Verzweifelte Autie-Mami
12.08.08, 17:01:28
Schamanin
Hallo Leute,
will mich mal kurz vorstellen: bin verheiratet und habe 4 Kinder, der jüngste (5) läuft unter Kanner evt. atypischer Autist. Er ist ein wunderbares, entzückendes Kind, das nach langer Anlaufphase ansatzweise gelernt hat in dieser Welt zu überleben. Seit seinem 18. Monat laufen div. Therapien, die alle ihre Berechtigung haben und auch hilfreich sind. Derzeit Logo, Ergo und Verhaltenstherapie nach Muchitsch. Er besucht einen kleinen, feinen Landkindergarten mit einer Betreuungsperson, die mir mit ihren Ansprüchen schön langsam auf die Nerven geht. Auch die Anforderungen der Gesellschaft hängen mir zum Hals raus.
Leider bin ich mit meinen Ansichten eher allein auf weiter Flur und somit erhalte ich wenig Unterstützung für meinen Weg und in Folge natürlich meine Kinder, denn entweder leben wir autistisch (was für meine anderen Kinder eine extreme Belastung ist) oder wir leben normal (was eh nicht geht, da Autie da nicht mitspielt).
Ich zuck schön langsam aus, denn wenn ich mich um meinen Jüngsten kümmere, kann ich alles andere nicht mehr erledigen. Nach 4 Jahren Chaos möcht ich wenigstens ein bisschen wieder was auf die Reihe kriegen, ohne das Wohlergehen meiner Kinder zu gefährden.
Wie kriegt ihr das auf die Reihe? Und eine Frage noch, es gibt hier noch ein paar interssante Unterforen, die irgendwie gesperrt sind. Wie würd ich da reinkommen (bin eher ein Computerungenie)
Danke fürs Ankommen (das was ich bis jetzt hier gelesen hab, ist die Ausformulierung meiner Gedanken)
Schamanin
12.08.08, 17:33:41
55555
Therapien, die alle ihre Berechtigung haben und auch hilfreich sind.
Mich würde interessieren, weshalb du das in dieser Form geschrieben hast.
Zitat:
mit einer Betreuungsperson, die mich mit ihren Ansprüchen schön langsam auf die Nerven geht.
Könntest du das nochmal neu formulieren?
Zitat:
Und eine Frage noch, es gibt hier noch ein paar interssante Unterforen, die irgendwie gesperrt sind. Wie würd ich da reinkommen (bin eher ein Computerungenie)
Auf Antrag im Forum, in welchem benannt wird welcher Freischaltungsbereich genau gemeint ist.
12.08.08, 18:24:59
Schamanin
@Therapien: hab Probleme mit Therapien insofern: mein Kind ist, wie es ist, Therapien und sich darausergebende Therapieziele erheben den Anspruch, mein Kind "normal" zu machen, damit er nicht auffällt. Unsere 1. Ergotherapeutin vermittelte mir zum Glück annähernd, wie mein Sohn die Welt wahrnimmt, sei dem weiß ich, mein Kind wird nicht "normal". Alles was er tut, hat einen Grund, auch wenn ich oder andere ihn nicht verstehen.
In meinem Umkreis wird auch viel darüber diskutiert, welche nun die einzig wahre "Autistentherapie" ist und da wird sehr viel schlecht gemacht. Für mich ist es so: was ihm gut tut und er gern macht wird beibehalten, was er ablehnt wird gestrichen. Ich erhebe aber nicht den Anspruch, von meinem Kind auf ein anderes zu schließen (ich wurde für so manche Entscheidung sehr angegriffen, dass dieses oder jenes für Autisten nichts sei, kontraproduktiv etc.).
@ Betreuungsperson: was sollte ich da neu formulieren?
@ Unterforen: dann schau ich genau, was mich interessiert.
Danke
Schamanin
12.08.08, 20:55:30
tabby
Oh, ist bestimmt nicht einfach allen Kindern wunschmæssig gerecht zu werden.
Welche Ansichten hast Du denn, mit denen Du alleine dastehst?
13.08.08, 00:17:42
drvaust
@ Betreuungsperson: was sollte ich da neu formulieren?
Welche Probleme hast Du mit ihr? Überfordert sie Deinen Sohn zur Normalisierung?
@ Unterforen: dann schau ich genau, was mich interessiert.
