ein Problem dürfte wohl sein, daß sich nur sehr wenige beruflich wirklich erfolgreiche Autisten outen und von daher leicht eine Verzerrung ins Problematische stattfinden könnte.
11.05.14, 06:29:59
Bhai
Es kamen durchaus auch Zuschriften von beruflich erfolgreichen Autisten, die wir auch sehr gerne aufnehmen. Wir selber sind beruflich übrigens auch nicht "gescheitert" - aber es war halt sehr mühsam.
Welches Konzept wir dann verfolgen werden - ob pädagogisch oder anders -, können wir erst dann wirklich sagen, wenn wir einmal genügend potenzielle Biografen haben. Ich finde es allerdings grundsätzlich wichtig, dass das Thema in die Öffentlichkeit kommt. Es gibt ja doch unzählige Betroffene, die sich aufgrund ihres Autismus sehr schwer damit tun, beruflich Fuß zu fassen, obwohl sie alle benötigten Talente mitbringen (bis auf die ständig verlangte "Teamfähigkeit"). Von daher geht es uns einmal darum, öffentlich klarzustellen, das so etwas ein Problem ist, mit dem die Gesellschaft sich auseinandersetzen sollte, weil sonst möglicherweise auch große Begabungen verloren gehen, und zum anderen - und vor allem -, den "Betroffenen" zu zeigen, dass sie nicht alleine sind und dass die Hürden im Berufsleben nicht ihre eigene Schuld sind. Und vielleicht liefert die ein oder andere Biografie ja zudem noch wertvolle Tipps und Anregungen für andere, die mit ähnlichen Problemen kämpfen.
11.05.14, 06:41:24
Bhai
Was das "Outen" angeht: Wir haben ja explizit angeboten, dass alles anonymisiert werden kann.
11.05.14, 10:45:45
aspiesb
Zitat:
Wenn es z.B. jugendliche Autisten lesen, die vor dem Start ins Erwerbsleben stehen: Können die Inhalte ermuntern, deprimieren oder lähmen?
Die Bemerkung finde ich wichtig, da vor allem Jugendliche, die Autismus haben, dann ein Bild vor Augen bekommen könnten, dass sie sich mit ihrem Autismus "erst gar nicht zu bewerben" brauchen.
Quasi, dass sie gar keine Chance haben.
Deshalb würde ich da auch unbedingt anraten, erfolgreiche Autisten und erwerbslose/arbeitslose Autisten zu trennen. Ich würde empfehlen, auch unbedingt dazu einen kleinen Text zu schreiben, warum manche Autisten erwerbslos/arbeitslos sind, damit sich Jugendliche nicht als "Loser" vorkommen oder auch andere Personen mit Autismus und Nichtautisten auch besser nachvollziehen können, warum manche Autisten dauerhaft keinen Beruf haben, obwohl sie nicht faul sind.
Zitat:
Von daher geht es uns einmal darum, öffentlich klarzustellen, das so etwas ein Problem ist, mit dem die Gesellschaft sich auseinandersetzen sollte, weil sonst möglicherweise auch große Begabungen verloren gehen...
Ich fände auch gut, wenn ihr außer Biografien noch einiges zu Autismus in eurem Beruf erklärt, damit nicht wieder das klassische Autistenbild wie im Film "Rai Man" auftaucht.
Ich werde z.B. ständig damit verglichen und habe ja wohl mal Null mit dem gemeinsam.
Vor allem finde ich , sollte unbedingt darüber aufgeklärt werden, dass nicht alle Autisten geistig behindert sind, eben auch, weil ihr über berufliche Laufbahnen schreibt und man dann schnell denken könnte, xy bekommt keinen Job, weil er Autismus hat und somit geistig behindert ist. Deshalb sollte man xy in eine Behindertenwerkstatt stecken.
12.05.14, 12:12:37
Bhai
Vielen Dank noch mal allen, die sich bisher gemeldet haben! Wir werden leider noch ein paar Tage brauchen, bis wir dann alle noch mal kontaktieren bzw. Bescheid geben, wie's weitergeht, da wir beide erst einmal mit anderen Dingen ziemlich beschäftigt sind. Ich rechne jetzt mal mit Monatsende (bis dahin habe ich dann auch mal meine eigene Erwerbsbiografie zu Papier gebracht).
20.07.14, 10:53:03
Bhai
Mittlerweile haben wir zu dem Buchprojekt einen Flyer erstellt und drucken lassen. Wer den als PDF übersandt haben möchte, kann sich gerne melden! Da ich nicht weiß, ob man hier per PN auch einen Anhang mit 4,5 MB verschicken an, am besten per Mail: asbio@mail.de