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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Kaleidoskop:
So bescheuert es klingt — ich hatte in dieser Therapiepraxis als e i n Ziel benannt, dass ich gerne spielen lernen möchte.
Was ist daran bescheuert?
Spielen ist eine wichtige Fähigkeit, lockeres Ausprobieren von Möglichkeiten, entspanntes Beschäftigen mit angenehmen Dingen, lustiges Vergnügen usw.. Leider wird Spielen oft als Kinderkram abgetan, Erwachsene müssen sich ernsthaft beschäftigen (Fußball, Stammtisch, Kaffeeklatsch, Heimwerken).

Zitat von Antares:
Ich finde den Gedankengang: an Defiziten arbeiten und Ressourcen nutzen - befremdlich.
So wie Du das beschreibst, ist das verständlich. Dressur zur Normalität ist schlecht.
Zitat von Antares:
Kinder bei denen das Prinzip der Nutzung von Talenten und Begabungen zur Entfaltung von Potentialen genutzt wird ...
Das ist doch Ressourcen nutzen?

Anders ausgelegt ist dieser Gedankengang 'an Defiziten arbeiten und Ressourcen nutzen' richtig. Viele herausragende Menschen wurden herausragend, weil sie ihre herausragenden Ressourcen gefördert haben, statt sie als unnormal zu unterdrücken. An den Defiziten haben sie gearbeitet, um im Alltag mithalten zu können. (Ein Star mit gewissen Problemen oder ein pflegeleichter Heiminsasse.)
Man muß im Leben oft an Defiziten arbeiten und Ressourcen nutzen. Wenn man etwas schlecht kann, muß man das üben, eine Alternative finden oder vermeiden. Wenn man eigene Ressourcen findet, mit denen man Erfolg hat, kann man die nutzen.
Z.B. mir wurde oft nachgesagt, daß ich meistens ein starres ausdruckloses abweisendes Gesicht habe (oder unpassender Gesichtsausdruck). Dadurch hatte ich auch Probleme. Ich habe kein Bedürfnis Grimassen zu schneiden, wenn ich nichts mit den Menschen um mich zu tun haben will und nicht kommuniziere.
Manchmal hörte ich "Lächle doch mal.". Da probierte ich Lächeln aus, mit Erfolg (nach etwas Üben). Scheinbar kann ich gut lächeln, eine Ressource. Außerdem hebt Lächeln meine Stimmung, irgendwie eine Wechselwirkung von Ursache und Effekt. Nur manchmal gibt das Probleme, wenn ich jemand anlächle ohne den wahrzunehmen, der fühlt sich dann evtl. angesprochen und reagiert. Außerdem sollte man in manchen Situationen nicht lächeln, da muß ich aufpassen.

Also, ich finde den Gedankengang 'an Defiziten arbeiten und Ressourcen nutzen' gut, wenn das Ziel stimmt.
13.08.17, 06:33:36
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Antares
(White Unicorn)

Ja schon, als Bedienung wie in einem Theater ein Lächeln "tragen", logisch. Es gibt Menschen die sind von Natur aus mit einem großen Talent und einer Begabung zum Schauspiel geboren und sie werden damit Erfolg haben.

Mir den Rat geben Menschen kennen zu lernen über ein Schauspiel, damit ich nicht mehr so schaue wie ich eben schaue, das tat mal einer. Was lernte ich dabei kennen? - Arschlöcher. Ich war nicht mehr ich und sie spürten das. Wenn ich nicht lächle, dann hat das den Grund, dass ich nicht lächle und gut ist. Das was Du machst entspricht somit nicht meinem Potential, außerhalb des Bedienens. Beim Bedienen "sich verkaufen" mit einem Lächeln ist ok, hat aber eben nur da einen Sinn, wo man auch ein Potential, ein Talent und eine Begabung aufweist. Das Bedienen liegt mir sehr, das Schauspiel für Geld ebenso. Diese Menschen wollen bedient werden und ich diene gern und bekam somit massiv Trinkgeld. Auch die Verkleidung der Arbeitskleidung samt Schminken und Co fand ich schön. Es war wie ein Theater: Vorhang auf - dienen - Geld bekommen und zufriedene Gäste - Vorhang zu.

