Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

Heilung für Autisten

original Thema anzeigen

 
14.07.10, 18:51:17

akurei

geändert von: akurei - 14.07.10, 18:52:57

Zitat von Mamacita:
Selbst WENN er Werbung macht, selbst WENN das alles nur Unsinn ist - jeder ist doch aufgeklärt, um notfalls wichtiges von unwichtigem unterscheiden zu können.

Dem ist leider nicht immer so. Autisten wird von ihrer Umwelt oft fälscherweise eingeredet sie hätten eine Krankheit, sind von NA im frühen Alter diagnostiziert worden ohne sich selbst ausgiebig mit dem Thema beschäftigt zu haben und glauben daher oft an falsche Darstellungen. So gesehen ist das Verbreiten von Unwahrheiten auf diesem Gebiet sehr gefährlich.

Zitat von Mamacita:
Leider werden hier viele Aussagen als Tatsachen verkauft, so z.B. Autismus ist nicht heilbar - basta.

So ist es auch. Autismus ist nicht heilbar, "basta". Da es sich bei Autismus nicht um eine Krankheit sondern um eine andere Wahrnehmung bedingt durch anders funktionierende Aktivitäten im Hirn handelt, gibt es nichts zu heilen. Bei Psychatern geht es daher auch immer darum, lernen mit der Umwelt unter diesen Umständen umzugehen. Schlechte Behandlungtherapien erkennt man schnell an generell falschen Rahmenbedinungen wie Gruppensitzungen (bedingt sinnvoll) oder eben an Ausschreibungen einer "Heilbarkeit" des Autismus. Diese Angebote gelten aufgrund fehlender Seriösität schnell als Versuch von NA Autisten gleichzuschalten, etwa wie es früher üblich war, Linkshänder wider ihrer Natur zum Rechtshänder umzuschulen. Im übrigen ist dein Post im Forenjargon ein so genannter Totengräber und aufgrund des Inhaltes ein äußerst unnützer obendrein.
14.07.10, 18:54:33

55555

Zitat von Mamacita:
Selbst WENN er Werbung macht, selbst WENN das alles nur Unsinn ist - jeder ist doch aufgeklärt, um notfalls wichtiges von unwichtigem unterscheiden zu können.

Der Zweck so eines Forums ist es aber doch genau solche Diskussionen zu führen und nach unserer Erfahrung sind viele Menschen tatsächlich bezüglich Autismus krass fehlinformiert.
Zitat:
Leider werden hier viele Aussagen als Tatsachen verkauft, so z.B. Autismus ist nicht heilbar - basta.
Dies ist eine gängige Lehrmeinung, und ich persönlich glaube, dass nur der Schlussel zur Heilung noch nicht gefunden wurde.

Wie sollte denn etwas "geheilt" werden, das gar nicht krank ist?
Zitat:
Der Junge, um den es in dem Artikel geht, war(!) vollständig autistisch, er wurde noch in Deutschland mit Pflegestufe eingestuft als Schwerbehindert mit 100% und Merkzeichen H,B,G, weil er auch alle paar Meter fiel aufgrund seiner massiven Wahrnehmungsstörung.

Das hat nicht unbedingt viel mit Autismus zu tun, sondern mit den Folgen ungünstiger Lebensbedingungen für Autisten im Einzelfall.
Zitat:
Ich war mit meinem Sohn dort, habe völlig neue Denkansätze erfahren, die sich von der bisherigen Lehrmeinung total unterscheidet.

Könntest du die selbst etwas ausführen?
Zitat:
Es kommt immer auf den Einzelfall an, aber man kann spätestens wenn man Maurice gesehen hat nicht mehr behaupten, dass Autismus GENERELL nicht heilbar sei.

Doch kann man, wie du liest.
Zitat:
Autismus kann durchaus durch Umwelteinflüsse (z.B. Strahlung) verursacht sein, da es mittlerweile Studien gibt, dass Autismus genetisch bedingt ist.

Die Denklinie dieser Aussage erschließt sich mir nicht ganz.
Zitat:
Dass jede "Behinderung seelischer Art" einen Krankheitswert hat, wird sicher niemand ernsthaft bestreiten wollen,

Doch, ich bestreite das sogar ganz entschieden, weil ein zeitgemäßes Behinderungsverständnis ausschließt, daß Behinderung nur eine Eigenschaft von Personen ist. Behinderung ist ein Vorgang, in welchem eine in bestimmter Weise geformte Gesellschaft bestimmte Minderheiten ausgrenzt.
Zitat:
Ebenso muss man den betroffenen Kindern die Chance geben, sich Schritt für Schritt heranzuwagen an diese unbekannte Welt der vermeitlich "gesunden".

Den Begriff "Chance" finde ich in dem Zusammenhang etwas merkwürdig, da das meiner Meinung nach automatisch passiert, wenn es nicht durch unpassende Umstände verhindert wird.
Zitat:
Die Hinwendung zur "normalen, nichtautistischen Welt" kann oft am Einfachsten mit Tieren passieren, welches Tier passt kann im Einzelfall variieren.

Die Aussage in ihrer Pauschalität bezeichne ich hiermit als falsch.
Zitat:
Ihm war also durchaus bewusst, dass andere seine sprachlichen Defizite bemerken, darum sprach er jahrelang gar nicht.

