"Pädophilie" als gesellschaftliches Streitthema
22.12.11, 12:23:45
55555
geändert von: [55555] - 22.12.11, 13:04:23
[Von hier ausgelagert wegen Abschweifung, mfg [55555]]
'Pädophilie': Dieses Wort, das übersetzt "Knabenliebe" bedeutet, ist höchst irreleitend, da es sich bei der betreffenden Wahrnehmungsstörung um eine Lüsternheit handelt: Kinder werden von Pädophilen widernatürlich als Lustobjekte wahrgenommen.
Paidos bedeutet in dem Zusammenhang wohl eher nicht Knabe, sondern Kind, Herr Sprachwissenschaftler. ;)
Ansonsten finde ich persönlich es wenig hilfreich die aktuell modische NA-Hysterie einfach blind zu kopieren. Homosexuelle Handlungen werden bis heute teils ebenfalls noch als widernatürlich bezeichnet. Tatsächlich findet man jedoch alle möglichen sexuellen Handlungen in der Natur vor, sicherlich auch das was wir heute mit "Pädophilie" meinen. Insofern wäre es wohl - egal wie man in der Sache zu dem Thema steht - wenigstens hilfreich anzuerkennen, daß es hier um kulturelle Normen geht und zudem in hohem Maße um undifferenzierte Vermischungen von Handlungen, die auch sehr verschieden bewertet werden können. Wenn Vergewaltigung, Pädophilie, etc. eines nicht sind, dann wohl widernatürlich.
Die Kernfrage was das Thema angeht ist ja nach meinem Stand eher: "Kann ein Kind Sex mit einem Erwachsenen haben wollen." oder "Ab welchem Altersunterschied kann man von selbstbestimmter Sexualität sprechen?" Wenn oft gleichgesetzt wird, daß Pädophilie gleichbedeutend mit Vergewaltigungen und dergleichen ist, dann entspricht das ja nicht unbedingt der Realität. Die Grenzfälle sind für mich viel interessanter, was ist z.B. wenn ein (älteres) Kind sich überhaupt nicht gegen sexuelle Handlungen eines Erwachsenen wehrt und es danach von aich aus auch nicht als schlimm deutet? Auch wenn viele Pädophile sicher dazu neigen sich fälschlich einzubilden, daß das Kind in normaleren Situationen den Sex selbst auch will, so ist das ja durchaus auch allgemein ein Phämonem, das man im Zusammenhang von Sex in allen möglichen derzeit anerkannten oder geächteten Konstellationen vorfindet und wohl im Rausch-/Suchtcharakter der Sache selbst begründet liegt. Man kann sicher plausibel argumentieren, daß Sex erst mit der Geschlechtsreife angemessen ist, aber die Psychologie selbst schreibt widerum Kindern sexuelles Empfinden schon weit vor diesem Umbruch zu. Was macht man also aus alledem? Man spart sich das Denken, indem man einfach mit dem Holzhammer losdrischt ohne groß selbst nachzudenken.
22.12.11, 12:43:20
Leyla
geändert von: Leyla - 22.12.11, 12:44:21
Das ist sehr genau differenziert. Daher schreibe ich ergänzend/korrigierend:
Vergewaltigung
Gewaltakt
22.12.11, 12:47:49
PvdL
Es liegt mir fern,
mit dem Holzhammer los zu dreschen. Der Grund, warum es mitunter nicht leicht ist, eine Handlung als sexuell zu fassen, liegt m.E. daran, daß Sexualität selbst -- wenn man vom Kernbereich, der
Sexualität im engeren Sinne absieht -- nicht leicht zu fassen ist. Es gibt einen großen Bereich der
Sexualität im weiteren Sinne, dem auch Phänomene zuzurechnen sind, wie etwa Gesellschaftstanz. Ich denke, daß es auch für Kinder interessant ist, von einem vertrauten Erwachsenen dessen volle Aufmerksamkeit und körperliche Nähe zu genießen. Aus diesem Grunde sind es in der Regel auch keine Unbekannten, denen sie zum Opfer fallen. Der Volksmund spricht vom "bösen Onkel".
Manche Kinder flirten geradezu mit Erwachsenen. Ich bin aber dennoch überzeugt, daß seitens des Kindes Sex dabei nie beabsichtigt oder erwünscht ist.
Homosexualität ist ein Themenbereich, den wir m.E. hier besser ausklammern sollten.
