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Autor Nachricht
Jana
(Autistenbereich)

Hallo,

ich habe eine autistische Symptomatik und bin auch Therapeutin. Interessieren würde mich, ob ihr eine Vorstellung davon habt, wie ihr euch eine Therapie wünschen würdet.

Oder was ihr meint, wie eine Therapie aussehen sollte die ganz speziell für einen selbst zugeschnitten ist. Was wünscht ihr euch von einem Therapeuten und was sollte er nicht tun?

Für mich selbst ist z.B. die Therapie in der man seine Probleme mit Figuren oder Puppen aufstellt und dann in die einzelnen Rollen geht und eine Art Theaterstück aufführt sehr effektiv. So lerne ich die Rollen der anderen zu verstehen und danach ist das Problem auch nicht mehr so gravierend oder eine Lösung findet sich eher, wenn ich es in so einer Aufstellung einmal durchgespielt habe.

Liebe Grüße
Jana
18.12.06, 19:55:20
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uppsdaneben
(Autistenbereich)

Puppen, Figuren, Theaterstücke und Malerei haben auf mich etwa die gleiche Wirkung wie ein LKW voll Kakerlaken.
18.12.06, 21:57:01
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christian_k
(Autistenbereich)

Hallo Jana,

Rollenspiele usw. finde ich sind schon ein guter Ansatz. Es geht ja auf jeden Fall darum, zu lernen wie man mit konkreten Situationen besser umgeht und warum andere auf eine bestimmte Art reagieren.

Mir fallen aber noch drei Bereiche ein, von denen ich nicht weis, wie man in einer Therapie konkret vorgehen könnte, in denen ich mir aber Hilfe wünschen würde:

- Einige von uns haben Probleme, Ziele zu erreichen, die eigentlich realistisch wären, aber es scheitert irgendwie an organisatorischen Problemen, daran, nicht den Überblick behalten zu können, nicht den richtigen Weg finden zu können oder auch an Motivationsproblemen.

- Besserer Umgang mit Agression. Leidr werde ich schnell wütend, das trifft mich warscheinlich sogar mehr als die anderen (passiert oft sogar wenn niemand anders anwesend ist).

- Wir haben auch Stärken, einige sogar besondere Fähigkeiten. Leider können diese aber oft nicht genutzt werden. Das ganze ist bestimmt auch weniger belastend, wenn man nicht immer nur von Defiziten ausgeht.

Wie ist eigentlich der Therapeutenberuf, wenn man selbst autistisch ist ? Ich stelle mir das sehr schwierig vor, besonders da bestimmt längst nicht jeder Patient in der Lage ist, auszusprechen, was wirklich sein Problem ist. Dieser Beruf müsste durch Schwierigkeiten im nonverbalen Verständnis doch erschwert werden?

Gruss
Christian
18.12.06, 22:32:54
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bellaria
(Angehörigenbereich)

Zitat von uppsdaneben:
Puppen, Figuren, Theaterstücke und Malerei haben auf mich etwa die gleiche Wirkung wie ein LKW voll Kakerlaken.


Armer Upps ... was ist mit dem Kind in Dir passiert? Ist es in eine Gegend mit freundlicherem Klima gezogen? lachen
18.12.06, 22:45:00
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Altpapier
(Autistenbereich)

Rollenspiele mag ich nur, wenn mich eine Situation beschäftigt.
18.12.06, 23:08:04
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Taariy
(Autistenbereich)

Zitat von bellaria:
Kind in Dir


Meinst du damit das, was auch gerne als "inneres Kind" bezeichnet wird und durch diverse Psychotherapien (bzw. die Vorstellung von Psychotherapeuten) geistert?
Ich habe den Verdacht, dass das eine Erfindung von NAs ist. zwinkern
18.12.06, 23:13:47
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Jana
(Autistenbereich)

Zitat von uppsdaneben:
Puppen, Figuren, Theaterstücke und Malerei haben auf mich etwa die gleiche Wirkung wie ein LKW voll Kakerlaken.



Hallo,

das ist ja eine lustige Vorstellung. Ich sehe grade einen LKW voller Kakerlaken vor mir und es ist sehr eklig.

Deswegen frage ich ja, was jeder sich für eine Therapie vorstellen kann, die für ihn gut wäre. Die Schilderung ist eine meiner Lieblingstherapien. Jeder Mensch ist ein Individuum, also braucht jeder etwas anderes.

Wie würde denn für dich eine geeignete Therapie aussehen?

LG
Jana
18.12.06, 23:49:33
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Jana
(Autistenbereich)

Zitat von christian_k:

- Einige von uns haben Probleme, Ziele zu erreichen, die eigentlich realistisch wären, aber es scheitert irgendwie an organisatorischen Problemen, daran, nicht den Überblick behalten zu können, nicht den richtigen Weg finden zu können oder auch an Motivationsproblemen.

- Besserer Umgang mit Agression. Leidr werde ich schnell wütend, das trifft mich warscheinlich sogar mehr als die anderen (passiert oft sogar wenn niemand anders anwesend ist).

