Brauche Rat für meinen zweiten Schützling
21.04.09, 23:56:27
Tanzender Spatz
Vielleicht hat er menschlich gesehen nicht genug Rückzugsraum? Ist in diesem nicht sicher, weil er ohne Erlaubis betreten wird?
Dazu brauche ich weitere Erklärungen. Manchmal (ich denke, wenn die Situation zu bedrängend ist), will er auf die Toilette. Er muss dann nicht sondern schaut der Wasserspülung zu. Das dauert auch nicht lange (5min) und er kommt auch ganz freiwillig ohne Aufforderung zurück. Wenn er snoozeln möchte, mache ich das fast immer möglich. Ich sitzt dann einfach mit da und warte, was er tut. Eine Weile beschäftigt er sich mit den Licht strahlen, lauscht der Musik, dann beginnt die Beschäftigung mit seinem eigenen Körper, was ihn sichtlich entspannt. Aber so nach ca. 10 min ruft er nach mir und möchte kuscheln. Aber auch während dieser ganzen Phase bleibt z.B. das Händeflattern nicht grundsätzlich aus.
Zu Hause kann er sich im ganzen Haus, Hof frei bewegen
aber auch hier tritt diese Unruhe auf.
Wie meinst du dass mit "nicht sicher, da ohne Erlaubnis"?
22.04.09, 09:43:00
55555
geändert von: 55555 - 22.04.09, 10:26:24
Ich kann das noch nicht richtig einschätzen, vielleicht schreibst du einfach mal etwas genauer, was du so beobachtest? Es kann gut sein, daß das nicht an einer Sache liegt, sondern an einem Gesamtumstand mit vielen Facetten. Wie läuft denn sein Alltag normalerweise ab? Hat er Gelegenheit sich mit Dingen zu beschäftigen, die ihn menschlich weiterbringen?
Er spült, weil er das Geräusch mag? Eine ziemliche Wasserverschwendung, oder?
Edit: Du schildertest das Elternhaus gewissermaßen als positiv. Kann diese Einschätzung auch auf Faktoren zurückgehen, die NA angenehm finden, aber Autisten selbst nicht unbedingt? Das ist ja auch nicht selten so, daß NA aus Empathiemangel ihre eigenen Vorlieben unbewußt Autisten aufdrängen.
Ist es ihm möglich zumindest teilweise selbstbestimmt eine eigene Ordnung zu etablieren, auch zeitlich über den Tag? Du erwähntest, daß er die Initiative zu bestimmten Dingen übernimmt. Bewegt er sich vielleicht dennoch in einem Gerüst von Vorgaben? Vielleicht ist nicht klar, wie er sich selbst etwas erschließen könnte.
Er kann sich zuhause frei bewegen schriebst du, wie nutzt er diesen Freiraum?
Vorher fragte ich danach, ob er einen Rückzugsraum, der nicht nur anhand der Faktoren des Raumes für ihn ruhig sein sollte, sondern auch Sicherheit bietet. Sicherheit kann bedeuten, daß andere Personen, die die eigene Ordnung unkontrolliert stören diesen Raum respektieren und ihn nicht einfach ohne Erlaubnis betreten und auch nicht zwischenmenschliche Repressionen unternehmen, wenn der Einlaß verwehrt wird. Es geht um die Frage, ob dieser Freiraum von den Menschen seines Umfeld in diesem Sinne geachtet wird. Ob seine menschliche Sphäre vor willkürlichen, vielleicht einfach nur gedankenlosen Eingriffen verschont bleibt.
Liest er Bücher? Wird er von seinem Umfeld menschlich ernst genommen? Das fällt vielen NA sehr schwer bei Personen, die derartig andersartig sind, teilweise unmündig und unselbständig erscheinen. Es ist ja nicht so, daß in diesem Forum keine Autisten wären, denen man früher auch wenig zutraute, einfach wohl aus recht oberflächlichen Bewertungen heraus, die wieder auf Mimik, etc. zurückgingen.
22.04.09, 18:54:47
anne1
Hallo, Tanzender Spatz,
war das alles schon immer so, oder wann hat das angefangen?
ich würde mich erstmal nur auf die "Ausraster" konzentrieren.
Was passiert, wenn man ihn da ganz in Ruhe lässt, also alle anwesenden Menschen den Raum verlassen?
Gruß,
anne
22.04.09, 21:02:43
Tanzender Spatz
Hallo 55555,
ich glaube in deinen Äußerungen sind etliche Gedanken enthalten, die ich mit dir weiterdenken muß. Ich schaffe es aber heute abend nicht, keine Kraft mehr meine Gedanken zu ordnen.