Kann schon sein, daß er dieses "Bewußtsein" vermittelt bekam und ihm nicht klar war, worauf diese Schwierigkeiten zurückgingen.
14.07.10, 20:26:12

Mamacita

geändert von: [55555] - 14.07.10, 20:51:43

[Komplettzitat Vorbeitrag über dem untenstehenden Beitrag gelöscht. siehe beim Absendeknopf verlinkte Formvorgaben, mfg [55555]]

Hallo
vielen Dank für deinen sehr ausfürhlichen und sachlichen Beitrag. Ich habe ihn hier der Vollständigkeit halber nochmals ganz zitiert, und werde in Passagen darauf antworten:

Zitat:
Leider werden hier viele Aussagen als Tatsachen verkauft, so z.B. Autismus ist nicht heilbar - basta.
Dies ist eine gängige Lehrmeinung, und ich persönlich glaube, dass nur der Schlussel zur Heilung noch nicht gefunden wurde.

Wie sollte denn etwas "geheilt" werden, das gar nicht krank ist?
wir diskutieren hier vielleicht über die Begriffsdefinition von "KRANK".
Ich will es mal etwas umständlicher ausdrücken:
mein Sohn ist in den Augen von NA "krank", weil er an einer zu lauten Lärmquelle tatsächlich leidet, er empfindet körperliches Leid, Unwohlsein, auch seelische Qual, weil er den Gegebenheiten des täglichen Lebens nicht gewachsen ist. Dies ist vielleicht keine "Krankheit" wie eine Grippe, aber es hat den gleichen Stellenwert einer Leid hervorrufenden Beeinträchtigung seines Zustandes.
Insofern möchte ich meinem Sohn eine seelische Befindlichkeit, die ihn subjektiv an seinem Umfeld kranken lässt, gerne erleichtern oder ihn von diesem Missempfinden befreien.

Zitat:
Der Junge, um den es in dem Artikel geht, war(!) vollständig autistisch, er wurde noch in Deutschland mit Pflegestufe eingestuft als Schwerbehindert mit 100% und Merkzeichen H,B,G, weil er auch alle paar Meter fiel aufgrund seiner massiven Wahrnehmungsstörung.

Das hat nicht unbedingt viel mit Autismus zu tun, sondern mit den Folgen ungünstiger Lebensbedingungen für Autisten im Einzelfall.
Der Junge lebte in sehr behütetem Umfeld, er besuchte eine Montessorischule in Deutschland, aber durch seine Gleichgewichtsstörungen musste er rund um die Uhr betreut werden.
Zitat:
Ich war mit meinem Sohn dort, habe völlig neue Denkansätze erfahren, die sich von der bisherigen Lehrmeinung total unterscheidet.

Könntest du die selbst etwas ausführen?
Ja, das kann ich.
Die Therapie zielt auf die Interessen des Autisten ab.
Es werden zunächst die STÄRKEN ermittelt, die Interessen werden gefördert. Die ELTERN werden im grossen Masse auf ihr Verhalten hin beobachtet, inwieweit sie auf ihr autistisches Kind reagieren und ob sie es in ausreichendem Masse an die Anforderungen der Umwelt heranführen.
Bei uns war es so, dass mir immer gesagt wurde, mein Sohn verträgt keine Musik, er brauche ruhige Umgebung, keine Umstellung seiner Gewohnheiten um ihn nicht zu überreizen.
Hier setzt die Elterntherapie völlig anders an:
Er verträgt keine Musik?-Gut, dann MACHT er welche! Justin wählte die Bongos, die er rhythmisch und relativ schnell erlernt hat.
Mit grossem Interesse hat er dann auch die Kombination verschiedener Instrumente zugelassen, "seine" Musik wurde aufgenommen und er konnte sich selbst beim spielen anhören.
Er hat Angst vor Pferden und war nicht in die Nähe eines Pferdes zu bekommen. Die kleinen Therapiehunde aber durften ihm durchaus nahekommen. Er hat begonnen, die verschiedenen Kommandos auszusprechen, damit der Hund zu ihm kommen wollte. Normalerweise verweigert er Worte, da er eine sehr undeutliche Aussprache hat, die eigentlich niemand verstehen kann. Durch den Erfolg, dass der Hund tatsächlich reagiert auf "hol den Ball" "komm her" begann er, sich auch mehr zuzutrauen, weil dem Hund gegenüber hat er keine Hemmungen.
ICH habe das meiste gelernt im Umgang mit meinem Sohn, nämlich zuerst, dass ich nicht mehr darauf achte, was die umstehenden Leute denken, wenn er mal wieder austillt.
Ich habe gelernt, dass ich mehr Aufmerksamkeit gemessen an Stunden an meinen Sohn aufwende. Bisher war es ein guter Tag, wenn es keine Ausfälle gab. Nun ist ein Ausfall (er kriegt einen Schreianfall oder wird wütend) etwas was zu seinem Wesen eben dazugehört, und wenn jemand schief guckt, dann sage ich "mein Sohn hat ein Problem mit dieser Situation, ihm fehlt die Erfahrung". Bisher haben alle Leute mit Verständnis reagiert.
Die Therapie zielt auf KONFRONTATION mit schwierigen Situationen ab, auf DEESKALATION, nicht auf "in Watte packen" oder "...widewidewitt - dann mach ich mir die Welt, widewidewie sie mir gefällt".
Die Therapie sieht vor, dass der Autist NORMAL leben kann, dass die ganze Familie weiss, wie sie in besonderen Situationen reagieren soll.
Insbesondere müssen auch Geschwister lernen damit umzugehen.
Sie müssen lernen, dass die Eltern ein autistisches Kind oftmals anders behandeln als ein na.
Die Familie soll fördern und fordern.
Auch Wasser war für Justin recht schwierig, weil er nicht wusste wie tief das Wasser war und panisch reagierte.
Als er die trainierten Hunde mit ins Wasser nehmen durfte, klappte auch das Schwimmen.
Zitat:
Es kommt immer auf den Einzelfall an, aber man kann spätestens wenn man Maurice gesehen hat nicht mehr behaupten, dass Autismus GENERELL nicht heilbar sei.

