17.03.10, 13:01:21
haggard
geändert von: haggard - 19.03.10, 10:56:25
weil immer wieder erwähnt wird, dass eine diagnose auch nachteile haben kann und immer wieder nachgefragt wird, warum das so sei -
dieser thread, in dem pro und contra an einzelnen themenbereichen gesammelt und dargestellt werden kann.
als pro wird immer angegeben, dass dadurch individuelle hilfen geltend gemacht werden können.
individuelle hilfen können jedoch auch in gesprächen mit beteiligten personen ermöglicht werden. eine diagnose bzw. die bekanntgabe dieser sollte (meines erachtens) als notlösung betrachtet werden.
kindergarten
(hier steht nichts von pro oder contra, es sei allen empfohlen, gelesene dinge nicht überzubewerten und vor allem nichts dagewesenes irgendwo hineinzuinterpretieren):
wenn von vornherein (ob nun bei kenntnis oder unkenntnis einer diagnose) nicht wert auf eine bestimmte kindergartenform gelegt wird, erfolgt die betreuung wahrscheinlich in einem regelkindergarten.
manche erzieher geben den eltern hinweise, dass das betreffende kind auffällig sei und untersucht werden solle.
wenn das kind an sich nicht sehr überfordert mit der situation in einem regelkindergarten erscheint, sollte es dort belassen werden.
die "alternative" wäre ein integrationskindergarten. sobald ein kind eine diagnose besitzt und ein regelkindergarten davon erfährt, erfolgt der verweis an einen integrationskindergarten. denn das kind sei (plötzlich) nicht mehr tragbar, könne nicht mehr gefördert/betreut werden, es wäre zu wenig personal vorhanden, nicht speziell ausgebildet - und in einem integrationskindergarten wird es extra eine erzieher-person nur für das kind geben. ein (gesetzlich?) geregelter anspruch auf eine sechsstündige betreuung bestünde aufgrund der diagnose (nicht wegen der individualität des kindes).
oftmals ist die realität doch sehr anders und es steht mitnichten nur eine erzieherperson für ein einziges kind zur verfügung. denn wenn das kind gar nicht so "schwierig" ist, betreut diese person noch andere kinder, die "mehr" bedarf hätten.
auch sind die "extra" ausgebildeten integrationsfacherzieher nicht spezialisiert - es sei denn, durch ihre intensive tätigkeit mit autistischen kindern verfügten sie bereits über kenntnisse. diagnosekriterien werden vermittelt, ABA- und TEACCH-theorie an einem praktischen beispiel "erklärt". mehr nicht.
jedoch ist diese "erklärung" wichtig, denn so haben sie schon einmal davon gehört.
denn wenn eine diagnose gestellt wurde, erfolgt scheinbar in der regel eine ganze kaskade an punkten, die "abgehakt" werden müssten. es erfolgt der gang zu einem ATZ, weil keine zeit verloren werden könne (nicht zu vergessen: zu beginn war das kind noch ein "regelkind"). dort wird unter anderem nach TEACCH gearbeitet, teilweise auch in zusammenarbeit mit anderen einrichtungen. von dort aus erfolgt die "unterstützung" mitunter auch im integrationskindergarten. die integrationsfacherzieherin, die bis dato keine wirklichen kenntnisse über autismus besaß und nur etwas über TEACCH hörte, erhält nun anleitung und unterstützung, damit sie das richtig lernen und beim kind anwenden kann.
ferner werden förderpläne entwickelt, theoretische ziele festgelegt, die danach an sich stur am kind versucht werden umzusetzen. eigentlich unabhängig von den aktuellen interessen des kindes, denn andere menschen besitzen eine andere vorstellung darüber, was ein autist wann können sollte. also blickkontakt herstellen, sich anfassen lassen, zu gemeinsamem (rollen)spiel mit anderen kindern "fähig" werden etc.
