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Thema: Künftiger Präsident der Erziehungsdirektorenkonferenz hält Inklusion für gescheitert (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=6259)


Geschrieben von: feder am: 06.10.13, 13:45:08
Zitat:
Christoph Eymann kritisiert zudem die Integration verhaltensauffälliger Kinder in normale Schulklassen. Diese Praxis habe sich nicht bewährt. Lehrer müssten deshalb die Möglichkeit haben, einen Schüler zumindest vorübergehend wieder aus der Klasse zu entfernen.
Quelle


Geschrieben von: Mama am: 06.10.13, 15:14:14
Ich denke auch, das Inklusion nicht immer möglich ist.
Desweiteren sind die Kosten für viele Städte nicht mehr tragbar. Ein positivss Ergebnis so schwer zu erreichen.


Geschrieben von: 55555 am: 06.10.13, 16:00:05
Zitat von Mama:
Ich denke auch, das Inklusion nicht immer möglich ist.

Ja, z.B. deine Inklusion in dieses Forum?
Zitat:
Desweiteren sind die Kosten für viele Städte nicht mehr tragbar.

Genau, es ist ja auch nicht so, daß die Kosten mutwillig in die Höhe getrieben werden um dann solche dümmliche Begründungen angeben zu können, die manch einer vielleicht sogar glaubt.


Geschrieben von: Mama am: 06.10.13, 16:50:01
Zitat von 55555:

Ja, z.B. deine Inklusion in dieses Forum?

Warum schreibst Du das? Was meinst Du damit?
Zitat:

Genau, es ist ja auch nicht so, daß die Kosten mutwillig in die Höhe getrieben werden um dann solche dümmliche Begründungen angeben zu können, die manch einer vielleicht sogar glaubt.

Ich verstehe Deine Ironie nicht immer, kannst Du das bitte einfacher schreiben?


Geschrieben von: Fundevogel am: 06.10.13, 19:24:10
Gibt es Zahlen darüber, wie viele von den ablehnend eingestellten Lehrern, Schulleitern, Schulamtsdirektoren, Schulpsychologen, Schulrät/en/innen selbst in inkludierten Schulklassen ihre Lehrerkarriere begannen?

Es wird wohl Zeit dafür, jene alten Lehrer dafür auszuzeichnen, dass ihnen gute inkludierte Beschulung gelang und sie Menschen in ihrer Verschiedenheit unter einen Hut brachten und ihnen Chancen eröffneten.

Was haben die Vertreter der Kirchen eigentlich zu solchen Äußerungen zu sagen, dass Kinder zweiter Klasse in unserer Gesellschaft gehalten werden? Interessenkonflikte wegen der Ziele der eigenen Eliteschulen?

Warum wird lamentiert und nicht darüber diskutiert, Onlineunterricht einzuführen, der die Lehr- und Lernsituationen erheblich entspannen könnte?


Geschrieben von: drvaust am: 06.10.13, 23:35:31
Was ist denn ein Erziehungsdirektor?
Ist das so etwas wie ein Landesminister oder ein Beamter der Schulbehörde?

Über die Verhältnisse in der Schweiz weiß ich nicht viel.

Ich habe den Eindruck, daß in der BRD die Inklusion falsch angegangen wurde.
Da sollen die Schulen Schüler aufnehmen, die sie bisher in Förderschulen abgeschoben hatten. Das dazu nötige Fachwissen haben die Lehrer aber bisher kaum vermittelt bekommen. Meines Wissens wird Pädagogik bei der Lehrerausbildung, zugunsten der Fachausbildung, vernachlässigt. Dadurch stellen diese Schüler für die Lehrer eine zusätzliche Belastung dar. Was Inklusion ist, und wie diese erfolgen kann, wurde den Lehrern kaum vermittelt, das wurde von der Politik vorgeschrieben. Dadurch ist ein Scheitern der Inklusion abzusehen.
Meiner Meinung nach müßten die Lehrer erstmal befähigt werden, inklusiv zu arbeiten, und die allgemeinen Bedingungen an den Schulen müßten verbessert werden. Oft sind die Klassen maximal groß und es fehlen Lehrer. Wenn ein Lehrer in einer überfüllten Klasse unter ungünstigen Bedingungen den Schülern den Schulstoff halbwegs beibringen muß, hat er evtl. nicht mehr die Kraft, einen Schüler, der etwas anders ist, individuell zu behandeln.


