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Sozialtraining

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04.05.11, 21:12:06

[feder]

Dieser Thread stellt eine Auslagerung von dort dar.
04.05.11, 21:42:36

schneeweiß

Zitat von Schneekugel:
Entsprechend würde es mich ja interessieren ob die Teilnahme eben freiwillig ist oder nicht, also die Kinder auch direkt am betroffenem Tag entscheiden können ob sie selbst gerade Lust haben hinzugehen oder nicht. :)

Mein A-Sohn war eine Weile in einer Sozialtrainingsgruppe. Die Anmeldung dort war natürlich freiwillig. Da dann aber die Krankenkasse die Kosten übernahm, war die Teilnahme schon mehr oder weniger verpflichtend. Zunächst glaubte ich, ich würde meinem Sohn etwas Gutes damit tun. Es gefiel ihm dort anfangs auch recht gut, nach einiger Zeit wollte er aber nicht mehr hingehen. Gelernt hatte er nach meiner Auffassung dort auch nicht wirklich was. Ich hatte dann einige Mühe, ihn da wieder rauszubringen, da ja nun mal die Kostenübernahme genehmigt war :(

Mein Sohn bedauert zum Teil, dass es ihm nicht gelingt, andere Teenager anzusprechen. Er hat damit ganz aktuell ein großes Problem. Als er jünger war, fand er es aber nicht problematisch. Wenn er mit anderen Kindern in Kontakt kommen wollte, lief er diesen so lange hinterher, bis die Kinder ihn fragten, weshalb er ihnen nachläuft. Dann äußerte er seinen Kontaktwunsch. Einfach zu dem Kind hingehen und fragen, gelang ihm irgendwie nicht.

04.05.11, 21:58:04

drvaust

Monica62, ich habe den Eindruck, daß Du Dich wirklich sehr bemühst, Deinem Sohn zu helfen. Du willst ihn befähigen, später selbständig zu leben. Dir scheint es nicht egal zu sein, wie es Deinem Sohn geht, wie er sich dabei fühlt. Das ist gut, lobenswert.
Ich habe aber auch den Eindruck, daß Du denkst, daß es am besten ist, wenn Dein Sohn lernt, sich ganz normal und unauffällig zu verhalten.
Dein Sohn ist aber Autist, also nicht normal, sondern anders. Dein Sohn hat andere Fähigkeiten und Bedürfnisse. Deshalb kann Dein Sohn schlecht normal leben. Dein Sohn wird immer anders leben, auch wenn er sich anpaßt. Auch wenn er sich mit aller Kraft anpaßt und fast unauffällig lebt, wird ihm dann diese Kraft für wichtigere Angelegenheiten fehlen, z.B. für seine Weiterentwicklung. Dein Sohn muß lernen, anders erfolgreich zu leben.
Eine Gruppe, in der sich autistische Kinder über ihre speziellen Probleme austauschen, finde ich gut. Es könnte aber sein, daß diese Gruppe thematisch dirigiert und manipuliert wird. Z.B., daß den Kindern vorgegeben wird, 'Ihr müßt jetzt mal diskutieren, wie ihr möglichst nichtautistisch werdet.'. In einer solchen Gruppe müßte diskutiert werden, wie die Kinder möglichst erfolgreich autistisch leben können.
Also, monica62, bitte nimm die Kritiken nicht so tragisch und persönlich. Du scheinst Dich sehr für Deinen Sohn einzusetzen. Bitte überdenke die Äußerungen, vielleicht eröffnet das Dir eine neue Sicht.
05.05.11, 18:25:53

Fundevogel

Bei einem großen Selbsthilfetreffen referierte eine Organisatorin von Freizeitgruppen für Autisten. Sie äußerte, dass autistische Kinder in diese Gruppen gehen, weil die Eltern es für gut und richtig halten (und finanziert bekommen).
Als Jugendliche würden sich die meisten gegen den unterschwelligen Zwang dieser Treffen auflehnen und einfach nicht mehr kommen.:)

Im übrigen finde ich es sehr bedenklich, wenn sich Zusammentreffen von Kindern, die miteinander "können", Training nennen (was im besten Falle immer noch eine Ertüchtigung ist).
Das größte Kinderglück entsteht doch immer noch bei absichtslosem Spielen!

Ich gebe weiter zu bedenken, dass über Teilnahmen an solchen Kreisen, die mit einem professionellen Pädagogen besetzt werden, Protokolle geschrieben werden...und diese Protokolle pflanzen sich weiter in Akten bis ins Erwachsenenleben...und dort können sie fatale Folgen haben, was A hier im Forum immer wieder unangenehm erleben müssen, weil sie zu permanenten Vorverurteilungen führen, insbesondere da, wo Autismus nicht gekannt oder akzeptiert ist.

