Wie funktioniert Teamarbeit nachhaltig am besten?
31.03.11, 14:08:31
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Zitat:
Sich in den anderen hineinversetzen, gut im Team arbeiten, Höflichkeit nicht zuletzt in Meetings. All das ist absolut en vogue.
Thomas Vasek hält in seinem Buch dagegen: Der Titel "Die Weichmacher. Das süße Gift der Harmoniekultur" spricht für sich.
[...]
Die Wissenschaft um die "Emotionale Intelligenz" ist Vasek ein besonderer Graus. "Unzweifelhaft hat der Psycho-Boom in den Unternehmen zu der umgreifenden Misstrauens- und Manipulationskultur beigetragen." Die "Gefühlsroboter" verhielten sich immer angemessen. Das mache sie so Gefährlich: "Man weiß nie, was sie wirklich denken."
Quelle
31.03.11, 20:15:24
Quadriga
Teamarbeit funktioniert wohl dann nachhaltig am besten, wenn alle Mitglieder in der Gruppe einerseits auch mitarbeiten, und andererseits sich in ihrer Kritik nicht zurückhalten, selbst wenn jene die Idee eines anderen komplett vernichten könnte. Im Gegenzug müssten die Kritisierten auch offen für produktive Kritik sein, und nicht ihre eigene Idee mit aller Gewalt durchsetzen wollen.
Gespielte Freundlichkeit und vorsichtiges Zurückhalten in einer Gruppe wirkt sich wohl negativ auf eine Teamarbeit aus, da durch das Gegenseitige Anlügen und Zurückhalten scharfer Kritik auch weniger Ideen in eine Arbeit einfließen werden, sondern sich dann alle eher auf die erstgenannten Ideen kritiklos festsetzen werden. Es bilden sich dann dominierende Ideenvorgeber und passive Ideenmitläufer innerhalb der Gruppe aus. (Vgl. auch Gruppenzwang)
Manche Menschen reagieren zudem auch sehr gereizt, wenn man sie innerhalb einer Teamarbeit darauf aufmerksam macht, dass in ihrer eigenen Teilarbeit Fehler enthalten sind, die verbessert werden sollten, oder man auf sonstige Verbesserungen/Erweiterungen hinweist.
Ob es eine perfekte und nachhaltige Teamarbeit in der Praxis geben kann und wie diese funktionieren soll, hängt also von den jeweiligen Menschen in der entsprechenden Gruppe ab, bzw auch von ihrer Kritik- und Ideenoffenheit ab. Pauschal kann man das nicht festlegen.
31.03.11, 20:38:00
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Der verlinkte Artikel scheint mir übrigens auch ein gutes Beispiel für Schwarz-Weiß-Denken bei NA zu sein. Beim Lesen hatte ich mich schon gewundert wie scharf da die Widersprüche gezeichnet wurden, wo aus meiner Sicht doch beide Aspekte richtig sind und auch in einer Abwägung verbunden werden können.
31.03.11, 20:48:18
anne1
Hallo,
ich finde, daß auch berechtigte Kritik höflich formuliert werden sollte,
schönen Gruß, anne
31.03.11, 21:30:08
Quadriga
Wie definierst du dabei dann "Höflichkeit"?
Man sollte dabei nicht beleidigend sein, und nicht laut oder sonst wie gereizt sein im Team. Ebenso nicht einseitig vorwerfend ohne Lösungsansätze bzw eigene Ideen. Ausdrücke, wie "Du machst das falsch", "Mach das anders", empfinde ich als inkorrekt. Den Hinweis auf einen Fehler und wie man diesen berichtigen kann empfinde ich als korrekt. Vermutlich ist Neutralität im Team das wichtige für jene gefragte Nachhaltigkeit einer Teamarbeit und die Symbiose zwischen "Harmonievoll miteinander umgehen" und "Knallhart zu schlagen". Zumal beide Formen für mich jeweils ein Extrem der Gefühlsäußerung beinhalten, was nichts mehr mit sachlicher Teamarbeit gemein hat. Zwanghaft freundlich, oder zwanghaft hart; wieso nicht einfach nur gefühlsneutral und/oder authentisch sein?
