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Versuch einer sozialen Definiton von Autismus

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24.03.09, 01:34:14

Andreas K.

Nach der hier vorgeschlagenen sozialen Definition müßte ich ganz überwiegend autistisch sein. Insbesondere US-amerikanische Symptombeschreibungen sagen AutistInnen ein besonders hohes (gemeint: zu hohes, ungewöhnliches) Gerechtigeitsbedürfnis insbesesondere im Bezug auf geschriebene gesetze und Regeln nach .
Die US- Gesellschaft ist noch mehr als die deutsche eine sehr invididualistisch geprägte. Merkwürdigerweise heißt das jedoch, eben nicht klar seine Meinung zu sagen, sondern oft ungeschriebenen gesetzen zu folgen. Konkurrenz, rudelhaftes sich-Vergleichen-Wollen etc. sind das A und O.
Daher gibt es dort auch besonders viele Autismus-Diagnosen: Wer aus der Norm herausfällt, wird pathologisiert (= für krank erklärt). Die Grenzline zwischen krank und gesund ist jedoch stets ein gesellschaftliches Konstrukt.
Ich finde es problematisch,gesellschaftliche Einstellungen (z.B. zu Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit im Gespräch statt Smalltalk , Genauigkeit im Umgang mit den Gesetzen--- was ja im absoluten Ausnahmefall auch die bewußte Übertretung bedeuten kann...) zu Fragen der Psyche oder gar der Neurologie zu erklären. Dann sagen die Machthaber und Privilegierten nämlich: die Gerechtigkeitsdussel gehören therapiert, anstatt die Gesellschaft menschlicher zu gestalten.
Personen mit besagten Eigenschaften, denen ich mich gerne zuordnen mag, galten landläufig hierzulande bislang nicht als autistisch, sondern als "gerechtigkeitsfanatisch" oder "150-prozentig". Mitunter kann dies politisch zu einer Radikalisierung führen- angesichts unserer Gesellschaftsordnung nicht ganz verwunderlich. Die Gefahr ist auch, bevorzugtes Mobbingopfer zu werden.

Wer sich aufgrund dieser Eigenschaften im autistischen Spekrum wiederfinden mag-- gerne, aber daraus eine Definition zu machen, finde ich falsch. Es ist allenfalls ein Teil davon. Wenn ja, einer der besseren, die ich nicht als Defizit verstehe... im Gegensatz zu vielen anderen, oft Macht habenden Menschen.
24.03.09, 09:39:08

55555

Seid ihr zwei denn überhaupt mal von einem Fachmann auf Nichtautismus untersucht worden?
24.03.09, 23:08:35

Andreas K.

@55555, welche zwei meinst Du denn ? Ich bin bloß einer, und mich hat noch kein Fachmann auf Autismus oder Nichtautismus untersucht. Wüßte auch nicht, welche praktischen Vorteile mir das bingen sollte--- außer der Gewißheit.
25.03.09, 00:10:17

Isabella

Zitat von 55555:
Seid ihr zwei denn überhaupt mal von einem Fachmann auf Nichtautismus untersucht worden?


Das erinnert mich an einen Witz: Ein Mathematiker wird in der Wüste von einem Rudel Löwen umzingelt. Wie rettet er sich? Er zieht einen Kreis um sich herum und definiert sich im Kreis als "Aussen".
Oder: Was, du bist als NA diagnostiziert? Oh je! Wann beginnt die Therapie? - Ist doch lustig.
25.03.09, 14:04:11

55555

Ich meinte Isabella und laleni, die sich so äußerten, daß bestimmte Merkmale auch selten bei NA vorkommen würden. Und selbst Diagnosen sind ja ungenau.
25.03.09, 23:31:41

