"Neger" ist eine Beschimpfung?
25.06.09, 10:30:56
55555
Oben stand "Diagnose austauschen".
26.06.09, 16:12:06
Coyote
Vielleicht liegt es daran, dass die Leute glauben, Autisten haben alle diese Savants. Durch die Medien in die Öffentlichkeit getragen.
Bei youtube in der Sendung Quarks&Co reden sie von der "Faszinierenden Welt der Autisten". Unter anderem zeigen sie auch Autisten mit Hochbegabung.
Da möchte man sich doch liebend gerne einreihen, anstatt vom Doktor die Diagnose abc mit xyz Störungen zu erhalten.
Die Wirklichkeit sieht wohl oft ganz anders aus.
Und wenn diese Savants zu den Hauptkriterien zählen, kann ich mich nicht einreihen (kein "leider").
27.06.09, 20:01:01
Smilla
Es stimmt, dass es noch Gegenden gibt, in denen "Neger" als neutrales Wort benutzt wird, vor allem Richtung Süddeutschland (Bayern) und vor allem bei älteren Menschen. Das kommt nicht zuletzt daher, dass Zeiten, in denen Schwarze als Minderwertig betrachtet wurden noch nicht sehr lange zurückliegen (und ich spreche jetzt NICHT speziell vom nationalsozialistischen Deutschland). Viele Menschen aus der älteren Generation tragen noch einiges an Gedankengut aus Kolonialzeiten mit sich herum. Für die Weißen war es selbstverständlich, die Schwarzen als "Neger" zu bezeichnen, es war nicht als Beschimpfung gemeint, sondern als Bezeichnung dieser von den Weißen oft als minderwertig angesehenen Menschen.
Im Endeffekt waren es die Schwarzen selbst, die sich gegen diesen Begriff gewehrt haben, da sie damit die Unterdrückung durch die weißen Kolonial- bzw. Sklavenherren in Verbindung bringen. Ihnen ist dabei die etymologische Bedeutung des Wortes selbst herzlich egal, sondern es wird das berücksichtigt, was man selbst damit in Verbindung bringt.
Insofern bin ich der Meinung, man hat den Wunsch dieser Leute zu respektieren und ich würde mir nie anmaßen, einen Schwarzen "Neger" zu nennen, nur "weil ich finde, dass ja nix Schlimmes dran ist". Es geht ja darum, was der andere dabei fühlt. Wenn derjenige es auch ok findet, ist ja nichts dabei. Ein guter Freund von mir ist Schwarz und wird manchmal zum Spaß von uns so genannt, er hatte selbst damit angefangen.
Ein Teil meiner Familie ist auch schwarz mein Onkel z.B. reagiert wiederum sehr empfindlich auf das Wort und mir würde nie einfallen, sowas zu ihm zu sagen.
Mal anders herum: Denkt an das Wort "Behindi". Das bedeutet etymologisch gesehen nichts anderes als Behinderter, was ein Autist nach der offiziellen Definition in unserem Land auch ist (es sind schließlich neurologische Funktionen im Gehirn, die gestört sind). Ich wäre ziemlich sauer, wenn mich jemand "Behindi" nennt, egal, was es bedeutet.
Genauso ist es mit "Spasti", ich glaube, die allerwenigsten Spastiker fänden es toll, so anderedet zu werden. Es zählt hier nicht die etymologische Grundbedeutung, sondern die Emotionale Wertung eines Begriffes.
27.06.09, 20:24:56
55555
Wie kommst du darauf davon auszugehen, daß früher jeder, der einen Schwarzen als Neger bezeichnete diesen als minderwertig betrachtete? Ich wage mal zu behaupten, daß das im persönlichem Kontakt weniger vorkommt als es vielleicht vermutet würde.
