Beeinträchtigung für die Familie
22.04.11, 18:44:22
wolfskind
http://www.heilpaedagogik-info.de/autismus/beeintraechtigung-familie.html
Zitat:
Ein „normales“ Familienleben ist kaum möglich, die Familie gerät schnell in eine Isolation. Die jahrelange Dauerbelastung für die Familie, besonders der Mutter und der Geschwisterkinder wirkt sich wiederum ungünstig auf die Entwicklung des autistischen Kindes aus, wenn die ständigen Bezugspersonen aufgrund dieser Überlastung selbst erkrankt oder depressive Schuldgefühle entwickeln. In bestimmten Fällen ist eine Unterbringung in einer Vollzeiteinrichtung eine sinnvolle Alternative zum Verbleib in der Familie. Der Heimaufenthalt bietet dem Kind einen geregelten Tagesablauf und Betreuung und Förderung durch ausgebildetes Personal. Das Eltern- Kind- Verhältnis verbessert sich häufig und die familiäre Lage kann sich entspannen.
was meint ihr dazu?
22.04.11, 19:07:17
Antika
Ich kann hier jetzt nur für mich sprechen. Bei uns gab es keine Probleme wegen unseres Kindes in der Familie, und als Dauerbelastung hat unsere Familie unseren Asperger Sohn auch nicht empfunden.
Was ist denn ein normales Familienleben? Sich ständig über Belangloses streiten? Mit der Masse mit übergehen? Häuschen bauen? Regelmäßig in Urlaub fahren? Oder was muss ich darunter verstehen?
In den Augen der Anderen war und ist auch heute immer noch unsere Familie nicht normal, weil wir vieles anders handhaben als es der Durchschnitt der Bevölkerung macht.
Belastend war für mich eher mein Umfeld, welches mir/uns ständig einreden wollte, dass aus unserem Kind/unseren Kindern nie was "Richtiges" werden würde, wenn wir nicht dies und jenes mitmachen würden. Wir feiern keine Feste, wie es so üblich ist bei den NA. Auch da wollte man uns erzählen, dass unsere Kinder dadurch Schaden nehmen könnten.
Vielleicht liegt es aber auch daran dass man, wenn man selbst Autist ist, vieles vielleicht mit anderen Augen sieht als NA?
Auch wenn mein Mann NA ist, so hat er sich aber nie von den anderen NA beeinflussen lassen.
22.04.11, 19:28:20
55555
...
Erarbeitet mit freundlicher Unterstützung der Heimindustrie.
22.04.11, 19:30:58
Zweiundvierzig
Eltern, die gerade festgestellt haben, dass ihr Kind autistisch sind, hilft ein solcher Text sicher nicht viel weiter. Was sollen die daraus folgern? Dass ihre Lebensqualität und die ihres Kindes nun automatisch leidet und ein - ich sage mal - entspannter Umgang mit der Situation nicht möglich ist?
Viel Kontakt zu anderen A habe ich nicht. Aber der eine NA-Vater, den ich mit seinem A-Sohn über eine Psychologin kennen gelernt habe, der ist das komplette Gegenteil zu dem im Text Beschriebenen.
Die "Überlastung" kommt doch sicher nur, wenn die Erwartungen vom Zustand abweichen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der Text den Regelfall beschreibt.
22.04.11, 19:56:47
Quadriga
geändert von: Quadriga - 22.04.11, 20:00:26
Hier wird sicherlich eine selbstinduzierte Überlastung beschrieben, die dann auf kommt, wenn die Eltern Maßstäbe setzen oder von außen übernehmen, die das Kind nicht erfüllen kann. Meine Meinung dazu ist, wer ein Kind zur Welt bringen will, muss sich auch im Klaren darüber sein, dass dies Auswirkungen auf sein eigenes Leben haben wird, so dass jener z.B. mehr zuhause verbleiben muss, um das Kind zu versorgen, oder eigene Ansichten und Einstellungen aufgeben muss, um das Kind kennenzulernen und zu verstehen in seinen Eigenheiten/Besonderheiten. Wer dies nicht kann oder will, sollte auch kein Kind in die Welt setzen, um es später dann als Belastungsursache in ein Heim abzuschieben und sich somit jeglicher Verantwortung zu entziehen. Denn letzteres ist nicht Aufrichtig und Menschenverachtend.
Das Leben in einer/der Familie ist für die Familie selbst immer normal; man sollte im Grunde erwarten können, dass eine Familie sich eigene Regeln setzt und eigene Normalitäten bildet, die innerhalb der Familie für ein gutes Miteinander und Stabiles System sorgen. In dieser Hinsicht betrachte ich Familiensystem als kleine autonome Instanzen.
