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Nachempfinden von Rückzugsbedürfnis

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03.07.06, 03:46:37

bellaria

Ich bin ein NA mit ebenfalls starken Rückzugsbedürfnissen - wahrscheinlich komm ich deshalb mit einem Aspie als Partner so gut aus. Bei uns ist das Problem eher umgekehrt: Wenn ich meine Einsiedler-Phasen habe und z.B. lieber mal eine Nacht im Wohnzimmer schlafe, dann beunruhigt ihn das immer sehr und ich muss ihn danach extra trösten und ihm immer wieder versichern, dass alles (mit mir und unserer Beziehung) in Ordnung ist. Manchmal macht ihm das richtig Panik, sogar wenn ich es vorher ankündige. Scheinbar kann er also nicht von seiner eigenen Einsiedelei auf mein Bedürfnis schließen? Oder liegt das nur an allgemeiner Autisten-Unsicherheit, was die Interpretationsmöglichkeiten des Verhaltens anderer Menschen anbelangt?
03.07.06, 08:08:39

uppsdaneben

Zitat von bellaria:

Oder liegt das nur an allgemeiner Autisten-Unsicherheit, was die Interpretationsmöglichkeiten des Verhaltens anderer Menschen anbelangt?


Es wird wohl daran liegen. Als Aspie hat er kaum Möglichkeiten, die so genannten Zwischentöne wahrzunehmen. Wenn du weg bist, kann er nur mit dem Verstand begreifen, dass du ihn nicht verlassen hast. Vermutlich ist er in seinem Leben allerdings so oft über Sachverhalte angelogen worden, dass nur völlige Unsicherheit bleibt.

PS: Schön, dass du dich angemeldet hast. :)
03.07.06, 11:42:07

Wursthans

Vielleicht liegt es auch daran, daß es ein Sprung in der üblichen Gewohnheit darstellt.
03.07.06, 13:13:39

Lisa M.

Hm, bei mir ist es jedenfalls so, dass ich schon anfange, mich zu fragen, ob mein Freund überhaupt noch mit mir zusammen ist, wenn er sich mal 'ne Woche nicht blicken lässt. Eigentlich so nach drei Tagen schon kriege ich das Gefühl, dass er nicht "nur mal eben weg" ist, sondern gänzlich aus meinem Leben verschwunden. Für eine Weile ist dieses Gefühl dann noch okay, weil ich ja weiß und zurückrechnen kann, dass er vor wenigen Tagen noch da war. Aber dann kriege ich doch irgendwann 'ne Nervenkrise... Meist pünktlich nach einer Woche. Wenn er dann auftaucht, will ich erstmal am liebsten nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er hat sich auch schon beschwert, weil ich ihm unmittelbar vor Ausbruch der Nervenkrise noch eine ganz liebe Mail schrieb, wie furchtbar erwünscht er hier doch sei, und als er dann zur Tür reinkam, fauchte ich nur noch rum und wollte mich nicht anfassen lassen. :rolleyes:
05.09.06, 12:32:02

Cleo

Ich bin kein autist und doch muss ich mich oft zurückziehen, meine Zwillinge einer autist und der andere adhs sind sehr schwierig und da muss ich von beiden auch weg und ruhe haben das geht aber bei sechsjährigen kaum. ist es autismus wenn man am besten in der stille um sich herum wieder auftanken kann?
05.09.06, 12:37:42

Wursthans

Jeder Mensch braucht Ruhe. Das ist normal. Autisten nehmen Reize um sie herum ungefilterter wahr als andere Menschen und sind daher schneller angegriffen. Darin sehe ich hier den Unterschied. :)
05.09.06, 17:21:49

Warhead

Danach wäre der Haufen von Gelugpamönchen wo ich manchmal meditiere auch autistisch.Milarepa hockte elf Jahre allein in einer kalten Höhle...und schrieb epochale Gesänge,die meisten handelten von Schnee.Nun,seiner Biographie sind keine Hinweise auf Autismus zu entnehmen.
Aber Autismus ist immer anders als man es sich vorstellt
05.09.06, 22:36:11

arlette

Zitat von Warhead:
Milarepa hockte elf Jahre allein in einer kalten Höhle...und schrieb epochale Gesänge,die meisten handelten von Schnee.