dabei fehlt wie so oft das grundlegende verstehen in bezug auf autismus. stereotypes verhalten soll minimiert/abgeschafft werden - nach ursachen dafür wird nicht gesucht. es ist scheinbar auch undenkbar, dass bestimmtes verhalten bei autisten (externe) ursachen haben kann. die hände/oder das kind werden/wird festgehalten, bis es sich "beruhigt" hat. das man als autist auch irgendwann aufgibt, obwohl man festgehalten wird und obwohl körperkontakt unerträglich sein kann - scheint unbekannt zu sein. denn es wird nur der "erfolg" gesehen, dass unerwünschtes "abgelegt" wurde bzw. nicht mehr sichtbar ist.
am ende eines regelkindergartens findet ebenso wie am ende eines integrationskindergartens zum übergang in eine schule eine "tauglichkeitsprüfung" statt. während in einem regelkindergarten
eher noch empfohlen würde, das kind ggf. früher oder auch erst später einschulen zu lassen (in eine regelschule), erfolgt von einem integrationskindergarten und gemäß der empfehlungen für die beschulung von autisten aus die einteilung in förderschulen (vormals sonderschulen genannt).
kanner-autisten bilden quasi das schlusslicht und für sie wird in der regel eine geistig behindertenschule empfohlen. nicht, weil sie unbedingt geistig behindert wären, sondern weil sie dort "besser" gefördert werden könnten (therapeutisch, nicht schulisch). denn die in einem integrationskindergarten mitunter eingeleitete therapie solle selbstverständlich auch an einer entsprechenden schule - neben dem unterricht für grundsätzliche sachen - fortgeführt werden.
asperger-autisten dagegen besitzen die "wahl" zwischen körperbehindertenschule und schule für emotionale entwicklung. je nach dem in welchem bereich "defizite" bestehen (nicht gemeint ist damit eine kognitive leistungsfähigkeit) und wo sie weiter gefördert werden sollen. mehr "förderstunden" (also therapie) gibt es in einer körperbehindertenschule und weil das so ist (und an einer regelschule eben nicht so ist), gelangen asperger eher auf körperbehindertenschulen.
und eltern finden sich scheinbar damit ab.
etwa zur mitte des letzten jahrhunderts wurden erst beschreibungen durch kanner sowie asperger geschaffen. bis dieses in der fachwelt "etabliert" war, dauerte es nochmals sehr lange. "experten" waren damals noch seltener als heute. seit etwa der 70er jahre wird immer wieder autismus im größeren rahmen thematisiert. trotzdem wurden sehr viele autisten nicht als solche erkannt. eine diagnose ist scheinbar schwierig - und sie soll auch keine fehler aufweisen. während standarddiagnoseverfahren entwickelt wurden, seit den 90ern auch asperger zunehmend erkannt werden können, in sozialen netzwerken sich ein wachsames system entwickelt hat, auffällige menschen möglichst frühzeitig von unauffälligen menschen abzusondern, geht die tendenz bei der diagnostik scheinbar zunehmend hin zur subjektiven einschätzung. also quasi nach "bauchgefühl". autismus ist scheinbar auch eine "bequeme" diagnose, für die ein umfassendes therapeutisches programm entwickelt wurde, sodass häufiger auch nicht autistische menschen diese diagnose erhalten, wenn sie zwar als kind irgendwie nicht ganz "normal" erscheinen und nach den diagnoseverfahren keine eindeutige autistische zuordnung möglich ist. denn das spektrum ist groß und der "übergang zur normalität" wäre fließend.
parallel dazu findet auf übergeordneter ebene eine andere entwicklung statt, was im unterforum der enthinderungsselbsthilfe nachgelesen werden kann (beispielsweise
hier und
hier).
vorläufig abschließend, da so großes interesse an diesem thread besteht:
allen sei empfohlen sich diese empfehlung (das blaue ist ein link) durchzulesen und darüber nachzusinnen, was das im klartext bedeutet. falls das nicht ausreichend ist, könnte auch eine umfrage gestartet werden, wie viele kinder-asperger heutzutage auf eine regelschule gehen, wie viele auf eine körperbehindertenschule, wie viele auf eine schule für emotionale entwicklung - und wie viele kinder-kanner heutzutage auf eine geistig behindertenschule gehen oder auf eine regelschule. das ergebnis wird mich nicht überraschen.