Das meinte ich aber nicht, wenn ich von Reccourcen und Potentialen spreche. Kinder wird ernsthaft zugemutet, gänzlich ohne Potentiale für irgend etwas dieses "flasche Lächeln" vor sich her zu tragen. Es ist anstrengend und verleitet den Gegenüber zu der Annahme, man wäre so, es ist aber nur ein Schauspiel.

Mein Potential ist es offensichtlich ich selbst zu sein, ohne Maske. Freunde, Bekannte, Mann, Familie... ich bin wie ich bin und das ist gut so. Sonst würden sie nicht mich lieben und ich würde mich "verkaufen" wie ein Bedienung. Dabei käme ich mir schäbig und schlecht vor, wie eine Hure die nichts Besseres zu tun hat als vorzugeben was sie nicht ist, die Freundschaft als Lohn erkauft nicht ich zu sein - wie eine Bedienung. Auf ewig Diener der Bedürfnisse anderer zu sein ist aus meiner Sicht sehr ungesund. Und wo ist dann die Grenze?

- erst setzt man den "gewünschten" Gesichtsausdruck an den Tag (was massiv Energie kostet)
- dann, was dann? Hört man auf seine Lieblingsbeschäftigungen zu tun, weil man dann gefällt?

Das finde ich gefährlich, so an den Gedanken der persönlichen Weiterentwicklung zu gehen. Wenn man wo hin geht, wo man eine Show abzieht, klar... wenn es einem Potential wie der Bedienung entgegen kommt. Das eigentliche Potential ist dann aber:

- die Schauspielerei
- das Bedienen

und nicht ein angebliches Defizit von einem Gesicht, das ist wie es ist. Das ist kein Defizit, so lange man nicht in Etablissements unterwegs ist, die eine Maske verlangen. Und in solchen Etablissements aufhalten ist nur dann aus meiner Sicht sinnvoll, wenn es dem eigenen Potential entspricht so zu sein. Ich persönlich sehe im Privaten kein Potential, eine Maske zu tragen. Gute Mutter sein, engagiert für die Gesellschaft, für meine Freunde da sein,... das mache ich alles gern. Eine Maske tragen ist für mich ekelhaft, im Privatleben, das widert mich regelrecht an, die Vorstellung allein, aus der Erfahrung heraus, was passiert, wenn man das tut.

Das ist Gefährlich, man braucht für eine Maske im Privaten ja auch das Potential zur "Show" und zu erkennen, wie die anderen "in ihrer Show" agieren. Einfach nur ein Lächeln falsch aufsetzen und gut ist... so funktioniert das Leben ja nicht.

Somit gefällt mir der Gedanke der Defizite und Reccourcen für mich überhaupt nicht und auch mit den Kindern mit denen ich zu tun habe nicht. Mir entspricht eher das Fördern von Potentialen.
14.08.17, 08:46:54
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Antares:
Somit gefällt mir der Gedanke der Defizite und Reccourcen für mich überhaupt nicht ... Mir entspricht eher das Fördern von Potentialen.
Was ist für Dich der Unterschied zwischen Reccourcen und Potentialen? Für mich ist das fast gleich. Das ist Etwas, was man hat und nutzen kann.

Ich lächle nicht um Anderen zu gefallen, höchstens so, wie man einem Hund gut zuredet. Ich lächle, weil mir das gut tut und weil ich damit besser zurecht komme. Ich kann eben gut lächeln und habe damit Erfolg.
Ich vermeide Verstellungen. Ich will nicht gefallen, nur in Ruhe gelassen werden und Erfolg haben.
Leider muß ich in der Öffentlichkeit eine 'Maske' tragen, damit die Menschen nicht meine wahren Gefühle sehen, denn ich habe oft keine freundlichen Gefühle. Wenn ich böse blicke, bekommen die Leute Angst.