Dein Vergleich Neger - Behindi / Spasti schein mir schief, da das Abwertende bei Letzteren die Verniedlichung ist und nicht die Grundform des Begriffs. Ein sauberer Vergleich wäre also der zwischen "Negi" / "Negerlein" / "Negerchen" und "Behindi" oder "Spasti", "Mongo" und was es da sonst noch gibt. Ohne Veriedlichung wäre der Begriff schlicht "Behinderter".
28.06.09, 11:28:55
Smilla
Irgendwie verstehst du überhaupt nicht, wovon ich rede.
Es geht kein bisschen um die grammatische, etymologische oder sonst irgendwie "äußere" Form eines Begriffes, sondern darum, wie dieser gemeint ist. Es ist doch total egal, ob "Behindi" aus Linguistischer Sicht eine Verniedlichungsform darstellt.
Die sprachwissenschaftlichen Aspekte spielen hier keine Rolle und ich denke auch, dass das der Punkt ist, der bei vielen für Verwirrung sorgen kann.
Denn hier kann man genauso fragen: Wieso ist das Wort "Behindi" bzw "Spasti" eine Beleidigung? Es ist die Verniedlichungsform des Wortes "Behinderter" bzw "Spastiker", welches doch ein neutraler Begriff ist.
Dennoch - und das wird denke ich jeder bestätigen - IST es definitiv eine Beleidigung. Darum ging es mir bei dem Vergleich mit "Neger".
Du hattest gefragt, wieso es eine Beleidigung ist, wo es doch von der Grundbedeutung her (linguistischer Aspekt) nur "Schwarzer" bedeutet. Ich wollte anhand meines Beispieles erklären, dass die Linguistische Betrachtungsweise bei sehr vielen Wörtern wenig mit dem tatsächlichen Sprachgebrauch im Alltag zu tun hat... vielleicht ist es jetzt klarer?
Zum Thema "jeder hat früher Schwarze als minderwertig angesehen"... wenn du dich mit Texten um den Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigst, wirst du denke ich sehr schnell feststellen, dass es so gut wie nichts gibt, was frei von rassistischen Äußerungen und Gedankengut ist. Das ist definitiv Fakt, ich beschäftige mich seit Jahren wissenschaftlich damit.
28.06.09, 11:42:58
quamquam
55555,
naja, wenn man sich mal die Sklaverei in den Vereinigten Staaten anschaut und man bedenkt, wie sehr Schwarze um ihre Rechte kämpfen musste und dafür starben. Sie wurden von ihren "Herren" auch "Neger" genannt. Es geht dabei tatsächlich um eine Loslösung.
Vielleicht solltest Du Dich mal ein wenig mit dem Civil-rights-movement beschäftigen, dann erkennst Du ganz, ganz schnell was smilla meint.
Und so ist es mit den Homos auch. Wir wollen von Heterosexuellen auch keine unserer "Spitznamen" hören, weil wir nämlich nicht unterscheiden können, wer sie wie meint. Auch mein bester Freund könnte sie negativ meinen. Man kann den Menschen immer nur vor den Kopf schauen, aber niemals hinein. Du weißt nie, wer Dich verrät und wer nicht. Man lernt ganz schnell eine gewisse Skepsis aufzubauen. Aber das versteht man nicht, wenn man Heterosexuell ist.
28.06.09, 12:38:41
55555
Es geht kein bisschen um die grammatische, etymologische oder sonst irgendwie "äußere" Form eines Begriffes, sondern darum, wie dieser gemeint ist. Es ist doch total egal, ob "Behindi" aus Linguistischer Sicht eine Verniedlichungsform darstellt.
Demnach wärst du auch ziemlich sauer, wenn dich jemand "Behinderter" nennt?
Zitat:
Dennoch - und das wird denke ich jeder bestätigen - IST es definitiv eine Beleidigung. Darum ging es mir bei dem Vergleich mit "Neger".
Hervorragend, und ich weise darauf hin, daß nicht der Begriff (ohne Verniedlichung) an sich immer beleidigend ist, sondern manche Verwendungen. Das ist bei "Spastiker" und "Neger" so, da sind wir uns dann hier offenbar einig.