19.03.10, 11:22:21
an3010
geändert von: an3010 - 19.03.10, 11:24:24
Es wird ja eine statistische Aussage geben, in welcher Schule Autisten beschult werden.
Interessant wäre dazu noch die Aussage,ob es eine freiwillige Entscheidung der Eltern war oder eine erzwungene.
Wir haben uns bewußt für eine L-Schule entschieden,weil in unserer Umgebung mit vertretbarer Fahrzeit keine passende Schule gefunden wurde.
Unsere Regelschule im Ort wird umfassend saniert - ca 2 Jahre lang.
In dieser Regelschule sind die Klassen mit 28 Kindern gefüllt.
Die Lehrer dieser Regelschule kennen wir sehr gut auf Grund unserer anderen Kinder und keine hat annähernd die Befähigung,mit autistischen Kindern zu arbeiten.
Eine KB - Schule gibt es hier nicht,obwohl Flo körperliche Behinderungen auf Grund seiner eingeschränkten Motorik hat. Dies ist gerade ein Problem beim schreiben erlernen.
Es gibt in unserer Umgebung eine Privatschule ,die mit 28 ausgesuchten Kindern aus einem Pool von 50 Kindern besteht,natürlich hätten wir dort keine Chance gehabt.
Walddorfschulen oder ähnlich gelagerte haben wir in unserer Umgebung auch nicht.
Ich hätte ihn gern in eine Regelschule einschulen lassen,wenn die Bedingungen so wären,das es passen würde.
Kleinere Klassen, Rückzugsmöglichkeiten,angepasste Lehrpläne zum Beispiel.
19.03.10, 16:26:00
haggard
geändert von: haggard - 19.03.10, 17:01:27
also wird jetzt spekuliert:
ältere diagnosezahlen sind beispielsweies
hier zu finden.
aus der tabelle geht hervor, dass unterschiedlichste diagnosekriterien für "autismus" verwandt wurden und auch das alter bei diagnosestellung schwankt sehr. da in den letzten jahren versucht wurde, die diagnosekriterien zu vereinheitlichen und eine möglichst frühzeitige, "flächendeckende" diagnosestellung propagiert wird, dürften aktuelle zahlen anders ausfallen.
in der zwischenzeit wurden in verschiedenen bereichen empfehlungen/vorgaben bezüglich "autismus" geschaffen. während früher/bis vor einiger zeit höchstwahrscheinlich mehr autisten als heute ganz natürlich regelschulen besuchten, viele noch nicht einmal als autisten diagnostiziert oder überhaupt erkannt werden konnten, hat sich dieses in der zwischenzeit gewandelt. sicherlich sind eltern, die in foren schreiben nicht repräsentativ für sämtliche autistischen kinder heutzutage, jedoch kann man diese als grundlage für statistiken betrachten, wenn man unbedingt etwas analysieren wollte. lese ich in diversen foren quer und betrachte lediglich die aussagen über kinder, die heute die grundschulen besuchen oder kurz davor stehen - muss man feststellen, dass die meisten kinder mit diagnose förderschulen besuchen oder besuchen werden. das ist meines erachtens bei den ganzen richtlinien, an die sich andere menschen orientieren um das "bestmögliche" für autisten zu entscheiden (was seltsamer weise vordergründig nur auf "förderung" heruntergebrochen wird), nicht besonders verwunderlich.
das argument aus elternsicht - kleine klassen, mag gut sein. dass diese an regelschulen nicht gegeben ist, mag stimmen. wenn ihr eure kinder lieber an einer regelschule mit entsprechenden bedingungen hättet - warum wird das nicht an relevanten stellen durchgesetzt? wo scheinbar kein bedarf ist, wird sich auch kein angebot entwickeln.
