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wie geht das

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06.06.10, 19:30:00

horisen

Danke für deinen Vorschlag, allerdings stehe ic mit ihnen schon über das Internet in Kontakt und Chatte auch regelmäßig mit ihnen. Mit manchen mehr mit anderen weniger. Es funktioniert wirklich etwas besser als wenn ich den Leuten ins Gesicht schaue, allerdings besteht hier auch wieder das Problem. ich nicht weiß über was ich schreiben soll, ich finde einfach keine Themen über die man reden kann. Irgendwann bricht die Unterhaltung dann ab.
06.06.10, 20:40:05

HundundKatz

Horisen.
setz dich nicht so unter Druck.
Wenn ich jetzt ein Thema finden müsste, würde es auch nicht klappen.
Schau, die anderen hier im Forum versuchen es über Fragen zu dir. Vielleicht fragst du einfach den anderen/die andere
etwas... über den Tag, wie es geht ... Schule...
Träume... Kinofilme... was nervt......
Ich denke wirklich, dass sie deine Art mögen.
Und das mit dem später fragen/dazu was sagen geht immer.
Das zeigt dem anderen, dass du dir Gedanken machst.
Ich denke viele reden einfach so mit einander, ohne
ein echtes Thema zu beleuchten (ich möchte das hier nicht
bewerten).
Und wenn ein Gespräch zu Ende ist, ist auch ok, denk nicht,
dass das an dir liegt und wenn auch ok. Vertrau dir.
Und wenn du heute etwas erlebt hast, oder du an was gedacht hast oder oder erzähl es soweit du möchtest. Zuhören ist
heute selten und das tust du und das werden sie auch an dir
schätzen. Ich würde dir gerne ein Rezept geben, dass gibt
es nicht. Lerne dich so zu anzunehmen wie du bist. Als
jemand besonderes. Ich lerne das jeden Tag ein Stückchen
mehr.
06.06.10, 22:41:56

haggard

"sprachlosigkeit" kann irgendwann (oder etwas anderes, das kann ich nicht einschätzen) zum abbruch führen. was andere für gewisse undefinierte zeit für gut befanden, wird irgendwann/plötzlich "schlecht". dann werden keine aufforderungen mehr gestellt, sondern anschuldigungen, die oft mit "nie" beginnen.

falls derartiges bereits erlebt wurde, stellt sich wahrscheinlich auch die frage, wie dem entgegengewirkt werden könnte, obwohl in der regel vielleicht sprachlosigkeit besteht.

es liest sich so einfach, über irgendetwas zu kommunizieren. habt ihr ("NA") schon mehrmals situationen erlebt, bei gruppengesprächen, und jemand über etwas zu reden beginnt, was bereits vor x-themen abgehandelt wurde oder fragen stellt, deren antwort scheinbar allen geläufig ist?
wie viel sympathie muss für einen solchen menschen vorhanden sein, damit das aufstöhnen und augenverdrehen oder genervt reagieren ausgeglichen ist, ohne dass sich solches zu einem abbruch entwickelt?
oder wie nehmt ihr wirklich jemanden wahr, der immer nur anwesend ist, aber nie etwas sagt? und auch auf fragen scheinbar gar nicht reagiert?

mir schrieb mal jemand:
reden ist silbern, schweigen ist pappe - drum halte die klappe.
lustigerweise war sprachanwendung damals für mich noch kein thema und dieser spruch verwirrt mich bis heute.
06.06.10, 22:44:46

lea

Mich verwirrt er auch - wie ist es denn gemeint - mit der Pappe? Oder soll es sich blos reimen?
06.06.10, 23:12:33

Fundevogel

azrael: Dieser Spruch ist einfach flach. So wie ich ihn verstehe, meint er, dass der Schweigende nichtssagend ist und deshalb besser tatsächlich nichts sagen sollte (während das Gold eine Aufwertung darstellt, steht die Pappe für Abwertung). Der Spruch orientiert sich an lauter Geschwätzigkeit und hat keine Ahnung von stiller Innerlichkeit.

NA gehen auch die Themen aus, wenn sie merken, dass sie mit einem Gesprächspartner nicht auf eine Wellenlänge kommen. Sie bedienen sich dann aber Sätze wie: "Ich hol' mir mal was zu trinken, hab einen ganz trockenen Hals" oder "Irgendwie bin ich heute nicht gut drauf" und wechseln dann die Position.

Meist ist es so, dass man ungefähr weiß, was eine Gruppe Menschen interessiert. Wenn man das Gespräch auf deren Lieblingsthemen bringt, und mit ein paar "Ach nee" oder "tatsächlich?" ist man recht schnell in das Gespräch aufgenommen. Wenn man dann themenfremde Fragen stellt oder "um die Ecke denkt" (ich mache das aus Spaß an der Freud gerne), dann sind die meisten erst mal konsterniert. Das will dann ausgehalten werden;).

Natürlich kommt es auch vor, dass alle eine Antwort wissen, obwohl man selbst sich noch nie mit dem Thema auseinander setzte. Ich eröffne dann das Gespräch mit: "Auch wenn ihr mich jetzt für blöde haltet..." oder "Ich habe keine Ahnung, aber..." Viele NA mögen es, dass man sein Licht unter den Scheffel stellt, weil sie sich dann als beratend und helfend erleben können. Man muss auch in Kauf nehmen, dass der eine oder andere einen dann halt für blöd hält. Was solls?!