Die Gesänge stell ich mir sehr schön vor; das befassen mit dieser Thematik ebenfalls. Faszinierendes Thema. Er sollte P. Hoeg lesen, das gefällt ihm eventuell..
06.09.06, 10:02:27

Cleo

als ich mit meinem sohn der autist ist mal eine woche allein wahr hat er überhaupt nicht gesprochen die woche wahr fast völlige stille bei uns, für mich wahr es genial aber mein sohn... und da wusste ich zum beispiel nicht wie ihm helfen!!! schrecklich, was hatte er da gefühlt?:confused:
06.09.06, 10:16:42

Wursthans

geändert von: Wursthans - 06.09.06, 10:17:29

Vielleicht erzählst du zunächst etwas mehr über deinen Sohn? Atypischer Autismus ist besonders uneinheitlich, da es eine Resteschublade ist für diejenigen, die in keine der anderen Autismusschubladen passen, aber dennoch klare Zeichen von Autismus aufweisen, wenn ich das mal so formulieren darf. ;)

Was tut er denn außer dem Umstand, daß er schweigt?
06.09.06, 11:35:47

Cleo

das schweigen in diesem fall konnte ich mir nur so erklären, das sein bruder bei verwandten zu besuch gewesen ist.

er kann sprechen, meines erachtens sogar sehr gut. er spricht zum beispiel morgens nach dem aufstehen kein wort aber er lächelt uns meist strahlend an. wenn wir ihn ansprechen, z.bsp. was er essen will so zeigt er nur darauf, wenn überhautpt. ich versuchte früher auch ihm erst etwas zu geben wenn er es mir sagt, das konnte ich aber kaum durchhalten. das war allerdings vor dieser diagnose im juni. nun versuche ich dahinter zu steigen um ihm auch zu helfen. wenn er nicht spricht - kann er in dem moment nicht?- nimmt er die fragen nicht wahr - oder ist es dann die größere aufmerksamkeit die er ja dann bekommt?
früher war die situation die große schwester am tisch dann sein bruder meist der vater und ich am tisch oft wird durcheinander geredet, manchmal ist musik an, überfordern ihn die geräusche?
es ist oft sehr schwer es zu verstehen!!!

06.09.06, 12:04:44

Silvana

Zitat von _OO_:
RE: Nachempfinden von Rückzugsbedürfnis
_OO_
25/05/2006 14:45
Ich denke das liegt auch daran, daß ich oft selbst nicht merke wann ich mich besser zurückziehen sollte, weil ich immer in einer Spannung zwischen Fluchtimpuls und Interesse an Menschen lebe. Da gehe ich oft selbst zwischen drauf. Aus Sicht der nichtautistischen Gesellschaft ist es sicher positiv wenn ich mich für Menschen interessiere, aber ich habe auch den Eindruck, daß es gesünder für ich wäre mir ein anderes Interesse zu suchen.


Du sprichst mir aus der Seele, genauso empfinde ich meine Situation auch oft. Nur reagiere ich oft agressiv darauf.
Manchmal nehme ich auch in meinem Komunikations bedürfniss eine gewisse Getriebenheit war, alles auf einmal erzählen zu müssen, oder ein Thema wirklich bis zum Ende ausdiskutiren zu wollen. Und manchmal dient Komunikation einfach dazu um die von ihr ausgehende Ablekung oder meine eigene Unsicherheit zu kompensieren. Ich muss mich einmischen, weil ich unfähig bin wegzuhören und mich das nervt, wenn ich mit rede nervt es weniger und lengt einfach noch mehr ab. Ich kann keine zwei Dinge gleichzeitig tun (auser ruhige Musik hören).
Ander Seits habe ich Abens oft, wenn ich alles erledigt habe, das Wichtigste oder auch das Unwichtige erzählt ist, das Bedürfniss zu verschwinden. Ich gehe dazu in die Badewanne, in einen anderen Raum, oder ins Bett.
Wenn mir allerdings der Tag zu viel war gehe ich nur und zwar sofort zum abschalten is Bett, weil ich dann immer müde bin.
Mein Freund akzeptiert das, da er auch seine Ruhezeit braucht, Ins Feuer starren nenne ich das (Zitat stammt aus dem Buch: Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können). Und damit läuft es bei uns super.
 
 
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