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Virtuelle Entmenschlichung

original Thema anzeigen

 
27.01.11, 08:43:54

Mama

geändert von: Mama - 27.01.11, 08:48:02

Zitat von Antika:
Daher stellte ich mir selbst hier die Frage, ob ich wirklich gefühllos/nicht bei klarem Verstand bin, nur weil ich anders reagiert habe als es der Arzt von den meisten Menschen gewohnt war.

Zitat:
Ich empfinde aber Schmerz anders, und bin deswegen noch lange nicht abgestumpft oder gefühllos


Du hast Dir die Frage schon selbst beantwortet.

Zu dem Spiel:
Du kannst irgendwann die Stellen nicht mehr orten. Du nimmst die kreisenden Bewegungen wahr, aber das Feingefühl geht verloren.

Edit: Ähnlich wie bei dem Spiel geht es dem Rettungsassistenten, den Du erwähntest.
27.01.11, 09:43:01

Antika

Also dann stumpft die reale Welt, die "harte" Wirklichkeit, der "brutale" Alltag den Menschen ab?

Wie Hans hier schon sagt: "eine reale Entmenschlichung."

Und es ist nicht die Virtuelle Welt die den Menschen abstumpfen lässt?

Sie hilft ihm vielleicht nur dabei, sich in der immer härter werdenden Wirklichkeit zu behaupten?

Denn im Virtuellen Spiel darf man ruhig mal Game Over gehen. Wenn man seine Spielstände gesichert hat, fängt man einfach wieder von vorne an. Aber im realen Leben geht das nicht so einfach. Da ist man dann "weg vom Fenster" wenn man nicht mit den anderen mithalten kann.

Game Over heißt es dann: das Spiel ist aus.

So wie es dem Rettungsassistent erging, weil er diesen Druck nicht mehr aushalten konnte. Er war eben doch noch nicht so "abgestumpft" wie seine Vorgesetzten es sich "wünschten". Daher konnte er seinen Beruf nicht mehr weiter ausüben. Man hat ihn dann ganz einfach herausgemobbt.
27.01.11, 09:50:07

feder

Finde abgestumpft auch sehr unglücklich gewählt, habe auch keine Alternative. Finde es aber allgemein problematisch pauschal wertende Aussagen über die Intensität des Gefühllebens anderer Menschen zu machen. Erinnert mich etwas an Aussagen von Eltern über ihre autistischen Kinder, die ihren Kindern auch jegliches (angemessenes) Gefühlserleben absprechen, nur weil die Kinder nicht sichtbar so reagieren, wie das von den Eltern erwartet wird.

Was du mit dem Spiel in Bezug auf Internetnutzung aussagen willst, verstehe ich nicht. Gleichzeitig wendest du es auch auf den Rettungssanitäter an – also eine Tätigkeit ausserhalb des Internets. Wie ist es dann mit jemandem, der in seiner Freizeit am liebsten nichts anderes tut, als sich mit einem bestimmten Thema/einer bestimmten Sache (ohne jegliche Nutzung von Internet/Fernsehen/...) zu beschäftigen. Stumpft der auch ab?
27.01.11, 11:26:52

55555

geändert von: 55555 - 27.01.11, 11:53:11

Ein kurzer Einwurf: Kennt jemand den Film "Ghost in the Shell"?
27.01.11, 18:35:05

Mama

Anstatt abgestumpfen könnte ich auch desensibilisieren anwenden, wäre meine Alternative.
Ich habe versucht an realen Beispielen diesen Prozess aufzuzeigen.

@feder
Ich habe nicht pauschal wertende Aussagen über die Intensität des Gefühllebens anderer Menschen gemacht. Das Maß ist entscheidend und für dieses gibt es keine allgemeine Norm.
Kannst Du ein Beispiel nennen für Deine zuletzt gestellte Frage?

@55555
Habe mir gerade Informationen über diesen Film gesucht.....verstehe den Zusammenhang mit diesem Thread aber nicht.
27.01.11, 18:43:01

55555

In Ghost in the Shell sind die Hauptfiguren "Menschen", die sich freiwillig von der Regierung in Maschinen haben umwandeln lassen und nun "stärker" sind. Gibt es für diese "Menschen" dann noch eine Realität? Warum sollte es sie für diese nicht geben, wenn sie es dort doch offenbar selbst mehr oder weniger so erleben als würden sie in derselben Welt weiterleben? Ihre Beziehung zu dieser Welt erfolgt nun jedoch durch maschinelle Sinne.
27.01.11, 18:53:27

Fundevogel

Gegendarstellung: Film "Der 200 Jahre Mann" mit Robin Williams, der als Roboter vor dem Weltgericht dafür kämpft, als Mensch anerkannt zu werden, um liebend, verwundbar und sterblich zu werden.
27.01.11, 19:00:39

Mama

geändert von: Mama - 27.01.11, 19:01:25

Jetzt verwirrt mich dieser Thread.
Irgendwie haben wir eine Kreuzung übersehen und laufen nun auf verschiedenen Wegen umher.
Könnten wir wieder zurück zur Kreuzung gehen bitte?
Ich kenne keine Filme wie Matrix, Ghost in the Shell oder der 200 Jahre Mann. Solche Filme verstehe ich nicht.
27.01.11, 19:22:28

55555

geändert von: 55555 - 27.01.11, 19:22:51

Die Handlung im 200-Jahre-Mann fand ich gegen Ende nicht mehr gut nachvollziehbar und sollte meiner Vermutung weniger Sinn machen als der Eitelkeit der Zuschauer dienen.
27.01.11, 19:24:29

Fundevogel

Mama: In den Handlungen dieser Filme wird bewusst damit gespielt, dass die Begriffe virtuelle und reale Welt sich verschieben könnten, je nach dem welche Sichtweise der Betrachter hat.
Ein Mensch entscheidet sich Roboter zu werden, weil er dadurch besser gewappnet ist,
ein Roboter entscheidet sich dafür, Emotionen haben zu wollen.
Das ist zu großen Teilen noch "Zukunftsmusik".

Angesichts der Tatsache aber, dass Glücksgefühle beim Besuch von virtuellen Welten empfunden werden können, die über schlechte Erfahrungen in der realen Welt hinweg trösten können, oder
schlechte Laune nach Spielverlusten im Netz mit einem Spaziergang in den frühen Morgenstunden kompensiert werden kann, finden - neben deinen berechtigten Bedenken - im täglichen Erleben oft fruchtbare Vermischungen statt, die selten bewußt registriert werden.
28.01.11, 07:09:18

Mama

Diese Filme kann ich nicht greifen, begreifen.
Habe schon einmal einen dieser Zukunftsfilme versucht zu schauen....ich verliere den Faden. Vielleicht kann ich nicht in diese Fantasiewelt eintauchen?
28.01.11, 07:43:30

Zweiblum

Zitat von Fundevogel:
Gegendarstellung: Film "Der 200 Jahre Mann" mit Robin Williams

Ich möchte darauf hinweisen, dass dieser Film nur einen Teil der ursprünglichen Erzählungen von Isaac Asimov darstellt. Aus derselben Geschichtensammlung stammt auch die Vorlage für den Film "I, Robot" mit Will Smith.

Die interessanteste Figur aus diesem Zyklus ist für mich die Computer-Psychologin Dr. Susan Calvin.
 
 
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