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Autor Nachricht
Gast
(Gastzugang)

Ihr kennt das vielleicht: Jeder Autist hat seine persönlichen Gegenstände und Klamotten etc. und keiner darf sie anrühren, gar benutzen!
Wenn sie doch benutzt oder verändert werden, gibt es großen Ärger, Streit und Tränen...
01.07.16, 19:14:23
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Antares
(White Unicorn)

geändert von: Antares - 02.07.16, 12:39:59

Da möchte ich einmal einen Nicht-Autisten sehen zu dem irgendwer hin geht und ihm auch nur "etwas" persönliches anrührt, benutzt oder verändert...

Ich habe hier eine Nicht-Autisten-Nachbarschaft in Berlin und soll ich Dir was sagen: sie haben hohe zum Teil mit oben Pieksern versehene Gartenzäune! bewacht mit Hunden, zum Teil Kameras und mit Schildern versehen! - sowas gabs früher auf dem Land wo ich groß wurde um mein Haus nicht und ich bin Autistin, wir sind als Kinder damals über alle Zäune, die waren für uns Dorfkinder nur da um darüber zu klettern, mit ganz wenigen Ausnahmen versehen von wem der ggf doch keine Kinder um sich mochte.

Wenn ich zu jemandem hin gehen würde und persönliche Gegenstände anrührte oder gar benutzte... vor allem in Richtung Auto würde es dann langsam abenteuerlich, oder veränderte z.B. was an deren Wand malte... ich glaub die würden mir nicht nur großen Ärger bereiten, Streit und Tränen sondern die Polizei vorbei schicken. - bei uns ließ man früher den Schlüssel zum Teil im Auto stecken wenn man wo parkte, damit wenn das Auto im Weg ist der andere es weg fahren könnte. Die Wand unsres Nachbarn die zu uns zeigte konnte ich mit einem Bild versehen, alles kein Problem.

Ob Du es glaubst oder nicht, wenn ich bis zu deren Kleiderschrank vordringe mache ich mir langsam Sorgen um mein Leben. Die Zeiten der "offenen Häuser" die man nicht einmal in der Nacht absperrt sind längst vorüber in denen ich groß wurde. - unsere alten Frauen aus dem Dorf haben sich sogar um "Vagabunden" gekümmert und geguckt dass er was zu Anziehen bekam, als mal einer im Dorf auftauchte.

Will sagen: ist jetzt nicht besonders typisch autistisch wie mir scheint, das ist kulturell bedingt.

01.07.16, 19:40:48
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NA66Love
(Nur rote Bereiche)

Deshalb durfte ich beim Umzug alles selber Packen. Ich haette den Service "fuer mich wird gepackt" haben kønnen.

Aber nein, ich mag es nicht, wenn jemand fremdes meine Sachen beruehrt.

Der Umzug war so anstrengend...


02.07.16, 22:10:04
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Antares
(White Unicorn)

geändert von: Antares - 03.07.16, 21:09:42

Da bist Du aber nicht die Einzige als Autistin, die das wählt. Immer wieder höre ich Familien von Umzugshelfern größeren Abstand zu nehmen wenn es nicht gerade um schwere Möbel geht die man allein eh nicht vom Fleck bekommt.

Deshalb ist auch dies aus meiner Sicht nicht besonders typisch Autist, sondern wohl eher menschlich - die einen mögen es nicht, wenn alle Fotos wild durcheinander geworfen werden, die anderen mögen es nicht wenn die Sachen angefasst werden und somit dann ggf beschmutzt, der nächste findet dann hinterher nichts mehr auch als Nicht-Autist und möchte somit wissen was in welcher Kiste genau drin ist.

Es ist halt auch schon eher so, wenn jemand sich tatsächlich Umzugshelfer engagiert, dass sich die Geschichten dann häufen was alles nicht berücksichtigt wurde - und die Anweisungen können noch so genau formuliert worden sein. Das ist einfach immer riskant, wenns einem nicht völlig egal ist oder man zufällig das richtige Unternehmen erwischt. Gibt es natürlich auch, aber das ist schon nicht ganz ohne.

03.07.16, 21:06:23
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Alan
(Standard)

Auch ich kenne das. Es fiel mir schon immer schwer, mich von Sachen zu trennen. Ich hebe die Sachen lieber auf, selbst wenn sie dem Preis nach praktisch wertlos sind und im Grunde auch keinen Zweck mehr erfüllen. Dass Dritte sich daran zu schaffen machen ist für mich ein no-go.
16.09.16, 12:52:57
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Siiri
(Freifliegende)

geändert von: Siiri - 03.11.16, 16:14:25

Ich kann das als Autistin überhaupt nicht beurteilen, wie Nichtautisten das halten oder ob das typisch autistisch ist, seine Sachen "in Ordnung" haben zu wollen.

Kann nur sagen, dass ich da sehr verletzbar bin und zwar aus schlechten Erfahrungen.
Weil in der Kindheit andere Kinder
und auch später andere Erwachsene fast immer(!) schlecht mit geborgten Sachen umgegangen sind.
Habe Sachen dann zerkratzt und zerknittert wiederbekommen, teils sogar kaputt.
Irgendwann hieß es bei mir "Finger weg, sonst knallt's!"

Denke es ist auch eine Frage was für Sachen.
Bestimmte Sachen sind bei manchen Menschen in bestimmter Ordnung, weil es ihnen im Alltag Halt gibt und Abläufe sicherer macht.
Und wenn dann Einer kommt und dadrin rumwurschtelt, ist das ein ätzendes Gefühl.
Was spricht gegen Nachfragen "Darf ich das bitte mal haben/anfassen/benutzen?"
Und wofür muss man überhaupt in des Anderen Sachen rumfuchteln?
Kann man das auch irgendwie umgehen?

Jeder MENSCH hat seine persönlichen Dinge! :-D Oder sind alle Nichtautisten mittellos und tragen einen Putzlappen am Leib?
03.11.16, 16:07:26
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Ich bin mehrfach umgezogen und habe die Fremdberührungen wegblenden können. Ich kann auch Ekel in der Versenkung verschwinden lassen und ihn nicht mehr wiederfinden;-).

Allerdings schaffte ich das nie bei Büchern. Sie waren auf Grund der Armut in meiner Kindheit ganz selten zu bekommen und so blieben unendlich viele Fragen für lange Zeit unbeantwortet. Deshalb hüte ich Bücher wie meinen Augapfel, sie sind "unangreifbar".

Wie erlebt ihr das Ausbreiten der persönlichen Sachen im Flughafen?

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
05.11.16, 00:13:26
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NA66Love
(Nur rote Bereiche)

Voll interessant, was die Leute da alles mitschleppen. Besonders wenn unrealistischer Betrag in Geld Schein en versucht wird durchzuschmuggeln. Auch wie die Leute ihr Zeugs sortiert haben. Sehe regelmessig begeistert die Zollbeamten Serien im TV an und bin begeistert, wenn das Zollbeamten Buero dieselben Ablage Fæcher hat, wie ich!
09.11.16, 16:34:50
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alderth
(Standard)

Hallo in die Runde. Ich bin neu hier und habe unter anderem das Problem, dass bei mir Autismus nicht ganz klar diagnostiziert wurde, aber sehr Vieles dafür spricht - unter anderem ein Absatz in einem Arztbericht von einer Kur von vor 10 Jahren, den nie jemand mit mir besprochen hat und den ich vorgestern einfach mal meinem Hausarzt vorgelegt habe und ihn konkret dazu befragte.
Nun aber zum Thema. Also ich entdecke immer wieder seit einigen Jahren verschiedene Verhaltensweisen bei mir aktuell und in der Vergangenheit, die von anderen als seltsam bemerkt wurden. Und dazu gehört auch mein Verhältnis zu meinen persönlichen Dingen. Ich weiß, dass ich oft schief angeguckt wurde, wenn ich vehement darauf bestand, dass niemand meine Sachen berühren oder gar benutzen durfte. Es tat mir sehr weh, wenn andere mich deshalb hänselten und abwerteten. Inzwischen habe ich gelernt, je nach Situation damit umgehen zu können, wenn es sich um eine vertraute Person handelt. Bei meiner Berufstätigkeit auf dem Bau als Installateur tat ich mich auch schwer damit, manches besondere Werkzeug nicht ständig bei mir haben zu dürfen, sondern dass ich es mit anderen teilen musste. Das waren Werkzeuge, die nur für ganz bestimmte Arbeiten benutzt wurden, die man also nicht ständig brauchte. Ich musste dann also mit meinen Kollegen kommunizieren, wenn ich es brauchte - also fragen. Und nach etwas zu fragen war schon in meiner Kindheit fast unmöglich.
16.11.16, 16:51:32
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Nanu, hier hat wie zu sehen noch niemand geantwortet. Etwas zu einer Nebenaussage:
Zitat von alderth:
das Problem, dass bei mir Autismus nicht ganz klar diagnostiziert wurde,

Das ist für mich nicht entscheidend. Entscheidend ist die Selbstidentifikation, denke ich. Oder richten sich Schwule nach Diagnosen?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
19.11.16, 01:53:33
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alderth
(Standard)

Danke 55555 für deine Antwort, die mich auch gleich wieder aufgebaut hat,denn ich habe vielleicht auch bedingt oder ganz sicher wegen meines Autismus auch noch andere Probleme. Auch ich bin der Meinung, dass die Selbstidentifikation das Entscheidende ist. Aber solche Dinge werden von anderen oft nicht so gesehen. Als ich mich hier das erste Mal einloggte fühle ich mich auch gleich irgendwie dazugehörend. Und ich bin dankbar für jede neue Erkenntnis, die ich hier gewinnen kann, die mir bestätigt, wer ich bin und dass ich so bin wie ich bin. Deswegen bin ich hier.
19.11.16, 09:43:50
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Offen gestanden muss ich gerade tatsächlich über diese Frage nachdenken.

Ja, es gibt Dinge, die mir heilig sind und die keiner ohne zu fragen berühren darf. Auf Nachfrage können vertraute Personen eventuell eine an meine Schätze ausgeliehen bekommen haben. Aber es gibt auch Dinge, die ich mit klauen und Zähnen verteidigen würde und nicht hergeben würde.

Ich empfinde es als unhöflich in den Privatgegenständen und Privatsachen anderer Menschen herum zu schnüffeln. Was in der Wohnung eines anderen herum liegt, auch offen auf dem Tisch, habe ich schlicht und ergreifend nicht anzufassen, es sei denn, ich werde gebeten, diese Dinge beiseite zu räumen, damit man zum Beispiel essen kann. Genau das selbe erwarte ich in Bezug auf meine Wohnung und meine Privatssphäre!

Seitdem ich CDs auf den Rechner ziehen kann, ist es mir unter Umständen möglich, dieses zu verleihen beziehungsweise einfach zu brennen. Ich habe so manches Original, dass ich sehr mochte in einem desolaten Zustand wieder bekommen. Ich habe leider auch schon viele Bücher verloren, weshalb ich bestimmte Bücher unter keinen Umständen mehr verleihen würde. Sie sind zwar ersetzbar, aber es gibt auch vergriffene Exemplar und die würde ich nicht hergeben. Ich hasse es, wenn jemand Eselswochen in meinem Buch macht. Da ich auch Spielsachen habe ist es so, dass viele von ihnen ebenfalls unantastbar sind. Man möge mir verzeihen, aber ich habe den Eindruck dass "Außenkinder" (also keines meiner Innenkinder) aus verschiedensten Gründen nicht sehr pfleglich mit Spielsachen umgehen. Und es ist für mich nicht selbstverständlich, Spielsachen zu haben, nur mir gehören und diene ich benutzen darf. Früher konnte sein, dass sie weggenommen wurden oder kaputt gemacht worden.

Es gibt auch Menschen, den ich nichts geben würde, dass ich dann wieder zurücknehmen möchte, weil sie einen extrem hohen schicken um mir auslösen. Bei diesen Menschen ist mir dann selbst das kleinste Ding zu heilig.

Bevor sich jemand bedient, erwarte ich, dass ich gefragt werde. Somit habe ich die Entscheidung, ob ich das will oder nicht.
29.04.17, 18:02:24
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