Doch kann man, wie du liest.
lach. ja, man KANN es behaupten, aber es wird durch ständiges wiederholen trotzdem nicht zur Tatsache.
Es geht wieder um Definition:
geheilt ist der, der nicht mehr beeinträchtigt ist, egal, ob die Symptome noch vorhanden sein mögen oder nicht. wenn er gelernt hat, sich im Einklang mit der Umwelt zu befinden, dann definiere ICH das als HEILUNG, auch, wenn der Autist sich selbst nicht als krank empfindet.
Mir ging es jedoch darum, aufzuzeigen, dass das letzte Wort bei Autismus noch lange nicht gesprochen ist.
Die Therapien sind vielfältig, und vieles davon ist Blödsinn.

Zitat:
Autismus kann durchaus durch Umwelteinflüsse (z.B. Strahlung) verursacht sein, da es mittlerweile Studien gibt, dass Autismus genetisch bedingt ist.

Die Denklinie dieser Aussage erschließt sich mir nicht ganz.
Zitat:
Dass jede "Behinderung seelischer Art" einen Krankheitswert hat, wird sicher niemand ernsthaft bestreiten wollen,

Doch, ich bestreite das sogar ganz entschieden, weil ein zeitgemäßes Behinderungsverständnis ausschließt, daß Behinderung nur eine Eigenschaft von Personen ist. Behinderung ist ein Vorgang, in welchem eine in bestimmter Weise geformte Gesellschaft bestimmte Minderheiten ausgrenzt.
Nun, das mag ja DEIN persönlicher Masstab sein, aber der Gesetzgeber hat da seine eigene Definition.
Behinderung ist dann gegeben, wenn jemand aufgrund seines Zustandes nicht in der Lage ist, langfristig am gesellschaftlichen Leben ohne Hilfe teilzuhaben.
Dass sog. Behinderte erst durch die Normierung durch die sog. gesunden und die nichtberücksichtigung besonderer Bedürfnisse erst die Behinderung herstellen, darin gehe ich vollkommen mit dir konform.
Aber wie wollen wir dies ändern? Es gibt ja viele Gesetze spez. im SGB9 ist das Recht auf Teilhabe verankert. Jedoch wenn mein Sohn einem Holzkopf von Chef gegenüberstehen wird, wird ER sich anpassen müssen, nicht sein Chef. Das ist die Realität.
Zitat:
Autismus kann durchaus durch Umwelteinflüsse (z.B. Strahlung) verursacht sein, da es mittlerweile Studien gibt, dass Autismus genetisch bedingt ist.

Die Denklinie dieser Aussage erschließt sich mir nicht ganz.

Ganz einfach: Autismus ist weder eine Laune der Natur, noch irgendein Fehlverhalten, das zu korrigieren ist. Es KANN bedingt durch genetische Disposition ausgelöst werden, KANN auch durch eine Fehlsteuerung bestimmter Hirnareale verursacht werden.
ABER: je nach Lebensalter ist das Gehirn in der Lage,immer neue Querverbindungen zu schaffen, bestimmte Areale durch andere Bereiche zu ersetzen oder zu vernetzen. So, wie ein Klavierspieler mehr Synapsen aufweist und auch im Auswendiglernen bessere Ergebnisse erzielt als nicht-klavierspielende, so kann durch neue Stimulation auch das Gehirn von Autisten "alltagstauglich" gemacht werden.
Überreaktionen abbauen, richtiges-angemessenes-Verhalten fördern.
Darum ging es bei dem Workshop so im groben.
Die 14 Tage waren als Familienurlaub gedacht, und sie haben uns wirklich viel gebracht. Gemessen an einem Hotelurlaub hat es nur wenig mehr gekostet, aber wir haben alle wertvolle Erkenntnisse mit nachhause genommen.
Die Therapiestunden waren einzeln, die Elternworkshops waren Gemeinschaftsevents, mit Ausnahme der Analysetage.
Wir haben zusammen wirklich viel Spass gehabt und gemerkt, dass Justin viel mehr "ertragen" kann als wir ihm zugetraut haben. Zuhause machen wir nun weiter, wir werden per Internet betreut und können auch immer mal rückfragen, wenn wir unsicher sind.
Wir haben uns einen Therapiehund für Justin ausgesucht, was vielleicht das wichtigste von allem ist, da er ein sehr tierlieber Junge ist und wir das bis dato gar nicht wussten.
Nächstesmal machen wir mit den Pferden weiter, denn mittlerweile traut er sich auch das zu.
LG
Mamacita
14.07.10, 21:06:56

haggard

geändert von: haggard - 14.07.10, 21:08:06

es ist zwar schade, dass offensichtlich nicht zur kenntnis genommen wird, worum für die nutzbarkeit dieses forums gebeten wird, doch es wäre gut, wenn auch du dich daran halten würdest. zur "erinnerung": klick.