- Wir haben auch Stärken, einige sogar besondere Fähigkeiten. Leider können diese aber oft nicht genutzt werden. Das ganze ist bestimmt auch weniger belastend, wenn man nicht immer nur von Defiziten ausgeht.

Wie ist eigentlich der Therapeutenberuf, wenn man selbst autistisch ist ? Ich stelle mir das sehr schwierig vor, besonders da bestimmt längst nicht jeder Patient in der Lage ist, auszusprechen, was wirklich sein Problem ist. Dieser Beruf müsste durch Schwierigkeiten im nonverbalen Verständnis doch erschwert werden?

Gruss
Christian



Hallo,

für mich ist das Problem im Umgang mit den Patienten insofern schwierig, wenn sie anfangen mir in die Behandlung reinzureden, alles besser wissen wollen oder Dinge nicht befolgen, die verordnet werden. Ernährungsumstellung, Kräutertees trinken, Übungen machen, oder wenn sie konstant zu spät kommen oder Termine nicht rechtzeitig absagen.

Das nonverbale Verständnis ist hier nicht so schlimm, denn ich arbeite ja mit Diagnose-Fragen, die beantwortet werden und alle Infos die ich brauche liefern. Dann gibt es noch andere Diagnosemöglichkeiten durch Untersuchung und Betrachtung, die auch einiges an Informationen liefern.

Ein Therapeut dem ich erklärte, dass ich autistisch bin und mich schlecht in andere einfühlen könnte meinte zu mir, dass ich besser wissen würde wie es jemand anderem geht, als der andere es selbst weiß, denn ich hatte ihm mal eine meiner Theorien bezüglich seines Verhaltens gesagt, die ihm selbst noch nicht bewusst war obwohl er Therapeut ist.

Ich glaube das sind zwei unterschiedliche Dinge und auf Aspies e.V. habe ich das auch grade gelesen, dass die Empathie wohl vorhanden ist, wenn man versteht was bei dem anderen passiert, aber das ist eben nicht immer so.

Die von dir geschilderten Probleme zielen auf eine Kurz-Zeit-Therapie im Bereich Verhaltenstherapie ab, mit konkreter Zielsetzung.

Da schildert man das Problem und lernt dann, wie man konkret vorgehen kann um es zu lösen. Wenn man das einmal gemacht hat, dann kann man das auch alleine lernen wenn man sich ein Manual erstellt mit den einzelnen Schritten:

Beispielsweise:

Was ist mein Problem?
Was könnte der nächste Schritt sein um es zu lösen?
Was muss ich als erstes tun um einen Schritt weiter zu kommen?

Diese Wegweiser helfen einem, den Weg zu gehen, den man gehen will.

Die Motivation ist nicht ganz einfach. Wichtig ist wohl als erstes herauszufinden, was man überhaupt will und sich dann einen Plan zu machen wie man es erreichen könnte.

Unkontrollierten Stimmungsschwankungen begegne ich mit vermehrter Aufmerksamkeit und Beobachtung und Autosuggestion um wieder ruhiger zu werden.

Und was sind die Dinge, die du an dir magst?

LG
Jana
19.12.06, 00:04:47
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Jana
(Autistenbereich)

Zitat von Taariy:
Zitat von bellaria:
Kind in Dir


Meinst du damit das, was auch gerne als "inneres Kind" bezeichnet wird und durch diverse Psychotherapien (bzw. die Vorstellung von Psychotherapeuten) geistert?
Ich habe den Verdacht, dass das eine Erfindung von NAs ist. zwinkern


Das innere Kind ist der Teil der Persönlichkeit von uns, der wir in der Kindheit waren. Und zu der Zeit waren wir ja der Erziehung von Eltern, Lehrern und der Konfrontation mit anderen Erwachsenen und Kindern ausgeliefert und konnten uns wenig wehren.

Zu der Zeit haben viele von uns viele schlechte Behandlungen gefallen lassen müssen, die sich eingeprägt haben und auch Einfluss darauf hatten, wie wir uns entwickelt haben.

Eigentlich sollte man mit Kindern nett umgehen und ein Vorbild für sie sein. Und die Therapeuten möchten, dass wir dem Anteil von uns der mal ein Kind war, jetzt all das selbst geben, was ein Kind bekommen sollte und damals nicht bekommen hat. Es ist quasi eine Aufholung der versäumten Dinge und somit ein Ausgleich von Defiziten. Oft wird man weil man als Kind schlecht behandelt wurde später ein Erwachsener mit großen Problemen, die man lösen kann wenn man lernt sich selbst das zu geben, was man von anderen nicht bekommen hat.

Kinder bekommen von Eltern oft deren eigene Defizite ab, das was die Eltern selbst nicht bekamen.

Wenn wir dann erwachsen sind, können wir lernen uns selbst das zu geben was wir brauchen. Jeder Mensch lebt in seinen erlernten und vererbten Mustern, aber die kann man auch verändern, wenn man daran arbeitet. Das ist nicht einfach, aber es geht wenn man es in kleinen Schritten tut, deren Weg und Richtung man selbst bestimmt.