Aber wir sind jetzt Off-Topic. Dieses ist ein Thema von Kaleidoskop, 'Bin ich Autistin? Was meint ihr?'.
Evtl. als neues Thema beginnen?
14.08.17, 23:56:13
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Antares
(White Unicorn)

Kann ein Admin diesen Thread teilen? Es macht denke ich Sinn, wenn das zu einem anderen Thema gemacht wird, es hat mit dem Threadtitel nichts mehr gemeinsam so richtig. Wenn Du ein Kindergartenkind hast, so wird es "Reccourcenorientiert den Defiziten entsprechend gefördert". Ein Bsp:

Defizit = das Kind bleibt nicht still sitzen im Speiseraum bei Mittag
Reccource = das Kind kann unter starrer Struktur einen zugewiesenen Platz einbehalten

es wird nun die Reccource gefördert unter der starren Struktur den zugewiesenen Platz zu behalten und der Defizit, dass das Kind eigentlich nicht still zum Mittagstisch sitzt wird mit der Reccource so weit gefördert, dass der Defizit verschwindet oder zumindest nicht mehr offensichtlich ist, bzw dem entgegen gewirkt wird.

Potential = das Kind hat eine supergute Sensorik

Das eigentliche Potential, vielleicht viel zu hören, sehen, spüren, sich sehr viel an Reizen aneignen zu können, zu merken und zu erinnern wird nicht gefördert. Das Kind verliert sogar beim Reccourcenorientierten Arbeiten mit den Kindern sein Potential, denn es lernt eben ganz etwas anderes. Seine Potentiale erlebt es als Defizite, nicht als den Wert den sie bedeuten.

Oder bei mir am genannten Beispiel. Ich bin emotionale Synästhetikerin, also "sehe" ich die Menschen auf meine eigene Art und Weise. Viele Menschen rufen bei mir keine freundlichen Gefühle hervor und ich reagiere in einer Weise, die ihnen Angst macht - und das ist gut so.

Für mich hat es keinen Wert Menschen zu schmeicheln, bei denen ich unfreundliche Gefühle entwickle, weil es verdorbene Charaktere, unlautere Menschen, skrupellose Wesen,... sind. Es ist somit nicht mein Defizit, dass Menschen Angst vor mit bekommen, wenn sie meine wirklichen Gefühle sehen, es ist mein Potential, dass ich die Menschen überhaupt erkennen kann.

Wenn man allerdings nicht im Moment lebt und nonstop boshafte Gefühle in sich trägt die mit dem Gegenüber z.B. gar nichts zu tun haben, dann ist es vielleicht sinnvoll aus meiner Sicht das zu verbergen. Andererseits denke ich wäre es dann auch eher an der Zeit an dem zu arbeiten, was dieses nonstop boshafte Gefühl hervorruft, so dass alle Menschen nur noch Angst vor einem haben, weil z.B. angestauter massiver Hass auch für einen Selbst denke ich zumindest für den Menschen ungesund ist. Anstelle der Maske würde ich somit wählen an mir zu arbeiten, hätte ich so viel Hass in mir, dass alle Menschen immer nur noch Angst vor mir haben (inc. meiner geliebten Menschen wie Mann und Kinder, denen es nicht gehört, der Hass, er muss ja von wo anders her kommen). Die Ursache von all dem Hass in mir, würde ich mir dann im Anschluss ansehen, weil letztendlich ist es schon erstaunlich, wenn etwas so viel Hass in einem schürt, dass man nie mehr davon ablassen könnte.

Das ist aber aus meiner Sicht alles weit ab von Defiziten und Reccourcen. Ich mag diese beiden Begriffe nicht und arbeite nicht mit ihnen, sie sind aus meiner Sicht überflüssig und unnötig, in meinem Leben, so wie ich es lebe. Und sie sind überflüssig in der Arbeit mit Kindern, denn Potentiale sind viel wichtiger. Zuletzt kann das Kind im Bsp zwar halbwegs mit der Reccource am Tisch sitzen aber wird nicht der begabte Musiker/IT-Spezialist/Psychologe/... das es hätte werden können, weil niemand sein Potential erkannte und es mit der Reccourcenarbeiterei unwiderruflich zerstört.
15.08.17, 08:59:43
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Ich konnte schon als Kind nicht allein ohne Anleitung spielen.