Hallo Anne,
ist mir genau so wichtig, mit dir weiter zu "reden", bitte in den nächsten Tagen wieder vorbeischauen, habe heute keine Kraft mehr zu schreiben.
22.04.09, 23:05:47
55555
Bin die letzten Tage auch immer etwas überbeansprucht, gebe mir aber Mühe.
23.04.09, 04:09:32
drvaust
:? Könnten das Anfälle sein? Z.B. neurologische oder biochemische Probleme? Wurde das mal untersucht?
:? Vielleicht wurde er in eine 'Schublade' gesteckt und nicht weiter auf andere Ursachen untersucht.
:? Vielleicht sind das keine Reaktionen auf Streß, sondern innere Ursachen.
27.04.09, 20:39:07
Tanzender Spatz
geändert von: [55555] - 27.04.09, 21:04:59
Es kann gut sein, daß das nicht an einer Sache liegt, sondern an einem Gesamtumstand mit vielen Facetten. Wie läuft denn sein Alltag normalerweise ab? Hat er Gelegenheit sich mit Dingen zu beschäftigen, die ihn menschlich weiterbringen?
Ich glaube, dass ist ein großer Knackpunkt. Er hat oder wir haben noch nichts gefunden, was ihn wirklich befriedigt. Er spricht dafür auch zu wenig von sich. Er hat einige Lieblingsbeschäftigungen, er äußert auch den Wunsch danach z.B. malen mit Farbe. Dem komme ich auch nach. Aber ohne Hilfe (manchmal sprachliche Unterstützung, manchmal seine Handbewegung eingrenzen) mischt er mehrere Farben zusammen und wischelt auf einem kleinen Fleck, dann ist das Papier schnell durchgemalt und er legt nach ein paar Minuten den Pinsel weg und geht Musik hören, obwohl er wirklich gerne malen wollte.
Zitat:
Er spült, weil er das Geräusch mag? Eine ziemliche Wasserverschwendung, oder?
Bei mir dürfen die zwei das, ich muss nur aufpassen, dass nicht rundum alle alles mitkriegen,sonst hab ich wieder Ärger.
Bin mir nicht sicher, ob es das Geräusch ist oder eher der "Wasserfall", den er beobachtet.
Die gesamte Familie (Eltern, Schwester(jüngere), Großeltern)sind die nettesten Menschen, welche mir seit langem begegnet sind. Seine Mutter ist die eigentliche Bezugsperson, nach ihr verlangt er auch sehr häufig am Tag.
Da sie aber berufstätig ist und auch noch eine kleinere Schwester da ist, muss er eben auch ohne sie auskommen. Er darf auch allein zur Oma gehen, wenn er danach verlangt. Sein Vater lässt ihn (natürlich nicht allein) in seiner Werkstatt mit an den Maschinen (z.B.Bohrmaschine) arbeiten.
Er kann in alle Zimmer im Haus gehen. Trotzdem halte ich seinen selbständigen Tätigkeitskreis (zu hause u. in der Schule) für sehr eingeschränkt. Da er die allermeisten Tätigkeiten allein nur ganz kurz ausführt und dann abbricht. Musik hören, schaukeln, im Sand wischeln, im Wasser schwimmen und daliegen macht er alleine ganz ausdauernd.
Zitat:
Du erwähntest, daß er die Initiative zu bestimmten Dingen übernimmt. Bewegt er sich vielleicht dennoch in einem Gerüst von Vorgaben?
Es ist ein Gerüst aus Vorgaben, das wir (Eltern undSchule)teilweise versuchen, zu durchbrechen bzw. durchbrechenzulassen, aber es ist nicht sein Wille, den er Tag täglich zu leben hat. Das geht schon beim Aufstehen los.
Es gibt Zeiten (momentan ist wieder so eine), da schläft er erst gegen 3.00/ 4.00 Uhr ein und befindet sich, wenn er aufstehen muss, befindet er sich eigentlich im Tiefschlaf.
Er schafft dann in der Schule nicht mal das Frühstück und er holt sich seine Matte und schläft bei vollem Klassenzimmer tief und fest ein. Manchmal ist er aber auch so überreizt, dass er weder auf seiner Matte noch im Snoozelraum zur Ruhe kommt.
Zitat:
Vielleicht ist nicht klar, wie er sich selbst etwas erschließen könnte.
Ich denke, das ist ein ganz entscheidendes Problem. Sehr häufig beobachtet er die anderen. Kam aber bisher erst dreimal von selbst mit der Aufforderung: "Willste auch mal machen." Außer im Sport bei Übungen mit dem Ball. Die gelingen ihm mittlerweile ganz gut.