Zitat:
Du hattest gefragt, wieso es eine Beleidigung ist, wo es doch von der Grundbedeutung her (linguistischer Aspekt) nur "Schwarzer" bedeutet. Ich wollte anhand meines Beispieles erklären, dass die Linguistische Betrachtungsweise bei sehr vielen Wörtern wenig mit dem tatsächlichen Sprachgebrauch im Alltag zu tun hat... vielleicht ist es jetzt klarer?
Eher ist mir nun noch unklarer, wo du ein Problem siehst. Oder willst du tatsächlich behaupten, daß der Begriff "Spastiker" immer eine Beleidigung wäre, so wie es hier vom Begriff "Neger" behauptet wurde?
Zitat:
Zum Thema "jeder hat früher Schwarze als minderwertig angesehen"... wenn du dich mit Texten um den Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigst, wirst du denke ich sehr schnell feststellen, dass es so gut wie nichts gibt, was frei von rassistischen Äußerungen und Gedankengut ist. Das ist definitiv Fakt, ich beschäftige mich seit Jahren wissenschaftlich damit.
Das mag sein, ich weiß es nicht. Was ich in Frage stelle, ist deine gewissermaßen vorgenommene Gleichsetzung solcher Ansichten mit dem Begriff "Neger".
Und so ist es mit den Homos auch. Wir wollen von Heterosexuellen auch keine unserer "Spitznamen" hören, weil wir nämlich nicht unterscheiden können, wer sie wie meint.
Meines Wissens ist das so nicht richtig. Die Homosexuellen sind in der Frage offebar gespalten. Es gibt welche, die sich offensiv selbst mit den einst vor allem negativ gemeinten Begriffen bezeichnen und so eine tendentielle Neutralisierung der Bedeutung bewirkten. Und es gibt welche, die das ablehnten.
28.06.09, 12:52:08
quamquam
Meines Wissens ist das so nicht richtig. Die Homosexuellen sind in der Frage offebar gespalten. Es gibt welche, die sich offensiv selbst mit den einst vor allem negativ gemeinten Begriffen bezeichnen und so eine tendentielle Neutralisierung der Bedeutung bewirkten. Und es gibt welche, die das ablehnten.
Das ist leider so nicht richtig.
Homos machen das nicht, um ihn zu neutralisieren, sondern um sich lustig zu machen. Wenn ein Homo, zu einem Homo zum Beispiel Schwuppe sagt, dann ist das ein Spaß. Wenn eine Hete zu einem Homo Schwuppe sagt, dann ist das für den Homo kein Spaß. Einfach auf dem Grund, dass der Homo weiß wovon er spricht. Die Hete weiß es nicht. Hete ist im übrigen für Homos in der Regel auch ein abwertendes Wort.
Homos lassen in der Regel Heten auch nicht in ihre Welt gucken, sie verraten weniger...
28.06.09, 13:36:18
55555
Zitat:
Das Wort wurde in der Folge konsequent in neuen Kontexten verwendet und der konnotative Rahmen positiv zu besetzen versucht. In der Medienberichterstattung wurde schwul anfangs nur in Anführungszeichen wiedergegeben, „um sich von der beleidigenden Verwendungsweise zu distanzieren.“
Quelle
28.06.09, 13:42:39
quamquam
geändert von: quamquam - 28.06.09, 13:43:42
Das ist von Wikipedia...
Es gibt einfach Dinge, die Heterosexuelle nicht verstehen...vertrau mir...
Außerdem rede ich hier nicht von dem Wort Schwul oder Lesbisch.
28.06.09, 14:09:57
55555
Homosexuelle sind keine einheitliche Masse, die gleich einer esoterischen Elite agieren ... vertrau mir ... ;)
28.06.09, 14:30:46
quamquam
Hast Du eine Ahnung.
Ich lebe in dieser Subkultur...