Synästhesie kenne ich auf mehreren Ebenen. Ich sehe Auren bzw. Gefühle der Menschen in Farben, glaube aber nicht, dass meine Farbsicht auch die von anderen ist.
... aber ich glaube, ich hatte schon vorher die Arten von Synästhesie, die ich selbst kenne.
Für mich ist genau diese Synästhesie Ressource und „Defizit“ zugleich. Hier muss ich viel kanalisieren, sonst werde ich überflutet und Geräte in Panik. Wenn ich einfach nur ins Gegenüber spüre, ist es eine meiner stärksten Ressourcen.

Es gibt „Defizite“, die ich von mir aus ändern möchte, aber ohne Manipulation von anderen.

Z. B. Geräuschüberempfindlichkeit, damit muss ich leben lernen, sie wird nicht einfach verschwinden...

Okay, ich mach mich mal auf Richtung schlafen.
15.08.17, 21:03:18
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[feder]
(Globalmoderator)

Dieser Thread ist eine Auslagerung von da: http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=7867&highlight=&page=1&
15.08.17, 21:25:16
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drvaust
(stillgelegt)

geändert von: drvaust - 16.08.17, 00:29:37

Zitat von Antares:
Reccource = das Kind kann unter starrer Struktur einen zugewiesenen Platz einbehalten
Ich vermute, das liegt an einer falsche Definition des Begriffes 'Ressource'. Eine Ressource ist da evtl. die Fähigkeit des Personals, das Kind durch starre Struktur zum Stillsitzen zu bekommen. Das ist aber keine Ressource des Kindes.
Leider werden im Alltag viele Begriffe benutzt, die die Leute nicht begriffen haben (aber die klingen gebildet usw.). Z.B. wurden Lehrer geschult, daß jetzt Inclusion gemacht werden muß, das ist so etwas wie Integration, also nichts Neues.
Zitat:
Eine Ressource ... ist ein Mittel, um eine Handlung zu tätigen oder einen Vorgang ablaufen zu lassen. Wikipedia


Zitat von Antares:
Wenn man allerdings nicht im Moment lebt und nonstop boshafte Gefühle in sich trägt die mit dem Gegenüber z.B. gar nichts zu tun haben, dann ist es vielleicht sinnvoll aus meiner Sicht das zu verbergen. ...
Ich habe nicht nonstop boshafte Gefühle. Manchmal sind mir Menschen richtig sympathisch, aber manchmal hasse ich bestimmte Menschen oder Menschengruppen, das hat etwas mit dem Gegenüber zu tun, jedoch sind die nicht immer persönlich schuldig, kompliziert. Ich bin etwas jähzornig und emotional nicht so mit den Menschen verbunden. Da ist es nicht gut, wenn mir die Menschen meine Mordswut ansehen, so lange ich mich beherrschen kann.
16.08.17, 00:27:36
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Antares
(White Unicorn)

Reccourcenorientierung (Pädagogik)

"Unter Ressourcenorientierung versteht man in der Psychotherapie, Pädagogik und Sozialpädagogik jenen Zugang, bei welchem im therapeutischen oder beratenden u.v.a auch im erzieherischen Rahmen versucht wird, die Fähigkeiten bzw. Ressourcen des Klienten und/oder des Familien- bzw. Herkunftssystems zu finden und diese therapeutisch, auch im Sinne einer optimierten Erziehung nutzbar zu machen. In der Pädagogik sollen Informationen über Stärken und Interessen des Lernenden Ausgangspunkt für die Unterstützung sein, die der Pädagoge geben kann. Zur Überwindung von Schwächen wird im Zuge der Ressourcenorientierung an den Stärken des Lernenden angesetzt."

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ressourcenorientierung

Der Begriff wird in der Pädagogik verwendet, um ihn erzieherisch zu nutzen. Als Fähigkeit wird voraus gesetzt, dass:

- ein Kind beim Essen still sitzt
- ein Kind in einem Gruppenraum nach Regeln isst

Im Sinne des therapeutischen wird dies mittels Ergotherapie z.B. eingeübt bei Autisten und zur optimierten Erziehung wird TEACCH angewandt, da der Schlüssel "Autismus-Spektrum" angesetzt wird und es so festgelegt wurde für Autisten.

Als Stärke "Reccource" wird der Ausgangspunkt genutzt, dass Autisten sich in starren Strukturen und strengen Regeln dazu "befähigen" lassen die Fähigkeiten des in der Gruppe still beim Essen sitzen angeeignet zu bekommen.