Isabella

5555: Ja, ich hab Dich schon verstanden (der Witz ist so ganz am Rande trotzdem passend). Wahrscheinlich geht es einigen Angehörigen hier im Forum so, mich eingeschlossen, daß es plötzlich so viele Antworten auf Fragen gibt, die einen seit der Kindheit beschäftigen, seit man denken kann. Ich lese Beiträge, die mich im innersten treffen, weil ich mich darin wiederfinde. Ich habe im Leben so oft gefragt: "Geht dir das auch so?" und immer ein verständnisloses "Nein" geerntet- jetzt aber hier im Forum endlich ein immer währendes "Ja". Mein Lebenspartner hat sich schon immer belustigt mit: "Du bist doch voll autistisch", nur weil ich so langsam bin, bei einer Aufgabe alles um mich herum vergesse, bei einem gebogenen Treppengeländer unbedingt von Anfang bis Ende drüber streichen muß (geht nicht anders) und mit seinem immer während small talk führenden Freundeskreis nicht klar komme. Naja, es gibt noch vieles mehr, aber das würde den Rahmen sprengen.
Das ist so und Fakt. Andererseits fände ich es albern, irgendwohin zu gehen, um die Gewissheit zu bekommen, ob ich A bin oder B, oder C ... . Neulich bei der U8 (ärztliche Untersuchung von Kindern) fragte der Herr Doktor meinen Sohn: "Wie heißt Du? Wer bist Du?" ; Antwort:"Ich bin ein Individuum." Thaddäus hat sooo lange "ich" geübt, und daß er auch noch so einen Satz artikuliert, hat mich stolz gemacht. Weil, genauso ist es.
27.03.09, 15:30:05

laleni

geändert von: laleni - 27.03.09, 15:37:05

Zitat von 55555:
Ich meinte Isabella und laleni, die sich so äußerten, daß bestimmte Merkmale auch selten bei NA vorkommen würden. Und selbst Diagnosen sind ja ungenau.

ich weiss nicht ob ich NA oder ASPIE bin.....hab momentan nicht vor mich von irgendeinem nervenonkel durchsuchen zu lassen.aber so oder so wird das leben für mich nicht grauer oder bunter dadurch.
@isabella- das ist nicht persönlich gemeint- aber ich fand den witz sowas von unwitzig
als vergleich schon treffend.....
27.03.09, 17:01:10

55555

Wenn du nicht diagnostiziert bist frage ich mich, wieso du dann immer wieder meinst dich selbst als Beispiel nennen zu müssen, daß NA manchmal auch anders seien in diesem oder jenem Lebensbereich.
27.03.09, 18:38:22

laleni

weil ich verallgemeinerungen GENERELL nicht mag. ausserdem wird man von euch automatisch zum NA "gemacht"- sobald man das forum betritt. erst almählich "darf" man dann was anderes werden.laut einem internettest bin ich sowohl aspie als auch NA ( wusste nicht das das geht- gilt auch als neue anregung für dich!!!!)wie der test heisst weiss ich nicht mehr- muss ich azrael fragen.
ich reg mich übrigens auch auf, wenn As ungerecht behandelt werden.aber ich muss auch nicht alles toll finden, was da so alles geschrieben steht.....
ich bin laleni- das genügt
27.03.09, 18:50:37

55555

Stimmt doch gar nicht, daß jeder der ins Forum kommt erstmal zum NA gemacht wird.
27.03.09, 21:40:17

Isabella

Zitat von laleni:

@isabella- das ist nicht persönlich gemeint- aber ich fand den witz sowas von unwitzig, als vergleich schon treffend.....

Ich könnt´ mich kringeln! War aber immer schon so, daß Leute sagen:"Isa hat einfach nicht unseren Humor." Wenn ich dann aber wirklich mal lachen muß, drehen sich alle um und wundern sich. Und das, obwohl ich ein bisschen mit Witzkultur zu tun habe, da mein Mann Kabarettist ist (er streicht dann aus seinen Texten gern das raus, was ich besonders lustig finde).
27.03.09, 22:11:09

Bluna

Die Äußerung von Laleni in Bezug auf das Forum,kann ich jetzt auch nicht ganz nachvollziehen.Ich hab jetzt auch schon ein bischen drin gelesen.
Ist das gefühltermaßen so,oder läßt sich das irgendwie veranschaulichen,daß hier jeder erst mal zum NA "gemacht" wird?

Eingangs hieß es:"Versuch einer sozialen Definition von Autismus".
Heißt für mich:Versuch einer Definition...
Da wird wohl nichts Anderes übrigbleiben,als NA und A auseinanderzuhalten.Von "Schnittmengen" auszugehen,wird letztenendes jedenfalls nicht zu einer Definition führen.
Ich freu`mich schon auf die Definition(und auch auf die Versuche)!
 
 
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