Buchprojekt - Autistische Erwerbsbiografien
30.04.14, 20:22:13
Bhai
geändert von: Bhai - 30.04.14, 20:22:52
Wir (ein paar „Betroffene“) sammeln Erwerbsbiografien von Autisten, um daraus ein Buch zu machen. Wer also auf ein Erwerbsleben zurückblickt - oder mittendrin steckt -, das er für erzählenswert hält, und zudem Lust und Zeit hat, darüber zu berichten, ist herzlich willkommen. Einfach hier eine Nachricht hinterlassen (im Thread oder als PN) oder mailen an:
asbio[
ätt]mail[
Pkt.]de
Bitte stellt dann Eure Erwerbsbiografie aber vorerst nur ganz kurz in Stichworten dar. Wir wollen insg. etwa 20 berufliche Lebenswege sammeln – und je nachdem, wie groß die Resonanz jetzt ist, werden wir also möglicherweise auswählen müssen, was in welcher Form überhaupt zueinander passt. Der spätere Text sollte dann einen Umfang von um die 20.000 Zeichen haben (bzw. 10-11 Manuskriptseiten = 60 Zeichen à 30 Zeilen).
Und wenn jemand nicht gerne schreibt – die digitale Welt bietet viele andere Möglichkeiten: Interview per Chat oder Skype z.B., oder der Bericht als Audiodatei. Zudem lässt sich auch alles anonymisieren. Wenn jemand also nicht mit Name, Wohnort usw. da auftauchen will, ist das kein Problem. Wichtig ist jedoch in jedem Fall, dass aus der Biografie klar hervorgeht, dass die/der Autor/in auch autistisch ist.
02.05.14, 16:56:24
Cathryn
Hallo Bhai
ich finde das Projekt interessant und haette durchaus interesse daran. Ich leben in London und bin Softwareentwicklerin. Ich hab es langezeit in deutschland versucht, bin dort aber arbeitstechnisch auf keinen gruenen Zweige gekommen. Ich denke meine Frau haette vielleicht auch interesse, sie liest heir auch mit, aber ich weis nicht wie oft, und ob sie deinen Betrag schon gesehen hat.
Falls noch Bedarf besteht stehe ich gern fuer naehere Fragen zur Verfuegung und beantworte auch gern fragen ueber skype chat oder per email.
02.05.14, 17:08:50
Bhai
Hallo Cathryn,
vielen Dank für Deine Antwort auf unser Posting! Wir sind derzeit noch dabei, die eingehenden Rückmeldungen einfach erst mal nur zu sammeln - wir haben das Projekt erst vorgestern "gelauncht". Will heißen: Ja, wir haben durchaus Interesse an Deinem/Euren Beitrag. Bitte schreibt aber noch keinen Text - wir müssen die ganzen Rückmeldungen erst einmal durchsehen und sortieren, was noch ein paar Tage dauern wird. Wir melden uns aber auf jeden Fall wieder.
Viele Grüße nach London
04.05.14, 17:36:49
aspiesb
Ich würde euch auch gerne unterstützen, weiß aber nicht, ob ihr meine Erwerbsbiografie aufnehmen wollte.
Die Kurzform steht knapp beschrieben bei den Traumen und in meinem Thread "Asperger-Diagnose passend?"
kontrolliere ich gerade, wie autistisch ich bin.
Zudem arbeite ich gerade selber an meiner "Autismusbiografie", also wie ich zu der Diagnose kam und wie ich die Sache sehe.
05.05.14, 07:28:55
Bhai
Hallo Aspiesb,
vielen Dank für Dein Angebot, Deine Erwerbsbiografie mit aufzunehmen. Ich sehe nur leider ein Problem: Es sollte in jedem Fall klar sein, dass der/die Autor/in autistisch ist, entweder durch eine offizielle Diagnose oder (und vor allem) durch die Selbsteinschätzung. Du scheinst Dir aber noch gar nicht so sicher zu sein, ob Deine Probleme nun autismusbedingt sind oder nicht vielleicht andere Ursachen haben - und die Diagnostiker, die Dich begutachtet haben, genauso wenig. Jedenfalls habe ich die Postings von Dir, auf die Du verweist, so verstanden ... Ich hoffe, ich habe da nichts missverstanden. Wenn für Dich klar ist, dass die Kategorie Asperger/Autismus in Deinem Fall zutrifft, ist das natürlich etwas anderes, dann wären wir durchaus auch an Deinem Bericht interessiert.
