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Handlungsunfähigkeit = Blockaden?

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04.05.11, 16:28:42

Antika

Ich habe mit meinem Kind auch tagtäglich Situationen erlebt, aber ich habe nie etwas von meinem Kind erwartet. Du schreibst doch aber selbst, dass du eine selbstständige Handlung von deinem Kind erwartest. Und da dein Kind diese Erwartung (noch) nicht erfüllen kann, trainierst du mit ihm. (Und das alles nur, damit aus ihm mal ein selbstständiges Menschenkind wird, wie du es selbst hier irgendwo in einem Beitrag ausgedrückt hast.)

Da ich damals wusste, dass meinen Sohn Schulreisen restlos überforderten, habe ich meinen Sohn von diesen Schulreisen befreien lassen. Später, auf der höheren Schule hat er zwar noch einmal daran teilgenommen, dann aber auch nicht mehr. Er mochte diese Klassenfahrten einfach nicht.

Angeblich sollen ja solche Klassenfahrten das Gemeinschaftsgefüge stärken. Mag vielleicht auf NA zutreffen, aber ich glaube nicht dass dies auch auf A zutrifft. Mein Sohn wurde immer wieder gemobbt, denn die Mobber durften?/mussten? ja auch immer mit.

Mich wunderst es eigentlich nicht, dass dein Kind manchmal Blockaden hat, ich bekomme sie so gar schon beim Lesen hier, es macht mich einfach sprachlos. So sieht bei mir dann eine Blockade aus, ich kann einfach nichts mehr sagen.

@Mama,
mit meinem Vater hat man das wirklich so gemacht, als er Kind war. Sie haben ihn einfach ins Wasser geschmissen und ihm zugerufen, dass er jetzt an Land schwimmen solle, wenn er nicht ertrinken wolle.

Das hat mir mein Vater oft erzählt. Das fand ich echt furchtbar.
04.05.11, 16:54:07

Quadriga

geändert von: Quadriga - 04.05.11, 16:55:54

Trainings finde ich an sich nicht verkehrt. Es ist gut, dass du, monica62, dass beste für deinen Sohn machen willst. Dein Sohn sollte aber alles nur freiwillig machen dürfen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand freiwillig 2 mal in der Woche an seine Grenzen gehen will. Ich denke, dass dein Sohn das wohl auch nicht gerne will, da du ja schreibst, dass er anfangs mit einer neuen Tätigkeit absolut überfordert ist. Schon allein das genügt, um zu sagen, dass es nicht okay ist, was du dann auch immer mit ihm machst. Du solltest dich also mehr darum bemühen, ihn nicht erst in eine Überforderung kommen zu lassen. Bringe z.B. mehr Geduld auf, setze die Ziele, die du und dein Sohn erreichen wollen, immer so, dass dein Sohn damit nicht überfordert wird. Und finde heraus, ob dein Sohn die Tätigkeiten macht, weil er will, und es auch ohne Probleme kann, oder ob er manche Tätigkeiten nur macht, weil er denkt, er muss das tun, und seine Überforderung damit nur unterdrückt bzw verdrängt, damit er eben diese Tätigkeit machen kann.

Ich denke, die anderen Forenuser wollen dir auch nichts anderes vermitteln und sind wohl nur so "hart", weil das eben auch ein "heisses" Thema ist. Viele NA-Eltern erkennen nicht, dass ihr A Kind leidet, da es zwar neue Tätigkeiten nun macht, aber dies unter großen Anstrengungen und großem Leid, welches sie nur unterdrücken, oder nicht (mehr) zeigen. Von außen sieht es dann so aus, als sei der Junge oder das Mädchen besser dran, oder es sieht nur so aus, als ob man erfolgreich etwas bei ihm/ihr erreicht hat. Es ist ein Schein, der trügt, und diesen Trug erkennen viele NA-Eltern nicht.