Es geht erstmal darum, zu welcher Gruppe Du gehörst. Es gibt da Autisten und Angehörige (+Gesinde), die haben eigene Unterforen, die für die andere Gruppe nicht zugänglich sind. Du gehörst wohl zu den Angehörigen.
Außerdem gibt es noch einzelne Spezial-Unterforen, für die extra freigeschaltet werden kann.
13.08.08, 05:15:10
Schamanin
Hallo Frozen,
meine Ansichten: ein Kind, dass seinen Körper nicht spürt, dass 6 Monate braucht, bis es sich an Schnee gewöhnt hat, um wenigstens ein paar Schritte zu machen, dass mit 18 Monaten vor der weißen Wand saß, dass mit den gesamten Reizen, welche auf es einströmen, überfordert ist, kann man nicht mit Zwang dazubringen, alle "Entwicklungsrückstände" aufzuholen.
Wir haben Monate gebraucht, um ihn an sein Zimmer zu gewöhnen, es dauerte Monate, bis er mir zeigen konnte, dass er in seinem jetzigen Kindergarten bleiben möchte. Um dort zu bleiben, braucht er aber ein Person, der er vertrauen kann, d.h. die muss mit ihm mitgehen und ihm ihn seinem Tempo neues zu zeigen. Und da fangen meine Schwierigkeiten an. Das kostet Geld und das hab ich nicht, also kämpf ich mit unserer Landesregierung, die dafür zuständig wäre und die sieht das nicht so. Sein "Shadow" ist Autistentrainerin, war am Anfang 2x2 Stunden mit ihm in Kindergarten, da fällt es nicht so auf, da kann man gut mit ihm arb eiten. Nur jetzt sind es 3x4 Stunden und da fangen für sie die Schwierigkeiten an, denn da läuft er dann auch nur im Kreis und sie erwartet zu viel von ihm, da er auch neugierig geworden ist. Nur seine Entwicklung läuft in anderen Schritten ab, als durch Therapiepläne vorgegeben. Man muss ihn auch in Ruhe lassen, jeder Tag ist eine Gradwanderung. Mit Ritualen kommst bei ihm nicht weit, er hat seine eigenen, die sich nur langsam an unsere Welt anpassen. Diese Zeit wird ihm von der Gesellschaft aber nicht gegeben, die will Fortschritte sehen. Nur weil er nicht spricht, wird ihm aberkannt, dass er Entscheidungen treffen kann, ich solle trotz seines Widerstandes, zu Hause bei jeder Mahlzeit mein Kind zwingen, am Tisch zu sitzen, ich solle jeden Tag seine Übungen machen, ich solle ihn ins Heim geben, wenn ich zu Hause nicht mehr klar komme. Wir bzw. mein Sohn brauchen nur Unterstützung, damit alle in der Familie halbwegs auf ihre Kosten kommen. Ich verlange nicht jedes Jahr 3 Wochen Urlaub in der Karibik, aber derzeit ist meine gesamte Familie eher ausgestossen, denn integriert.
Ich krieg Schreikrämpfe, wenn jemand zum Reden anfängt, wie werden wir seine "unerwünschten Verhaltensmuster" los. Er spuckt sehr gerne, das hat aber mehrere Gründe, unter anderem weil wir in einer Zeit, als man mir noch einreden wollte, mein Kind sei nur Spätentwickler, wir das gefördert haben (ist angeblich für Mundmotorik und Sprechenlernen wichtig, was war ich damals blöd) und jetzt soll ich ihm das wieder abgewöhnen. Es ist sein Ausdruck von Freude, manchmal seine Begrüßung und ganz wichtig, damit wehrt er Menschen ab (war lange Zeit, seine einzige Möglichkeit).
@drvaust: ja, sie überfordert ihn mit Normalisierung und mich damit, dass ich zu Hause mehr und konsequenter machen sollte. Ihr fehlt auch das Verständnis, dass es ein Unterschied ist, ob ich nun nur ein Kind habe, oder in meinem Fall 4. In der schlimmsten Zeit, als mein Sohn nur in der Nacht leben konnte, musste ich tagsüber für den Rest der Familie leben und hatte keine Unterstützung. Das hängt mir noch nach, ich bin auch nur ein Mensch. Ich setz die Dinge, die er liebt nur beschränkt als Belohnung ein, geliebt wird man einfach, ohne Bedingungen. Und Peziball hüpfen wird von ihm so interpretiert, Schnüre zum Wedeln sind überlebensnotwendig, die soll ich vor ihm verstecken. Der Aufbau seiner Verhaltenstherapie ist ja wirklich gut, nur die Umsetzung empfinde ich als grob menschenverletzend.