Wie weit sollte dann jene Höflichkeit gehen? Muss man dabei dann ebenso ein freundliches Lächeln vorspielen, obwohl man eine produktive Kritik neutral äußern will und den kritisierten Fehler ebenso neutral aufgenommen hat?
Fallbeispiel:
Innerhalb eines Teams wurde Manfred dazu beauftragt eine Powerpoint Präsentation zu einem Thema zu erstellen und Lukas die Handreichung dazu zu erstellen.
Während Lukas an der Handreichung arbeitet, fällt ihm auf, dass Manfred einen wichtigen Punkt in der Powerpoint Präsentation nicht eingetragen hat.
Lukas spricht ihn darauf hin an: "Der Punkt X ist sehr wichtig und gehört daher noch in die Präsentation. Fügst du das noch ein?"
Manfred motzt etwas rum, und fügt den Punkt nicht sofort ein.
Lukas spricht später nochmal: "Hast du schon den Punkt X eingetragen? Der gehört noch in die Präsentation mit hinein."
Manfred darauf: "Jaja"
Verhält sich Lukas hier höflich?
31.03.11, 23:57:23
anne1
Hallo, Mortifer,
Nein.
Lukas verwendet korrektes Hochdeutsch, Manfred motzt rum und benutzt Umgangssprache.
Höflich wäre in diesem Fall, wenn Lukas seine Überlegenheit nicht auch noch auf linguistischer Ebene betont, sondern sich nach Möglichkeit an Manfred orientiert.
Er könnte beispielsweise sagen, " Ey, Kollege, schreib da noch X hin!"
Allerdings sollte Lukas sich auch nicht verbiegen, das wirkt künstlich und schleimig.
alle Angaben ohne Gewähr,
gute Nacht,
anne
01.04.11, 00:24:15
Fundevogel
Manche Leute machen sich kleiner, um größer zu scheinen?;)
01.04.11, 07:23:39
drvaust
Anne1, ich glaube, Du meinst, daß Lukas durch korrektes Hochdeutsch seine Überlegenheit demonstrieren will.
Ich halte aber korrektes Hochdeutsch für die normale deutsche Sprache, die meistens nicht korrekt benutzt wird, aber angestrebt werden sollte.
Die Aussprache mit "Ey, ... ." finde ich schlecht, mit dem würde ich nicht mehr zusammenarbeiten (könnte aber auch an meinem Umfeld liegen).
Ich halte eine klare sachliche unverschnörkelte Kritik für besser, da herrscht Klarheit.
Nicht 'Du Idiot hast das wieder falsch gemacht.' aber auch nicht 'Könntest Du Dir vielleicht vorstellen ..., evtl. wäre besser ..., das hast Du gut gemacht, evtl. ....'. Manchmal weiß man dann nicht, was der Andere wirklich aussagen will. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, möchte ich einen einfachen direkten Hinweis. Nicht höfliches Lob mit versteckter Andeutung, kein Blumenstrauß mit Hinweis 'durch die Blume'.
Ich bin der Meinung, Zusammenarbeit funktioniert am Besten, wenn jeder jedem klar die Meinung sagt, ohne daß das als Bewertung oder Beleidigung aufgenommen wird.
01.04.11, 10:33:54
Schneekugel
Öhm? Und wo bitte gibt es einen für Asperger geeigneten Kurs in "lokale verbale Umgangssprache" den ich dann belegen kann um 6 Monate später, wenn die Projektarbeit längst beendet ist, dann meine Anregungen dazu machen zu dürfen? Das empfinde ich als sehr unlogisch.
Und ich mein, wenn ich schon die Arbeit auf mich nehme eine neue Sprache zu lernen, dann nehme ich doch gleich eine Fremdsprache und nicht Mundart? Tut mir leid, aber wenn du in deiner Firma etwas anmerken möchtest und jemand würde dir sagen, beim letzten Meeting wurde beschlossen Teamarbeit dürfe nur mehr in portugiesisch stattfinden, dann fragst du dich doch auch ob die ein bisschen unrund sind? O_o
01.04.11, 14:18:59
Quadriga
Hochdeutsch gilt als Amtssprache in Deutschland, weshalb jeder Bürger und jede Bürgerin in Deutschland fähig sein sollte ein einigermaßen korrektes Hochdeutsch sprechen zu können. Wenn ich in Berlin umherlaufe, kann ich nicht im urbayrischen Dialekt sprechen, da dies kaum jemand verstehen wird.
