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Virtuelle Entmenschlichung

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21.01.11, 20:09:14

wolke7?

Zitat von azrael:
die leute früher sind auf tanzabende gegangen und werden deswegen wohl nicht alle sonstigen situationen für tanzabende gehalten haben?

Das sind reale Kontakte mit sozialem Interagieren.

Zitat von azrael:
mal wird geschrieben, internet etc. sei schädlich für die soziale entwicklung, dann wieder wird geschrieben, das sei förderlich für die soziale entwicklung.

Ein Bsp. welches ich über Facebook gelesen hatte. Die Eltern waren sehr stolz auf ihre Kinder, die wöchentlich in 4 Sprachen mit ihren Freunden in aller Welt kommunizierten.
Kommunikativ, sprachlich ist das bestimmt super. Aber sozial ?
Wären diese Freundschaften genauso entstanden, wenn sich diese Personen im realen Leben getroffen hätten ? Wo noch ganz andere Faktoren dazukommen, damit zB. überhaupt Sympathie entsteht ?
Ich sage : Nein. Ein wichtiges Kriterium fehlt nämlich hier : die Distanz des Internets, wodurch ganz locker mit Fremden kommuniziert werden kann.

Zitat von azrael:

dass die leute deswegen unter realitätsverlust leiden .... "flüchten" menschen oft in andere bereiche.

Wie wärs mit Wahrnehmungsverlust ?
Flüchten werden nur wenige. Ich würde gern bei der grossen Masse bleiben.

Zitat von 55555:
Was meint "die reale Welt für die virtuelle halten"? Virtuelle Welten sind real, oder nicht? [] Sind Bildschirmanzeigen nicht real?

Virtuelle Welten sind für mich zB. Computerspiele wie "Second Life" , soziale Netzwerke, der Film "Avatar", etc.
Sie scheinen nur so. Sie gauckeln uns etwas vor. Eine Pseudorealität.
(dabei meine ich erstmal nicht die reine Information,das Signal, etc. sondern den Bezug zum Sozialen, zum Menschlichen)
Ich bin jemand, aber bin ich auch derselbe im realen Leben ?
Wenn ich in der virtuellen Welt ein Held, Irrer, Wahnsinniger, Mörder oder Kinderschänder bin (siehe "Second Life"), bin ich im realen Leben auch einer ?

Zitat von azrael:
1992 oder so erwarb mein vater für seinen pc einen "spielehelm". so richtig "cybermäßig" und sah das schon für die zukunft, dass bald alle menschen nur noch mit solchen helmen herumlaufen würden.

Hier ist der Bezug von einer Person auf viele bzw. alle.
Mich interessiert die Wirkrichtung von aussen auf viele bzw. die Allgemeinheit.

Zitat von azrael:
...mal ein star ein klein wenig "kleidungsmäßig" der figur des fünften elements angleicht, tobt eine welle des entsetzens...

Doch nicht etwa wie Milla Jovovich ?


Ich würde hier an dieser Stelle gern aufsplitten.

Weglassen :
Bezüglich des Internet, was die reine Information / Daten bzw. Austausch und Beschaffung der Information betrifft.

Widmen :
Den sozialen und menschlichen Veränderungen durch das Internet mit Unterstützung durch Daten und Information.
Findet eine Beeinflussung statt oder nicht ?

Oben schrieb ich ein Bsp. zu Facebook.
In Kontaktforen und Partnerbörsen ist das Verhalten gleich oder ähnlich.
Bei dem Versuch reelle Kontakte so schnell wie möglich herzustellen, wird deutlich auf die "Bremse" getreten.
Schön langsam schreiben, schreiben, schreiben dann ein wenig chatten und dann vielleicht telefonieren. Aber in der realen Welt treffen, ist offenbar purer Zufall ....
Die vorhandene Distanz müsste ja deutlich verringert werden.


Um eine ähnliche sozial-gesellschaftliche Veränderung zu erwähnen, die ich selbst beobachtet habe, bezieht sich auf die ehemalige DDR und die Zeit danach.

In anderen Threads hatte ich gelesen, dass einige hier sind und das bestimmt nachvollziehen können.