Ein Beispiel: mein Sohn hatte extreme Schwierigkeiten, Dinge anzugreifen und zu halten (seine Handflächen waren sehr empfindlich). Endlich, nach Monaten hat er es geschafft, einen Bauklotz zu halten und seine damalige Frühförderin stürzte sich darauf und zwang ihn, es wieder loszulassen. Er durfte dieses Fest "ich kann einen Bauklotz halten", nicht so lange geniessen, wie er es wollte, nein, sofort wurde der nächste Schritt draufgedrückt. Und so ist es bei allem, mühsam schafft er etwas und gleich soll es weitergehen, keine Pause, keine Erholung, keine Freude. Er hat aber eine sehr lange Verarbeitungszeit. Also rede ich mir den Mund fusselig.
Soweit mal klar? Ich brauch 'ne Pause
13.08.08, 10:52:35
tabby
Danke fuer die Beschreibung der Situation.
Ja in der Tat entwickelt jeder Atuist seine eigenen Rituale und die sind super wichtig, das man diese hælt.
Ich finde es schøn, das Du so geduldig bist, auch wenn Dir wohl ganz anders zumute ist.
Auf die Schnelle weiss ich selbst keine Antwort, aber ich werde nachdenken.
13.08.08, 13:48:13
55555
@Therapien: hab Probleme mit Therapien insofern: mein Kind ist, wie es ist, Therapien und sich darausergebende Therapieziele erheben den Anspruch, mein Kind "normal" zu machen, damit er nicht auffällt.
Gut, daß du das als Problem erkennst.
(Das @-Zeichen bedeutet übrigens ursprünglich englisch "at", z.B. bei einer Emailadresse: Hans (= Name eines Postfachs auf einem bestimmten Computer; vergleichbar mit Straße und Hausnummer bei einer Postanschrift) @ (= at, also deutsch etwa "auf"; vergleichbar mit dem selten in Anschriften verwendeten Wort "in") wurst.de (= der Name des Computers, wie er im Internet auffindbar ist; vergleichbar mit Postleitzahl und Ortsname) und ist daher nicht unbedingt gleichzusetzen mit Spiegelpunkten)
Zitat:
Unsere 1. Ergotherapeutin vermittelte mir zum Glück annähernd, wie mein Sohn die Welt wahrnimmt, sei dem weiß ich, mein Kind wird nicht "normal". Alles was er tut, hat einen Grund, auch wenn ich oder andere ihn nicht verstehen.
Da hattest du scheinbar Glück, was allerdings aus meiner Sicht nicht mit irgendwelchen Therapien zu tun haben dürfte, sondern mit dieser speziellen Person.
Zitat:
Für mich ist es so: was ihm gut tut und er gern macht wird beibehalten, was er ablehnt wird gestrichen.
Das ist aus meiner Sicht ein gutes Prinzip. Allerdings weiß ich, daß manchmal Mißverständnisse stattfinden, was man im Auge gehalten sollte.
Zitat:
(ich wurde für so manche Entscheidung sehr angegriffen, dass dieses oder jenes für Autisten nichts sei, kontraproduktiv etc.).
Das bleibt wohl oft nicht aus, wenn jemand eigenständig denkt.
Zitat:
@ Betreuungsperson: was sollte ich da neu formulieren?
Der Satzbau war mir nicht ganz verständlich.
Zitat:
ein Kind, dass seinen Körper nicht spürt
Wie kommst du darauf? Das wäre wohl ungewöhnlich.
Zitat:
dass 6 Monate braucht, bis es sich an Schnee gewöhnt hat, um wenigstens ein paar Schritte zu machen
Wenn es mal so war würde ich davon keine allgemeine Regel ableiten, es spielen auch Faktoren wie allgemeine Belastung durch Lebensumstände bei vielen eine Rolle für die Fähigkeit sich auf Neues einzulassen. War es bisher jedes Jahr so?
Zitat:
dass mit 18 Monaten vor der weißen Wand saß
Und?
