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Autismus und Liebe

original Thema anzeigen

 
13.06.06, 15:45:45

Wursthans

Autismus und Liebe
_OO_
01/06/2006 08:07

Können Autisten lieben? Ich meine ja. Wenn Nichtautisten das [Gegenteil] unterstellen liegt das wohl an der unterschiedlichen Ausdruckswelt vermute ich.

Aber auch hier wieder die Frage: Was ist eigentlich Liebe? Ist Liebe etwas anderes als "mögen"?

[sinnentstellende Auslassung korrigiert]


Geändert von _OO_ am 2.Jun.2006 10:39
13.06.06, 16:21:02

uppsdaneben

RE: Autismus und Liebe
uppsdaneben
01/06/2006 21:56

Autisten können lieben, zumindest tue ich das. Wie ich das zeige, mag aber nicht unbedingt die Zustimmung der Gesellschaft finden.
13.06.06, 16:21:20

Goldloeckchen

RE: Autismus und Liebe
Sheila**
01/06/2006 22:09

Wie zeigst du denn deine Liebe?

Meine Liebe wurde von meinen Ex-Mann nie als solche verstanden.
13.06.06, 16:22:06

uppsdaneben

geändert von: 55555 - 13.06.06, 16:23:00

RE: Autismus und Liebe
uppsdaneben
01/06/2006 23:09

Zitat von Sheila:
Wie zeigst du denn deine Liebe?


Indem ich mich um meine Frau kümmere. Ich bin da. Ich bin präsent.
13.06.06, 16:22:30

Wursthans

RE: Autismus und Liebe
_OO_
01/06/2006 23:15

Das klingt sinnvoll. Präsenz erscheint mir essentiell in dieser Hinsicht.
13.06.06, 16:23:24

Goldloeckchen

RE: Autismus und Liebe
Sheila**
01/06/2006 23:27

gut das andere genauso denken und ich dachte ich wüsste nicht was Liebe ist.
13.06.06, 16:23:49

Wursthans

RE: Autismus und Liebe
_OO_
02/06/2006 09:25

Also wäre Liebe nicht Mögen, sondern Präsenz als Folge vom Mögen?
13.06.06, 16:24:14

Goldloeckchen

RE: Autismus und Liebe
Sheila**
02/06/2006 10:00

Mögen und Liebe ist zunächst mal nicht das Selbe. Man kann einen Freund mögen aber deine Frau/Mann (sofern man eine(n) hat) lieben. Ich denke, dass Liebe einen höheren Stellenwert bezieht.
13.06.06, 16:24:46

Wursthans

RE: Autismus und Liebe
_OO_
02/06/2006 10:41

Kann man nicht alle Menschen lieben? Woher sonst der Begriff "Nächstenliebe"?
13.06.06, 16:24:59

Goldloeckchen

RE: Autismus und Liebe
Sheila**
02/06/2006 11:22

Wieso sollte ich alle lieben können? Soviel "Speicherkapazitäten" besitze ich nicht mal! Persönlich gesehen: Ich würde einen Fremden nie den selben Stellenwert in meinen Leben bei messen wie meinen Kindern beispielsweise. Natürlich maße ich mir hier kein generelles Urteil über die Wertigkeit von Menschen an, das steht mir nicht zu aber in meinen persönlichen Kreis ist das legitim. Liebe kann aber eigentlich auch vielfältig sein: Liebe zum Partner, Liebe zu Kindern, Liebe zu Tieren etc.


Geändert von Sheila** am 2.Jun.2006 11:23
13.06.06, 16:25:37

Wursthans

RE: Autismus und Liebe
_OO_
02/06/2006 12:24

Deinem letzten Satz kann ich zustimmen. Liebe ist nicht immer gleich denke ich, so wie Präsenz gegenüber anderen nicht immer gleich ist.
13.06.06, 16:25:50

DrChaoZ

RE: Autismus und Liebe
DrChaoZ
05/06/2006 17:25

es gibt unterschiedliche arten der liebe und ich bin mir sicher auch autisten können unterschiedliche arten von liebe erfahren.

da wäre zunächst einmal eine aufzählungen von arten der liebe zu menschen die ich selbst kenne:

* die liebe zu den eltern. in ihnen hat man die eigenen wurzeln und gerade die ersten lebensjahre werden durch sie geprägt. ausprägung: man macht sich sorgen um sie wenn es ihnen nicht gut geht. problem: schwierig kommunizierbar.