Geschrieben von: feder am: 07.10.13, 10:30:13
Bildung ist in der Schweiz Sache der Kantone. Ein Bildungsdirektor steht dem kantonalen Bildungs- und Erziehungsdepartement vor und gibt die Richtung, in die sich die Bildungspolitik des Kantons entwickeln soll, vor. Um die Bildung nicht nur auf kantonaler Ebene, sondern auch schweizweit koordinieren zu können, wurde die Erziehungsdirektorenkonferenz geschaffen, der sämtliche Bildungsdirektoren der Kantone angehören. Für weitere Informationen: Link


Geschrieben von: Mama am: 09.10.13, 19:21:26
So wie drvaust es hier geschrieben hat sehe ich es auch.


Geschrieben von: Fundevogel am: 10.10.13, 00:33:04
Eltern haben auch nicht Pädagogik studiert und kriegen das oft hin, ihren Kindern gut zu sein.
Ob ein junger Mensch als Belastung gesehen wird, hängt auch maßgeblich von der Motivation, der Persönlichkeitsbildung und der Aufgeschlossenheit für Neues eines Lehrers ab.

Von einem Menschen mit einem Hochschulabschluss und einem "Bildungsauftrag"(merke: nicht Wissensvermittlungsauftrag!) erwarte ich, dass er nicht wartet, bis man ihm erläutert, was Inklusion ist. Er erwartet ja von seinen Schulkindern auch, dass sie mitdenken und kombinieren lernen müssen.

Ein Scheitern der Inklusion wird es nicht geben, es ist erneuerte Menschlichkeit angesagt, und was angesagt ist, ist Trend.

Hier in der Nähe werden die Kinder in einer Baustelle unterrichtet, weil der Inklusionsgedanke vor den perfekten Schulbau gestellt wurde. Die Kinder finden es spannend und die Lehrer lernen damit umzugehen. Die Lehrer werden schon von Förderschullehrern, die sich für eine reisende Tätigkeit bereit stellten, unterstützt.
Nach anfänglichem Widerstreben und massivem gewerkschaftlichem Druck lernen Lehrer nun, dass die Flexibilität, die von den ihnen anvertrauten Kindern in späteren Arbeitsverhältnissen verlangt wird, nun auch für sie ein gutes Lehrstück werden kann.


Geschrieben von: drvaust am: 10.10.13, 15:03:43
Zitat von Fundevogel:
Eltern haben auch nicht Pädagogik studiert und kriegen das oft hin, ihren Kindern gut zu sein.
Ja, aber Eltern haben nur wenige, ihre, Kinder. Fachlehrer haben oft hunderte Schüler, jedes Jahr neue, auf die sie sich jede Stunde neu einstellen müssen. Wenn ein Fachlehrer in der Woche in 20 Klassen mit ca. 30 Schülern unterrichtet, sind das 600 Schüler. Auch in großen Fächern sind das kaum unter 8 Klassen. Da kann der Lehrer schwer jeden Schüler individuell kennen (muß er aber). Dazu müßten die Lehrer mehr pädagogisch geschult sein, um besser auf Schwierigkeiten reagieren zu können.
Zitat von Fundevogel:
... Er erwartet ja von seinen Schulkindern auch, dass sie mitdenken und kombinieren lernen müssen.
Das kenne ich leider anders. Mitdenken und Kombinieren stört die Routine, die Schüler sollen nach vorgegebenem Schema denken, damit die Ergebnisse einheitlich sind. Anderer Lösungsweg ist falsch, weil nicht wie vorgegeben.
Zitat von Fundevogel:
... es ist erneuerte Menschlichkeit angesagt, ...
Nur von der Politik, und nur in Reden.
Zitat von Fundevogel:
Hier in der Nähe werden die Kinder in einer Baustelle unterrichtet, weil der Inklusionsgedanke vor den perfekten Schulbau gestellt wurde. ...
Die Lehrer werden schon von Förderschullehrern, die sich für eine reisende Tätigkeit bereit stellten, unterstützt. ...
Das ist gut, aber leider nicht überall so.

