Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

Gestützte Kommunikation

original Thema anzeigen

 
03.05.10, 08:49:22

55555

Mir scheint es da einige Parallelen zum Pendeln und dergleichen zu geben.
03.05.10, 09:23:39

haggard

@feder:
beim kunstunterricht in der schule bin ich schon "wahnsinnig" geworden, weil eine lehrerin meinte meine hand führen zu müssen - sogar was das aufnehmen von farbe mit einem pinsel anging.
also meine hand mitsamt pinsel oder stift festhalten. das ging überhaupt nicht.
ich saß ihr wohl zu lange vor einem weißen bogen papier.
am ende war das bild auch irgendwie bunt - aber das war nicht mein bild. meine mutter fand diese lehrerin toll, ich fand sie grauenvoll. sie hat nie erklärt, warum sie diese lehrerin so gut fand...

für mich war es schlimm, dass sie die falschen farben benutzte. dass sie mit den farben falsch umging. in so einem tuschekasten verhalten sich die verschiedenen farben ganz unterschiedlich, wenn sie mit wasser in berühung kommen. jahrzehnte später hatte ich ein buch entdeckt über chinesische malerei. wie dort der umgang mit der farbe beschrieben wurde, entsprach eher meinem empfinden. aber in der schule wurde darauf keine rücksicht genommen. frage mich, wie das funktionieren soll. wenn ich andere menschen anfassen musste, waren das irgendwelche objekte. ich habe nicht fühlen können, wie andere menschen in dem moment ihren körper fühlen etc. oder gar wie ihre geistige wahrnehmung in diesen momenten ist - und ich bezweifele, dass das überhaupt ein mensch kann.
03.05.10, 09:29:03

Paula

Zitat von 55555:
Mir scheint es da einige Parallelen zum Pendeln und dergleichen zu geben.


Kannst Du das bitte erklären?

LG
Paula
03.05.10, 10:50:49

55555

Beim Pendeln sind auch viele Praktizierende der Meinung das Pendel würde sich unabhängig von ihnen bewegen.
03.05.10, 12:13:39

Fundevogel

Ich muss mal ganz naiv fragen: Wäre es denkbar, diesen Impuls durch einen maschinellen Impulsgeber auszulösen, dessen Impulsrhythmus durch eine Zeituhr vorgegeben und auf die Schreibschnelligkeit eingestellt werden könnte?
03.05.10, 12:37:31

55555

Da würde ich theoretisch keine Probleme sehen.
03.05.10, 14:16:50

Paula

Zitat von 55555:
Beim Pendeln sind auch viele Praktizierende der Meinung das Pendel würde sich unabhängig von ihnen bewegen.


Das habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört. Mir ist nur bekannt, das die Muskulatur das Pendel bewegt, welche eventuell vom Unterbewußtsein beeinflusst sind.


LG
Paula
03.05.10, 17:25:50

zilvis

hallo,
ich stütze seit drei jahren nichtsprechende bzw. teilweise sprechende Menschen. Und wollte hier vielleicht auch mal ein wenig zur aufklärung beitragen.
Bei der gestützen kommunikation geht es nicht ausschließlich darum, jemanden eine körperliche unterstützung zu sein. und selbst wenn es so sein würde, glaube ich nicht, dass eine maschine sich den bedürfnissen jedes einzelnen anpassen könnte. der stützer muss ständig den widerstand variieren. Vorallem, wenn es schwierigere, emotionale themen sind, brauchen einige fc-nutzer mehr widerstand und es ist noch wesentlich mehr als nur die physikalische ebene zu beachten. Sicherlich besteht die Gefahr, dass der Stützer beeinflusst, da der mensch an sich bei kommunikation (meist) mitdenkt und wenn man nur beginnende buchstaben liest, vervollständigt man, ob man will oder nicht und es erfordert höchste selbstkontrolle, nicht selbst den impuls zu einem buchstaben zu geben. Doch eben ist es nicht ausschließlich eine körperliche hilfe. Es gibt viele bedingungen, die gegeben sein müssen, um dem jeweiligen eine hilfe zu sein. Ich finde das wichtigste jedoch dabei ist, dass man dem Gegenüber Vertrauen entgegen bringen sollte. Ich meine damit, dass keiner daran zweifeln sollte, dass die jeweiligen Gedanken nicht vom Schreiber selbst sind. Meist sind auch so die fehlgeschlagenen Tests zu erklären. Wer will sich schon erklären müssen oder vor anderen beweisen müssen?
Desweiteren sollte die Wahrnehmung jedes einzelnen beachtet werden und die Umgebung strukturiert angepasst werden. Oft zu schaffen durch ein reizarmes umfeld und verbaler unterstützung...
Es ist schade, dass immer etwas erst wissenschaftlich bewiesen werden muss, damit es "echt" ist. Viele Menschen haben durch FC eine Möglichkeit gefunden ihre Gedanken nach außen tragen zu können, um so auch zufriedener mit sich selbst und der jeweiligen umgebung sein zu können. es wäre schön, wenn diese noch mehr rückhalt bekommen würden...