* die unerfüllte liebe. ausprägung: die anwesenheit dieser person erzeugt eine positive und anregende stimmung, ihre abwesenheit erzeugt das gegenteil. problem: eine abweisung hat sehr negative auswirkungen auf das selbstempfinden und führt zu depressionen.

* die erfüllte liebe. sie ist ähnlich der unerfüllten liebe allerdings mit dem unterschied dass es keine abweisung sondern eine annahme gibt. diese form der liebe ist nach meinem empfinden die ruhigste aber auch erfüllendste. die abwesenheit der besagten person erzeugt weniger negative stimmung als bei der unerfüllten liebe und es kommt zu einem gegenseitigem regen austausch. problem: sie kann wieder enden und erzeugt dann wiederum negatives selbstempfinden und depressionen wenn auch in abgeschwächter form verglichen mit der unerfüllten liebe. die erfüllte liebe setzt gegenseitigen respekt und gegenseitiges verständnis voraus. wird dies erreicht ist sie ein sehr schöner zustand. problem: man muss ständig daran arbeiten und es wird viel konzentration und zeitlicher aufwand benötigt. ich selbst habe dann starke probleme eben diese aufzubringen insbesondere dann wenn die geliebte person andere interessen oder eine andere wahrnehmungswelt hat als ich selbst. möglicherweise werden für die erfüllte liebe zusätzlich noch gleiche interessen vorausgesetzt was dann zur vierten form der erfolgreichen erfüllten liebe führt. diese habe ich aber bisher nicht erreicht. eine gescheiterte erfüllte liebe erzeugt einen rückzug zurück in die eigene person, das niveau der naivität sinkt. naivität ist aber auch notwendig um auf menschen zu zu gehen und nicht zu paranoid zu sein. somit erhöht eine erfolglos erfüllte liebe die durchführungsbarriere für folgende versuche auf diesem gebiet erheblich.

insgesamt stelle ich fest dass für jede dieser arten der liebe unterschiedliche abstufungen in ihrer intensität existieren. es gibt also einen quoeffizienten.
dieser quoeffizient wird aus meiner erfahrung durch die dauer gegenseitiger gewöhnung sowie persönlicher disposition beeinflusst und hängt ebenfalls von der lebenssituation und dem alltagsgeschehen ab.

was ich übrigens überhaupt nicht kann ist zu erkennen wenn eine person mir gegenüber entsprechende gefühle hegt. ich bemerke so etwas nie durch innere gefühle meinerseits sondern nur durch analyse der handlungen der anderen person.

dies sind allerdings nur meine persönlichen rückschlüsse zu diesen thema. es kann also sehr gut möglich sein dass ich mit meiner einschätzung vollkommen falsch liege.
befragt man andere personen dazu so erhält man pro befragter person eine eigene antwort oder man erhält stereotype antworten die man auch hätte in einem liebesfilm ablesen können.

fazit: ich kann lieben. ich kann auf unterschiedliche arten lieben aber ich kann schlecht kommunizieren. liebesbekundungen die ich ausspreche werden oft falsch oder nicht verstanden. möglicherweise kommt das vorurteil dass autisten nicht lieben können daher dass die aussenwelt statistisch betrachtet weniger erfolg bei autisten in diesem gebiet beobachten kann was aus meiner sicht aber vorwiegend ein kommunikationsproblem ist. gefühle sind da und entstehen werden aber nicht richtig nach aussen übertragen und sie werden von aussen nicht richtig nach innen übertragen.
also steckt das problem in kommunikation und interpretation.

anmerkung: ob ich wirklich autistisch bin oder nicht weiss ich nicht, da ich bisher nicht diagnostiziert bin. ich zeige aber aussagen von anderen personen zu urteilen entsprechende anzeichen denen ich mir selbst aber nur unzureichend bewusst bin. hinzu kommt dass ich in allen bisher genannten fällen bisher immer versucht habe mich entsprechend anzupassen um einen möglichst positiven eindruck zu hinterlassen. dies hat bisher stark konzentration und teile meiner persönlichkeit gefordert die ich dabei stets in den hintergrund verschoben habe. man könnte sagen ich schauspiele gut. am wohlsten aber fühle ich mich wenn ich genau das nicht tuhe sondern einfach nur so bin wie ich bin. aber dies hat bisher jedenfalls keine erfolgreichen resultate erzielt.

... bin jetzt nicht mehr betrunken ... :)



Geändert von DrChaoZ am 5.Jun.2006 17:30
 
 
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