Zitat:
...oder ihn von diesem Missempfinden befreien.

du nanntest das beispiel von lärmquellen, die deinem sohn eine qual bereiten können.
wie willst du das sogenannte "missempfinden" einer wahrscheinlichen hyperakusis durch beständige konfrontation "mindern" oder ihn gar davon "befreien"?
ist für mich mehr als nicht verständlich.


ferner ist - so bemerke ich akut - ätzend nach dem komplettzitat nachfolgend bei den weiteren, nochmaligen zitaten plus text, der nicht als zitat markiert ist, zu erkennen, was davon trotzdem wieder ein nochmaliges zitat und was deine dann endlich eigene antwort ist.


Zitat:
...oder "...widewidewitt - dann mach ich mir die Welt, widewidewie sie mir gefällt".

was ist falsch daran, sich sein lebensumfeld so zu gestalten, dass man höchstpersönlich mit seinem ureigenen subjektiven empfinden darin wohlfühlen kann?
arbeitnehmer sollten in form von konfrontation"stherapie" lernen, ohne bilder ihrer lieben auszukommen und ohne sonstige dinge, die sie den arbeitsalltag angenehmer erscheinen lassen. dann wären sie vielleicht geheilt und würden ausnahmsweise auch mal wirklich arbeiten.


im prinzip beschreibst du meiner meinung nach nichts anderes als TEACCH im schritt der übertragung auf das private umfeld sowie ggf. neurofeedback. schade eigentlich, dass du viel schreibst und doch auch "nichts" äußerst.


Zitat:
Die Therapien sind vielfältig, und vieles davon ist Blödsinn.
lach. ja, man KANN es behaupten, aber es wird durch ständiges wiederholen trotzdem nicht zur Tatsache.

wäre wünschenswert, wenn du in einer eigentlich sachlichen diskussionen emotionen außen vor lassen würdest. das verwischt unnötigt die verschiedenen gesprächsebenen.

vom wiederholten behaupten einer heilung bezüglich autismus, wird dies auch nicht zur tatsache. und nun?

wenn ein mensch keine symptome hinsichtlich einer HIV-infektion zeigt, ist er dennoch HIV-infiziert. betrachtest du derartiges ernsthaft als "geheilten" zustand? oder es als "heilung", wenn diese menschen es schaffen, sich im einklang mit der natur zu befinden und nicht an den möglichen folgen, der sehr wahrscheinlichen abwendung anderer von ihnen - nicht nur freunde, sondern auch familie?

wenn es an sich also so wie ich deine unausgesprochene definition verstehe lediglich um psychisches wohlbefinden handelt - wozu dieser aufwand der anpassung an NA-vorgaben? in der medizin oder therapie oder wie auch immer du das benennen möchtest ist mittlerweile der ansatz durchgesickert, dass es wichtig ist, dass äußere umstände so gut es geht an den "kranken" angepasst werden - damit er sich psychisch wohl fühlt, eventuell gesunden kann von schlechten einflüssen.


Zitat:
Ganz einfach: Autismus ist weder eine Laune der Natur, noch irgendein Fehlverhalten, das zu korrigieren ist.

dann bräuchtest du dich nur noch konsequent an diese aussage zu halten und schon wäre autisten geholfen. insbesondere, indem auf korrektur im sinne von konfrontation etc. dergleichen verzichtet würde.

bezüglich hunde wäre vielleicht auch die seite von AutieDogs interessant gewesen: klick.
14.07.10, 22:12:03