Vor der Wende waren die Menschen offen, spontan, herzlich, hilfsbereit, locker, entspannt. Man traf sich einfach so auf der Strasse, auf dem Wäscheplatz zu einem Schwatz. Auf der Bank hinterm Haus zu einer Flasche Bier. Es wurde ganz spontan gegrillt.
Nach der Wende sind zügige Veränderungen eingetreten, die nicht nur die Menschen und die Gesellschaft betrafen.
Mit dem Einsetzen der Warenströme, der Konsumflut etc. , Veränderungen in Politik, Medien, Arbeitswelt etc. änderten sich auch sehr schnell die Menschen selbst. Nicht nur in ihrem äusseren Gebaren auch in ihrem inneren Wesen.
Die Menschen waren 5 Jahre nach der Wende fast völlig erkaltet. Die Menschen angespannt, hektisch, wesentlich lauter, niemand mehr auf der Strasse, keine Spontanität, Zurückgezogenheit, Abstand halten.

Gab es einen Zusammenhang damals zur zunehmenden Technisierung und Materialisierung ?

Gibt es heute einen Zusammenhang zur zunehmenden Virtualisierung ?
21.01.11, 20:41:05

55555

Ich verstehe hier noch nicht wie real und irreal getrennt werden sollten. Früher meinten Eltern ihre Kinder würden durch viel Bücherlesen verdorben und haben es ihnen verboten, damit sie nicht in Phantasiewelten andriften. Dann haben nicht wenige es dennoch heimlich unter der berüchtigten Bettdecke getan. Ich glaube nach wie vor, daß es hier vor allem um einen Generationenkonflikt geht, was dieses Thema angeht. Andererseits dürfte es richtig sein, daß sich mit diesen sich wandelnden Realitäten auch die Kultur wandelt, aber ich sehe nicht, daß dieser Wandel so negativ ausfällt. Mit scheint die junge Generation wird unterschätzt, wie es praktisch schon immer war.
21.01.11, 22:05:54

Mama

Die virtuelle Welt ist eine Scheinwelt. Durch diese Welt wird Dein Leben nicht bereichert sondern eingeengt, vorausgesetzt Du befindest Dich übermäßig oft in ihr.

Der Unterschied zu den Büchern ist, das Du Deine Fantasie nicht mehr bemühen musst. In der virtuellen Welt wirst Du berieselt.

Das hat alles mit Beeinflussung zu tun. Autisten lassen sich nicht so leicht beeinflussen. Vielleicht haben deshalb NA Angst vor Ihnen? ;)
21.01.11, 22:29:40

55555

Zitat von Mama:
Durch diese Welt wird Dein Leben nicht bereichert sondern eingeengt, vorausgesetzt Du befindest Dich übermäßig oft in ihr.

Wie es zu der Aussage kommt vermag ich aufgrund fehlender Herleitung nicht nachzuvollziehen.
Zitat:
Der Unterschied zu den Büchern ist, das Du Deine Fantasie nicht mehr bemühen musst. In der virtuellen Welt wirst Du berieselt.

Nach meiner Einschätzung nicht so sehr wie beim Konsum des Mediums Fernsehen, "virtuelle Welten" sind übrigens auch sehr verschieden voneinander.

Kennst du selbst "virtuelle Welten" mehr oder weniger gut? Dieses Forum ist übrigens auch eine Art virtueller Welt, oder nicht?
21.01.11, 22:30:25

feder

@Mama: findest du z.B. den Austausch in diesem Forum nicht bereichernd? Oder allgemein Kommunikation mit Personen, mit denen du sonst vermutlich keine Gelegenheit hättest zu kommunizieren?

Zu dem, was 55555 bzgl. Lesesucht früher geschrieben hat, finde schon, dass es da Parallelen zu den heutigen Befürchtungen bzgl. Internet gibt:

Zitat:

Sie ergreifen mit gleichem Sinne das Schlechte wie das Gute; lesen ohne Prüfung und legen das Buch hinweg, ohne zu fragen oder zu wissen, was sie durch die Mühe des Lesens für Geist und Herz gewonnen haben.
[…]
Die Lesesucht ist eine unmäßige Begierde, seinen eigenen, unthätigen Geist mit den Einbildungen und Vorstellungen Anderer aus deren Schriften vorübergehend zu vergnügen. Man lieset, nicht um sich mit Kenntnissen zu bereichern, sondern um zu lesen; man lieset das Wahre und das Falsche prüfungslos durch einander, ohne Wißbegier, sondern mit Neugier. Man lieset und vergißt. Man gefällt sich in diesem behaglichen, geschäftigen Geistesmüßiggang, wie in einem träumenden Zustande.

