Gehörlose im UK kämpfen gegen Pflicht-Eugenik
03.05.08, 03:41:37
drvaust
Was für Probleme hast du denn? Wenn es eine rein autistische Gesellschaft gäbe, hätte sich die doch sicher darauf eingestellt und würde diese Eigenschaften nicht als bemerkenswert betrachten.
Wenn es mir nicht gut geht, kann ich nicht bei starkem Wind durch den Wald gehen, weil mich das Rauschen und Wackeln der Bäume nach einiger Zeit fertig macht.
In unruhigen Menschenmengen halte ich es nicht lange aus, das wäre auch bei Autisten-Mengen so.
Ich kann meine Wohnung schlecht sauber machen, weil ich dazu einiges umräumen müsste und erst wieder ruhig schlafen kann, wenn alles wieder am alten Platz steht und wie immer aussieht (kein Glanz, möglichst auch die alten Flecke).
Ich habe Probleme mit der Motorik, Schnelligkeit und Koordination.
Das nur als Beispiele, mehr fällt mir jetzt nicht ein.
Dazu kommen noch die Probleme beim Kontakt mit Menschen, das wäre auch mit Autisten nicht immer besser.
Vielleicht liegt das teilweise auch an anderen Problemen, die ich noch habe, aber Autismus spielt da eine große Rolle.
03.05.08, 10:10:28
Silvana
geändert von: Silvana - 03.05.08, 10:28:42
Also generell Autisten und NA brauchen einander. (das ist meine persönliche Meinung)
Ich denke auch das eine rein Autistische Gesellschaft nicht existieren kann.
Andere seits bin ich sicher das viele Entdeckungen und Erfindungen ohne Autisten oder zumindest Autistisch veranlagte Menschen nicht gemacht worden währen (wo bei natürlich nicht jeder Erfinder Autist war).
Die Dimension, ganz gezielt ein gehörloses Baby zu züchten (so verstehe ich diesen Text, halte ich für problematisch).
Nun bin ich mir aber nicht sicher ob ich das richtig verstehe: War in der "Auswahl" ein vermeintlich Gehörloser Embryo dabei, oder waren alle "normal". Wollten sie keines der "normalen" Embryonen und einen neuen Versuch nur um ein Gehörloses Kind zu haben??
Dann währe das in der Tat Problematisch.
Sollte aber ein vermeidlich gehörloser Embryo dabei gewesen sein und man will den Eltern verbieten es aufzuziehen finde ich das Skandalös, Wo bleibt das Recht auf selbst Bestimmung??
Allerdings habe ich mit dem Thema künstliche Befruchtung eh meine Problem, aber ich glaube da ich eh keine Kinder möchte steht es mir nicht zu darüber zu Urteilen.
Hier haben die Eltern ganz bewusst die Möglichkeit sich für ein andersartiges Kind zu entscheiden und wenn sie das wollen kann man ihnen es nicht verbieten. Das ist die für mich logische Konsequenz aus der Möglichkeit "Behinderte" spät abzutreiben. Hier wird ja auch gesagt das es das Freiheitsrecht der Mutter sei darüber zu entscheiden ob sie ein "Behindertes" Kind zu Welt bringen will.
Also sollten Eltern im umgekehrten Fall das gleiche Recht haben.
PS ich habe der Einfachheit halber bestimmte Begriffe verallgemeinert daher habe ich diese in " " gesetzt. Ich hatte nämlich keine Lust ständig eine Umschreibung zu suchen, und daher die in der Gesellschaft üblichen Bezeichnugen gewählt. Zu mal sich meine Meinung hier nicht nur auf Gehörlose oder Autisten bezieht.
03.05.08, 12:17:56
55555
Wenn es mir nicht gut geht, kann ich nicht bei starkem Wind durch den Wald gehen, weil mich das Rauschen und Wackeln der Bäume nach einiger Zeit fertig macht.
[...]
Dafür besitzt du aber auch Stärken und die meisten NA auch große Schwächen. Ich glaube, daß entscheidend für deine Schlußfolgerung die Minderheitenrolle ist. In einer weitgehend autistischen Gesellschaft würden vielleicht genauso viele NA so denken.
03.05.08, 14:35:51
cony
Zitat von drvaust:
Wenn es mir nicht gut geht, kann ich nicht bei starkem Wind durch den Wald gehen, weil mich das Rauschen und Wackeln der Bäume nach einiger Zeit fertig macht
Dieses Problem haben einige NA auch.ZB: ich :! .
Genauso das ich meine zimmer nicht umräumen kann,oder will??
Wie auch immer,jedenfalls stehts hinterher genauso wie vorher.
Was ich meine, in dem Punkt gebe ich 55555 mal voll und ganz recht.
Wir NA`s haben häufig ähnliche, oder halt andere Probleme.
Niemand ist perfekt.
Wirklich problematisch werden Schwächen erst,wenn man es als störend empfindet.
Und da glaube ich, ist das Verhältnis zwischen Autisten und NA`s prozentual gesehen garnicht so unterschiedlich.
03.05.08, 22:28:15
drvaust
Ich glaube, daß entscheidend für deine Schlußfolgerung die Minderheitenrolle ist.
Nein, das spielt für mich keine Rolle.