Herr Meier

Manchmal wäre es sinnvoller, sich vorher etwas intensiver in die Thematik einzulesen. Wie schon mehrere vor mir geschrieben haben, ist Autismus keine Krankheit, also nicht heilbar. Der Zusammenhang zwischen Leiden und Krankheit erschließt sich mir auch nur sehr bedingt. Natürlich leidet man unter Krankheiten. Aber auch völlig gesunde Menschen können unter äußeren Einflüssen leiden. Wenn ich mich z.B. bei 35 Grad höchstens noch halb so leistungsfähig fühle wie normal und nur noch durchhänge, dann leide ich zwar unter dem Wetter, aber bin deshalb nicht krank. So ähnlich ist es bei den Autisten. Sie können zwar unter diversen äußeren Einflüssen leiden, aber krank sind sie deshalb noch lange nicht, außer wenn sie durch ständigen Streß krank werden. Aber das ist ein anderes Thema.
Und wenn jemand durch ein angepaßtes Umfeld weniger Druck ausgesetzt ist und es ihm dadurch besser geht, so daß sich bestimmte Symptome bessern, dann ist das doch keine Heilung. Autismus wird ja gerne mal mit Veranlagungen wie Homosexualität oder Linkshändigkeit verglichen. Früher wurden solche Menschen umerzogen und diskriminiert. Heute läßt man sie so leben wie sie wollen und es geht ihnen besser. Höchstwahrscheinlich kann man auch in den letzten Jahrzehnten eine Abnahme von streßbedingten psychischen Störungen unter Homosexuellen und Linkshändern feststellen, wenn man das mal untersuchen würde, weil diese Menschen heute einem viel geringeren Druck ausgesetzt sind. Deshalb würde aber doch keiner behaupten, man hätte jetzt die Homosexualität geheilt?
Bei den Autisten steht eine vergleichbare Akzeptanz in der Gesellschaft noch am Anfang, wohl auch, weil man die Unterschiede nicht so schön einfach darstellen kann. Aber auch hier wird sich jemand, der so wie er ist, akzeptiert und gefördert wird, ganz anders entwickeln, so daß das auf jemanden mit sehr geringen Vorkenntnissen wie eine Heilung wirken könnte. Der Zusammenhang dahinter ist aber ein ganz anderer.
14.07.10, 22:40:32

Fundevogel

Kann es sein, dass je mehr jemand den Eindruck erweckt, ausgeliefert zu sein und sich nicht wehren zu können, umsomehr das Machtverhalten der Umgebenden dem vermeintlich Schwachen gegenüber wächst?

Es ist statistisch nachgewiesen, dass Übergriffe auf Menschen, die selbstbewußt wirkend durchs Leben gehen, weitaus geringer sind als auf Menschen, die gesenkten Kopfes und scheu auftreten.

Jemanden als krank zu bezeichnen, heißt auch ein großes Machtmittel auszuspielen, in dem eine Abhängigkeit vom Heiler und der Gesellschaft der "Gesunden" manifestiert wird.
Es befreit zudem weitgehend davon, sich selbst zu reflektieren.
14.07.10, 23:09:53

Herr Meier

Das sehe ich etwas zwiespältig. Jemand, der offensichtlich als schwächer oder benachteiligt wahrgenommen wird, löst bei den meisten Menschen ein Hilfsbedürfnis aus. Da ist dann sicher auch irgendwo die Grenze zur Bevormundung erreicht. Man neigt ja auch dazu, z.B. bei Kindern, alten Leuten, Kranken, Behinderten, usw. vieles zu entschuldigen und sie immer irgendwie schonen oder unterstützen zu wollen. Viele wollen das gar nicht.
Noch schwieriger ist es aber eben für diejenigen, die mit ihrem Umfeld Probleme haben, obwohl man ihnen das nicht ansieht. Da wird dann natürlich auch kein "komisches Verhalten" entschuldigt.
15.07.10, 02:33:41

Quadriga

geändert von: Quadriga - 15.07.10, 02:45:16

Zitat:
Es kommt immer auf den Einzelfall an, aber man kann spätestens wenn man Maurice gesehen hat nicht mehr behaupten, dass Autismus GENERELL nicht heilbar sei.

Doch.
Das einzige was ich beim Autismus als heilbar ansehe, ist nicht der Autismus selbst, sondern die Folgeprobleme, welche durch vorhergehende Traumatisierung (z.B. durch Therapien oder verständnislose Eltern), schlechten Umwelbedingungen, Dauerstress, usw entstehen. Wenn man ein NA-Kind lange Zeit über isoliert/einsperrt, dann entwickelt es ja auch eine Störung, welche dann später wieder geheilt werden sollte; ähnlich oder genauso verhält es sich wohl bei A-Kindern. Wobei jene wohl wesentlich häufiger Störungen aufgrund ihrer Umwelt entwickeln, da die Umweltbedingungen für A-Kindern in der heutigen NA-Welt sehr schlecht sind. Also man heilt nicht den Autismus, da dies ja auch keine Krankheit ist, sondern eine genetische Veranlagung, sondern die Störungen, welche durch die NA großteils verursacht werden/wurden.

Im Grunde haben wir es dann mit einer reinen Ironie zu tun. NA machen A-Kind krank, und dann können NA das A-Kind auch wieder von der "Krankheit" heilen; wobei sie im Grunde nur den "Schaden" versuchen zu heilen, den sie selbst angerichtet haben.
Wäre im Grunde das selbe, wenn ich heimlich oder unauffällig ein Auto eines Fremdens stark beschädige, und ihm danach ein schickes Angebot zur Reparatur mache. Ist eine gute Geldeinnahmequelle und sicherlich sehr rentable, wenn man sowas vielfach machen kann.