Das bloße Lesen, ohne ernsten Willen, Belehrung oder Besserung zu gewinnen, ist wirklicher Müßiggang des Geistes. Denn der Geist, so lange er nur fremde Vorstellungen an sich vorübergleiten läßt, verhält sich leidend;
[…]
Es wird dadurch die geistige Ruhe und Unthätigkeit, die Begierde, Andere für sich denken zu lassen, zum Bedürfniß. Es wird das Müßiggehen zur Gewohnheit, und bewirkt, wie aller Müßiggang, eine Abspannung der eigenen Seelenkräfte.
[…]
Den verderblichsten Einfluß hat die Lesesucht auf die Jugend, theils weil in derselben das unerfahrne Herz am empfänglichsten für Eindrücke jeder Art, theils weil die Einbildungskraft ohnehin das Thätigste ihrer Seelenvermögen ist.
[…]
Sehet da die Ursachen ihres frühern Hinwelkens, ihres geistigen und körperlichen Absterbens unter der Wuth geheimer Sünden! Was der Mütter treue Liebe, was des Vaters fromme Sorge, was des Lehrers warmer Eifer Jahre lang baute, reißt oft der Fluch eines einzigen verbrecherischen Buches in einer Stunde nieder.
[…]
Bist du von den Gefahren der Lesesucht, oder wenigstens von ihrem Nachtheil für Geist und Herz überzeugt: so ermanne dich zu dem unverbrüchlichen Entschlusse, dich fortan des Viellesens zu enthalten. -- Darum waren unsere Alten kräftiger; sie lassen [!] weniger, handelten mehr; dachten lieber selbst, als daß sie sich von andern, oft sehr seichten Köpfen vordenken liessen.


Quelle
21.01.11, 22:37:48

haggard

geändert von: haggard - 21.01.11, 22:38:34

was soll bei "entmenschlichung" geschehen?

außerhalb des internets haben es die meisten menschen bestimmt schwer bzw. ist es ihnen unmöglich, mal eben nach amerika zu reisen oder nach japan etc. um dann noch dort menschen zu finden, die gerade das gleiche interesse wie sie selbst besitzen. es ist ja schon extrem schwierig in der eigenen stadt einen passanten aufzuhalten und eine wegbeschreibung zum eigenen ziel zu erhalten, ohne durch x personen in die falsche richtung geschickt zu werden oder menschen anzutreffen, die die landessprache nicht verstehen.
so gesehen: internet 10 punkte von 10 und "reale welt" 1, also ziemlich mies.

ich finde es geradezu bedauerlich, dass sich die menschen im "realen leben" scheinbar bloß auf äußerlichkeiten stützen. sodass sie mit einer "real begegneten person" kein wort wechseln würden, noch nicht einmal länger anschauen - aber via internet sich blendend verstehen können.

virtuelle welten finde ich nicht schlimm und kann nicht erkennen dass das zu einem realtiäts oder "wahrnehmungsverlust" führen würde. wenn man in der "realen welt" den weg nicht ertragen kann, kann man sich vielleicht vorstellen, das wäre bestandteil der lieblingssimulation am pc und vielleicht schafft man dann vor dem zusammenbruch noch ein paar meter mehr als sonst.

was als wahrnehmungsverlust gedeutet wird, könnte NA doch sehr zugute kommen, wenn sie so erfahren, dass ihr aufgebauter schein in der "realwelt" unnütz ist und sie in der "realwelt" auch genauso diese kontakte oder was auch immer wie in der simulation erhalten können, wenn sie sich darauf einlassen würden/das einfach so in der realwelt umsetzen würden.

gibt ja auch seminare wie "kann ich nicht, gibt es nicht", "schaffen sie sich ihre zukunftsvision ihres eigenen ichs und setzen sie diese in die tat um".