Zitat:
kann man nicht mit Zwang dazubringen, alle "Entwicklungsrückstände" aufzuholen.
Sicherlich nicht und wenn wohl nur oberflächlich und teilweise zum Preis meist dauerhafter emotionaler Traumen.
Zitat:
Wir haben Monate gebraucht, um ihn an sein Zimmer zu gewöhnen,
Wie äußerte sich der "nicht gewöhnte" Zustand?
Zitat:
es dauerte Monate, bis er mir zeigen konnte, dass er in seinem jetzigen Kindergarten bleiben möchte.
Wie hat er das getan?
Zitat:
Das kostet Geld und das hab ich nicht, also kämpf ich mit unserer Landesregierung, die dafür zuständig wäre und die sieht das nicht so.
Worum genau geht es dabei? Um Dauerbegleitung?
Zitat:
Mit Ritualen kommst bei ihm nicht weit, er hat seine eigenen,
Ja.
Zitat:
Nur weil er nicht spricht, wird ihm aberkannt, dass er Entscheidungen treffen kann, ich solle trotz seines Widerstandes, zu Hause bei jeder Mahlzeit mein Kind zwingen, am Tisch zu sitzen, ich solle jeden Tag seine Übungen machen, ich solle ihn ins Heim geben, wenn ich zu Hause nicht mehr klar komme.
Tja, schlimm diese alltäglichen zermürbenden Kämpfe mit Ignoranz und Leichtfertigkeit.
Zitat:
Ich setz die Dinge, die er liebt nur beschränkt als Belohnung ein, geliebt wird man einfach, ohne Bedingungen. Und Peziball hüpfen wird von ihm so interpretiert, Schnüre zum Wedeln sind überlebensnotwendig, die soll ich vor ihm verstecken. Der Aufbau seiner Verhaltenstherapie ist ja wirklich gut, nur die Umsetzung empfinde ich als grob menschenverletzend.
Gut, hier gibt es schon einige Thread zu diesem ABA-Dressur-Ansatz.
Zitat:
Endlich, nach Monaten hat er es geschafft, einen Bauklotz zu halten und seine damalige Frühförderin stürzte sich darauf und zwang ihn, es wieder loszulassen. Er durfte dieses Fest "ich kann einen Bauklotz halten", nicht so lange geniessen, wie er es wollte, nein, sofort wurde der nächste Schritt draufgedrückt.
Traurig traurig, besonders wenn dann Assistenten noch meinen sich selbst zum Chef machen zu dürfen, obwohl sie nicht das Sorgerecht oder bei Erwachsenen das Recht solche Dinge zu bestimmen besitzen.
13.08.08, 14:26:05
rüssel24
Hallo Schamanin,
ich hab deinen Beitrag und auch die Antworten mal gelesen und dachte, dass ich dir einfach mal ein paar Worte dazu schreibe. Ich habe eine Erzieherausbildung gemacht, weil ich musste und kenne die Abläufe in Kindergärten und vorallem auch das was in der Ausbildung gelehrt wird. Vielleicht hilft es dir ein wenig weiter, damit du die Abläufe mal kennenlernst.
Als erstes habe ich mir an den Kopf gefasst, dass dir in der Tat mal jemand gesagt hat, dass du einem Kind Spucken beibrigen sollst, damit die Mundmotorik trainiert werden soll. Mittlerweilen weißt du ja selber, dass das totaler Mist ist.
Kinder erlernen die Mundmotorik in der Oralenphase. Das ist die Phase in der Babys alles in den Mund nehmen. Sie lernen damit ihre Umwelt kennen. In dieser Phase soll man seinem Kind sterillisierte Spielsachen geben und wenn möglich auch verschiedene, damit es lernt dass es verschiedene Oberflächen spüren kann. Unser Lehrer hat immer scherzhafterweise gesagt, das Raucher irgendwie in der Oralenphase hängen geblieben seien *g*
Jeder Mensch läuft im Übrigen am Anfang seines Lebens verschiedene Entwicklungsphase durch.