22.12.11, 13:42:39
55555
Ursprünglich ist es nicht mein Ziel gewesen das Thema an sich zu diskutieren. Meine Motivation lag eher darin allgemein solche Kampfpolemik nicht einfach so stehenzulassen. Die zugehörigen gesellschaftlichen Mechanismen finde ich hochgradig gefährlich, gerde wenn ein Thema soweit gebracht wurde, daß die polemisierenden Personen gar nicht mehr ernsthaft damit rechnen, daß ihnen selbst bei den unsinnigsten Behauptungen widersprochen wird, sofern sie nur ein "modisches" Ziel anvisieren. Das ist etwas, das ich eher als NA-Rudelverhalten kenne. Sicherlich, auch Autisten leben in dieser Gesellschaft und schnappen soetwas auf, beziehungsweise passen sich solchen Unarten zu sehr an.
Andererseits kann man sich sicher fragen, ob man alles differenziert ausdiskutieren sollte, aber das wäre schon wieder eine Abschweifung.
Ich denke, daß es auch für Kinder interessant ist, von einem vertrauten Erwachsenen dessen volle Aufmerksamkeit und körperliche Nähe zu genießen.
Ja, entscheidend ist wohl auch das Wissen von Kindern über Sexualität und hier gibt es gesellschaftlich bedingt extreme Unterschiede bis hin zu Erwachsenen, die glauben Kinder würden im Garten gefunden, etc. Und da wird es schon wieder schwer, denn diese Erwachsenen werden aufgrund des rein datumstechnischen Alters als "sexualmündig" betrachtet, obwohl von diesen wohl auch etliche Leute gar nicht bewußt Sex beabsichtigen, wenn sie unwissentlich mit jemandem ein Kind zeugen.
Insofern kann man sich also auch allgemein fragen, ob bei sexuell unerfahrenen und unwissenden Personen überhaupt entscheidend ist, was sie bewußt wollen, beziehungsweise wieviel sie über die Hintergründe gewisser Impulse schon wissen.
Zitat:
Homosexualität ist ein Themenbereich, den wir m.E. hier besser ausklammern sollten.
Wieso? Ein großer Unterschied ist sicherlich, daß Homosexualität in der Regel zwischen mehr oder weniger gleichaltrigen Personen ausgeübt wird (wobei sie früher durchaus ohne klare Grenzziehung mit anderen Formen der "Sodomie" zusammengewürfelt wurde).
22.12.11, 13:59:57
Vendela
Ich würde nicht pauschal darüber urteilen, was Kinder beabsichtigen oder möchten, aber die Aufteilung von Sexualität im engeren und weiteren Sinne finde ich gut.
Ansonsten denke ich, hängen die (sexuellen) Bedürfnisse von Kindern von ihrem (psychosexuellen) Entwicklungsstand ab.
22.12.11, 14:08:38
PvdL
geändert von: PvdL - 22.12.11, 14:09:11
Daß es sogar ausgewachsene Menschen gibt, die von Sexualität überfordert sind, halte ich nicht für ein Argument gegen, sondern für meine Auffassung.
Homosexualität sollte m.E. deshalb ausgeklammert werden, weil es ein Phänomen ist, daß nahezu unabhängig vom Alter der handelnden Individuen diskutiert werden kann. Auch ich halte wohl gemerkt Homosexualität für weder unnatürlich noch verwerflich. Das Problemfeld "Kindesmißbrauch" kann sich damit überlagern, muß es aber nicht. Oder einfach gesagt: Nicht jeder Homo ist auch ein KiFi.
22.12.11, 15:22:10
55555
Daß es sogar ausgewachsene Menschen gibt, die von Sexualität überfordert sind, halte ich nicht für ein Argument gegen, sondern für meine Auffassung.
Ist es Überforderung, wenn einem aus gesellschaftlichen Hintergründen heraus z.B. Wissen zur Sexualität vorenthalten wurde? Ich denke nicht, zumindest nicht ursächlich. Wir leben in einer Zeit, in der die jetzige Jugend stilisierte Pornofilme für Dokumentationen hält und ihnen nacheifert. Je nach Peergroup auch schon ziemlich früh und ausdrücklich mit dem Ziel sexuell aktiv zu werden (die genauere Motivlage wäre schon wieder ein Thema für sich), das aber soweit ich es sehe meist in ähnlichen Altersklassen. Aber es gibt eben auch gar nicht so wenige meist junge Frauen, die sich zu älteren Männern hingezogen fühlen (und sei es weil diese materiell etwas zu bieten haben - eine Motivlage die in keinster Weise nur auf Kinder oder Jugendliche zu beschränken ist).
22.12.11, 16:31:15
PvdL
Ich habe ganz bestimmt nicht behaupten wollen, daß Überforderung die Ursache sei. Es ist m.E. das sichtbare Symptom verschiedener, möglicher Ursachen.