andere entscheidungsträger interessiert es oftmals nicht, was sich für ein mensch hinter einer diagnose "verbirgt". autisten sind zu nichtskönnenden gegenständen auf einem papier geworden. oder wie sind medieninhalte zu verstehen, in denen schuldirektoren bewunderung gezollt wird, indem sich auf das wagnis eingelassen wurde, einen autisten aufzunehmen? oder in einen studiengang? und mitschüler äußern "durch die anwesenheit des autisten wurden wir nicht behindert". oder, dass autisten im basketball sogar körbe treffen können. durch medien wird meines erachtens ein bild dargestellt, das vollkommen verzerrt ist. aber dieses bild befindet sich dann in "allen" köpfen.
einzelpersonen werden sich herausgesucht und an ihnen scheinbar überragende leistungen veranschaulicht. würde breit nach ebensolchen informationen gesucht und dargestellt werden, wäre das ergebnis nicht mehr medienwirksam. dann wären autisten plötzlich normale menschen, durch die ebenso die bandbreite von bevölkerungsschichten dargestellt werden könnte.
hier ein weiteres resultat aus den USA:
klick.
anknüpfend an die aufgelisteten rechte:
charter für Menschen mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff]. wobei auch darin merkwürdige äußerungen enthalten sind. denn wie haben all die autisten - auch eltern, die das erst bei sich selbst feststellen, wenn die diagnostik ihres eigenen kindes ansteht oder durchgeführt wurde - zuvor die gleichen rechte wie andere menschen OHNE diagnose erhalten? wie hat das die generation davor geschafft? und davor? in fast allen texten über autismus und autisten wird deutlich, dass autismus als solches nicht verstanden wird. "charter für
Menschen mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff]" liest sich gut, doch in den inhalten werden autisten wie eine formbare masse behandelt. es geht immer nur darum - aus anderer sicht - autisten schnellstmöglich und so effektiv wie möglich an irgendwelche fremdbestimmten maßstäbe heranzuführen. es geht nicht darum wie irgendetwas aus autistensicht beschaffen/gestaltet sein sollte. eine solche äußerung sollte auch nicht als ablehnung von "allem" verstanden werden, sondern als kritik am system. autistische menschen sind in der lage sich zu äußern - egal auf welcher ebene. wenn menschen mit menschen umgehen, sollte das auf der menschebene geschehen und nicht in abstrakten sphären, die durch irgendwelche paragraphen oder dergleichen "geregelt" werden. nichtsdestotrotz kann sich auf diese paragraphen gestützt werden, um die bedürfnisse autistischer menschen durchzusetzen.
im folgenden link kann sich an einer EU-studie beteiligt werden bezüglich diskriminierung im bildungs- und gesundheitswesen hinsichtlich autismus:
klick.
irrwitzig ist, dass frühe diagnosen mit allen nachfolgenden maßnahmen erfolgen sollen und gleichzeitig die kosten für ein solches system überwacht werden, während parallel dazu genetische ursachenforschung betrieben wird. (das hat jetzt alles nichts mehr mit meinem thread zu tun).
was erfolgt später, falls eine genetische ursache zweifelsfrei festgestellt werden kann? eine kosten-nutzen-relation? und "alle" wirken jetzt schon fleißig mit, weil empfehlungen entsprochen wird, anstatt vielleicht auch anderes durchzusetzen (oder es zu versuchen)?
eltern erwarten oftmals, wenn sie dieses forum besuchen, dass sie irgendeinen leitfaden finden wie wo kann 100%ig eine diagnose gestellt werden, ohne von A nach B zu müssen, wo muss man X, Y, Z beantragen? wie setze ich eine pflegestufe durch? wie kann ich prophylaktisch anträge stellen, damit kein widerspruch erfolgt? etc.