Solange ich in meiner Heimat bin, kann ich auch im Dialekt sprechen, aber selbst hier ist es vorteilhaft bei Teamarbeiten und Vorträgen in hochdeutsch zu sprechen, da man nicht davon ausgehen kann, dass dann auch jeder von hier ist und dies versteht.
@Schneekugel
Hochdeutsch lernt man i.d.R. in der Schule, und damit kannst du dich auch in jeder Region Deutschlands und Österreich verständigen. Wie du auf den Gedanken kommst, man müsse lokale verbale Umgangssprachen lernen, ist mir unklar.
@anne1
Bei Vorträgen und Teamarbeiten halte ich Hochdeutsch immer für absolut korrekt aufgrund oben genanntem Grund. Die Ansicht, dies würde eine Überlegenheit bedeuten oder vermitteln, teile ich nicht. Wenn dem so wäre, dann wären auch die ganzen Nachrichtensprecher und Moderatoren im Fernsehen und bei regionalen Bühnenauftritten fälschlicherweise arrogant in ihrem Verhalten, nur weil sie hochdeutsch sprechen (müssen); das nicht logisch.
Dass es überlegen oder arrgoant wirken kann, liegt hierbei wohl viel mehr daran, dass es einerseits gekünstelt wirken kann und andererseits nicht jeder dem Hochdeutschen mächtig ist, folglich kommt es zu Neid, und Neid führt zur Missgunst bis hin zur Verachtung der anderen Person; und wenn es gekünstelt wirkt, wirkt das Fremdartig für andere, und Fremdartiges erzeugt Angst und Scheu in den anderen Personen.
Bei mir kommt zusätzlich noch hinzu, dass ich mich im Hochdeutschen klarer und verständlicher ausdrücken kann, als im Dialekt, weshalb ich häufiger in Hochdeutsch rede, wenn ich will, dass man jedes Wort von mir auch klar und deutlich versteht.
01.04.11, 14:42:12
Schneekugel
@Mortifier
Anne1 schrieb, wenn man bei gemeinsamen Arbeiten Anmerkungen hätte zur Arbeit des anderen, dann solle man dies in Umgangssprache vorbringen, sofern der Kollege diese eben auch vermehrt benutzt.
Dementsprechend Annes Rat folgen, müsste ich, wenn ich eine Projektarbeit mit einem Kollegen mache und eine Anliegen an dieses hätte, erst irgendwo einen Volkshochschulkurs oder ähnliches besuchen in dem ich eben lokale Mundart lernen könnte, und erst nachdem ich diese gelernt hätte, dürfte ich meine Anmerkungen an den Mundart sprechenden Kollegen richten. Und wie ich eben geschrieben habe, finde ich es extrem seltsam, da einen ganzen Sprachkurs zu machen, nur um mit einem Kollegen dann 2 Sätze zu wechseln.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das wirklich eine gängige NT-Regel sein soll, da ja auch je nach Region die Mundart unterschiedlich ist und in einer Firma dann mehrere Mundarten aufeinandertreffen würden, die man jeweils erst wieder lernen müsste.
Die Art und Weise wie man redet hat ja nichts mit Überlegenheit oder irgendwas zu tun, sondern man redet einfach so wie man es eben gelernt hat. Jemand der normalerweise hochdeutsch redet wird im normalem Kontakt eben hochdeutsch reden und jemand der normalerweise Mundart spricht, wird im normalem Kontakt eben Mundart reden. Da das Verstehen einer fremden Sprachweise normalerweise wesentlich leichter fällt, als das selbst imitieren einer fremden Sprechweise, finde ich es eben übertrieben extra Mundart lernen zu müssen, nur weil ich einen Kollegen auf etwas aufmerksam machen will.
01.04.11, 15:00:47
Antika
Ich habe MoRtiFeR jetzt so verstanden, dass er hier das Standarddeutsch meint.
Sind Dialekt und Mundart nicht Alltagssprache?