In einem Buch über autistische Erwerbsbiografien können wir halt einfach nicht Biografien von Leuten mit aufnehmen, wo das mit dem Autismus gar nicht klar ist.
Liebe Grüße
05.05.14, 16:04:22
aspiesb
Zitat:
Es sollte in jedem Fall klar sein, dass der/die Autor/in autistisch ist, entweder durch eine offizielle Diagnose oder (und vor allem) durch die Selbsteinschätzung.
Dachte ich mir schon, dass es da Probleme gibt.
Habe ich nicht geschrieben, dass ich eine offizielle Diagnose habe mit 4 Seiten über jeglichen Krempl meines Lebens.
Nun kann man sich darüber streiten, ob ich laut Diagnostik falsch diagnostiziert wurde oder nicht.
Fakt ist, ich habe die Diagnose. Von mir aus kann ich das euch das Schreiben auch einmal schicken.
Allerdings steht da alles andere als die Wahrheit drinnen, wie z.B. das ich sehr langsam arbeiten würde, was ja mal gar nicht zu meiner Leistung passt.
Ihr habt ja geschrieben, das ihr "Erwerbsbiografien" sucht. Das heißt ja nicht, dass in dem Buch alle Erwerbsbiografien gleich aussehen sollten.
Ich fände es gut, wenn man in eurem Buch auch Beispiele schildert, die nicht so rund gelaufen sind oder eben merkwürdig abgelaufen sind, sonst fände ich persönlich das Buch teilweise zu einseitig, aber das ist eure Entscheidung.
Solche Fällen würden für mich ein Buch zumindest erst recht interessant machen, will euch da aber nicht reinreden.
Deshalb stelle ich euch meine Story weiterhin zur Verfügung.
06.05.14, 13:27:13
Bhai
Hallo Aspiesb,
vielen Dank für Deine Antwort. Bei dem Thema Diagnose geht es erst einmal darum, ob der/die "Betroffene" diese auch als stimmig erlebt, ob er sich damit identifizieren kann. Ich hatte eher den Eindruck, dass Du von der Diagnose nicht wirklich überzeugt bist, aber vielleicht habe ich da etwas falsch verstanden. Bei psychiatrischen Diagnosen gibt es nie: "Stimmt", oder: "Stimmt nicht." Psychiatrische Diagnosen sind immer zum großen Teil eine subjektive Einschätzung desjenigen, der die Diagnose stellt. Von daher ist es von unserer Seite aus letztlich wichtiger, wie Du das selber siehst. Wenn Du sagst: Ok, in der Diagnose erkenne ich mich wieder - dann ist Dein Text natürlich willkommen. Wenn Du aber eher das Gefühl hast, die Diagnose geht am Kern Deines Problems vorbei, würde es nicht so recht zum Konzept des Buchs passen.
Viele Grüße
06.05.14, 21:46:41
aspiesb
Zitat:
Ich hatte eher den Eindruck, dass Du von der Diagnose nicht wirklich überzeugt bist,
Doch, das hast du richtig verstanden, aber ich dachte mir zum einen, da ihr nur nach Erwerbsbiografien gefragt habt und ich eine Diagnosebestätigung hatte, wäre das interessant für euch.
Ihr habt ja nicht geschrieben, dass man selbst mit der Diagnose einverstanden sein muss.
Zitat:
Bei psychiatrischen Diagnosen gibt es nie: "Stimmt", oder: "Stimmt nicht." Psychiatrische Diagnosen sind immer zum großen Teil eine subjektive Einschätzung desjenigen, der die Diagnose stellt.
Nicht?
Ja, aber da muss es doch Tests geben, wie beim Alzheimer, die eine Diagnose absichern?
Ich dachte immer, auch in der Psychiatrie kann man nicht einfach so mit Diagnosen um sich schmeißen, ohne Beweise zu haben.
Jetzt krieg ich Albträume. Demnächst behauptet meine Psychiaterin noch, ich sehe schwarze, hungrige Sofas oder fliegende Möbelstücke oder sie stempelt mich als Vollhonk ab.