das ist in dieser form hier nicht zu finden. wenn unbedingt erwünscht, werden wahrscheinlich auch diese informationen zu finden sein.
aber dann wird bemängelt, dass "so" keine "beratung" aussieht. ich weiß nicht, wie die beratung bei schwangeren gestaltet ist, die erwägen, ihr kind abtreiben zu lassen. beratung diesbezüglich ist pflicht. während an vielen anderen stellen "beratung" einseitiger natur erfolgt, die autistische menschen mit ihren meinungen und bedürfnissen unberücksichtigt lassen (auch wenn es anders erscheinen mag), wird hier in erster linie die "fehlende andere seite" dargestellt. das ist notwendig, damit menschen ein vollständiges bild erhalten und sich eine ausgewogene meinung bilden können.
bezüglich autismus besteht keine beratungspflicht. als autist für die eigenen rechte einzustehen, ist keine weltabgewandte ideologie, sondern der als verzweifelt anzusehende versuch, SOS zu blinken, aus dem selbstbewusstsein einer menschlichen persönlichkeit heraus, sich unter persönlich guten bedingungen entwickeln zu können.
hinsichtlich "sinnesbeeinträchtigungen" kann sich darüber gestritten werden, ob eine sensibilität eine beeinträchtigung im sinne einer persönlichen behinderung darstellt, oder ob umweltfaktoren im besonderen maße daran beteiligt sind, beispielsweise einen regelschulbesuch zu erschweren (was ganz leicht änderbar wäre).
wenn es auch überall positive aspekte geben mag, so sollte deswegen nicht verschwiegen werden, dass es auch schwierigkeiten gibt. da ist der hinweis ebenso angebracht, dass schüler, die über dem niveau des schulangebots liegen, unterfordert sind - was zu problemen führen kann, wie hinweise, dass selbst an förderschulen autisten mitunter nicht gerne gesehen sind, wenn sie "schwierig" sind bzw. den dortigen personen, die sich um integration bemühen sollten, sich nicht auf autistisches verhalten einstellen oder für flexibilität bereit wären.
beachtlich ist ein beispiel, in dem aufgeführt wird, dass für sachsen im jahr 2004/2005 1009 schüler von regelschulen auf eine förderschule wechselten, aber nur 179 von einer förderschule später auf eine regelschule gingen. der wechsel nach unten sei auf diagnostik bzw. entsprechende gutachten zurückzuführen, der wechsel nach oben eher auf kompensation oder auch die möglichkeit von integration an regelschulen.
seit den neunziger jahren werden scheinbar mehr eigentliche förderschüler (menschen mit entsprechenden diagnosen) in regelschulen integriert. autisten werden dabei scheinbar allgemein zu den geistig behinderten gezählt:
Zitat:
Innerhalb der Schularten sind Unterschiede bei den Anteilen der Behinderungsarten zu beobachten. In den Grundschulen handelt es sich bei 44 Prozent bzw. 512 der genehmigten Einzelintegrationen um Sprachbehinderte. An den Mittelschulen lernt mit 44 Prozent der größte Anteil Erziehungshilfeschüler gemeinsam mit Regelschülern. An Gymnasien werden 73 Schüler (52 Prozent) mit einer Körperbehinderung in den Unterricht einbezogen. Am wenigsten, entsprechend der Natur dieser Behinderung, geistig behinderte Schüler in die Klassen der anderen Schularten integriert (28:1927). An den Gymnasien handelt es sich dabei lediglich um Autisten.
quelle, seite 8
mal eine ernsthafte frage: widerspricht sich ein gymnasium nicht mit einer geistigen behinderung, so wie das offensichtlich grundsätzlich verstanden wird, wenn von "natur" die rede ist?