So, und die Person, die gesagt hat, dass dein Sohn spucken soll, damit die Mundmotorik gefördert wird, soll ihn nun auch wieder beibringen das zu lassen, denn Kindern etwas beizubringen und dann zu verlangen, dass sie es lassen, vorallem wenn sie am Anfang noch das Lob dafür bekommen haben ist schon bei einem Normalokind fast unmöglich. Lob bedeutet für ein Kind immer, dass das Richtig ist was es tut, also macht es das immer wieder, weil es Lob und Anerkennung natürlich möchte. Also ganz einfach, du hast deinem Kind etwas beigebracht, natürlich mit der Intention, dass es richtig ist, hast ihn dafür gelobt und nun sollst du es wieder abgewöhnen...
Den einzigen Tipp den ich dir vielleicht geben kann, dass du, wenn er es macht, versuchst ihn auf eine andere Richtung zu bringen.
Dann würde ich dich gerne fragen in was für einem Kindergarten dein Kind ist. Ist es ein ganz einfacher Kindergarten oder ein Integrativer? Ein Ganztagskindergarten, ist er offen, halboffen oder geschlossen? Was ist das für eine Betreuerin? Ist sie eine einfache Erzieherin die sich halt intensiver um deinen Sohn kümmert oder ist sie nun auch auf alles geschult, weil das scheint mir, laut deiner Beschreibungen, nicht der Fall zu sein.
Zu dieser, dein Sohn macht was richtig, sie lobt ihn und geht gleich weiter, kann ich dir auch was sagen.
Also, es ist so, dass es bestimmte Abläufe in einer Förderung gibt. Man führt ein Angebot (so nennt man diese Förderungen) durch und hat ein bestimmtes Ziel damit, wenn das Kind es dann gut macht, dann lobt man es. Das Kind freut sich und kann es gleich einordnen, danach geht es dann aber weiter im Ablauf. Das ist ein Durchgang mit einem normalen Kind.
Was auch wichtig zu wissen ist. Ein Erzieher nimmt zwar in der Schule Autismus durch, aber nur sehr am Rande. Es wird lediglich mal kurz angeschnitten, aber nicht genau behandelt. Das liegt daran, dass die meisten Erzieher damit nicht in Berührung kommen, außer sie arbeiten in einem Integrativen Kindergarten. Es wird wirklich nur das normale Durchschnittskind gelehrt. Es wird auch nicht Legasthenie oder Dyskalkulie geschult.
Dann würde ich dir vielleicht gerne noch einen Tipp für die Familie geben. Ich kenne nun deinen Ablauf nicht, aber du hast gesagt, dass es entweder das normale Leben gibt, bei dem dein Sohn sich dann querstellt oder das Autistenleben, wo ich mir vorstellen kann, dass die drei anderen sich querstellen.
Ich habe vier Geschwister und ich weiß, dass das nicht leicht ist. Ich bin die Zweite und gnadenlos untergegangen. Bei mir hat man den Autismus nicht erkannt, sondern es auf andere Dinge abgeschoben und ich habe sogar eine Stiefmutter die Psychologin ist. Also kann ich dir sagen, dass du da bestimmt nicht allein bist...
Was wichtig ist, dass du und dein Partner es schaffen diese Parallelwelten zu verbinden. Es ist unbedingt wichtig, das beide Parteien in ihrer Welt leben dürfen und auch müssen. Das ist wichtig für die Entwicklung aller Kinder. Die Drei werden es euch nicht danken, wenn sie nicht Normal sein dürfen. Kinder fühlen sich schnell missverstanden und ungeliebt, wenn ein Kind anders behandelt wird als die anderen. Wenn die Drei genau aufgeklärt sind, was mit ihrem Bruder los ist, dann braucht ihr irgendwann auch nicht mehr als "Vermittler" dasein, denn dann werden sie von selber auf ihn zugehen. Aber es sollte auf keinen Fall so sein, dass sie sich so sehr verpflichtet fühlen, dass sie irgendwann die Aufgaben übernehmen, das kann sich einschleichen...Klar ist es schwer zwischen zwei Welten hin und her zu springen, aber es ist unbedingt erforderlich. Verliert nicht das Auge für die anderen dreien.