Zur Sensibilität. Ich leide schon immer daran, dass mir das grelle Sonnelicht teilweise sehr schmerzt in den Augen, teilweise so stark, dass dadurch meine Augen zu tränen beginnen. Früher dachte jeder, das wären nur allergische Reaktionen, obwohl es auch im Winter vorkam. Diese Allergien, die ich habe, besserten sich jedoch, so dass ich heute damit nur noch leichte Probleme habe. Aber die Empfindlichkeit gegenüber des Sonnenlichts ist nach wie vor gegeben.
Meine Mutter sagte mir mal als Kind, dass das besser werden würde, wenn ich älter werde. Es wurde jedoch nicht besser.
Nun was tun? Soll ich mich jetzt dort hinbegeben, wo dein Sohn war? Meinst du, dass ich dann dadurch dann die Kraft erhalte, meinem Kopf zu sagen, er soll bei Helligkeit die Reizverarbeitung abschwächen und die Iris noch weiter schließen (am besten wohl ganz), damit das Licht nicht in meine Augen sich brennt? Ich denke eher nicht. Ich weiß ja nicht, wie es bei anderen ist, aber selbst wenn ich die Augen schließe, ist es mir teilweise noch zu hell, und manchmal tut mir es auch dann noch stichartig weh.
Die einzige Lösung, die es für dieses Problem gibt, ist eine Sonnenbrille bzw eine exteren Abschwächung des Sonnenlichts. Auch wenn diese das Licht nur minimal verdunkelt, ist das schon eine Verbesserung, wenn ich dann etwas länger im freien sein kann, als sonst.
Ebenso ist es bei Geräuschempfindlichkeit. Ich werde mir spezielle "Ohrstöpsel" zulegen, welche angeblich "schädliche" Frequenzen filtern sollen, ohne dabei klangliche Einbußen zu erzeugen. Es reicht ja schon, wenn alles nur halb so laut ist.

Ich kann mir also nicht vorstellen, wie man solche Dinge ändern können sollte, ohne dafür extern Gegenstände zu benutzen.
Wie soll das möglich sein?

Edit:
Ich kann mir zwar vorstellen, dass dieses Projekt, was du da machst, deinem Sohn hilfreich sein kann, sich selbst zu entdecken, und zu erkennen, was er mag und was nicht, bzw was er kann und was nicht, aber es ist keine Heilung des Autismus. Ich würde es höchstens als Training oder Selbstfindungsunterstützung bezeichnen.
15.07.10, 10:42:47

55555

geändert von: 55555 - 15.07.10, 10:52:50

Da ich schon vorhandene Antworten teils ganz passend fand, beschränke ich mich auf einige Aspekte
Zitat von Mamacita:
mein Sohn ist in den Augen von NA "krank", weil er an einer zu lauten Lärmquelle tatsächlich leidet,

Abgesehen davon, daß sich auch mir der Zusammenhang von Krankheit und Leid nicht erschließt möchte ich darauf hinweisen, daß das gar nicht alle NA so sehen, weswegen auch diese Pauschalisierung falsch ist.
Zitat:
Insofern möchte ich meinem Sohn eine seelische Befindlichkeit, die ihn subjektiv an seinem Umfeld kranken lässt, gerne erleichtern oder ihn von diesem Missempfinden befreien.

Nehmen wir mal an die Welt bestünde zu 90% aus Autisten und zu 1% aus durchschnittlichen NA. Würdest du dich dann in dieser Welt als krank bezeichnen lassen, nur weil du nicht so empfindest wie die Mehrheit? Würdest du dein Empfinden auch noch als "Missempfinden" in den Schmutz ziehen lassen?
Zitat:
Der Junge lebte in sehr behütetem Umfeld, er besuchte eine Montessorischule in Deutschland, aber durch seine Gleichgewichtsstörungen musste er rund um die Uhr betreut werden.

NA können oft nicht beurteilen, wieweit ein Umfeld einen Autisten tangiert.
Zitat:
Es werden zunächst die STÄRKEN ermittelt, die Interessen werden gefördert.

Das klingt erstmal ganz gut, wenn ich auch mißtrauisch bleibe. Unter "Förderung" kann man viel verstehen, auch eine Menge Falsches.
Zitat:
Die ELTERN werden im grossen Masse auf ihr Verhalten hin beobachtet, inwieweit sie auf ihr autistisches Kind reagieren und ob sie es in ausreichendem Masse an die Anforderungen der Umwelt heranführen.

Das behagt mir nicht. Also entscheiden irgendwelche NA was das ausreichende Maß ist? Das könnte auch ABA sein.
Zitat:
Er verträgt keine Musik?-Gut, dann MACHT er welche! Justin wählte die Bongos, die er rhythmisch und relativ schnell erlernt hat.

Wenn er dazu Lust hat, warum nicht.
Zitat:
Die kleinen Therapiehunde aber durften ihm durchaus nahekommen. Er hat begonnen, die verschiedenen Kommandos auszusprechen, damit der Hund zu ihm kommen wollte. Normalerweise verweigert er Worte, da er eine sehr undeutliche Aussprache hat, die eigentlich niemand verstehen kann. Durch den Erfolg, dass der Hund tatsächlich reagiert auf "hol den Ball" "komm her" begann er, sich auch mehr zuzutrauen, weil dem Hund gegenüber hat er keine Hemmungen.

Der Sohn sprach zum Hund deutlicher als sonst und du meinst das habe damit zu tun sich etwas zuzutrauen zu tun? Wie kommst du darauf?
Zitat:
Bisher war es ein guter Tag, wenn es keine Ausfälle gab. Nun ist ein Ausfall (er kriegt einen Schreianfall oder wird wütend) etwas was zu seinem Wesen eben dazugehört, und wenn jemand schief guckt, dann sage ich "mein Sohn hat ein Problem mit dieser Situation, ihm fehlt die Erfahrung".