22.04.11, 20:07:53
55555
Oder die Probleme gehen zu großen Teilen einfach darauf zurück, daß die netten Heilpädagogen keine nennenswerte Ahnung von Autismus haben und deswegen auch nicht den Eltern erklären können, was wohl schieflaufen könnte. Besonders verwerflich ist diese zitierte Haltung, weil bekanntermaßen ohne besondere Gründe in solchen Einrichtungen mit vollen Händen Psychosubstanzen verabreicht werden.
22.04.11, 21:06:31
Mama
Soziale Isolation....stimmt leider teilweise.
Schuldgefühle, nicht verstehen können, Fragen warum....auch das kommt vor.
Aber sich von einem Kind zu trennen und davon überzeugt sein, das es besser für das Kind und die Familie ist.....das kann ich nicht verstehen. Will ich auch gar nicht!
Auch ich denke, wenn man sein Kind in "vertrauensvolle Expertenhände" übergibt, wird das Kind mit Psychopharmaka gefügig gemacht.
22.04.11, 22:44:00
Fundevogel
Man darf nicht übersehen, dass in manchen Fällen ein Heim eine Chance für ein Kind bedeuten kann. Das mag zwar für A nicht gelten, aber ich erlebte auch Kinder, die das Jugendamt baten, sie in ein Heim einzuweisen, um nicht mehr zu Hause leben zu müssen.
In gut geführten Heimen erfahren viele Kinder z.B. schulische Förderung, die sie in den sozialen Verhältnissen ihrer Familie nie erfahren hätten.
Ich wage zu sagen, dass es Familien gibt, in denen A mangels Interesse am Kind verkommen. Welche Alternative kann hier angeboten werden, wenn ein Heimaufenthalt vermieden werden soll?
22.04.11, 23:05:56
schneeweiß
Ich denke auch, dass in manchen Fällen für alle Beteiligten eine auswärtige Unterbringung eines A-Kindes die bessere Lösung sein kann. Es kommt immer auf die konkrete Familiensituation an. Den meisten Eltern fällt es ganz sicher nicht leicht, ein Kind in Fremdbetreuung zu geben. In den meisten Fällen werden sie dies kaum aus Bequemlichkeit tun
Die pauschale Aussage, ein "normales" Familienleben wäre mit einem autistischen Kind nicht möglich, finde ich jedoch falsch. Schließlich gehen schon die Vorstellungen von Normalität relativ auseinander.
22.04.11, 23:39:45
wolfskind
diese frage stellte ich mir auch, welche alternativen es für A gibt die auch besser woanders aufgehoben wären damit sie nicht verkümmern.
ich denke das ist auch für jeden A anders, da auch die bedürfnisse oft unterschiedlich sind.
ich möchte aber in jedem fall selbst bestimmen und nicht in ein heimkonzept gedrückt werden. wenn es also der fall wäre dass man micht entfernen müsste, dann nur in eine andere familie mit mehr frei-heiten. für mich als A damit mich besser entfalten kann. alternativ, wenn ich schon älter bin, eine eigene wohnung mit einer assitsten die die familien/mutter-rolle übernimmt. aber nicht im sinne von liebe sondern im sinne von dienst für mich ausführen damit ich ein ruhiges leben führen kann.
ich würde mich aber weigern dass man sagt es wäre meine schuld dass ich entfernt werden musste. weil ich nicht brav genug war oder ähnliches. ich wage mal zu behaupten dass es oft zerbricht an den vorstellungen die eltern für ihre kinder haben/hatten.
23.04.11, 00:21:03
55555
Kinderheime und Behindertenheime sollte man wohl schonmal nicht gleichsetzen.
23.04.11, 22:13:41
drvaust
Es gibt Fälle, da ist eine auswärtige Unterbringung eines Kindes (oder aller) das Beste. Das liegt dann aber an der familiären Situation, kaum an einem Kind. Meiner Meinung nach braucht ein Kind eine richtige Familie, mit Liebe, Vertrautheit und gemeinsamer Vergangenheit. Das kann ein Heim, oder eine fremde Familie, kaum bieten. Höchstens als bessere Lösung, wenn die eigene Familie zu schlecht ist. Auch wenn ein Leben in der eigenen Familie nicht richtig möglich ist, z.B. wegen gesundheitlicher Probleme (Krankenhaus), sollte der Familienkontakt bleiben.
Ich hatte eine gute Familie, in einem Heim wäre ich zugrunde gegangen. Schon 8 Wochen Kur waren für mich schädlich, hatten bleibende psychische Schäden hinterlassen. Ich weiß nicht, ob das daran lag, daß ich Autist bin, aber ich vermute das.
Wie wird es einem autistischen Kind ergehen, daß aus seiner vertrauten Familie gerissen wird und in ein Heim mit ständig Gruppen kommt?