Die Selbstbestimmung ist finde ich in der Therapie ein sehr wichtiger Aspekt.

LG
Jana
19.12.06, 00:16:17
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Jana
(Autistenbereich)

Zitat von Altpapier:
Rollenspiele mag ich nur, wenn mich eine Situation beschäftigt.


Genau da sind sie ja auch angebracht. Um eine Problemsitution besser zu verstehen und zu lösen. Und da wirken sie Wunder.

Oder man arbeitet mit Bildern, die das Problem darstellen, wie z.B. der LKW voller Kakerlaken und dann lässt man daraus eine Geschichte enstehen, die man selbst im Geiste erfindet. Wie die Kakerlaken z.B. den LKW verlassen und in der Stadt shoppen gehen oder was auch immer....

Wie kann man eigentlich diese Einstellung unter dem Nick ändern? Ich möchte dort auch: Autistenbereich stehen haben und nicht Standard.

Und wie kann man einen Avatar erstellen? Dort habe ich laut System keine Zugangsberechtigung.
19.12.06, 00:21:07
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Jana:
Wie kann man eigentlich diese Einstellung unter dem Nick ändern? Ich möchte dort auch: Autistenbereich stehen haben und nicht Standard.
Dazu must Du Dich vorstellen und die Freischaltung beantragen. Vorstellung

Zitat von Jana:
Oder was ihr meint, wie eine Therapie aussehen sollte die ganz speziell für einen selbst zugeschnitten ist. Was wünscht ihr euch von einem Therapeuten und was sollte er nicht tun?
Für mich selbst ist z.B. die Therapie in der man seine Probleme mit Figuren oder Puppen aufstellt und dann in die einzelnen Rollen geht und eine Art Theaterstück aufführt sehr effektiv. So lerne ich die Rollen der anderen zu verstehen und danach ist das Problem auch nicht mehr so gravierend oder eine Lösung findet sich eher, wenn ich es in so einer Aufstellung einmal durchgespielt habe.
Die Aufstellung mit Rollenspiel, Figuren und Puppen ist nichts für mich, damit habe ich schon Erfahrung. Ich kann schlecht eine fremde Rolle spielen, wenn ich diese nicht verstehe. Ich kann zwar Andere nachäffen, aber das ist so, als würde ich irgendein Tier nachmachen. Außerdem bin ich dann mental blockiert und kann mich nur auf die möglichst perfekte Ausführung der Rolle konzentrieren. Ich hatte dabei sogar schon mal den Kontakt zur Umwelt verloren, spielte eine Rolle ohne die Rollen der anderen zu beachten.
Ich brauche Erklärungen, muß es verstehen, da hilft mir Rollenspiel wenig. Höchstens wenn ich mich als Rolle sehe, von anderen gespiegelt, aber dabei lenkt es mich ab, wenn ich mitspiele. Für mich ist es therapeutisch wichtig, zu lernen, wie die Gesellschaft funktioniert, wie Menschen sind und was ich falsch mache. Manchmal brauche ich nur eine Erklärung, für Sachverhalte, die für andere selbstverständlich sind. Manchmal verrenne ich mich in eine Vorstellung, ohne das zu merken, dann brauche ich eine Information und Neuorientierung von Außen.

Zitat von Jana:
Und was sind die Dinge, die du an dir magst?
freuen Diese Frage finde ich gut. Die meisten Menschen denken bei Therapie nur an Probleme, nicht an Selbstbestätigung.
19.12.06, 04:21:27
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Goldloeckchen
(stillgelegt)

geändert von: Goldloeckchen - 19.12.06, 17:15:18

Hallo Jana,

Zitat:
für mich ist das Problem im Umgang mit den Patienten insofern schwierig, wenn sie anfangen mir in die Behandlung reinzureden, alles besser wissen wollen oder Dinge nicht befolgen, die verordnet werden. Ernährungsumstellung, Kräutertees trinken, Übungen machen, oder wenn sie konstant zu spät kommen oder Termine nicht rechtzeitig absagen.


Einerseits frägst du uns hier nach Wünschen zwecks adäquate Therapieform und dann schreibst du von irgendwelchen Kräutertees und Ernährungsumstellung. Das ist für mich wie ein LKW voller Kakerlaken! Das Einhalten von Terminen versteht sich von selbst sofern es keinen guten Grund gibt die zu verpassen. Allerdings gibt es Situationen wo man einfach keinen Nerv mehr auf irgendwelche Therapien und sonstiges hat weil man gerade selbst einen Durchhänger hat oder eine blöde Phase durchmacht. Als Therapeut sollte man dafür Verständnis aufbringen. Natürlich nur wenn das vorrübergehend ist und noch Interesse besteht.
Ich bin von der Idee angetan, dass du Therapieformen individuell auf deine Patienten zuschneiden willst aber bitte ohne Zwänge. Das wäre mein Wunsch.

LG

Sheila

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
19.12.06, 17:13:58
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