Defizit: kann die Fähigkeit nicht, still sitzen in Gruppen beim Essen
Reccource: starre Strukturen sind angeblich im Interesse von Autisten verankert
Fähigkeit: still sitzen in Gruppen beim Essen

Es geht in der Pädagogik nicht um Potentiale. In der Erziehung spielt es keine Rolle, dass der Autist sehr viel gleichzeitig aufnimmt an Impulsen, diese alle abspeichert, sich merkt und zueinander in Verbindung setzt, er vielleicht ungeahnte Fähigkeiten und Begabungen im Musischen, Menschlichen, Technischen,... oder was auch immer mit auf die Welt bringt.

[quote="Kaleidoskop"]Geräuschüberempfindlichkeit, damit muss ich leben lernen, sie wird nicht einfach verschwinden...[/quote]

Das ist geboren aus der Reccourcenorientierung. Niemand wird auf die Idee kommen das als Potential zu begreifen und es als Fähigkeit und Talent auszubauen. Es wird Defizit und Reccource genannt, das Potential wird niemals entfaltet werden auf diesem Weg, es wird verkümmern, nie richtig verwendet werden können und der Kreislauf der Reccourcen und Defizite in Pädagogik und Therapie hat begonnen. Er endet übrigens nie, so lange wie das Potential (noch) vorhanden ist und manche Autisten sind nicht "desensibilisierbar" - sie leiden dann ein Leben lang.

- ohne jemals zu erfahren, wie sie ihre Potentiale hätten nutzen können.




Die Potentiale gehen auch nach der Reccourcenorientierten Arbeit mit den autistischen Kindern verloren. Aber das autistische Kind hat gelernt, wie man starre Strukturen nutzt, um angeblich wichtige Fähigkeiten zu können. Auch wenn es daran zerbricht und die Sprachfähigkeit verliert, dafür gibt es dann ja Logopädie und die Reccource des Bildkartendeutens wird mittels PECS vermittelt.

So geht das mit den Reccourcen, flächendeckend in der BRD. Unzählige Möglichkeiten werden dann in Betracht gezogen das Kind anständig zu fördern um die Fähigkeiten zu erlangen und die Defizite auszugleichen.

16.08.17, 08:30:47
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Antares
(White Unicorn)

Zitat von drvaust:
Ich habe nicht nonstop boshafte Gefühle.... aber manchmal hasse ich bestimmte Menschen oder Menschengruppen, das hat etwas mit dem Gegenüber zu tun, jedoch sind die nicht immer persönlich schuldig, kompliziert. Ich bin etwas jähzornig und emotional nicht so mit den Menschen verbunden. Da ist es nicht gut, wenn mir die Menschen meine Mordswut ansehen, so lange ich mich beherrschen kann.

Das habe ich dann nicht so wie Du, weshalb ich mich darin nicht gut einfinden kann. Mordswut entsteht bei mir aus Situationen, in denen der Gegenüber dafür von mir erkennbar ist. Ich kanalisiere Mordswut dann manchmal um dem Gegenüber das mitzuteilen oder ich nutze die Energie, um einen Akt zu tun der daraus entsteht (eine Anzeige aufgeben z.B.)

Mir hat es z.B. einmal große Wut bereitet, als einer unserer Mieter seine Katze in seiner Wohnung fast verhungern und verdursten ließ. Er war persönlich nicht da, also kanalisierte ich meine Wut und ging zur Polizei und zeigte ihn an. Der Tierschutz kam und übernahm die beiden leidenden Katzen in die Obhut des Tierheims. Wäre er mir begegnet, ich hätte ihn ausgeschimpft und meine Mordswut ihm entgegen geschmettert mit dem Ziel sein Verhalten zu ändern, aber er kam nie wieder, war wo anders hin gezogen ohne sich um seine Katzen und/oder die Wohnung zu kümmern.

So habe ich nun aber keine pauschale Aggression gegen HarzIVler, der er war und auch nicht gegen Katzenhalter oder Drogen-Konsumenten (ich fand Marihuanareste in seiner Wohnung). Eine Pauschalisierung Gruppen gegenüber fällt mir schwer, emotional gesehen.