Solche Reaktionen gehören natürlich nicht speziell zu seinem Wesen, sondern zum Wesen ao gut wie aller Menschen, nur daß er eben in einer Welt leben muß, die nicht wesentlich auf autistisches Empfinden eingerichtet ist, da es nicht viele Autisten gibt. Alles auf mangelnde Erfahrung zu reduzieren erscheint mir gefährlich. Ansonsten scheint mir dein glorifizierter Ansatz im Endeffekt doch wieder auf Umerziehung hinauszulaufen, die aus meiner Sicht nicht gut sein kann.
Zitat:
geheilt ist der, der nicht mehr beeinträchtigt ist, egal, ob die Symptome noch vorhanden sein mögen oder nicht. wenn er gelernt hat, sich im Einklang mit der Umwelt zu befinden, dann definiere ICH das als HEILUNG, auch, wenn der Autist sich selbst nicht als krank empfindet.

Dann wärst du in der Welt mit 90% Autisten auch dann geheilt, wenn du entgegen deiner natürlichen Veranlagung gelernt hast dich so zu verbiegen, daß du mit der dort gegebenen Umwelt zurechtkommst, z.B. nicht mehr unkritische NA-Rudelbindungen anzustreben und deswegen auf die dortige Mehrheitsbevölkerung minderbemittelt zu wirken? Da komme ich dann auch bald wieder zum Vogel im Käfig, der immer irgendwo in sich fühlen wird, daß seine Umwelt nicht seiner Bestimmung entspricht.

Kurz: Dein Ansatz ist ein Ansatz, der deiner NA-Eitelkeit schmeichelt und dir vermutlich deswegen auch gefällt, weil du dich so als überlegene Existenz konstruieren kannst, statt dich fragen zu müssen, ob hier vielleicht eine Minderheit unnötig diskriminiert wird. Du magst nicht die Erkenntnis zulassen, daß es tatsächlich um Diskriminierung geht, um Unrecht, die viele Menschen unnötig seelisch zerrüttet.
Zitat:
Nun, das mag ja DEIN persönlicher Masstab sein, aber der Gesetzgeber hat da seine eigene Definition.
Behinderung ist dann gegeben, wenn jemand aufgrund seines Zustandes nicht in der Lage ist, langfristig am gesellschaftlichen Leben ohne Hilfe teilzuhaben.

Ich zitiere die Definition des Gesetzgebers im Wortlaut:

"Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist."

Das mit der "Hilfe" hast du also schonmal komplett selbst erfunden. Darüber hinaus ist mir nicht klar, wieso du meine Darstellung im Widerspruch dazu siehst. Mir ist diese gesetzliche Definition bekannt und ich sehe da überhaupt keinen Widerspruch.
Zitat:
Dass sog. Behinderte erst durch die Normierung durch die sog. gesunden und die nichtberücksichtigung besonderer Bedürfnisse erst die Behinderung herstellen, darin gehe ich vollkommen mit dir konform.

Gut.
Zitat:
Jedoch wenn mein Sohn einem Holzkopf von Chef gegenüberstehen wird, wird ER sich anpassen müssen, nicht sein Chef. Das ist die Realität.

Dann muß man diese Realität ändern, es gibt keinen anderen Weg. Das mag schwierig sein, wird aber auch nicht besser durch Umerziehungsansätze.
Die Denklinie dieser Aussage erschließt sich mir nicht ganz.
Zitat:
Es KANN bedingt durch genetische Disposition ausgelöst werden, KANN auch durch eine Fehlsteuerung bestimmter Hirnareale verursacht werden.

Eine Fehlsteuerung? Bestimmt nicht.
Zitat:
je nach Lebensalter ist das Gehirn in der Lage,immer neue Querverbindungen zu schaffen, bestimmte Areale durch andere Bereiche zu ersetzen oder zu vernetzen.

Prinzipiell richtig, nur würde ich den Aspekt auch nicht überschätzen hin zur Ideologie einer möglichen paradiesischen Gleichschaltung aller Proletarier.
Zitat:
So, wie ein Klavierspieler mehr Synapsen aufweist und auch im Auswendiglernen bessere Ergebnisse erzielt als nicht-klavierspielende, so kann durch neue Stimulation auch das Gehirn von Autisten "alltagstauglich" gemacht werden.

Interessant, das würde ja bedeuten, daß man auch NA von ihrem kläglichen Dasein befreien und sie zur wahren Existenz des Autismus hinführen könnte.

Edit: Vielleicht will dein Körper dir durch die Lichtempfindlichkeit sagen, daß du dir Ruhe gönnen solltest? Bei psychischer Anspannung können Menschen allgemein eine höhere Sinnesempfindlichkeit entwickeln, z.B. wird das auch von Depressiven berichtet.
15.07.10, 16:55:39

Quadriga

geändert von: Quadriga - 15.07.10, 17:16:59

Zitat:
Ganz einfach: Autismus ist weder eine Laune der Natur, noch irgendein Fehlverhalten, das zu korrigieren ist. [...]KANN auch durch eine Fehlsteuerung bestimmter Hirnareale verursacht werden.