vielleicht gäbe es dann irgendwann lernen ohne grenzen, schulen ohne schranken etc., vielleicht würde das hotel auch übergewichtige menschen im empfang beschäftigen und menschen, zu denen die stimme angeblich nicht zum körper passt, würden für den ausgeschriebenen buchhalterposten eingestellt. vielleicht würden menschen die "penner" nicht noch anspucken, sondern sich von ihnen mit dem neuesten straßenklatsch versorgen lassen, bei welchen geschäften jetzt die günstigsten angebote sind oder dergleichen.

wenn mit "entmenschlichung" gemeint wäre "verrohung", glaube ich das nicht. menschen, die keine hemmschwellen besitzen, sind auch so ohne simulationen. vielleicht haben sie schon als kinder fernab von computer spinnen die beine ausgerissen etc. vielleicht würden sie auch so in "realweltgruppen" gehen, die gewalt verherrlichen und das ausleben.

mehr bedenken hätte ich, was staatliche machthaber entscheiden können. deren möglichkeiten hinsichtlich "entmenschlichung" sind meiner meinung nach viel realer, viel gefährlicher als das, was über die jugen oder ähnliche wiederkehrend prognostiziert wird.
21.01.11, 22:45:31

55555

geändert von: 55555 - 21.01.11, 22:47:03

Schönes Zitat zur Lesesucht (heute im übertragenen Sinne bekannt als Computersucht, Computerspielsucht oder Internetsucht), hatte kurz gesucht aber auf die Schnelle nicht sowas geeignetes gefunden.

Edit: Was sollte realer sein als der menschliche Geist an sich?
21.01.11, 23:08:50

Hans

Ich habe schon vor vielen Jahren von Ausländern gehört,
daß bei uns nicht auf der Straße geplaudert wird etc.
Nach ein paar Monaten sind sie dann auch mehr drinnen vorm Fernseher gehockt.

Ein Auszubildender hat mich ein mal gegen Ende der Lehrzeit gefragt:
"Du Hans, was ist eigentlich das Gegenteil von virtuell ?"

Da habe ich einen Moment gezögert, weil ich nicht wußte,
ob mich der auf den Arm nehmen möchte.
Als ich dann "reel" sagte, ist er rot angelaufen.

Seine Frage war aber sehr ernst.

Ich empfinde meine Internet-Tätigkeit durchaus nicht als die Phantasie einengend,
sondern eine durch erweiterte Möglichkeiten mögliche Darstellung meiner Phantsie,
damit mich Andere verstehen können.
Ich habe vor drei Jahren mit zweiundvierzig damit angefangen
und möchte es nicht mehr vermissen!
Was ich jetzt Andere verstehe!
Der Gewinn an Erkenntnissen, einschließlich der hier im Forum,
ist so enorm, daß ich mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen kann.
Hier kann ich mich (auch) als Mensch finden.
Hier kann ich andere Menschen finden, ohne in irgend welche Augen schauen zu müssen.

Den einzigen Nachteil sehe ich in der vielen Zeit mit wenig körperlicher Bewegung,
ich habe schon ein kleines Bäuchlein angesetzt, seit ich den Computer habe.
Aber ich denke auch, daß man(n) mit fünfundvierzig durchaus eine kleine Waschbrettkugel haben darf.
;)
22.01.11, 00:16:27

drvaust

Ich sehe da keine große Gefahr. Denn, entscheidend ist die reale Welt. Wenn man nicht in der realen Welt leben kann, kann man auch in der virtuellen Welt nicht leben. Die virtuelle Welt kann den Körper nicht erhalten, essen und trinken muß man real, wohnen muß man real, der Computer muß real bezahlt werden usw.. Es wird einzelne Menschen geben, die mit der realen Welt nicht mehr klar kommen, aber das werden immer Ausnahmen sein, denn die können nicht (ohne fremde Hilfe) überleben.

Ich sehe nur eine Gefahr, daß Einzelne das ausnutzen. Daß Herrscher, die in der reale Welt sehr gut leben, die Gesellschaft in der virtuellen Welt halten, in der Art von 'Matrix'. Daß die Leute geistig in einer virtuellen Welt leben (die von den Herrschern bestimmt wird) und real nur arbeiten und überleben.