Dennoch kann ich z.B. sagen: Pädagogen sind mir als Gefahr bewusst autistischen Kindern gegenüber, da sie den Reccourcenorientierten Ansatz in der Erziehung nutzen (flächendeckend) - auch wenn ich weiß dass es ebenso Pädagogen gibt, die das nicht tun und auf Potentialentfaltung und Barrierefreiheit für Autisten setzen. Wenn ich nun einen Pädagogen sehe oder eine Gruppe davon, finde ich ohne Emotionen heraus was das für ein Mensch ist, um dann ggf wütend zu werden, wenn dieser Pädagoge einem autistischen Kind leid zufügt. Das ist aber nicht vorhersehbar und pauschal formulierbar.
16.08.17, 08:45:14
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Antares:
"Unter Ressourcenorientierung versteht man in der Psychotherapie, Pädagogik und Sozialpädagogik jenen Zugang, bei welchem ...
Das ist grundsätzlich richtig. Aber wird, besonders von Pädagogen und Sozialpädagogen, nicht richtig verstanden. Da steht im Mittelpunkt, die Person richtig, also normalisierend, zurechtzuerziehen. Die Ressourcen werden nicht gefördert, sondern für pädagogische Ziele mißbraucht.
Das gilt aber nicht für alle Pädagogen, gute Pädagogen werden jedoch im Erziehungssystem unterdrückt. Als Erfolg gilt es, wenn viele Personen das genormte Ziel erreichen, nicht das besondere Fähigkeiten gefördert werden. Es gibt Pädagogen, die das Schulsystem nicht aushielten oder schon die Ausbildung abbrachen/wechselten.


Zitat von Antares:
Ich kanalisiere Mordswut dann manchmal um dem Gegenüber das mitzuteilen oder ...
Ich meine Mordswut wörtlich. Dann ist nichts mehr mit kanalisieren, nur noch beherrschen und fliehen, oder ... Z.B. vertrage ich es nicht, wenn ich plötzlich überraschend angefaßt werde. Die Fahrkartenkontrolleure hier sind jetzt vorsichtig. Vielleicht liegt das daran, daß ich mal, erschrocken, eine Fahrkartenkontrolleurin niederschlug (und wegrannte).
Zitat von Antares:
Eine Pauschalisierung Gruppen gegenüber fällt mir schwer, emotional gesehen.
Gegenüber Gruppen bekomme ich keine Mordswut, höchstens wenn mir eine Mauer gepanzerter Polizisten entgegenrückt. Aber das habe ich nur einmal erlebt, solche Situationen vermeide ich.
Aber es gibt Gruppen, die ich mehr oder weniger hasse. Z.B. arrogante Managertypen, die sich für wertvollere Menschen halten und Sonderrechte erwarten. Auch Machthaber pauschal, z.B. Politiker, Lehrer, Polizisten usw., kann ich nicht leiden. Einzelne davon finde ich gut.
17.08.17, 14:03:22
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Es ist tatsächlich gut möglich, dass zu viel mit den Begriffen Ressourcen und Defizite gearbeitet wird. Wahrscheinlich ist die Lern über Empfindlichkeit, wenn ich es schaffe, irgendwie mit ihr umzugehen eine gute Fähigkeit, da ich dann trotz Tinitus sehr gut hören kann.

Zum Thema starre Strukturen fällt mir erst mal ein, dass ich zwar eine Grundstruktur habe, aber nicht alles starr ist. Ich muss zwei jeden Tag in der Woche für Zeitraum X arbeiten gehen, aber ich kann entscheiden, wann es zur Arbeit geht. Nur wenn ich in meinem Kopf fest gelegt habe, dass ich zum Beispiel um 8:00 Uhr an der Arbeit sein will, verliere ich schnell die Nerven, wenn es nicht klappt. Das passiert zum Beispiel, wenn mein Mann etwas trödeln oder mein Hund meint, er müsste gefühlt den ganzen Weg lang nur schnüffeln.
Und dann gibt es Tage, in denen in der Regel bestimmte Dinge erledigt werden. Zum Beispiel samstags einkaufen. Oder auch samstags Wäsche waschen. Wenn es mal vorkommt, dass das nicht der Fall ist, ist das kein Weltuntergang, dann plane ich einfach um.

