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Thema: Rituale und Traditionen (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=7371)
Geschrieben von: Snowflake* am: 16.04.16, 11:46:51
Hi,
Die Diagnose „Autistische Züge“ wurde jetzt bei bestätigt, also habe ich es jetzt „offiziell“.
Ich habe so seelische Schmerzen. Warum?
Schon seit ich überhaupt kann, also seit ich acht bin, laufe ich beim Zehntel, dem Schülermarathon mit. Ich bin jetzt 15.
Ich hatte dieses Jahr keine Möglichkeit mich da anzumelden. Und heute ist er.
Und jetzt sitz ich Zuhause und schrei wie am Spieß und hab so Schmerzen :'(
Es fühlt sich so schrecklich an.
Ich bin immer mit Begeisterung mitgelaufen. Und jetzt - kann ich es einfach nicht!!!
Hilfe, es macht so Aua :'(
Meine Familie sagt, ist halt Pech, ich kann ja nächstes Jahr wieder mitlaufen und ich soll mich damit abfinden!
ICH. KANN. ES. ABER. NICHT!!!
Es fühlt sich an, als wäre mein Leben zerstört! :'(
Wie kann und sollte ich damit umgehen? Könnt ihr mir helfen?
Danke schon mal im Voraus, Snowflake*
Geschrieben von: MadActress am: 16.04.16, 15:03:28
Helfen nicht. Aber zuhören.
Warum kannst Du denn nicht mit?
Geschrieben von: Antares am: 16.04.16, 20:20:23
Ist halt Pech... hmm... hört sich sonderbar an. Warum klappte es denn dieses Jahr nicht mit der Anmeldung?
Also ich kann das immerhin verstehen, wie sowas weh tun kann im Inneren. Es stimmt allerdings jetzt nicht so wirklich, dass man bei einem systematischen Anmeldeverfahren von "Pech" sprechen könnte, wenn dies nicht durchgeführt wird.
An sich ist das dann eine logische Konsequenz aufgrund nicht - Anmeldens. Dabei hat Dir wohl auch niemand geholfen. Was ich nicht verstehe, wenn Du jedes Jahr mitläufst, dann wissen das doch alle und könnten das mit Dir tun, oder nicht?
Nachdem in Deinem Leben aber aus den anderen Beiträgen hervor geht, dass da ansonsten auch einiges nicht so optimal läuft ist das alles noch viel schmerzhafter ggf? Also ich kenne das zumindest, dass wenn ich überlastet bin und irgendwas das mir ganz wichtig ist nicht klappt dann ganz besonders tragisch ist.
Weil das Nervenkostüm eh schon blank liegt und das ist dann so wie einmal drauf gelatscht auf einen offenen Seelennerven quasi. Eine Bemerkung a la: ist halt Pech würde mich dann zur Weißglut treiben, ob der maßlosen Ignoranz des Gegenübers.
Mit solchen Menschen, die meinen inneren Schmerz mit einem: Pech gehabt abgewürgten würde ich heutzutage nichts mehr zu tun haben wollen. In der Überlastung schon gar nicht. Als Kind ist das aber nicht so leicht, weil da ein Abhängigkeitsverhältnis herrscht.
- Bestrafung
- Ignoranz
Deine Eltern zeigen wenig Respekt Deines Sein gegenüber. Das kummuliert Schmerz. Wie Du etwas dagegen tun kannst weiß ich im Moment auch schwerlich zu sagen, weil ich Dich ja gar nicht kenne, außer hier über die wenigen Beiträge.
Damit umgehen... fühlen - nicht handeln Dich zu verletzen oder Ähnliches, also pass auf Dich auf! schreie, weine, lass es raus den Schmerz, male, krümel Dich in eine Decke, tu Dir was ganz besonders Liebes, hol Dir Dein Haustier, wenn Du eines hast zum kuscheln, ... all sowas fällt mir ein.
Irgend wann ebbt das ab, der stechende Schmerz in der Brust. Vergiss das Atmen nicht. Immer tief Luft holen in den Bauch. Schokolade essen vielleicht? In eine schwere Decke hüllen?
Mama zum kuscheln kann man bei so einer Aussage vermutlich knicken... die wird das wohl nicht verstehen und Dich nur weiter rund machen. Halte Dich von diesen Menschen fern, die den Schmerz verstärken.
Es tut weh. Warum auch immer es nicht geklappt hat. Ich beobachte solche Emotionen, die sehr intensiv sind gern, das hab ich als Jugendliche schon gern gemacht. Ich stelle mir vor, ich würde mich selbst beobachten, wie ich bin, zu mir freundlich seiend. Wenn man keine Mama hat, die einen tröstet, weil es so weh tut, bleibt ja nichts anderes, als es selbst zu tun... also tat ich es für mich selbst und war für mich da.
