Grundsätzlich: Es gibt Studien, die belegen, dass Inklusion funktioniert, dass durchschnittliche Kinder mit irgendwie auffällig gewordenen Kindern gemeinsam lernen können und auch die durchschnittlichen Kinder auch noch leicht bessere Resultate erzielen, als in exklusiven Schulsettings. Oft wird genau das Gegenteil behauptet, dass die durchschnittlichen Kinder benachteiligt würden. Stimmt nicht – sofern man es gut macht. Weil ich gerade keine Lust habe, Studien hervorzusuchen, verweise ich auf
diese Seite. Es ist korrekt, dass es keine Studien gibt, die das bei Autisten nachweisen, aber warum sollte es da anders sein, als bei anderen diskriminierten Gruppen. Auch lesenswert:
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Von der Regelpädagogik her kommend, ist es teils erschreckend, worauf in aktueller sonderpädagogischer Literatur Bezug genommen wird. Da wird teils auf Forschungsresultate Bezug genommen, die in der Regelpädagogik teils bereits vor Jahren oder gar Jahrzehnten als widerlegt gegolten haben. Oft habe ich den Eindruck, dass Sonderpädagogik eine Art Sammelbecken für Theorien ist, die nirgendwo sonst mehrheitsfähig sind. Das betrifft sowohl ABA, als auch grundlegende sonderpädagogische Annahmen. Bis hin zu der Annahme, dass behinderte Minderheiten am besten lernen, wenn sie möglichst nur mit gleichartigen Minderheiten zusammen sind.
Daher glaube ich auch nicht, dass es mit "sonderpädagogischen Standards" an Regelschulen getan ist. Das führt nämlich, so mein Eindruck, nur dazu, dass auch bislang nichtpathologisierte Kinder plötzlich als auffällig gelten und therapiert werden, wohingegen die Sonderbeschulungsquote (sei es integrativ oder exklusiv) nicht sinkt. So geschehen in der Schweiz. Ebenso glaube ich nicht daran, dass Sonderpädagogen etwas von ihrer Macht abgeben; jedes Kind, das in irgendeiner Form sonderpädagogisch "gefördert" wird, bringt denen nämlich eine Menge Geld und entlastet die Regelschullehrer, ohne, dass diese weniger verdienen würden. Warum "plötzlich" diverse Lehrer meinen, es sei unzumutbar eine Klasse mit rund 20 – 25 Kindern selbständig, ohne Hilfe von irgendwelchen Sonderpädagogen zu führen und in sinnvoller Weise aktiv zu halten, verstehe ich tatsächlich nicht. Teils bieten Schulen die falsche Infrastruktur, z.B. zu kleine Klassenzimmer, keine Ausweichmöglichkeiten für individuelle Arbeiten, ohne dass man sich gegenseitig stört und der Lärmpegel unerträglich hoch wird. Teils gäbe es diese Infrastruktur sogar, sie wird aber oft nicht genutzt. Ebensowenig verstehe ich, warum es so viele Lehrer so unerträglich finden, Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsniveau zu erstellen. Abgesehen von verschiedenen Grundkompetenzen, die vermutlich alle Schüler mehr oder weniger haben sollten, spielt es nach meinem Eindruck keine Rolle, wie man ein Thema angeht. Man kann Themen auch in verschiedene Aspekte aufdröseln und so verteilen, dass jeder etwas damit anfangen kann. Wenn man das einigermassen geschickt macht, können so auch die anderen Schüler von den Erkenntnissen profitieren, die sie sich nicht selbst erarbeitet haben. Und selbst, wenn man nach Leistung und nicht nach Themen gruppiert: Die Gruppen bleiben gar nicht so konstant, wie man das annehmen könnte.
Warum die Einführung einer individuellen Förderung, die nicht an irgendwelche diagnostischen Papiere und pathologisierende "Förderung" gebunden ist, unmöglich sein soll – keine Ahnung. Ebenso die Onlinebeschulung an Regelschulen. In der Schweiz werden an immer mehr Schulen Tablet- oder Laptop-Klassen eingeführt. D.h. die Schüler müssen sich entweder ihr eigenes Tablet kaufen oder bekommen ein solches von der Schule zur Verfügung gestellt. Die Infrastruktur für Onlinebeschulung ist an diesen Schulen also grundsätzlich da. Wenn Schüler an ihren Tablets arbeiten, kommunizieren sie auch automatisch untereinander, bzw. mit ihren ausserschulischen Kontakten per Chatmöglichkeiten. Wenn ein Lehrer meint, das vollständig unterbinden zu können, ist er naiv. Ausser er verbietet den Einsatz dieser Möglichkeiten oder schaltet das Internet aus.
Wo da jetzt das Problem liegt, wenn sich ein Schüler per Chat am Unterricht beteiligen will – keine Ahnung. Das könnte man den Schülern theoretisch auch freistellen, ob sie physisch erscheinen wollen oder lieber per Chat am Unterricht teilnehmen. Wenn ein Schüler nicht am Unterricht teilnehmen will, weil er null Bock hat, nutzt auch Präsenzschule nichts. Weil dann der Unterricht einfach abgesessen wird.
Grundsätzlich gibt es in solchen Tablet/Laptopklassen so viele Kameras, die theoretisch aktiviert sein könnten, dass ich da auch nicht verstehe, wo nun das datenschützerische Problem liegt, wenn klar kommuniziert wird, dass der Unterricht tatsächlich gefilmt wird. Letztlich ist das nur transparent.
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Zur Zusammenarbeit der unterschiedlichen Autismusverbände: Es gibt verschiedene Gewerkschaften, es gibt verschiedene Wohlfahrtsverbände, die auch alle unterschiedliche Ausrichtungen besitzen. Auf die Idee, zu behaupten, eine Gewerkschaft sei illegitim, weil sie nicht alle Arbeitnehmer vertrete kommt trotzdem niemand. Dasselbe bei den Wohlfahrtverbänden. Warum diese Behauptung aber oft bei Autismusverbänden auftaucht – keine Ahnung.
Vor Jahren gab es seitens der ESH die Idee einen Dachverband zu gründen, der alle interessierten Autismusverbände an einen Tisch holen würde. Die Verbände hätten dadurch ihre Eigenständigkeit nicht verloren, es hätte aber eine Diskussionsplattform gegeben und die Verbände hätten in Bezug auf (Minimal-)Forderungen, zu denen eine einstimmige Meinung herrscht, gemeinsam agieren können. Kann man irgendwo im Forum nachlesen. Interessiert war abgesehn von der ESH niemand.