Wo es relativ starke Struktur gibt, ist an der Arbeit. PC einschalten, auf die Serverebene gehen dann das Schreibprogramm öffnen, das E-Mail-Programm und zwei andere Programme die ich brauche. All dies aber erst, nachdem ich eingetragen habe, wann ich angekommen bin. Anträge, die ich prüfe, prüfe ich immer nach dem selben Schema.

Für mich stellt sich gerade die Frage, ob autistische Kinder, die irgendwann einmal zu autistischen Erwachsenen werden und durch das tolle Fördersystem laufen, tatsächlich auf diese starren Strukturen angewiesen sind, oder ob sie sich selbst eine Struktur schaffen könnten.

Ich hatte keinerlei Förderung was Autismus betrifft. Das bedeutet letztenendes, dass ich in vielen Bereichen mir selbst sehr viel bei bringen musste, um in dieser Welt zu überleben.
Ich habe gelernt, andere Menschen ein Stück weit zu imitieren. Ich sehe, der Mensch Lächeln, also lächle ich zurück. Wenn ich nicht gerade gezielt irgendwohin laufen, dann lächel ich nicht dauerhaft. Aber es ist tatsächlich so, dass ich gelernt habe, den Wünschen des Gegenübers gerecht zu werden, so gut ich kann. Wenn von mir erwartet wird, dass ich ein Lächeln auf dem Gesicht habe, dann habe ich es auch. Den Umgang mit Menschen ohne Einschränkungen habe ich auf die harte Tour gelernt, da war niemand, der mir zeigt, wie zwischenmenschliche Interaktion funktioniert. Hier und da konnte ich, wie schon mal erwähnt, ein wenig lernen, wie man „normal“ spielt. Also zum Beispiel schön brav Puppe an und ausziehen und Mutter spielen oder ähnliches.

Habe zwar mal kurz was von TEACCH gehört, weiß aber nicht mehr genau, was das ist. Aber wenn es ein App richten wie beim pawlowschen Hund ist, halte ich herzlich wenig davon. Ich finde Autisten haben das Recht genauso behandelt zu werden wie nicht autistische Menschen. Soll heißen, dass wenn mein gegenüber etwas gemacht hat, über das ich mich freue, dann kommuniziere ich es. Ich versuche aber nicht, es ihn auf zu zwingen und wenn es dann dann richtig ausgeführt wurde, meinem gegenüber Schokolade oder Ähnliches als Belohnung zu geben.

Mir scheint es so, als würden viele Pädagogen oder auch Therapeuten und so weiter meinen, dass sie die Weisheit mit Löffel in gefuttert hätten. Alles was sie tun ist richtig. Wenn ein Außenstehender, ein nicht wissender Kritik übt, dann ist es falsch und er hat ja keine Ahnung.

Ich bin zu unerfahren im Thema Autismus, um zum Beispiel bei meiner Freundin ihre Fähigkeiten hervor zu kitzeln und mit ihr gemeinsam an diesen Fähigkeiten zu arbeiten um sie zu erweitern. Aber auch nur so, wie sie es möchte und in dem Tempo, in dem sie das braucht.
Mir ist, als ich gehört habe, dass die an der Schule meiner Freundin autistischen Kindern Mimik beibringen, alles aus dem Gesicht gefallen. Wie soll ich denn bitte jemanden Mimik beibringen? Das Kind muss doch erst mal wissen was ist empfindet und dann muss ist das gegenüber wissen. Und ist Mimik wirklich alles? Ich sehe vieles nicht und kann der noch erspüren, wie sich mein gegenüber fühlt. Dafür brauche ich keine Mimik Schule. Obwohl ich selbst wahrscheinlich auch nur bedingt Mimik habe.

Wenn ich so nachdenke, habe ich meine Defizite einfach mit meinen Fähigkeiten wett gemacht. Meine Augen sind und bleiben Matsch. Aber das was ich noch an Sie Rest habe, das nutze ich optimal. Und wenn ich etwas nicht sehen kann, habe ich noch andere Möglichkeiten.