03.05.10, 19:46:56

feder

Warum sollte FC nicht hinterfragt werden sollen? Wenn Menschen von ihren persönlichen Erfahrungen berichten, finde ich es schon wichtig zu wissen, ob diese tatsächlich in der von ihnen geäusserten Form erlebt/empfunden wurden. Vor allem, wenn dann u.U. aufgrund solcher Berichte Rückschlüsse auf andere (nichtsprechende) Autisten gezogen werden.

Wie ist "verbale Unterstützung" zu verstehen? Wenn ich gerade nicht fähig war, etwas zu äussern und mir jemand "auf die Sprünge helfen" wollte und mir dabei womöglich auch noch körperlich nahe kam, dann konnte dies dazu führen, dass ich u.U. etwas äusserte, was gar nicht dem entsprach, was ich eigentlich sagen wollte.
03.05.10, 20:06:54

zilvis

bei dem hinterfragen geht es darum, dass der stützer sich selbst nicht fragt, kann derjenige mir das jetzt beantworten. oder bei tests gefragt wird "kannst du mir jetzt die antwort auf die frage geben?" ich meine damit, man wird ja nun auch nicht gefragt, nachdem man seine meinung zu etwas gesagt hat, ist das jetzt deine meinung oder hast du das irgendwo gelesen? Und so beantwortet sich auch der zweite punkt, eagl ob sprecher oder schreiber, wird man doch ständig im austausch mit seinen mitmenschen in seinen gedanken weitergebracht oder man bekommt eine andere sichtweise auf etwas. bei der verbalen unterstützung kann es darum gehen, den gestützen zu ermutigen etwas zu schreiben, seine gedanken zu ordnen. denn man muss bedenken, dass viele nichtsprecher viele jahre stumm waren und sich nie seiner umwelt gegenüber äußern konnten und es erfordert schon viel seinen vielen gedanken auf den punkt zu bringen und in sätzen zu formulieren.
03.05.10, 20:07:03

haggard

geändert von: haggard - 30.05.12, 09:34:30

ich würde gerne RL mit einem autistischen fc-nutzer kommunizieren.

allgemein ist es bei mir so (hat nichts mit fc zu tun), dass ich bereits als kind irgendwann zu beweisen versuchte, dass ich irgendetwas konnte, an dem andere leute ständig herummäkelten oder meinten ich sei zu dumm. angefangen beim schwimmen, übers sprechen - und "zuletzt" zu beweisen, dass das, was ich schriftlich äußerte, tatsächlich auch "aus meinem kopf" stammte und nicht irgendwer anderes schrieb und bloß aus gefälligkeit erwähnen würde, dass ich das geschrieben hätte oder irgendwelche anwendbare formeln konstruierte, die es noch nicht gab. aus meiner persönlichen sicht, ist es albern, wenn sich jemand hinter mich stellt um zu überprüfen, ob ich tatsächlich etwas "angeblich" von mir stammendes reproduzieren kann oder mich erklären zu lassen, was ich getan habe bis ins detail und wie. aber - damit habe ich kein problem.
mich wundert es, falls alle fc-nutzer damit ein problem hätten, wenn sich ihnen die gelegenheit bietet, quasi allen zweiflern zu beweisen, dass "es" echt ist.
es sei denn, so etwas wie "lampenfieber". aber vor was bestünde angst? zerharktes selbstwertgefühl, weil "jeder" es besser meinen würde, wie man selbst etwas zu tun hätte?

mag sein, dass es in der natur der menschen liegt, etwas mit eigenen augen sehen zu können - und sei es nur in einem wissenschaftlichen text.

edit:
wie ist das ermutigen gestaltet?
03.05.10, 22:16:15

drvaust

Zilvis, wie definierst Du Gestützte Kommunikation? Was umfaßt das für Dich?
Das mit den Befragungstechniken, um dem Befragten beim Ausdrücken seiner Gedanken zu helfen, kenne ich. Das ist manchmal nützlich (wenn es richtig erfolgt), es besteht jedoch ein Risiko der Manipulation. Aber das würde ich nicht zu Gestützter Kommunikation zählen.
Aus Deinen anderen Aussagen zum Ablauf von Gestützter Kommunikation werde ich nicht richtig schlau, bzw. zähle ich das nicht zu Gestützter Kommunikation.

Kann mal jemand erklären, wie Gestützte Kommunikation konkret funktioniert? Ich lese oft von Impulsen, Wiederstand usw., das verstehe ich nicht richtig, wie wirkt das? Bis jetzt kann ich das nur deuten, habe keine exakte Vorstellung.

Für mich ist ein körperliches Führen, oder Stützen, eine unangenehme Vorstellung. Das ist für mich ein körperlicher Übergriff, ein Angriff. Aber für Andere scheint das gut zu sein.
Ich hasse jede Fremdbeeinflussung. Ich lasse mich nicht führen, will immer selbständig sein. In der Schule ist es mir mehrmals passiert, daß Lehrer meine Arbeit verbessern wollten. Da habe ich diese Arbeit vernichtet und neu angefangen.
 
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder