Siiri
(Freifliegende)
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@55555 Danke für's Verschieben =)
@Alan Ja, da bin ich ganz Deiner Ansicht, dass diese Schubladen-Verwechslung nicht stattfinden sollte.
Allerdings geht es mir dabei um den Ansatz, dass diese Schubläden in den Köpfen derer, die nicht reingesteckt werden, meistens nicht ganz verstanden und auch meistens missbraucht werden. Leider sind nach meiner Erfahrung die Menschen so.
Und wir ändern nichts daran, wenn wir nicht anfangen, diese Sprache zu korrigieren. Das heißt in erster Linie, sie nicht zu unterstützen.
Wenn man Pathologisierungen gebraucht, sollte man deshalb darauf achten, auch deutlich zu machen, dass es sich hierbei um ein "Schubladendenken" handelt.
Zum Beispiel, dass es hier im Forum unter diskriminierenden Sprachgebrauch fällt, Jemanden als "Mensch MIT AutismusspektrumsSTÖRUNG" zu bezeichnen. Wobei sich hier gleich zwei Begriffe verstecken, die auf eine bestimmte Haltung ggü. Autist/inn/en hindeuten.
Wenn sowas nicht thematisiert wird, vermehrt man die Pathologisierungen unkontrolliert und am Ende kommen dann so Geschichten dabei heraus wie Impfungsversuche gegen Autismus oder irgendwann Heilung von jedweder Diversität des Lebens.
Deshalb halte ich diese ganze Diagnosenpolitik für gefährlich. Diagnosen können hilfreich sein, wenn die Menschen damit verantwortungsvoll umgehen. Das tun aber die Wenigsten - leider vor allem die wenigsten Mediziner und Laboranten (na und Politiker oder Journalisten schonmal gar nicht).
Wie Du die Misophonie beschreibst, kann ich Dir direkt bescheinigen, dass ich ebenso empfinde. Ich bin auf Grund dessen sogar schon umgezogen. Mein Alltag ist davon bestimmt, solchen Geräuschquellen zu entfliehen.
Ich höre sogar unfreiwillig Telefongespräche einfach mit, ohne dass Der/Diejenige den Lautsprecher an hat und ohne dass die/der am anderen Ende in den Hörer schreit.
Meine Wohnqualität hängt durchgängig vom Verhalten der Nachbarn ab. Und das betrifft ALLE Geräusche, sowie solche, die ich als besonders schmerzhaft empfinde. Auch die damit verbundenen Aggressionen kenne ich gut.
Natürlich ist so ein Verhalten wie das Deines Vaters grausam. Sowas zählt einfach zu den Dingen, die man als ein guter Mensch nicht tut. Das ist gewalttätig und das tut mir leid, dass Du sowas erleben musstest.
Ich habe es auch schon erlebt, dass Leute mein Hellhörigsein lustig finden und sich dann einen Spaß daraus machen. Aber nicht ganz so sadistisch, sondern eher aus Dummheit.
Es ist doch hier die Frage: Warum denkst Du, dass Du derjenige "mit Störung" oder "der Aggressive" bist. In erster Linie "wurdest Du gestört". Und ist es nicht ein aggressiver Akt, in einem Umfeld, wo andere Menschen sind, unkontrolliert Krach zu verbreiten?
Was ich damit meine, ist die Frage der Definition von Krankheit und/oder Behandlungsbedürftigkeit.
Ich finde, das ist eine wichtige Frage.
Müssen wir vielleicht unsere Umwelt behandeln?
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