Ich hatte ja schon gesagt, dass ich mir sehr viele selbst beibringen musste. Ich habe auch gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich irgendwo im Autismus Spektrum stecke. Aber gesetzt den Fall, ich wäre so, stellt sich für mich die Frage, ob ein autistisches Kind, bei dem nicht im Bereich Autismus rum geforscht wird, nicht eventuell die Chance hat, sich selbst weiterzuentwickeln selbst zu lernen und selbst zu entscheiden, welche Fähigkeiten es ausbauen möchte und wo es vielleicht Hilfe braucht.

Sobald die Menschheit an einem Kind eine Beeinträchtigung erkennen, versuchen Sie, an dieser herum zu Doktor an. Man wird mit Hilfsmitteln zu gebombt oder mit irgendwelchen tollen Lehrmethoden und so weiter. Ich weiß, dass ich als Kind viele Hilfsmittel abgelehnt habe, weil ich es nicht eingesehen habe, so „komische Brillen“ oder „Fernseher mit Vergrößerung für Text zu nutzen“ mit komische Brille meine ich übrigens diese Brille nun, wo vorne drauf zwei Fernrohr Stücke draufgeschraubt sind, damit man in die weiter schauen kann. Ich denke, es wäre auch damals schon möglich gewesen, eine solch Lese Brille, wie ich sie jetzt habe, zu fertigen.
Erst als ich mit anderen Menschen zusammen kamen, die genauso schlecht sagen wie ich, sah ich ein, dass der Fernseher mit Vergrößerung vielleicht nützlich sein könnte. In der ersten Schule waren meine beiden Mitschülerinnen viel besser sind als ich und benötigten sowas nicht.

Der Wunsch, spielen zu lernen ist mir insofern peinlich, als dass ich glaube, dass das doch jeder Mensch von Natur aus können müsste.
17.08.17, 14:29:59
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Antares
(White Unicorn)

Zitat von drvaust:
Aber wird, besonders von Pädagogen und Sozialpädagogen, nicht richtig verstanden. Da steht im Mittelpunkt, die Person richtig, also normalisierend, zurechtzuerziehen.


Doch, das wird schon richtig verstanden. Ich glaube eher, Dir ist der Erziehungsbegriff der heutigen Zeit nicht geläufig.

"Unter Erziehung versteht man die pädagogische Einflußnahme auf die Entwicklung und das Verhalten Heranwachsender. Dabei beinhaltet der Begriff sowohl den Prozeß als auch das Resultat dieser Einflußnahme. ... Erziehung wird von Erziehungsnormen geleitet."

"Eine Erziehungsnorm ist ein überindividuelles Wertprinzip bzw. eine soziale Norm, die festlegt, wie die Erziehung von Kindern und Jugendlichen erfolgen soll."

Es liegt an dem überindividualisierten Wertprinzip bzw. der sozialen Norm, die der Erziehung zugrunde liegt. Außsschließlich, wenn sich diese ändert (was sie historisch betrachtet immer tut) ändert sich die Erziehung.

Die Erzieher die Dir hier nicht "richtig verstehend" vorkommen verstehen das sehr wohl, sie legen nur eine andere soziale Norm und andere Wertprinzipien zugrunde. Die Mittel, Methoden, Ziele und Konzepte sind es (wie TEACCH, PECS,...) die das somit im Einklang dieser Norm und den Werten der Mehrheit der Fachkräfte "anders verstehen" - wie es Dir lieb ist.

Deshalb wird es aber nicht weniger richtig verstanden. Sie verstehen das schon sehr gut, sie wissen nur nicht, wie man Potentiale von Kindern entfaltet, so dass Talente und Begabungen gefördert werden, weil das keinen Wert hat in diesen Konzepten, die Reccourcen- und Defizitorientiert arbeiten. Du wirst aus einem Konzept:

Reccourcenorientiertes Arbeiten mit Kindern

das aus einer Fachriege gebildet wurde, die nach Werten und Normen handelt und somit sämtliche Konzepte, Ziele, Methoden und Mittel dahingehend ausgerichtet hat und weiter ausrichtet was für Dich "nicht richtig verstanden das mit der Erziehung" bedeutet, niemals Potentiale entfalten.

Das liegt an den Normen und Werten, die dem eben zugrunde liegen, ganz im Sinne des Erziehungsmodells der Reccourcenorientierung.
17.08.17, 16:06:53
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