Sonst kann ich noch den Hinweis geben, dass wenn du dich überfordert fühlst, kannst du beim Jugendamt eine Familienhilfe beantragen. Das heißt nicht, dass das Jugendamt dann bei euch rumsucht, sondern die Familienhilfe kommt dann zweimal in der Woche in die Familie und schaut wie es läuft, wenn du Hilfe brauchst, dann hilft sie dir. Alles was ihr besprecht geht, meines Wissens nach, nicht zum Jugendamt weiter. Sie ist nur dazu gedacht den Alttag von Familie zu erleichtern und eine Stütze zu sein. Sie könnte zum Beispiel bei den Hausaufgaben bei den anderen Kindern helfen, damit du einfach schonmal entlastet bist. Und das bedeutet dann auch nicht, dass du eine schlechte Mutter bist, sondern ich denke eher, dass grade gute Eltern sich diese Hilfe von selber holen.
Ich hoffe, dass ich mich richtig aufgedrückt habe und dir helfen konnte...
LG
Naseweiss
13.08.08, 17:21:48
tabby
Wie kommst du darauf? Das wäre wohl ungewöhnlich.[quote="Schamanin"]ein Kind, dass seinen Körper nicht spürt
Den Eindruck haben sehr viele Muetter von ihren autistischen Kindern, weil sie zum Beispiel Fein- und GrobmotorikProbleme haben und es wohl aussieht, als wæren die Finger taub. Dem ist aber nicht so.
13.08.08, 19:09:36
Schamanin
So, erstmal danke für euer "Zerpflücken", ist anstrengend, aber endlich. Da ich mit zitieren nicht so gut bin fang ich einfach an.
Das @ hab ich aus einem anderen Forum, wo es dafür verwendet wurde, sich an jemanden direkt zu wenden. Ich entdecke Internet erst.
55555:
1. Ergotherpaie: ja es war die Therapeutin, eine erfolgreiche Stunde war für sie, wenn mein Kind nicht weinte. Allerdings entdeckte sie auch so richtig, wie mein Kind Unmut und Zustimmung äußert, sehr wichtig! Keine andere hätte mein Kind so hingebungsvoll beklopft und geknetet (er ist immer noch sehr "basal", wenn ihr andere Begriffe dafür habt, ich bin dankbar dafür. Mit diesen "Fachbegriffen" bin ich derzeit konfrontiert).
2. Da ich monatelang mit meinem Kind im Zimmer war und wartete, dass er zu mir kommt, damit ich Tryanderror üben kann, glaube ich halbwegs zu wissen, wie ich seine Zeichen interpretieren kann. Mißverständnisse sind leider nicht ausgeschlossen, aber ich hoffe doch, halbwegs in seinem Interesse zu handeln.
3. Satzbau, jetzt hab ich's gesehen, ändere es später.
4. Körperspüren: jetzt wird's eng für mich. Also er kam mir schon bald nach der Geburt irgendwie anders vor, wennst aber zum Arzt gehst und sagst: "Mein Gefühl sagt mir, da stimmt was nicht, ich weiß aber nicht was!" kommst net weit. Mit 9 Monaten war die 1. Impfung, die ihn komplett durcheinander brachte, Ärzte beruhigten, er erholte sich leicht, dann kam 2. Impfung und vorbei war es. Er lag am Rücken, kotzte alles voll, starb fast und war schmerzunempfindlich. Seine Arme und Beine waren irgendwelche Anhängsel, mit denen er nicht wußte, was anfangen. Durch das Drücken und Kneten von Ergo konnte man mitverfolgen, wie das Gefühl für seine "Anhängsel" wuchs und bis jetzt wurde es mir von "Experten" so erklärt. Wenn es anders ist, bin ich gerne bereit umzulernen - ich will ihn nicht quälen, das Leben ist hart genug für ihn.
5. Schnee: nein, zum Glück wurde es mit jedem Jahr besser, ich interpretiere jetzt: er hat ein Langzeitgedächtnis, es ist nur schwer für ihn, in seiner Zersplitterung (so wirkt es auf mich) darauf zurückzugreifen. Trotzdem bin ich froh, dass wir damals einen so langen Winter hatten.
6.weiße Wand: prinzipiell nicht das Problem, nur er saß todunglücklich davor. Eine Ärztin beschrieb seinen minimalen Gesichtsausdruck so: Bitte helft mir! Wäre er zufrieden vor der Wand gesessen, okay, hätte ich kein Problem gehabt - und ich hoffe, dass für ihn meine Bemühungen in Ordnung sind. Wenn er mich jetzt manchmal anstrahlt, denke ich, dass es in Ordnung war und ist, was ich tue.