22.01.11, 09:07:01

Herr Meier

Bei vernünftiger und verantwortungsbewußter Nutzung sehe ich da keine Gefahr. Das Internet ist ein Medium, also ein Mittel zur Vermittlung von Informationen über das Leben und alles, was damit zu tun hat und nicht das Leben selbst. Das sollte einem allerdings schon klar sein, wenn man sich damit beschäftigt. Mir persönlich fällt das nicht schwer, denn ich stamme noch aus der Zeit, als es noch Brieffreundschaften gab. So ähnlich sehe ich das mit dem Internet auch, nur mit mehr Möglichkeiten: Man kann innerhalb von Sekunden antworten, große Mengen Bilder hin und her schicken, die auch aktuell sein können und nicht erst entwickelt werden müssen, usw. Praktisch finde ich auch, daß man bequem von zu Hause aus seinen Interessen nachgehen und mit Menschen kommunizieren kann.
(nur mal so am Rande: Wir kommunizieren immer noch mit Menschen, nicht mit Maschinen und auch hinter den interaktiven Programmen stehen Menschen mit bestimmten Absichten und Zielen. Das sollte man vielleicht immer im Hinterkopf behalten!)

So ganz uneingeschränkt positiv sehe ich es allerdings auch nicht, weil es da doch auch einige Gefahren gibt, vor allem für Leute, die etwas naiver oder unerfahren sind. Deshalb betrifft das wohl vor allem auch die Jugendlichen. Das Internet ist voll mit kommerziellen Datenhändlern wie z.B. diese ganzen VZs und sonstigen Netzwerke, die nur dazu dienen, persönliches über die Kunden auszuspionieren. Meine Generation ist ja noch damit aufgewachsen, daß Datenschutz und Privatsphäre ein hohes Gut ist (ich sage nur: Volkszählungsboykott, 1987 oder wann das war?). Diese Erkenntnis scheint in den letzten 20 Jahren ein wenig verloren gegangen zu sein. Außerdem bietet das Internet technisch ganz andere Möglichkeiten als frühere Medien. Natürlich kann auch der Autor eines Buches versuchen, Menschen zu beeinflussen. Aber wenn es erstmal gedruckt ist, ist sein Einfluß beendet. Das Internet ist interaktiv, das fängt an mit Versandanbietern wie Amazon, wo jeder schon auf der Startseite seine persönlichen Angebote bekommt und je mehr die Leute hinter den Internetseiten über einen wissen, um so besser können sie ihre Kunden betreuen, aber natürlich auch Menschen ausspionieren und manipulieren. Das muß einem schon klar sein, wenn man solche Techniken nutzt. Ob ein Kind oder Jugendlicher solche Zusammenhänge schon überblickt, kann ich nicht beurteilen, dafür bin ich selber schon zu lange aus dem Alter raus und kann mich auch nicht erinnern, daß von uns damals vergleichbare Leistungen in anderen Zusammenhängen verlangt wurden. Aber vermutlich wären wir damit auch überfordert gewesen.
22.01.11, 10:21:53

Mama

Uff, wir reden aneinander vorbei, glaube ich.

@feder
Natürlich gefällt mir der Austausch hier im Forum. Das finde ich auch nicht gefährlich. Obschon es wohl auch Foren gibt, die gefährlich sind. Z.B. Pro-Ana Foren.

@55555
Ich habe kaum Erfahrung mit virtuellen Spielwelten, kann aber bei Mitmenschen die Wirkung beobachten.
Fernsehen ist auch gefährlich, jedoch ist dort ein solideres Kontrollorgan vorhanden. TV schaue ich aber auch nicht.

@azrael
Natürlich ist das Internet eine gute Sache für Menschen, die wissen wie sich dieses Medium nutzen sollten.
Die Schnelligkeit wie man von Ort zu Ort virtuell reisen kann ist sehr gewinnbringend für uns. Aber sie ersetzt nicht die reale Welt.
Es ist ein Unterschied ob ich einen Film oder ein Bild von einem Ort sehe, oder ob ich real diesen Ort besuche und mit allen Sinnen die Wirkung aufnehmen kann.