Daher sehe das hier als produktive Kritik an, und frage dich selbst, ob du wirklich das beste machst für deinen Sohn, oder ob du evtl irgendwo doch etwas übersehen hast; was ja nicht schlimm ist, solange man es erkennt und dann sofort ändert. Also wenn du das beste für deinen Sohn willst, dann solltest du dich auch dieser Kritik hier offen zuwenden.
04.05.11, 17:06:11

Schneekugel

Besteht denn die Möglichkeit das alles irgendwie als Option anzubieten? Jetzt einfach nur als Beispielsituation: "Deine gewünschten Bücher sind schon in der Post angekommen. Ich hole sie dort dann heute Abend ab. Wenn du möchtest, kannst du sie aber auch schon vorher selber abholen wann immer du willst."

Also Situationen in denen wirklich er selbst entscheiden kann 1) Ob er das überhaupt machen will und 2) Wie er es machen will und 3) jetzt wirklich keine negative Situation entsteht, wenn er es halt eben aus eigenem Wunsch heraus nicht machen möchte?
04.05.11, 17:24:36

wolfskind

ich wurde auch sehr genötigt dinge zu tun, die mit mir ständig trainiert wurden und mich sehr fertig gemacht haben. manche dinge fand ich so schlimm dass ich danach heimlich mit dem kopf vor wand gehaun habe.
heimlich deshalb weil ich die erfahrung machte dass mein verhalten häufig fehlegdeutet wird und ich so noch mehr dinge trainieren musste.

trainig für selbstständigkeit hin und her. ich bin erst selbstständig geworden als man mich in ruhe alles selbst erfahren/entdecken und rausfinden ließ.
manches muss ich auch anders tun als man es mit mir trainiert hatte aber es funktioniert besser.
04.05.11, 17:45:31

Antika

Genau das meine ich wolfskind. Mein Sohn hat mir, als er älter wurde, immer mehr zu verstehen gegeben, dass er selbst entdecken/erfahren möchte. Ich musste ihn dann nur noch "los" lassen. Ich habe ihn zuerst immer "begleitet", und dann habe ich ihn alleine "gehen" lassen.
04.05.11, 21:21:59

schneeweiß

Zitat von Schneekugel:
Also Situationen in denen wirklich er selbst entscheiden kann 1) Ob er das überhaupt machen will und 2) Wie er es machen will und 3) jetzt wirklich keine negative Situation entsteht, wenn er es halt eben aus eigenem Wunsch heraus nicht machen möchte?

Mein A-Sohn kann sich z.B. sehr schwer entscheiden. Er war oft sehr verzweifelt, wenn wir ihm mehrere Handlungsoptionen vorschlugen und ihn baten, sich für eine zu entscheiden. Er ist zwar mittlerweile besser in der Lage, sich zu entscheiden. In einem neuen Restaurant muss ich ihn aber noch immer bei der Speisenauswahl beraten, weil er mit einer solchen Vielzahl an Entscheidungsmöglichkeiten überfordert ist.

Zitat von Antika:
Mein Sohn hat mir, als er älter wurde, immer mehr zu verstehen gegeben, dass er selbst entdecken/erfahren möchte.

Das erlebe ich mit meinem Sohn auch so. Irgendwann gibt er mir zu verstehen, dass er meine Begleitung nicht mehr braucht und schafft es dann gut allein.

Ich kann aber auch monica62 verstehen. Wenn ich nur darauf gewartet hätte, dass mein Sohn etwas freiwillig tut, hätte er gar nicht in die Schule gehen können. Einen bestimmten Morgenablauf haben wir z.B. gemeinsam trainiert, damit er es schafft, morgens sich allein für die Schule bereit zu machen. Während mein NA-Sohn immer gern schon groß und selbständig sein wollte, schien mein A-Sohn kein Bedürfnis danach zu haben.