welche diagnose diese 28 schüler besitzen, ist nicht erwähnt. wenn man nun spekulieren würde und davon ausgehen würde, dass sämtliche schüler, die schulpflichtig sind eine diagnose gestellt bekommen, bei denen es "erforderlich" wäre und diese sämtlich auf förderschulen untergebracht wären, ferner bei der annahme, dass jede 150. person autistisch wäre, die die möglichkeit erhält, integriert unterrichtet zu werden, wären es 12/13 autisten, die ausgehend von einer förderschule eine regelschule besuchen. spekulative 9 (von 1403 schülern, die insgesamt wechselten) autisten wechselten von einer regelschule auf eine förderschule, spekulative 8 autisten wurden direkt auf eine förderschule eingeschult (von insgesamt 1279 schulanfängern) und insgesamt befänden sich spekulierte 144 autisten auf förderschulen. nur 12 von ihnen würden also von der förderschule auf eine regelschule wechseln.
irgendwo wurde angegeben, dass die diagnoseverteilung asperger:kanner bei 13:6 liegen würde. ferner wird frühkindlichen autisten allgemein eine schlechtere prognose gestellt bzw. wird bei ihnen eine schlechtere entwicklung erwartet als bei asperger-diagnostizierten. darüber hinaus wird frühkindlichen, nichtsprechenden autisten häufiger eine geistige behinderung untertellt, auch wenn das nicht zutreffend sein muss.
da ein krankheitsaspekt in den vordergrund gestellt wird (wenn man weiterhin von 100%iger diagnostizierung aller entsprechenden kinder "mit förderbedarf" ausgeht) scheint es nach aktuellen informationen von diagnose- sowie therapiezentren bezüglich autismus gemäß des zugrunde gelegten spekulierten förderbedarfs so zu sein, dass wie im eingangsbeitrag dargestellt, dass kanner eine geistig behindertenschule besuchen sollen (die wohlgemerkt einen eigenen lehrplan besitzt und gänzlich anders strukturiert ist als andere förderschulen, sodass ein anschluss an eine regelschule im grunde aussichtslos ist, aufgrund der abweichung im lehrplan/der struktur), damit sie dort besser "gefördert" würden (anweisungen befolgen, was notwendig wäre für werkstatttätigkeit). asperger dagegen, um besser von "förderung" profitieren zu können bzw. mehr förderstunden zu erhalten, auf körperbehindertenschulen gehen sollten.
wird also von einer 100%igkeit ausgegangen und wie eltern selbst beschreiben auch eigene überlegungen in die schulwahl einfließen lassen, ist vielleicht auch davon auszugehen, dass sich 12 eltern (für das beispielbundesland) ggf. erfolgreich durchsetzen konnten.
bei 363284 schülern an regelschulen könnten theoretisch 2421 unerkannte autisten mitinbegriffen sein.
ehrlicherweise stelle ich mir persönlich jedoch eine gleichberechtigte teilhabe an der gemeinschaft anders vor, als durch möglichst umfassende und frühzeitige diagnosestellungen mit allen nachfolgenden konsequenzen zu einer erschwernis an gleichberechtigter teilhabe beizutragen. was ist mit diesen 144 menschen, die nur wegen ihrer diagnose womöglich bildungstechnisch diskriminiert werden?
dabei befänden sich rein theoretisch bei einer angenommenen verteilung von 13:6 auch etwa 764 frühkindliche autisten auf regelschulen. zumindest auch in der theorie deutlich mehr, als spekulativ insgesamt (asperger/kanner) auf förderschulen landen.
wird jedoch davon ausgegangen, dass durch medienwirksamkeit, bessere kommunikation und information unterhalb der fachleute jedes autistische kind als solches erkannt würde und die zahl von 144 somit absolut wäre, wäre dieses eine katastrophe. die spekulativen 144 scheinen auch nicht die absolut "schwerstbehinderten" zu sein, wenn davon sogar noch welche auf ein gymnasium wechseln. persönlich finde ich, dass dadurch dieses system doch ziemlich in frage gestellt werden sollte - ungeachtet dessen, ob bei einigen autisten unter umständen auch noch andere als eigenständige behinderung anerkannte komorbiditäten vorliegen oder nicht und ungeachtet ebenfalls der möglichen fehldiagnosen in diesem bereich.