Die Übersexualisierung, zumindest aber die zu frühe Sexualisierung ist ein großes gesellschaftliches Problem, daß auch in der Literatur beschrieben ist. Mein Schlüsselerlebnis diesbezüglich ist folgendes Erlebnis: Auf einer Geburtstagsparty, zu der ein Gast auch seine minderjährige Tochter mitbrachte, erzählte diese zunächst stolz, schon Erfahrungen in einem Swinger-Club gesammelt zu haben; kurz darauf sprach sie aber auch davon, daß sie ganz fest daran glaube, daß ihre Eltern sie ganz ohne Sex gezeugt haben würden, sondern einfach nur durch ihre Liebe. Ich meine, daß dieses ganz deutlich zeigt, daß Sex von ihr als notwendiges Übel angesehen wird, um gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen, gleichzeitig aber auch als etwas Schmutziges und Niedriges; Liebe dagegen als etwas sehr Wertvolles. Ein weiteres Zitat von einer anderen jungen Frau: "Ohne Drogen kann ich Sex nicht ertragen." Und all das nur, weil "Sex sells" (d.h. "Sex sich gut verkauft")? Oder sind dies immer noch die Nachwirkungen der sexuellen Revolution?
22.12.11, 17:09:22
55555
Wir erleben vielleicht noch die Gegenreaktion zur Tabuisierung einige Jahrhunderte vor der Nachweltkriegszeit, die sich dann vielleicht mit der Zeit wieder normalisiert. Oder sie tut es nicht, weil das Thema nachhaltig wirkt wie eine enttabuisierte Volksdroge.
23.12.11, 01:29:06
drvaust
Ich sehe Pädophilie eigentlich nicht als negativ, denn es geht, wörtlich, um Liebe, nicht um Sex.
Mich stört, daß heutzutage meistens nicht zwischen Liebe und Sex unterschieden wird. Die Formulierung 'Liebe machen' bedeutet üblicherweise Sex. Für mich sind Liebe und Sex verschiedene Sachen, das eine geht auch ohne das andere.
Es gibt Menschen, die Kinder lieben und deshalb Kindern nie etwas schlechtes antun würden.
Aber in unserer Gesellschaft ist eine 'Pädophilie'-Hysterie ausgebrochen. Kindergärten werden mit hohen Wänden umzäunt, damit 'Pädophile' die Kinder nicht sehen können. Mir hat ein Bekannter erzählt, daß er Angst hat, seine Tochter nackt zu sehen oder anzufassen, um nicht in Verdacht zu geraten.
Ich finde es gut, wenn Menschen Kinder lieben, das ist natürlich (dient der Erhaltung der Art). Aber Sex mit Kindern finde ich sehr schlecht.
Problematisch finde ich das bei fast erwachsenen Jugendlichen. Ich vermute, daß manche Jugendliche wirklich einen Erwachsenen verführen wollen, wirklich lieben, bis zum Sex. Aber der Erwachsenen sollte sich seiner Verantwortung bewußt sein, vermutlich ist dem Jugendlichen die Tragweite nicht bewußt. Es mag für den Jugendlichen reizend sein, von dem Erwachsenen auch sexuell ernst genommen zu werden. Aber was ist wenige Jahre später, wenn der Jugendliche erwachsen ist, generell ernst genommen wird, und dann mit so einem alten Knacker ein Verhältnis hatte.
Bei älteren Erwachsenen finde ich einen größeren Altersunterschied nicht so schlecht, z.B. wenn eine 43-jährige einen 59 Jahre Älteren heiratet (Johannes Heesters).
23.12.11, 01:42:29
Leyla
geändert von: Leyla - 23.12.11, 01:45:03
Wisst Ihr, als ich "Pädophilie" im anderen Thread nannte, habe ich nicht so differenziert. Ich habe einfach nur an die Kinder gedacht, die brutalst ....
Denkt euch euren Teil.
Genau diesen Akt, den verurteile ich verschärft. Alle anderen sind mir relativ egal, die Jugendlichen oder die Erwachsenen die mal mit 20 Jahren altersunterschied zusammen sind. Das ist alles ok. Aber wenn jemand einem Kind etwas tut werde ich sehr agressiv, egal wessen Kind, und ich kann mir nicht helfen, aber wenn ich mir eben genau diesen Akt am Kinde vorstelle ... da will ich mehr tun.
Auch wenn ich dann selber unmenschliche Dinge tun muss.
24.12.11, 01:22:22
PvdL
geändert von: PvdL - 24.12.11, 01:24:16
Ich sehe Pädophilie eigentlich nicht als negativ, denn es geht, wörtlich, um Liebe, nicht um Sex.
Das ist wohl ziemlich naiv, wenn ich das mal so direkt sagen darf. Abgesehen davon entspricht es einfach nicht dem Sprachgebrauch. Wenn man zum Ausdruck bringen möchte, daß jemand lieb mit Kindern ist, dann sagt man 'kinderlieb' dazu. Wenn man von jemandem sagt, er (oder sie) sei pädophil, dann ist schon gemeint, daß die betreffende Person eine erotische Neigung zu Kindern hat bzw. von Kindern sexuell erregt wird.