Außerdem finde ich, dass es höchste Zeit ist, einen "Förderkreis für Einzelgänger, Solisten und Eremiten" e.V. zu gründen;), ehe man ganz vergißt, dass sie eine natürliche Form des Lebens wählten.

Menschen suchen sich die wenigen Menschen, mit denen sie in Freundschaft leben wollen nicht nach ihrer Fähigkeit aus gesellschaftskonform zu sein, sondern eher im Gegenteil, wie fähig sie zu einem ehrlichen Wort über diesen ganzen Zirkus sind.
06.05.11, 02:14:35

Wataru

Zitat von Fundevogel:


Außerdem finde ich, dass es höchste Zeit ist, einen "Förderkreis für Einzelgänger, Solisten und Eremiten" e.V. zu gründen;), ehe man ganz vergißt, dass sie eine natürliche Form des Lebens wählten.

Menschen suchen sich die wenigen Menschen, mit denen sie in Freundschaft leben wollen nicht nach ihrer Fähigkeit aus gesellschaftskonform zu sein, sondern eher im Gegenteil, wie fähig sie zu einem ehrlichen Wort über diesen ganzen Zirkus sind.


ein Dankeschön dem werthen Fundevogel für die ersinnung einer mir sehr symphatischen Förderkreis Gruppe.

Trete am liebsten gleich bei, der vorteil ist ja auch das man sich nicht wircklich treffen muss, da man sich als Eremit eh gegenseitig vortrefflich versteht, alleine durch die verbindende tatsache des eremtisch seins.

Oder wie bei Asterix und den grossen Erz-Druidenwahlen könnte man sich ja dann vieleicht alle 13 Jahre mal in einem Mistelhain oder so treffen. ;)


Mir hätte als Schulkind so ein treffen anfangs Schulzeit und eines zum Abschluss 13 jahre später gereicht, wenn ich in den 13 jahren dazwischen in einer Bibliothek einquartiert worden währe. klar jemand der einem abundan Aufgaben gibt und sie korigiert währe ja toll gewessen. :)

und jedes andere, auch nicht Nt-Kind, das sich neben mich gesetzt und sich zu beschäftigen gewusst hätte, währe von mir immer höflich behandelt worden und man hätte sich wohl abundan ein buch zugeschoben wo man sich gedacht hat, das könnte den anderen interessieren. ( also wo ist da die fehlende sozialkompetenz? ) ;)

Gerade auch wegen der fähigkeit zu einem ehrlichen Wort über denn Zirkus, hatte ich meistens die besten Freunde eh in Literaten gefunden. ehrlich gesagt ist mir ein Freund der zwar schon 100 jahre vor mir gestorben ist, aber was zu erzählen weiss das mich zu fesseln vermag viel lieber, als einer der einem, im jetzt hintergeht, missversteht oder noch schlimmer langweilt.

Die einzig wircklich guten lehrer die ich als kind hatte wahren einfach zwischen Buchdeckeln.
Was will man mit agressiven, frustriertn und gelangweillten landplagen als lehrer, wenn man auch kultivierte differenzierende denker haben kann.

Also ich hätte als kind alle meine Lehrer in einen Kurs über Sozialkompetenz und einige lehrer zusätzlich ins seminar "zur erlangung des ersten funkens menschlichkeit" geschickt.

später habe ich auch echte Lehrer im jetzt gefunden.
lange dachte ich echte lehrer seien mitte letzten jahrhunderts wohl entgültig ausgestorben. Zum glück habe ich mich getäuscht. Bildungswegs technisch war es da, aber leider schon zu spät.

Vieleicht so finde ich ,
sollte man die Lehrerschaft ein wenig mehr kultivieren, dann klapts eventuel auch besser mit dem Neuronalen Nachbarn ;)
06.05.11, 02:29:06

monica62

Durch mangelnde "Sozialkompetenz" sind bei meinem Ältesten im Lauf der letzten 2 Jahre, sämtliche Kontakte zu seinen Kollegen abgebrochen. Er hat diesen Teufelskreis nun durchbrochen, indem er einer Jugendpartei beigetreten ist. Eines seiner Spezialinteresse ist Politik. Er ist nun sehr froh, wieder Anschluss an andere Jugendliche mit ähnlichen Interessen gefunden zu haben.

Gestern sagte er mir in 2 Sätzen wie er sich dabei gefühlt hat. Er meinte, solange er wählen kann, ob er alleine oder in Gesellschaft von Gleichaltrigen sein kann, geniesst er das Alleinsein sehr. Aber, wenn er, mangels Möglichkeiten/Kontakten keine Wahl hat, alleine zu sein, ist das sehr frustrierend.
06.05.11, 02:40:17

Wataru

liebe monica62

ich finde es toll wenn er sich sein soziales umfeld sich und seinen interessen anpassen kann und darf.
Seine aussage über das alleine oder gemeinsam sein, könnte ich so x fach auch unterschreiben.