warum sollten von 2565 potentiellen autisten 144 unter umständen im besonderen maße bildungstechnisch diskriminiert werden?
warum lehnen regelkindergärten die aufnahme von autisten ab?
warum werden bei schwierigkeiten und diagnosestellung autisten von regelkindergärten aus an integrationskindergärten verwiesen?
stimmen theoretische annahmen nicht über autismus-verteilung in der bevölkerung?
werden diagnosen zu schlecht gestellt?
oder ist das systematisierte "willkür"?
das waren nur theoretische, spekulative zahlen für ein bundesland. was für diese 144 an besseren schulischen rahmenbedingungen (kleinere klassen, nach möglichkeit besseres erklären bei unverständlichkeiten, theoretisch ruhigere klassen etc.) "gilt", betrifft auch die 2421 größtenteils spekulativ unerkannten autisten an regelschulen eines bundeslandes (was durch nachteilsausgleiche oder aber in gleichwertiger weise durch persönliche absprachen umgesetzt werden könnte, oder gar wird - bis auf kleine klassen, was durch rückzugsmöglichkeiten ohne sanktionen ausgeglichen werden könnte).
ich finde, man sollte in etwas weiteren kreisen denken.
gut finde ich, dass sich auf anderen ebenen eine andere entwicklung abzeichnet, damit künftige 144 autisten ebenso behandelt werden können wie die anderen künftigen 2421 autisten. das ist eine form von enthinderung. ich hoffe, dass dadurch deutlich wurde, was enthinderung/beseitigung bzw. minderung von diskriminierungen bedeutet.
edit:
nun noch ein exkurs in die deutsche sprache: "
eher".
ich hätte auch ausführlicher umschreiben können, was dieses kurze wort beinhaltet:
Zitat:
während in einem regelkindergarten eher noch empfohlen würde, das kind ggf. früher oder auch erst später einschulen zu lassen (in eine regelschule), erfolgt von einem integrationskindergarten und gemäß der empfehlungen für die beschulung von autisten aus die einteilung in förderschulen
anders umschrieben:
während in einem regelkindergarten die wahrscheinlichkeit einer empfehlung größer ist, das kind ggf. früher oder auch erst später einschulen zu lassen (in eine regelschule), ist in einem integrationskindergarten die wahrscheinlichkeit größer, dass gemäß der empfehlungen für die beschulung von autisten die einteilung in förderschulen...
das bedeutet im umkehrschluss, dass in einem regelkindergarten die wahrscheinlichkeit geringer ist, dass eine empfehlung für eine förderschule erfolgen wird.
da sich eltern scheinbar sehr früh über den noch unbestimmten werdegang ihres kindes gedanken machen, sollten doch auch für diesen aspekt einige gedanken aufgebracht werden. wenn sie nicht wollen, dass ihr kind wahrscheinlich auf einer förderschule landet, sollten diese eltern abwägen, wie sinnvoll in diesem fall die bekanntgabe oder das anstreben einer diagnose sein könnte. in diesem forum wird niemandem vorgeschrieben, dass eltern ihre kinder nicht diagnostizieren lassen sollen. auch wird in diesem forum keinem menschen vorgeschrieben, sich nicht diagnostizieren zu lassen, wenn er einen solchen verdacht hegt. es wird lediglich darauf hingewiesen, dass sich eine diagnosestellung gut überlegt werden sollte. daraus kann man doch nun wirklich keinen vorwurf konstruieren. auch kann niemand wissen, welche beweggründe einzelne menschen besitzen. ebenso kann niemandem alles "vorgekaut" werden, an was eventuell zu denken wäre und wie sich einzelne aspekte in den jeweiligen zusammenhängen (positiv wie negativ) auswirken könnten. das würde dann vielleicht auch noch als anmaßung interpretiert werden?