Ich will nicht zur stinknormalen Mehrheit gehören. Ich bin Ich, einmalig, unvergleichlich, anders. Ich bin einzigartig, also immer die extremste Minderheit.
03.05.08, 22:32:03
55555
Mit der Minderheitenrolle meinte ich nicht so sehr das direkte Bewußtsein in der Minderheit zu sein, sondern die konkreten Folgen dieser Minderheitenrolle. Das hatte ich schon zu erklären versucht. Wir haben ja alle mehr oder weniger das Wertsystem einer NA-Kultur im Kopf, auch wenn wir wissen, daß wir andrerseits aus etlichem herausfallen. Trotzdem prägt das, was die Mehrheit denkt auch die Minderheit.
03.05.08, 23:28:37
haggard
eine minderheit kann nur etwas prägen, wenn sie das andere anstrebt. wäre dies nicht so, könnte eine minderheit in ihrem bewusstsein von normalität leben und wäre dem prägestempel irgendeiner mehrheit gegenüber (die sich auch nur aus unzähligen minderheiten zusammensetzt) gefeit.
03.05.08, 23:37:22
55555
Wir sind unweigerlich geprägt von einer bestimmten Tradition. Schon die Sprache ist von ihr geprägt, Werte, die als selbstverständlich gelten. Das hinterfragt kaum jemand in einer größeren Bandbreite, wenn das kritische Bewußtsein bei Autisten auch stärker ausgeprägt sein dürfte.
04.05.08, 02:31:53
drvaust
55555, wir reden aneinander vorbei.
Du willst Gleichberechtigung für eine zahlreiche Minderheit. Du willst die Anerkennung dieser Minderheit als genauso gut und vollwertig.
Ich fühle mich nicht in einer Minderheitenrolle, weil ich mich kaum einer Gruppe zugehörig fühle. Ich will mein eigenes Leben führen, nach meinen Regeln, nach meinen Vorstellungen. Da ich menschenähnlich bin und nicht völlig alleine leben kann, versuche ich mich so weit wie nötig in die menschliche Gesellschaft zu integrieren.
Ich finde Deine Ziele gut, würde diese unter bestimmten Umständen auch unterstützen, da sie größtenteils auch in meinem Interesse sind. Aber ich will nie gleich sein. Ich will keine Gleichberechtigung, sondern zumindest nicht weniger Rechte.
Mit Diskriminierung als Autist habe ich nicht so viel Probleme, ich werde aus anderen Gründen mehr diskriminiert. Aber ich lasse mich möglichst nicht diskriminieren, ich lasse mich nicht stören oder nehme mir mein Recht.
04.05.08, 02:53:16
haggard
@55555:
selbst wenn durch die geburt in einen bestimmten landstrich gewisse traditionen vorgelebt werden oder angesehen sind, heißt das doch nicht, dass man sie auch alle annehmen muss.
rollen sind wählbar. auch wenn sie den anschein besitzen unveränderlich zu sein. und so lange gegen stigmatisierung angegangen wird, wird auch eine eventuell zugewiesene rolle nicht akzeptiert.
04.05.08, 12:55:12
55555
geändert von: 55555 - 04.05.08, 12:58:31
Ich fühle mich nicht in einer Minderheitenrolle, weil ich mich kaum einer Gruppe zugehörig fühle.
Die Minderheiten, um die es mir in diesem Thread geht sind Gruppen von Menschen, die augenscheinlich auch heute noch erheblich von Euthanasie bedroht sind. Dazu ist es nicht nötig als Teil einer solchen Minderheit sich ihr zugehörig zu fühlen.
Zitat:
Ich will mein eigenes Leben führen, nach meinen Regeln, nach meinen Vorstellungen.
Ja klar, ich will mich für Chancen einsetzten, Barrieren und Diskriminierungen beseitigen. Alle Autisten gleichschalten will ich jedoch nicht, das würde mir selbst nicht gefallen, ich mag Vielfalt.
Zitat:
Ich will keine Gleichberechtigung, sondern zumindest nicht weniger Rechte.
Was stellst du dir unter einer solchen Gleichberechtigung vor, die du nicht willst? Die Aussage verstehe ich nicht.
selbst wenn durch die geburt in einen bestimmten landstrich gewisse traditionen vorgelebt werden oder angesehen sind, heißt das doch nicht, dass man sie auch alle annehmen muss.
Ja, aber es ist damit so ähnlich wie mit der Reklame. Viele behaupten die hätte keinen Einfluß auf sie, aber andererseits kann man nachprüfen, daß sie eben doch funktioniert.
04.05.08, 14:46:24
cave
Zitat:
Ich fühle mich nicht in einer Minderheitenrolle, weil ich mich kaum einer Gruppe zugehörig fühle. Ich will mein eigenes Leben führen, nach meinen Regeln, nach meinen Vorstellungen. Da ich menschenähnlich bin und nicht völlig alleine leben kann, versuche ich mich so weit wie nötig in die menschliche Gesellschaft zu integrieren
Ja, genau so seh ich es auch. Aber ich möchte nicht "normal" sein. Ich glaube Vielfalt ist immens wichtig fürs Leben. Und es ist immens wichtig, der "Mehrheit" klarzumachen, das Platz für Diversität nötig ist. Das wir unterschiedliche Blickwinkel brauchen, auch um die Probleme der Zukunft zu lösen, aber auch um den Wert des Lebens zu erkennen.