So ging ich selbst damit um. Wenn man Halt an etwas sucht, weil das Leben keinen Halt bietet... im Grund findet man aber jeglichen Halt nur in sich selbst, immer. Und dadurch im Außen. Sei gut zu Dir selbst, denn Du selbst musst die meiste Zeit mit Dir verbringen.
Es gibt Menschen die freundlich sind, respektvoll, achtsam, Dich Wert schätzend, auch wenn Du traurig bist und innere Schmerzen erleidest, gerade dann, denn sie trösten dann, anstatt Dir weiter weh zu tun.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du ihnen begegnest! Möge ein Engel Dich durch die Welt tragen, wenn sie unerträglich scheint...
Geschrieben von: NA66Love am: 16.04.16, 23:40:08
Ich fuehle mich mit dem Schmerz meines Griechen stark verbunden, kam bei mir an, als er seinen Seelenschmerz zu mir frei gab. Er zeigt seine Schmerzen, ich nicht. Jedenfalls, ich kann momentan auch nicht viel laufen, hab die Bushaltestelle vor der Tuer und laufe nur Kurzstrecken. Mein bester Freund Savas hat die Polizei zu sich in den Laden geholt.Alles ging kurz.Und 3 Ambulanse Wagen warnten "Kein Grieche diesen Samstag "sehen". Ich vermisse ihn, Aber einen neuen Seelenschmerz wegen dummen Worten, mit dem innerlichen Savas (Savas bedeutet Krieg) wuerde mich und vielleicht auch ihn ins Krankenhaus be førdern. Was mein Grieche nicht weiss, ich kann keine Gefuehle zeigen, weil es sehr schmerzhaft wird. Ich weiss nicht wieso es mir verbietet Gefuehle zu zeigen? Ich uebe manchmal, weil es fuer meine Liebsten wichtig ist, es ist moeglich, aber die Quittung habe ich bekommen, so das ich bei meinem Griechen nicht ein Gefuehl riskiert habe. TV gucken ich am liebsten einen pakistanischeN Musik Sender, der læsst meine Schmerzen lindern.
Also echt, an Fitness Sport oder anderes, gar nicht møglich.
Geschrieben von: Antares am: 17.04.16, 18:27:37
Ahhh... ich habs gefunden. Diese Art Schmerz wird so oder anders, an ein Ereignis oder auch bereits im Alltag immer wieder beschrieben, durch den Wegfall von Ritualen und Traditionen ebenso wie bei vielen anderen Dingen, in Zusammenhang mit Barrierelast. Ich selbst habe in diesen Zeiten gemalt, Gedichte geschrieben, bin auf Wanderschaft gegangen und vieles mehr, um die Zusammenhänge darum zu erkennen.
Es ist im Grunde ein Nervenzusammenbruch durch Überlastungserscheinungen in verschiedenen Bereichen die Barrieren bedingen, wie auf dieser Site beschrieben http://autisten.enthinderung.de/kollision/ Hier nun das Gedicht von mir:
Glücklich Sein (von mir selbst 2008 geschrieben)
Wenn es Dich im Inneren plagt
alles in Dir nur noch verzagt
alles in Dir scheint zu zerreißen
kannst sie gar nicht bennen
weißt nicht einmal, wie sie heißen
all diese Gefühle in Dir
würdest am liebsten aufhören zu existieren
bevorzugst in dem Moment sogar das vegitieren
es in Dir brennt als wären Flammen die Deine Organe verzeheren
Du nicht mehr weißt wie Du Dich sollst dagegen wehren
Du Dich fallen lässt
es still in Dir wird
es nur noch die Kälte ist, die Dich berührt
nichts mehr außer Panik ist, was Du spürst
die Hände ihre Farbe verlieren
Du beginnst am ganzen Körper zu frieren
Du Dich nicht mehr kannst bewegen
wie im Schock gelähmt
nichts, dass diese Kälte zähmt
es Dir kalt das Rückrad herab rinnt alles in Dir nur noch nach sofort existieren aufhören sinnt
dann fühlst Du Dich wie ich mich gelegentlich
doch Eines, das weiß ich sicherlich
nach einiger Zeit strömt die Wärme wieder in mich hinein
verliebt in mich selbst, in das Leben
nichts außer das Sein kann mir dies geben
dann bin ich glücklich -
- allein
zu Sein
Geschrieben von: Gast am: 29.05.16, 21:25:08
@Antares: Dein Kommentar hat mich total berührt, ich musste fast weinen. :3 Und dein Gedich ist wunderschön
PS: Ich bin es, Snowflake* (Ich habe nämlich mein Passwort gerade vergessen leider)
Geschrieben von: 55555 am: 29.05.16, 21:55:59
Wegen dem Passwort kannst du ja mal eine Mail an die Forenmailadresse senden (siehe Absender von Forenbenachrichtigungen).