Inklusion an Schulen kann funktionieren, das kenne ich von meinem Neffen, an einer Montessori-Schule. Dort funktioniert das gut. Aber an staatlichen Schulen scheint das nicht zu funktionieren.


Geschrieben von: Mama am: 10.10.13, 19:22:28
Inklusion an Regelschulen kann mit nur einem Lehrer pro Klasse nicht funktionieren. Da, wie bereits erwähnt, die Klassen zu groß sind. Selbst mit 2 Lehrern ist es schwer. Der Lehrer muss mit seiner Klasse ein vorgegebenes Pensum an Unterrichtsstoff erarbeiten.


Geschrieben von: starke Dame am: 11.10.13, 09:51:10
Hallo,

grundsätzlich ist Inklusion möglich.

Es wird wohl mehr von dem gesunden Menschenverstand des Lehrers als von der Klassenstruktur abhängen.

Mein Sohn ist aktuell in einer Klasse, die recht lebendig ist, in einer Regelschule und es klappt. Allerdings hat er auch eine kompetente Klassenlehrerin.

Gerne kann auch in Klassen eine Doppelspitze sein, z.B. die Kombination Lehrer + Sonderpädagoge, doch dann empfinde ich es als stark diskriminierend, dass man zwar für die nach außenvertretenden Gleichstellung, alle Kinder von allen Personen unterrichtet werden, allerdings dafür im Gegenzug, der Sonderpädagogen, statt der wirklich gleisteten Stunden an allen Kinder wahrscheinlich seine Stunden nur an den Kindern mit Förderbedarf aufschreiben darf.

D.h., ich finde es unmöglich, dass ein kleiner Teild der Kinder kaputt geschrieben wird, die dann noch im Zeugnis stehen haben, mit sonderpädagogischer Förderbedarf, obwohl diese Förderung der kompletten Klasse zufiel.

Dieses durch die komplette Schulzeit zu schleppen, ist nicht wirklich eine gute Lösung.

Alles fixiert sich darauf eine gute Klassengemeinschaft aufzustellen, dass ein Kind nicht inkludiert, sondern leider noch immer nur integriert wird. Das man lieber auf Schulbegleiter zurückgreift, die ja auch irgendwann für alle Kinder da sein sollen, obwohl sie nur auf 1 Kind fest geschrieben sind und somit nur 1 Kind Berichte erhält, welche diese Assistenz begründen, obwohl das ganze Übel ja in den Barrieren steckt.

Warum es per Elternwillen keine Onlinebeschulung geben darf, ist mir immer noch ein Rätsel, denn es wären viel weniger Kosten und sollte das Kind sich die körperliche Anwesenheit in der Klasse wünschen, sitzt es halt im Klassenzimmer.

Denn aktuell sehe ich auch, dass Kinder einen grundsätzlichen Bildungsanspruch haben, die Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben, die in ihrem Rahmen möglich sind, doch keiner gibt Pluspunkte dafür, wenn erst einmal kompensiert wird und alles mögliche störende auf einen einwirkt und trotzdem die Aufgaben erledigt werden.

Doch ich will erst einmal zufrieden sein, dass die Inklusion begonnen hat, darauf aufbauend wird es immer selbstverständlicher werden und erst bei der Notwendigkeit werden ja Systeme erschaffen, die es ermöglichen.

Viele sind noch verunsichert, doch ich bin froh, dass dieses Rad nicht zurück gedreht werden kann.