@Hans
Das I-Net kann fesselnd sein. Gut wenn man über soviel Disziplin verfügt das Maß zu bestimmen. Hier ging es aber um Jugendliche und Kinder......schaffen sie es schon Maß zu halten?

@drvaust
Wir hatten schon Besucher hier die in der virtuellen Welt aufblühten und in der realen Welt nicht mehr kommunikationsfähig waren. Ein Jugendlicher, der Name ist mir leider entfallen und Autist war er nicht.

@Herr Meier
Das Internet ist sicherlich ein guter Ort um mein Wissen zu erweitern, aber ich muss mir auch die Mühe machen ausgiebig zu recherchieren, ein Klick reicht da oftmals nicht. Meinst Du alle Menschen wissen das? ich befürchte Nein.
Ansonsten stimme ich Dir zu, das Internet ist ein Marktplatz der kriminellen Handlungen.

Die virtuelle Welt nimmt uns etwas was nur im realen Leben funktioniert: unseren Instinkt.
Jugendliche klauen Musik, Filme....
Pädophile finden mit Leichtigkeit ihre Opfer
Altersbeschränkungen werden umgangen
Ego-Shooter-Spiele können bei übermäßigem Konsum negative Wirkungen erzeugen (Das ist schon großzügig ausgedruckt von mir)
Die Kommunikation der Jugendlichen erfolgt überwiegend durch Smilies, dadurch sehr eingeschränkt.
22.01.11, 12:49:59

feder

Setzt du virtuelle Welten mit virtuellen Spielwelten gleich? Fände ich deutlich einschränkend.

Schonmal Foren angeschaut, bei denen überwiegend Jugendliche schreiben? Habe da nicht unbedingt den Eindruck, dass da überwiegend Smilies gesetzt würden, ohne Inhalte. irl wird das Gesagte oft durch Mimik/Gestik untermalt, im Internet eben mitunter durch Smilies. Verwerflich finde ich das nicht. Und wenn halt mal tatsächlich überwiegend mit Smilies kommuniziert wird – warum auch nicht? irl blödeln Jugendliche auch mal herum, ohne irgendwelche besonders herausragenden Inhalte zu transportieren.

Es gibt eine aktuelle Studie dazu, ob sich das Kommunikationsverhalten von Jugendlichen mit dem Gebrauch von Internet/SMS/... verändert hat. Dem ist anscheinend nicht so, Jugendliche können trotzdem in unterschiedlichen Situationen angemessen kommunizieren – auch wenn sie in ihrer Freizeit plötzlich nur noch so dialektal schreiben, wie sie auch reden (Die Studie war auf die Schweiz bezogen). Sprachverfall konnte keiner festgestellt werden.

Das jeder Mensch Medienkompetenz irgendwie erlernen muss, ist wohl so – lernen kann er das aber nur, wenn man ihn auch seine Fehler machen lässt. Finde, Jugendliche werden allgemein unterschätzt.

Bei Büchern suchen sich auch die wenigsten Menschen mehrere Bücher zum selben Thema heraus und vergleichen die Positionen, was im Fernsehen gezeigt wird, wird auch einfach mal geglaubt und nicht ausführlich recherchiert. Wenn Person A etwas zu Person B sagt, dann glaubt das Person B ggf. auch einfach, selbst wenn es sich um völligen Schwachsinn handelt. Sehe da nicht unbedingt einen Unterschied zu dem Schrott, den man im Internet mitunter zu bestimmten Themen findet.

Was du mit dem Verlust des Instinkts aussagen willst, verstehe ich nicht. Auch in Geschäften wird geklaut und wenn die Musik/Filme im Internet auf bestimmten Seiten gratis angeboten werden, dann ist das doch nicht der Fehler der Jugendlichen, die sich da bedienen – und vielleicht auch gar nicht wissen, dass das als verwerflich angesehen wird. In der Schweiz wird nach meinem Kenntnisstand damit argumentiert, dass es Konsumenten nicht zugemutet werden kann, zu unterscheiden, welche kostenlosen Angebote im Internet legal sind und welche nicht. Wenn was auf der Strasse herumliegt mit Schild "gratis zum mitnehmen", dann überlegt auch niemand, ob das jetzt tatsächlich so gemeint ist, wie es da steht.
 
 
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