Zitat:
Es geht um die Frage, ob dieser Freiraum von den Menschen seines Umfeld in diesem Sinne geachtet wird. Ob seine menschliche Sphäre vor willkürlichen, vielleicht einfach nur gedankenlosen Eingriffen verschont bleibt.
Schwierig zu beantworten. Dazu müsste ich abgrenzen können, was seine menschliche Sphäre, sein Freiraum ist. Wenn er äußert, willste alleine machen, lass ich ihn, aber es passiert eben zu wenig, um genau sagen zu können, wo ein STOP anfängt. Sehr oft ruft er eben auch nach mir und ich soll krabbel, huscheln oder eine andere Musik suchen.
Er kann nicht lesen. Aber da gebe ich die Hoffnung noch nicht auf. Sein Interesse an Bildern , Büchern, Zeitungen scheint nicht vorhanden zu sein, aber vielleicht erschließt sich auch hier wieder nicht der Sinn für ihn
Edit: Habe gerade festgestellt, dass ich das mit dem richtigen Zitieren nicht beherrsche. Vielleicht kann 55555 eingreifen?
[Zitierung (hoffentlich korrekt) eingefügt, mfg [55555]]
27.04.09, 20:48:18
haggard
geändert von: haggard - 27.04.09, 20:49:57
das, was du zitieren möchtest, muss zwischen den inneren eckigen klammern stehen.
[QUOTE ]<-- ZITAT -->[/QUOTE ]
darunter kannst du dann wie hier zu sehen, deinen eigenen kommentar schreiben.
widerum darunter das nächste zitat einfügen:
[QUOTE ]<-- NOCH EIN ZITAT -->[/QUOTE ]
und darunter wieder dein kommentar...
allerdings musst du, damit es nicht so ulkig ausschaut wie hier jetzt noch die leerzeichen hinter den "E"s der "QUOTE"s entfernen, damit die eckigen klammern direkt dahinter stehen.
damit kannst du auch deinen eigenen beitrag korrigieren.;)
ohne leerzeichen hinter den "E"s bzw. hinter dem jeweiligen nick:
27.04.09, 21:13:45
zoccoly
geändert von: zoccoly - 27.04.09, 21:23:29
Zum Zeichnen mit dem Tuschkasten fällt mir ein, dass ich im Kindergarten eigentlich auch gerne tuschte, aber immer zu viel Wasser nahm. Entmutigt war ich, weil das nasse Blatt wellig wurde. Für mich war die Arbeit dann nichts mehr wert.
Vielleicht kann man es mal mit Zeichenkarton probieren.
Sind Gründe erkennbar, dass er erst so spät einschläft?
Du schriebst, er kam erst dreimal mit der Aufforderung "Willste auch mal machen?"
Sieht man das als kritisch an?
27.04.09, 21:21:03
Tanzender Spatz
Wir malen schon auf dicker Tapete und Zeichenkarton bzw. Pappe, einige Minuten und das durchgeweichte Loch ist da.
Holz bestreichen ist befriedigender, aber soviel wie ich da bräuchte, treibe ich einfach nicht auf.
27.04.09, 21:29:20
zoccoly
geändert von: zoccoly - 27.04.09, 21:32:15
Das ist wieder so ein Punkt, den ich nicht ganz verstehe.Du kannst natürlich nicht so viel Holz auftreiben,bist auch nicht dafür verantwortlich.Aber wird eure Schule nicht so finanziell ausgestattet, dass man auf die Bedürfnisse eurer Schüler eingehen kann?
27.04.09, 21:40:33
Tanzender Spatz
Sind Gründe erkennbar, dass er erst so spät einschläft?
Für uns (Mutti, ich) keine ersichtlichen, er wird schon einen haben, wir kommen aber eben nicht dahinter.
Wobei es auch ein fehlender Aufbau des körpereigenen Schlafhormons Melatonin sein kann. Bekommt er auch als Tabletten. Scheint zeitweise auch zu helfen, momentan aber wieder mal nicht.
Zur Schule:
Wir haben schon ungeheuer viel, wenn ich es mit Grundschulen
z.B. vergleiche. Aber um wirklich Bedürfnisse auch von Einzelnen (Autisten, Schwerstmehrfachbehinderte) sind wir viel zu "verschult". Ich setzt mich manchmal mit Schwierigkeiten auseinander, welche heute gar keine mer sein dürften.
"Willste auch mal machen" sehe ich überhaupt nicht kritisch, sondern bin froh über jede Willensäußerung, die er tut und gehe auch darauf ein, gewähre sie ihm, da es ja viel zu wenig passiert. Hoffe, dass er es irgendwann für sich erschließt, dass er so seine Bedürfnisse besser befriedigen kann.