06.05.14, 23:27:19
Bicycle
Ja, aber da muss es doch Tests geben, wie beim Alzheimer, die eine Diagnose absichern?
Ich dachte immer, auch in der Psychiatrie kann man nicht einfach so mit Diagnosen um sich schmeißen, ohne Beweise zu haben.
Woher kommt der Beweis? Durch 100% objektive Fakten? Oder durch subjektive Erzählungen eines "Patienten", welche dann zusätzlich nochmals subjektiv vom Arzt interpretiert werden können? Ich denke eher letzteres.
Es gibt nicht umsonst immer wieder Erzählungen von Patienten, welche von Arzt zu Arzt gehen und bei jeden Arzt eine andere Diagnose bekommen.
Weil du gerade Alzheimer erwähnst, ich kenne übrigens jemanden mit einer Alzheimer Fehldiagnose.
Auch wenn ich weder am Mitschreiben noch am letztendlichen Buch interessiert bin, was ist das Ziel dieses Buches? Stehen da dann einfach nur Biografien drin? Oder hat es noch einen tieferen Sinn?
07.05.14, 07:48:30
Perunica
was ist das Ziel dieses Buches? Stehen da dann einfach nur Biografien drin? Oder hat es noch einen tieferen Sinn?
Das interessiert mich auch.
Ich war und bin berufstätig.
Und ich glaube nicht, das diese Tatsache für irgend jemanden wichtig ist.
Außerdem will ich meine Biographie auch nicht irgendwo gedruckt sehen, es gibt da ja auch schon einige von Autisten.
07.05.14, 14:16:35
Bhai
Hallo Aspiesb,
Ja, aber da muss es doch Tests geben, wie beim Alzheimer, die eine Diagnose absichern?
Ich dachte immer, auch in der Psychiatrie kann man nicht einfach so mit Diagnosen um sich schmeißen, ohne Beweise zu haben.
Sicher gibt es Tests, im Bereich Autismus sogar einige, aber die müssen nicht zwangsläufig alle durchgeführt werden - und auch wenn sie gemacht werden, wird das Ergebnis dann in der psychiatrischen "Gesamtschau" erst noch interpretiert. Bei anderen Diagnosen, wie einer Schizophrenie z.B., gibt es meines Wissens kaum Tests. Stattdessen gibt es eine Liste von Symptomen, von denen eine Mindestanzahl zutreffen muss. Dadurch kann es durchaus passieren, dass zwei Patienten beide die Diagnose "Schizophrenie" kriegen, ohne auch nur ein einziges Symptom gemeinsam zu haben.
Psychiatrische Diagnosen lassen sich weder beweisen noch widerlegen - und genau das veranlasst viele Psychiater dazu, "mit Diagnosen um sich zu schmeißen". Für welche Diagnose sich ein Arzt im Zweifelsfall entscheidet, hängt oft davon ab, welche der möglichen Diagnosen am besten vergütet wird oder welche die höchste Zahl an Psychotherapiestunden einbringt.
Und auch die Diagnose "Alzheimer" lässt sich nur durch Beobachtung stellen, da gibt es keine zuverlässigen Blut- u.a. Gewebetests. Dass jemand dement ist, ist ab einem bestimmten Zeitpunkt zwar nicht mehr zu leugnen, aber da es ja viele Formen von Demenz gibt, ist die Wahl der Schublade "Alzheimer" dann wieder eine subjektive Entscheidung ...
07.05.14, 14:24:03
Bhai
Was das Ziel des Buchs ist? Zum gegenwärtigen Zeitpunkt: eine Sammlung autistischer Erwerbsbiografien, die aufzeigen soll, wie schwer es die Arbeitswelt Autisten oft macht - vielleicht aber auch, je nach Beitrag, in welchen Arbeitsbereichen Autisten besonders geschickt sind bzw. Spaß haben. Das hängt letztlich von den Beiträgen der Autor/inn/en ab.
Anlass für die Idee zu dem Buch war, dass beide Autoren/Herausgeber (a) selbst Autisten sind und (b) eine eher wechselvolle bis mühsame Erwerbsbiografie hinter sich haben. Von daher dachten wir, vielleicht kann man aus unterschiedlichen beruflichen Lebenswegen von Autisten ja ein ganzes Buch machen (wir haben beide schon Bücher veröffentlicht, sind auf dem Gebiet also nicht neu).