Ich habe eine Freundin, die seit 25 Jahren nur redet, wenn sie einen einzigen Gesprächspartner hat, in der Gruppe ist sie stumm. Als Freundesgruppe waren wir zuerst verärgert, weil es den Eindruck erweckte, dass sie vor Zeugen nicht reden wollte und uns als Gruppe mißtraute. Wir haben ihr das auch gesagt. Sie hat es nicht ändern können oder wollen. Dann haben wir ihr angekündigt, das Gleiche zu machen, damit sie erleben könne, wie man sich in einem solchen Fall fühlt. Es hat nichts geändert. Dann haben wir sie so akzeptiert wie sie ist;) Heute können wir sie als den reichsten Teil unserer Freundschaft sehen: Nichts zu erwarten und jemanden zu nehmen, wie er ist.

Ich nehme jemanden, der sich nicht äußert unter eine "emotionale Lupe" und versuche zu erfühlen, warum er dies nicht tut: Furcht, Arroganz, Veranlagung, Schüchternheit, nonverbale Äußerung...und wenn das nicht klappt, frage ich.
07.06.10, 00:13:11

Hans

geändert von: Hans - 07.06.10, 00:22:46

Der Original-Spruch war wohl:
Reden ist Silber
Schweigen ist Gold
Dabei ging es, so denke ich, um das, daß man sich einen Vorteil verschaffen kann,
wenn man etwas Bestimmtes für sich behält.
Die Veränderung mit der Pappe ist einzig für den Reim zu erklären.
Der Spruch in seiner Abwandlung erinnert mich an einen Anderen
von Erich Kästner, der in so einem Siedlungsgettho von dem Straßen-Jargon
der Kinder verändert wurde.
Es könnte durchaus sein, daß diese Version nur dazu dienen soll dem Anderen
den Mund zu verbieten (und frech zu grinsen).

Ich glaube nicht, daß Du einen wirklichen Anlass hast,
Dich wegen dem blöden Spruch zu Beunruhigen ;)

Ach ja, zum Thema fällt mir auch noch ein, daß man mit mir auch in einem Einzelgespräch
besser kommunizieren kann, als in einer Gruppe.
Aber erst neulich durfte ich etwas ganz besonderes erleben,
eine SHG mit nur Autisten, da war mir bei der ganzen Kommunikation
eine ganz erstaunliche Wendung zu erleben.
Ich traute mich früher nicht so vor mehreren, weil ich eben auch Angst davor hatte,
verspottet zu werden.
Hier brauchte ich keine Angst haben verspottet zu werden.

Hier befürchtete ich, eher schon zu viel zu reden,
ich wollte mich nicht vordrängeln.


07.06.10, 07:50:16

lea

Ich rede auch manchmal zu viel. Ich kann es nicht immer einschätzen, wann es genug ist ( und die anderen schon langweilt ).
Öfter gehe ich Gespräche, die ich führen möchte oder muss schon vorher in Gedanken durch und checke mögliche Reaktionen ab und überlege mir die passenden Antworten.
Manchmal bewundere ich diejenigen, die aus dem Stehgreif so geschliffen reden können.
07.06.10, 08:32:25

55555

Zitat von Fundevogel:
azrael: Dieser Spruch ist einfach flach. So wie ich ihn verstehe, meint er, dass der Schweigende nichtssagend ist und deshalb besser tatsächlich nichts sagen sollte (während das Gold eine Aufwertung darstellt, steht die Pappe für Abwertung).

Wenn aber reden als hochwertiger dargestellt würde, ist die Aufforderung zum schweigen für mich merkwürdig.
07.06.10, 23:08:54

Isabella

Zitat von horisen:
wenn ich alleine mit jemanden unterwegs bin herscht schweigen.


Ich habe in solchen Situationen versucht, auf mein Gegenüber all das, was ich in vergangenen Gesprächen innerhalb der Gruppe noch hätte sagen wollen, aber z.B. wegen Themenwechsel nicht dazu kam (weil ich zu langsam war)abzuladen. "Ach übrigens zum Thema X viel mir noch ein, daß ...". Wenn als Antwort nichts erhellendes dabei war, habe ich Themen ausgegraben, die schon Wochen oder Monate zurück lagen. Dann habe ich auch mal ausprobiert, ständig Fragen zu stellen: "Du hast mal erzählt, daß ..., wo hast du das gelesen?" Oder Fragen zur Person "Wie lange machst du das schon?" Fragen stellen fällt mir schwer, da ich nicht wirklich an den Antworten interessiert bin. Aber irgendwann ist vielleicht plötzlich etwas interessantes für mich dabei und ich kann wieder anknüpfen.
Aber ehrlich gesagt, ist es nach einem Kino- und Billardabend auch schwierig, ein interessantes Gespräch einzuleiten. Wenn Du es hinkriegst, kannst Du ja auch mal Dein Gegenüber fragen, ob er rückwärts sprechen kann oder wie viele Städte er mit "L" kennt - das dann abwechselnd als Spiel. Das kann sehr erheiternd sein, ohne daß man großartig kommunizieren muß.
09.06.10, 20:07:42

horisen

geändert von: horisen - 09.06.10, 20:12:46

interessant also mehr mit Sprache spielen als sie zur "Informationsbeschaffung" nutzen. Ich werde das mal ausprobieren wenn ich die gelegenheit dazu bekomme.
Aber kennen NA's das auch wenn man nicht weiß ein Gespräch beginnen soll?
09.06.10, 21:21:08

Isabella

Zitat von horisen:

Aber kennen NA's das auch wenn man nicht weiß ein Gespräch beginnen soll?

Ich meine, daß NA´s in solchen Momenten damit beginnen, was man "small talk" nennt, aber auch nicht jeder NA kann das oder ist gut darin.
 
 
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