Ich habe mich manchmal gefragt, was meinen A-Sohn zum Lernen motiviert. NA-Kinder lernen, weil sie von den Erwachsenen gelobt werden wollen oder weil sie die Erwachsenen zum Vorbild haben usw. Meinen A-Sohn schien Lob nicht zu interessieren. Er wollte scheinbar auch lange Zeit nicht erwachsenen werden. Mir bereitete dieser scheinbare Mangel an Motivation Sorge. Vielleicht kann mir jemand von euch erklären, was einen A letztlich zum Lernen motiviert.
04.05.11, 21:45:55

Antika

Mit Entscheidungen hat mein Sohn heute auch noch Schwierigkeiten. Aber es ist schon viel, viel besser geworden, im Gegensatz zu früher. Natürlich hat auch mein Sohn nicht immer alles aus freiwilligen Stücken gemacht. Das kann ich also auch alles gut verstehen. Es ist ja nicht so, dass bei uns früher alles Bilder buchmäßig abgelaufen ist. Aber dennoch wäre ich nie dazu übergegangen ihn bis an irgendwelche Grenzen zu bringen, in der Hoffnung dass er dadurch später einmal selbstständiger werden würde.

Was einen A zum Lernen motiviert, kann ich leider auch nicht sagen. Viele Sachen die in der Schule durch genommen wurden, haben meinen Sohn nicht wirklich interessiert. Manche Sachen wusste er auch schon, da er immer sehr viel gelesen hatte. Da sah er dann keinen Grund dies noch mal in der Schule zu lernen. In manchen Dingen war er unterfordert in anderen Dingen wieder überfordert. Erst viel später auf der höheren Schule fing er anscheinend an, selbst motiviert zu lernen. Auf jeden Fall musste ich ihn nicht mehr daran erinnern, etwas für die Schule zu machen. Er tat es einfach.
04.05.11, 21:55:24

wolfskind

an forderster stelle bei der motivation steht bei mir : ich muss es so tun können/dürfen wie ich das möchte.
04.05.11, 21:57:02

schneeweiß

@ Antika
Ich habe mich auch nie bemüht, meinen Sohn an irgendeine Grenze zu führen. Wenn es mir aus Unachtsamkeit passierte, machte mein Sohn völlig dicht und war für mich nicht mehr erreichbar. Als jüngeres Kind legte er sich hin und schrie, wenn für ihn das Maß voll war. Da es für mich nicht zielführend erschien, solche Reaktionen bei meinem Sohn zu provozieren, bemühte ich mich immer, seine Grenzen zu achten. Allerdings war es für mich zum Teil schwer, diese Grenzen zu erkennen.

Was du über das schulische Lernen schreibst, erlebe ich bei meinem Sohn jetzt in der Ausbildung ähnlich. Ich meinte das Lernen aber noch globaler. Dieses eifrige Groß-Werden-Wollen, was mein NA-Sohn stets zeigte, vermisste ich bei meinem A-Sohn völlig.
04.05.11, 22:04:56

zoccoly

Ich kenne es von mir und auch von meinem Sohn, dass wir oftmals selbst an unsere Grenzen gehen und diese z.T. durch Unachtsamkeit auch überschreiten.
Ich weiß nicht, ob das auch bei anderen A so ist.
Vielleicht kann man sich aber vorstellen wie es sein muss, wenn dann noch von Aussen etwas gefordert wird.
04.05.11, 22:18:32

drvaust

Zitat von schneeweiß:
Vielleicht kann mir jemand von euch erklären, was einen A letztlich zum Lernen motiviert.
Mich motiviert Neugier und Wissensdurst. Auch die Möglichkeit, mit dem Wissen etwas erfolgreicher zu können, spornt mich an. Das bedeutet aber, was mich nicht interessiert, kann ich schlecht lernen. Natürlich lerne ich auch für Prüfungen, wenn ich die Prüfungen schaffen will.
Lob ist mir lästig, wenn es die Bestätigung, daß ich alles richtig machte, überschreitet. Vorbilder habe ich nicht.

04.05.11, 22:20:28

Antika

@schneeweiß
Was meinst du mit Global-Lernen?

@zoccoly
manchmal bin auch ich an meine Grenzen gestoßen, und ganz wenige male habe ich sie auch mal überschritten. Als ich dann jedoch nach dieser Grenzüberschreitung einen Hörsturz erlitten habe, habe ich nie wieder meine Grenze überschritten.

Ich habe durch diese Sache dazu gelernt, und lasse mich durch nichts und niemanden jemals wieder so weit bringen.
 
 
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