Ich denke zu spühren, und das finde ich echt schön das Du Dir als Mutter sehr viel mühe gibst Ihnen möglichst viel zu ermöglichen.
Dafür meinen echt empfundenen Respekt.

Viel Spass Deinem Sohn in der Politik wünscht.
wataru
06.05.11, 11:22:04

wolfskind

vielleicht glaubt er auch nur dass er frustiert zu sein hat wenn er keine kontakte hat. weil er das von allen seiten mitbekommt.
hat er nicht via mail kontakte?
06.05.11, 11:30:42

Wataru

Ich kann deine aussage, wolfskind gut nachvollziehen.
mir wurde auch immer eingeredet das nur jemand der viele freunde hat reich sei. so hatte ich viele freunde, fühlte mich dabei aber nicht reich , sondern eher bes.......!

Meine Eltern machte es aber glücklich. Herlich!

06.05.11, 13:25:16

monica62

Unser Sohn hatte nie viele Freunde. 1 bis 3 gute Freunde reichten ihm völlig aus. Er war so zufrieden. Er hatte sporadisch Kontakt, oder er genoss den Rückzug in seinem Zimmer.
Wir haben uns hier nicht eingemischt, wir stellten uns auf den Standpunkt, dass er nun als bald junger Erwachsener sein soziales Umfeld selber gestalten soll. Als Ersatz schlug ich ihm vor, Kontakte via Email, Foren, Facebook aufzubauen. Er konnte sich dazu (noch) nicht überwinden.
Langsam nahm ich bei ihm eine gewisse Unzufriedenheit wahr. Wusste aber nicht, ob ich es richtig einordnete. Ich liess ihn gewähren. Dann, für uns schlussendlich überraschend, entschied er sich bei einer Unterschriftensammlung bei seiner Partei mitzumachen. Seine Laune war Stunden vorher, kaum auszuhalten. Er war nervös, fühlte sich unwohl und hatte wohl auch Angst. Wir staunten nicht schlecht, als er tatsächlich loszog und ging. Wir sicherten ihm zu, dass wir telefonisch jederzeit erreichbar wären, wir hätten ihn also innert der Fahrzeit aus der Situation hinausnehmen können. Ich bekam dann abends einen Anruf meines Sohnes, bei dem er mir mitteilte, dass es spät wird und ob wir bereit wären ihn und einen Kollegen auch erst sehr spät heimzufahren. Wir sicherten ihm dies zu.
06.05.11, 13:36:47

wolfskind

hier war nicht gemeint dass ihr als eltern ihm dieses gefühl vermittelt frustriert sein zu müssen. sondern die tatsache dass die menschen um ihn rum ihm das vorleben. reich ist der der viele freunde hat. das ist doch das motto der meisten. und wenn man dann nicht "stark" genug ist dagegen anzustehn glaubt man irgendwann auch frustriert sein zu müssen und sich zu dingen überwinden zu müssen die man eigentlich nciht tun will.

natürlich kann es ein dass ihm gefallen hat und er daher auch länger bleiben wollte. aber genauso kann es sein dass er es sich und der welt beweisen wollte und eigentlich lieber in seinem alten rhythmus geblieben wäre.
07.05.11, 01:55:31

drvaust

Ich sehe eine Gruppe von Gleichartigen, die sich gelegentlich treffen, nicht so negativ. Das habe ich bei unserer SHG von Autisten gelernt. Es ist schön, mal unter Menschen zu sein, die ähnlich sind, ähnlich verstehen und ähnliche Erfahrungen haben.
Ich könnte mir vorstellen, daß sich autistische Schüler gerne mal untereinander beraten, wie sie besser mit der Schule und NA zurechtkommen. Es ist vermutlich ein gutes Erlebnis, nicht immer der einzige Autist unter komischen NA zu sein.
Aber bei einem offiziellen Treffen von Minderjährigen muß ein Erwachsener die Aufsicht haben, das gebieten verschiedene Vorschriften. Wenn sich die Gruppe also nicht inoffiziell irgendwo trifft, muß eine Aufsicht dabei sein. Einen normalen Lehrer als Aufsicht halte ich für ziemlich ungeeignet, weil der dann einen Erziehungsauftrag sehen würde, statt nur aufzupassen und evtl. zu moderieren. Warum sollte es da ein Protokoll geben? Bei einem Zeichenzirkel, einer Sportgruppe, einem Töpferkurs o.ä. gibt es doch auch kein Protokoll, höchstens eine Abrechnung der Aktivitäten, wenn es um Gelder (z.B. für Geräte und Material) geht.
Für mich wäre es vermutlich gut gewesen, wenn ich als Kind manchmal erlebt hätte, daß ich nicht der einzige Andersartige bin. Ich fühlte mich manchmal als einziger Vernünftiger unter Verrückten, manchmal auch als unfähig. Da hätten mir andere meiner Art geholfen.
 
 
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