Autisten fällt es schwer Sachverhalte kurz und ausreichend darzustellen?
01.03.12, 11:58:27
55555
Was meint ihr zu dieser Ansicht?
01.03.12, 12:30:01
schuschu
Kann man das überhaupt so aussagen?
Ich bin der Meinung, dass jeder seine ganz eigene Art hat , auch Sachverhalte darzustellen.
Wie der Empfänger es aufnimmt und ob es dann ausreichend ist, liegt in der Wahrnehmung eines jeden Einzelnen.
Wenn es mir nicht ausreicht und ich noch Infos brauche, dann liegt das auch in meiner Verantwortung, das mitzuteilen und notfalls nochmal nachzufragen.
Ich , als "nichtdiagnostierter ;) NA oder A, ich weiss es eben nicht, tue mir schwer, mich kurz zu fassen und weiss trotz langer Erklärungen nicht , ob es ausreichend für den anderen dargestellt ist.
Andererseits geht es mir so, dass ich manchmal das mir dargestellte nicht erfassen kann aufgrund MEINER Nochblockaden,die mich dann die Zusammenhänge noch nicht erkennen lassen.
Dann frage ich einfach gezielter....Ist für mich eine gute Übung, mich selbst zu reflektieren.
01.03.12, 13:13:55
Hans
Jo, irgendwie schon,
ich tu´ mir schwer etwas prägnant und zusammengefasst zu schildern,
ich verliere mich zu leicht in Details.
So ein Vortrag von mir ist für einen anderen technisch interessierten Menschen
durchaus informativ und wird auch wegen der Details gelobt,
aber den Gesamt-Zusammenhang muß ich abschließend noch mal erklären.
Das merke ich immer wieder erst zu spät.
01.03.12, 13:32:48
horrorvren
Komisch, mir wurde schon häufig gesagt, es sei ein besonderes Talent von mir, Zusammenhänge kurz und prägnant darzustellen.
Ich habe auch schon ein paar Mal gehört, dass Autisten das besonders gut könnten (jedenfalls scheint das so als "Klischeevorstellung" zu existieren)...
Ich glaube jedenfalls nicht dass man das so pauschal formulieren kann.
lg horrorvren
01.03.12, 15:31:21
55555
Ich hatte den Gedanken, daß diese Einschätzung wieder daraus herrühren könnte allgemeinmenschliche Belastungsfolgen zur autistischen Eigenschaft zu stilisieren, so wie man es auch bei Hospitalismus teils tut. Ursache für eine Häufung bei Autisten wäre hier ihre weit überdurchschnittlich schwere gesellschaftliche Behinderung und nicht autistische Veranlagung.
Ebenso hatte ich an Verwechselungen mit ADS gedacht.
Weiß jemand hier was bei Attwood "Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom" S. 259 Die Kunst der Konversation dazu steht?
01.03.12, 15:42:53
Lenz2011
Kurz und ausreichend darstellen kann ich schon. Allerdings ist es dann nicht mehr immer leicht verständlich.
Auch hier im Forum finden sich ja genügend knappe und präzise Beiträge von A die eigentlich zeigen dass es keine typische Eigenschaft von A ist.
Ich kenne ausserdem viele NA die zu ausschweifenden Darstellungen neigen.
Manchmal finde ich es aber schwer, aus einem Text die eigentliche Aussage rauszufiltern, vor allem wenn es ein konfuser Text ist wie sie Iheutzutage oft in Zeitungen zu fInden sind.
01.03.12, 15:52:00
wolfskind
bei mir gibt es bei überlastungen teils wirre anhäufungen
von details zu situationen,
die ich in nicht-überlastung besser zusammen fassen kann.
01.03.12, 16:29:15
55555
Der wohl gemeinte Satz lautet wie mir eben mitgeteilt wird:
Zitat:
There can also be a difficulty summarizing and getting to the point, which can be boring or irritating to the listener who expects a shorter and more coherent story.
Der Zusammenhang handelt wohl davon, was passiert, wenn NA z.B. ihre Fragen unklar formulieren.
01.03.12, 17:23:51
PvdL
geändert von: PvdL - 01.03.12, 17:26:07
Das rührt bestimmt daher, daß immer angenommen wird, alle Autisten hätten Probleme mit dem Sprechen. Wenn ich mal verraten habe, daß ich eine Form von Autismus habe, werde ich auch ganz komisch angeglotzt, wenn ich trotzdem wohlgeformte, zusammenhängende Sätze sprechen kann. Das scheint den meisten Angelesenen nicht ins Bild zu passen. Aber warum soll ich nicht sprechen können? Ich bin Akademiker.
01.03.12, 20:39:22
Aku
geändert von: Aku - 01.03.12, 20:41:32
Autisten hätten Probleme mit dem Sprechen.
Was genau meinst du damit?
02.03.12, 00:04:01
drvaust
Zitat:
Autisten fällt es schwer Sachverhalte kurz und ausreichend darzustellen
Das sind zwei Aussagen oder eine Aussage zu einer Kombination von zwei Aspekten. Ich halte das für nicht grundsätzlich zutreffend.
Auf Themengebieten, die mich interessieren und zu denen ich viel mitzuteilen habe, kann ich sehr ausführlich sein und weit abschweifen. Da fällt es mir schwer, mich kurz zu fassen. Ansonsten neige ich mehr zu Kurzfassungen, nur die Fakten und Schluß. Ich verstehe nicht, wie viele Menschen lange reden können, wenn in wenigen Sätzen alles gesagt ist. Ich habe ein besonderes Talent, auf eine rhetorische Frage zur Einleitung eines Gespräches mit wenigen Worten abschließend zu antworten (Gespräch kommt schlecht zustande).
Normalerweise stelle ich einen Sachverhalt ausreichend bis pedantisch dar. Aber manchmal verstehe ich nicht, warum mich die Leute nicht verstehen, dann stelle ich es evtl. nicht ausreichend dar. Das liegt dann am anderen Verständnis.
Ich habe den Eindruck, daß das bei anderen Autisten nicht viel anders ist.
Zitat:
alle Autisten hätten Probleme mit dem Sprechen
Das trifft evtl. zu, wenn es um das Sprechen mit NA und im Vergleich zu NA geht. Autisten sind etwas anders und sprechen etwas anders, aber nicht generell schlechter, und unterschiedlich. Manche Autisten können sich schlechter mitteilen, manche Autisten sprechen ungewöhnlich gut, manche Autisten sprechen eigenartig usw.. Aber Autisten sind grundsätzlich nicht sprachgestört. Außerdem lernen die meisten Autisten, wenn man sie läßt, ausreichend 'normal' zu sprechen.
Diese Ansicht wiederspricht dem Klischee vom nichtsprechenden Autisten. Viele Leute wundern sich, wenn ein Autist verständlich spricht.
02.03.12, 19:00:34
55555
Vielleicht ist das in diesem Zusamenhang noch aufschlußreich für offensichtlich fehlerhafte Deutungen durch manche NA-"Fachleute":
Zitat:
Kommentar eines AS-Autisten auf die Frage
„Kommen Sie in der Regel pünktlich zur Arbeit“?
„Ok, ich habe mich schon öfter verschlafen damals – aber
was ist, wenn ein sonst Pünktlicher im Stau stand - der ist ja
auch zu spät – war demnach nicht immer pünktlich – gibt er
dann „oft“ – an, verfälscht er die Statistik“
Hinter dieser kryptischen Aussage steht ein eindeutiges, aber
fehlerhaftes kognitives Programm.
Quelle