7. nicht gewöhnte Zustand: Auster und Schlafattacken
8. Kindergarten: nach langer, langer Anlaufzeit ging er von mir zu Kindergärtnerin (oder wie immer das jetzt korrekt heißt), jedesmal wenn ich sagte: "Komm gehen wir" kam er zu mir, eines Tages kuschelte er sich jedoch zur Kindergärtnerin und drehte den Kopf demonstrativ von mir weg .
9. Ja, es geht um Dauerbegleitung, er ist noch sehr unselbständig und braucht Hilfe in jeder Hinsicht.
Naseweis:
Mundmotorik: in der oralen Phase ist er noch nicht wirklich, bzw.nur teilweise. Das Spucken entwickelte sich teilweise eher zufällig und diejenige die es gefödert hat, begleitet meinen Sohn aus verschiedenen Gründen nicht mehr. Für mich ist es weniger das Problem, seine jetztige Begleitperson im KIGA (ist übrigens Autistentrainerin nach Muchitsch, ist irgendsoein Behaou...ansatz, ähnlich oder gleich ABA). Ich denk mir eher so, wenn er sein Spektrum durch anderes erweitern kann, wird auch das Spucken weniger, je mehr ich meine Aufmerksamkeit, egal in welcher Form, darauflenke, umso mehr verstärke ich es. Außerdem ist es für mich auch ein Streßzeichen. Spucken nimmt zu, irgendwas passt nicht.
Kiga: die normale Kindergärtnerin ist nicht das Problem, die akzeptiert meinen Sohn, so wie er ist und probiert das Umfeld anpassen. Seine Autistenfachkraft (siehe oben), probiert ihn zu verbiegen. Will auch noch nicht tauschen, denn in manchen Bereichen ist sie eine echte Bereicherung. Ich darf nur ihre Vorgaben nicht ungefragt übernehmen (ist noch ein Problem von mir).
Familie: das Hin und Herspringen ist wirklich hart, ich versuch auch, meine anderen Kinder, mich und meinen Mann nicht zu vergessen. Versuch auch seit 4 Jahren Hilfe zu erhalten, nur in Kärnten läuft die Welt anders. Hier herrscht teilweise noch die Überzeugung: Autisten wollen nur nicht. Im großen und ganzen schaff ich es recht gut, mit Unterstützung wär es halt leichter!
So, für's erste hab ich glaub ich mal alles.
Danke Schamanin
13.08.08, 19:51:26
rüssel24
Gut, wenn sie auf Autismus ausgebildet ist, dann wird sie wissen was sie tut.
Wenn sie dir sagt, du sollst die Dinge von ihr nicht übernehmen, dann wird das einen therapeutischen Grund haben. Die Sache ist halt die, dass Eltern schnell überangagiert sind und alles besser wissen. Das soll jetzt kein Angriff an dich sein, aber diese Eltern gibt es leider, das kenne ich aus eigener Erfahrung.
Der korrekte Begriff ist jetzt einfach Erzieherin ;)
Wenn dein Sohn die Oralephase noch nicht durchlebt hat, dann wird die noch kommen oder ganz ausbleiben. Manchmal überspringen Kinder auch Phase, oder lassen sie ganz aus. Ich habe zum Beispiel beim Sprechen lernen alles ausgelassen und gleich ganze Sätze gesagt...
Ich kann mir vorstellen, dass das hin und her springen nicht leicht ist, aber du schaffst das schon, mach dich nicht verrückt...wie alt sind denn die Großen?
Achja, Kinder brauchen fast alle eine Anlaufzeit bis sie im Kindergarten freiwillig bleiben. So wie du das beschrieben hast, klingt es für mich nicht ungewöhnlich. Manche Kinder bleiben gleich ohne Ärger da, manche nach ein paar Tagen oder Wochen. Das ist wirklich unterschiedlich, weil Kinder ja mit ihrem Kindergartenbesuch das erste Mal in ihrem Leben ihr Nest verlassen und allein sein müssen und dann auch noch in einer unüberschaubaren Zeit. Manche Kinder reden dann in der Tat auch mit ihren Eltern nicht mehr...deswegen, da mach dir keine Gedanken, das ist nichts ungewöhnliches und ich denke, dass dein Sohn halt einfach genauso reagiert hat wie jedes Kind nur n bisschen heftiger als andere...