Es ist also kein Fehlverhalten, also ganz natürlich, aber gleichzeitig kann es zur Fehlsteuerung bestimmter Hirnareale kommen? Führt eine Fehlsteuerung des Gehirnes nach außen hin nicht z.T. auch zu einem Fehlverhalten?
Für mich ist das ein Widerspruch.

Zitat:
Vielleicht will dein Körper dir durch die Lichtempfindlichkeit sagen, daß du dir Ruhe gönnen solltest?

Das ist sicherlich möglich, vorallem auch bei Stress. Kann aber auch ausgeruht sein bzw normal erholt sein, und damit große Probleme haben.
15.07.10, 21:19:30

Fundevogel

Herr Meier:
Zitat:
Man neigt ja auch dazu, z.B. bei Kindern, alten Leuten, Kranken, Behinderten, usw. vieles zu entschuldigen und sie immer irgendwie schonen oder unterstützen zu wollen. Viele wollen das gar nicht.


Hilfsbereitschaft und Mitleid werden nach meiner Erfahrung abgelehnt, wenn mit der Hilfestellung auf gewisse Weise eine Entmündigung einher geht und empfunden wird.

Es geht hier um den großen Unterschied zwischen:

Handeln, nachdem sich beim Betroffenen selbst oder ähnlich Betroffenen ausführlich erkundigt wurde, ob und welche Hilfeleistung gewollt und gut ist (ehernes Gesetz aller Sozialarbeit)

oder

Entscheiden nach eigenem Gutdünken und eigenen oder gesellschaftlichen Wunsch- und Wertvorstellungen von Hilfe über den Kopf des Betreffenden hinweg (das ist Machtmißbrauch, auch wenn er wie Liebe aussieht).
15.07.10, 22:57:21

drvaust

Ich habe den Eindruck, daß da das Wesen von Autismus nicht richtig verstanden wurde.
Autismus ist eine etwas andere Funktionsweise des Gehirns, keine Beschädigung des Gehirns. Angeboren wie eine andere Hautfarbe.
Demzufolge kann Autismus nicht geheilt werden. Aber laut Definition ist Autismus eine Krankheit, weil es nicht in die Norm paßt.
Das, was als typische Probleme bei autistischen Kindern gilt, sind oft Konflikte mit der NA-Umwelt, für NA unpassendes Verhalten,
Überlastungs-Folgeschäden usw..
Diese Folgeschäden können meistens geheilt werden, oder rechtzeitig vermieden.

Ein Autist kann natürlich lernen, mit bisher unbekannten Situationen besser umzugehen, jeder Mensch lernt lebenslänglich.
Aber dieses besser Umgehen mit einer Situation könnte ungewöhnlich sein, in autistischer Art.

Ein Autist kann teilweise auch auf normales Verhalten dressiert werden, aber das führt zu einer hohen Belastung des Autisten.
Dann drohen auch physische und psychische Schäden. Jeder Mensch ist nur begrenzt belastbar.

Ich habe den Eindruck, daß viele schwer geschädigte Autisten in Heimen,
durch Behandlung gegen Autismus schwer geschädigt wurden,
und durch fehlende Förderung (ist ja sowieso schwer gestört) verkümmert.

Zitat von Mamacita:
Es werden zunächst die STÄRKEN ermittelt, die Interessen werden gefördert. ...
Das ist ein guter Ansatz.
Zitat von Mamacita:
Die ELTERN werden im grossen Masse auf ihr Verhalten hin beobachtet, inwieweit sie auf ihr autistisches Kind reagieren und ob sie es in ausreichendem Masse an die Anforderungen der Umwelt heranführen. ...
Die Therapie zielt auf KONFRONTATION mit schwierigen Situationen ab, ...
Das sieht mir nach zur Normalität dressieren aus.

Zitat von Mamacita:
Es KANN bedingt durch genetische Disposition ausgelöst werden, KANN auch durch eine Fehlsteuerung bestimmter Hirnareale verursacht werden.
Autismus kann nicht ausgelöst oder verursacht werden. Es ist eine angeborene Eigenart, von Geburt an. Teilweise fällt Autismus erst später auf.
Zitat von Mamacita:
ABER: je nach Lebensalter ist das Gehirn in der Lage,immer neue Querverbindungen zu schaffen, bestimmte Areale durch andere Bereiche zu ersetzen oder zu vernetzen. ... so kann durch neue Stimulation auch das Gehirn von Autisten "alltagstauglich" gemacht werden.
Überreaktionen abbauen, richtiges-angemessenes-Verhalten fördern.
Die grundlegende Art kann dabei nicht verändert werden.
Die Alltagstauglichkeit kann trainiert werden, muß trainiert werden, aber das geht auf Kosten anderer Möglichkeiten, z.B. Bildung.
Da wird aus einem möglicherweise Hochbegabten mit einigen Verrücktheiten, ein fast normgerechter geistig Beschränkter.

Therapiehunde sind ein anderes Thema. Sollte dazu ein eigenes Thema eröffnet werden?
Das könnte ja mal jemand mit diesbezüglicher Erfahrung machen.
 
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder