Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

Der Reiz der Schwierigkeit

original Thema anzeigen

 
22.06.10, 23:06:53

Mama

Nein, man kann und soll Menschen nicht verbiegen. Aber man braucht einen starken Rücken, damit es andere nicht versuchen.
22.06.10, 23:19:24

55555

Ich denke es ist nahezu eine Tatsache, daß manche Eltern ihre autistischen Kinder so sehen. Hier geht es aber vor allem um den Reiz des Schwierigen aus NA-Sicht.
23.06.10, 00:17:55

Fundevogel

Ein Hobby, eine Leidenschaft bis zur Perfektion betrieben, löst bei vielen Menschen Anerkennung aus. Bemühung und Fleiß werden belohnt durch Bestätigung und Zuweisung eines guten Platzes in der Gemeinschaft/Gesellschaft.

Wird aber ein Kind in die Welt gesetzt, von dem angenommen wird, dass es eher die Gemeinschaft belasten denn bereichnern wird, bleibt diese Anerkennung aus und schlägt oft in Ausgrenzung um. Sich darüber hinweg zu setzen, fällt NA sehr sehr schwer. Deshalb rückversichern sich die meisten von ihnen bei NA-Fachleuten, dass sie ja trotz der Ausnahmesituation wenigstens durch die zu erforschende Besonderheit ihrer Autisten einen Platz in der Gesellschaft haben.

Die Bestätigung dieser Annahme kann daraus abgelesen werden, dass Autisten, die sich durch wissenschaftlich oder künstlerisch hochwertige Arbeit bewährt haben, "angesehen" werden und weniger Ausgrenzung erfahren.

Leider muss ich da 55555 Recht geben: Es ist urzeitliches Rudelverhalten, das besseres Wissen, Ratschläge der Betreffenden, caritas, philosophische Ansätze, Empfehlungen der Religionen...ganz häufig außen vor lässt.

Der einzige wirksame Reiz scheint zu sein: Dazu zu gehören.
23.06.10, 00:28:45

Herr Meier

Hobbys betreibt man doch nicht für andere Leute, sondern weil man da Spaß dran hat?!?
Mache ich jedenfalls so. Und das Streben nach dem Schwierigen liegt meiner Meinung nach in der Natur des Menschen. Man sucht sich innerhalb seines Interessenbereichs immer anspruchsvollere Herausforderungen. Sonst wirds langweilig. Halte ich für normal.

Zum Thema Kinder:
Meiner Meinung nach ist das so: Manche Leute gehen so in ihrem Hobby oder auch ihrem Beruf auf, daß sie für alles andere Keine Zeit, Ruhe oder Konzentration mehr haben. Ist auch nicht unbedingt nur verkehrt, soll jeder machen, wie er mag. Dann muß man sich aber vielleicht mal vorher Gedanken machen, ob man sich Kinder anschafft.
Wenn der Wunsch nach einem Kind nicht das wichtigste im Leben ist, dem man im Zweifelsfall auch andere Interessen unterordnen würde, dann soll man es bleiben lassen. Kinder erzieht man nicht nebenbei. Leider haben zu viele Leute Kinder, die eigentlich gar keine haben wollen. Nur weil "man" das so macht, weil das Familientradition ist, weil der Nachbar auch welche hat oder weil man glaubt, das lohnt sich finanziell. (es gibt wirklich Leute, die das glauben). Die Kinder von solchen Leuten tun mir leid.

23.06.10, 00:56:34

haggard

vielleicht ist der aspekt "anschaffen" relevant?

einige NA geben an, dass sie froh sind über frühzeitige autismusdiagnosen, durch die bereits bei 2-3jährigen entschieden wird "kanner" oder "asperger".
dabei machen sie im prinzip nichts anderes, als mit gerade keimenden pflanzen zu spezialisten zu rennen um anhand der keimblätter, die unter umständen noch so gut wie gar nichts über die spätere pflanze aussagen, zu bestimmen, um welche art es sich konkret handelt: klick. dabei könnten "spezialisten" auch falsche urteile fällen.

wird dann die diagnose gestellt "das ist unkraut", reagieren die menschen unterschiedlich.
einige sind der meinung, dass es kein unkraut sei und werden deswegen belächelt.
manche wollen oder können sich nicht weiter damit befassen, dann wird der unkraut-mensch in ein heim gegeben, anstatt in den müll. (manche menschen äußern wirklich, dass pflanzen, die sie in den müll werfen, doch in der müllhalde wachsen könnten, falls sie doch nicht so krank gewesen sein sollten und stark genug).
viele scheinen jedoch das prinzip zu verfolgen, das unkraut als etwas anderes darzustellen. dann beginnt womöglich die veredelung mit seinen folgen. (zum glück verpflanzen menschen köpfe noch nicht). das fazit aus dem letzten link:
Zitat:
Das Veredeln brachte keine höhere Ernte oder eine längere Wachstumsphase. Auch waren die veredelten Gurkenpflanzen nicht “resistenter” gegen Krankheiten wie die unveredelten. Das was auffiel war ein enorm schnelles Wachstum und eine sehr gute Wurzelbildung.

letztlich ist es auch das, was eltern beschreiben: die kinder vollbringen unter mehr oder weniger therapeutischen einflüssen eine "schnellere" entwicklung (im vergleich zur prognose) - und trotzdem bestehen manche probleme weiterhin und "mehr vertragen" können sie dadurch auch nicht. bis zu einer solchen erkenntnis scheint das vermeintlich schwierige auch einen reiz zu besitzen (es zu beseitigen oder wie auch immer. habe den eindruck, dass viele NA es scheinbar als unmöglich erachten müssen, was ihnen autisten mitteilen - sei es durch ihre eigenen kinder evtl. nonverbal oder durch andere. zu schwierig vielleicht das einfache wahrzunehmen?).
was jedoch auch auftritt - und das scheint völlig ignoriert zu werden, sind die negativen nebeneffekte, die eintreten können. im falle der veredelung dass unter umständen beide pflanzen absterben oder infiziert werden, obwohl sie ohne eingriff nicht infiziert worden wären (auf autisten übertragen noch mehr stress als ohnehin schon).

man könnte meinen, der vergleich zu pflanzen wäre weit hergeholt, allerdings sind die parallelen schon erstaunlich.
23.06.10, 10:12:03

55555

Zitat von Herr Meier:
Hobbys betreibt man doch nicht für andere Leute, sondern weil man da Spaß dran hat?!?

Ich glaube bei NA ist das nur ein Teil der "Wahrheit". Manche suchen sich wohl eine Nische, in der sie jemand "Wichtiges" sein können. Dabei ist wohl eher entscheidend, daß sie ein Hobby nicht völlig bescheuert finden.
23.06.10, 10:36:52

starke Dame

Ich glaube man kann das ganze nicht so verallgemeinern. Ich bin zwar ein NA, finde mich aber in dem geschriebenen über NA garnicht wieder.
23.06.10, 11:04:14

Mama

Ich schließe mich da 55555 an. Empfinde es auch so, das sich viele NA durch ihre Hobbies interessant und wichtig erscheinen lassen wollen.
Irgendwie komisch, Hobbies müssen ausgefallen sein, damit man sich wichtig macht.....hat man ein autistisches Kind und lenkt daher auch die Aufmerksamkeit auf sich, ist es nicht erwünscht.
Hobbie= Wichtig erscheinen und in aller Munde sein?
Kinder, die ein anderes Sein haben= am liebsten verleugnen oder im Mitleid suhlen?
Das verstehe ich nicht!
23.06.10, 11:21:00

55555

Wo genau verallgemeinerte ich denn in unguter Weise?
23.06.10, 13:01:05

starke Dame

5, eigentlich tust Du es nicht, es fallen schon die Worte wie manche, teilweise. Vielleicht liegt es auch daran, dass es auf viele NAs zutrifft und ich ja nun einmal auch ein NA bin.

Ich bemerke nur immer mehr wie wenig ich mich in einem NA wiederfinde, unter Berücksichtigung allgemeiner Handlungsweisen bei anderen NAs mit ihren Kindern.

Und dann stelle ich mir halt die Frage, was bin ich für ein NA wenn mir so vieles befremdlich ist, welches sich nicht einschließlich auf das hier im Forum geschriebene beschränkt sondern auch außerhalb des Forums im Leben immer wieder zeigt, dass ich kaum Kontakt zu anderen Müttern suche, da hier auch vieles zwischen dem Verhalten anderer für mich befremdlich ist. Wobei ich auch zugeben muss, dass ich eine Mutter gefunden habe, die nicht so ist wie die anderen Mütter, mit ihr treffe ich mich privat, der Rest ist mir halt zu anders.

Genauso weiß ich aber, dass ich ein NA bin und auf jeden Fall kein Autist bin.
23.06.10, 16:11:35

frontdoor

Orchideen verschaffen durch ihr Aussehen und ihren Geruch ein angenehmes emotionales Erlebnis.Dazu kommen noch (wenn man sie züchtet)Erfolgserlebnis und die Wertschätzung anderer.
Das sind Dinge die nicht mit Autisten assoziert sind.
23.06.10, 23:04:14

Fundevogel

Als ich eine Zeit mit Pferden verbrachte und danach auf ihnen reiten durfte, wurde das ein paar Monate akzeptiert. Schließlich kam die Aufforderung, es wäre an der Zeit Prüfungen zu machen und Wettbewerbe zu reiten.

Als ich Volleyball spielte und einfach nur Spaß am gemeinsamen Spiel empfand und auch mal zum Sportdress Ringelsocken trug, warf man mir vor, dass mir der nötige Ernst fehle und an meiner Zielsetzung "Sieg" gezweifelt werden müsse.

Als ich schwimmen ging und lieber im Nichtschwimmerbecken blieb, wurde ich drangsaliert, doch endlich richtig Schwimmen zu lernen und meine Leistung zu steigern.

Alle meine öffentlichen Hobbys wurden mir durch das Drängen, mich mehr auf Leistung auszurichten und den Schwierigkeitsgrad zu steigern, vermiest.
Reine und stille Freude am Tun scheint mir geradezu als unanständig zu gelten.
 
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder