55555
(Fettnäpfchendetektor)

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geändert von: 55555 - 16.04.16, 17:25:47
Zitat:
"Sie haben dem Westen den Krieg erklärt und führen systematisch eine Schlacht nach der anderen. Und sie werden gewinnen. Ihr erster Sieg besteht darin, die Gesellschaft zu verängstigen."
Doch das sei nur die erste Phase. Wie alle Anfänger im Leben mit dem Terror entwickelten die westlichen Gesellschaften im Moment die unvermeidlichen Symptome eines beginnenden Traumas. Sie klammern sich an Fahndungserfolge und beruhigen sich mit einer Mitleidstheorie. Sie suchen Gründe für den Terror, beschuldigen sich selbst, die falsche Politik, die missglückte Integration. Boualem Sansal kennt das Drehbuch, nach dem sich das alles abspielt. Er hat denselben Film schon einmal in den neunziger Jahren in Algerien gesehen. Die Angriffe auf die Frauen, die man herunterspielt, "das ist zwar nicht schön, aber so ist nun mal ihre Kultur, jeder hat so seine Marotten". Das Stockholm-Syndrom der angegriffenen Gesellschaft, die versucht, Verständnis zu entwickeln. Die panische Ausgrenzung der Islam-Kritiker, die zu Rechtsextremisten erklärt werden. Man könne, meint Sansal, diese Phase leider nicht überspringen. Jede bedrohte Gesellschaft wiederhole dieselben Fehler. Doch dann, irgendwann, wacht man auf und sieht: Das ist eine Armee mit Waffen, mit Technologie, mit einem genauen strategischen Plan. In der nächsten Etappe, prophezeit Sansal, werde sie Journalisten ermorden. Über hundert sind in Algerien liquidiert worden.
Sansal redet schnell, sehr schnell. Er lässt sich nur ungern unterbrechen. Er sprudelt. Natürlich weiß er, dass man ihn im Westen für einen Alarmisten hält, einen Schriftsteller, der alles übertreibt, weil das Übertreiben sein Beruf ist. Man hört ihm zu und schickt ihn nach Hause, nach Algerien, wo er einmal ein wichtiger, einflussreicher Mann war und heute ein verbotener Autor ist, der um sein Leben fürchtet. Wäre er nicht Muslim, meint er, ließe man ihn auch im Westen nicht mehr zu Wort kommen. Ein Essay über die Welteroberungspläne des Islamismus, den er im Auftrag der Hamburger Körber-Stiftung geschrieben hat, wurde von der Stiftung nicht wie geplant veröffentlicht, weil der Autor sich weigerte, ihn abzumildern. An einer zentralen Stelle des Essays heißt es: "Auch in Europa ist es mit der Meinungsfreiheit nicht weit her, sobald es um den Islam geht. Die bloße Erwähnung des Begriffs würgt jede Diskussion im Keim ab oder lässt sie auf Phrasen und Allgemeinplätze des politisch Korrekten zusteuern." Der abgelehnte Essay erschien schließlich unter dem Titel Allahs Narren im Merlin Verlag. Die Buchpremiere fand in einer weltverlorenen Scheune in der Lüneburger Heide statt. Dem Buch vorangestellt ist ein Satz von Camus: "Wer die Dinge beim falschen Namen nennt, trägt zum Unglück der Welt bei."
Natürlich landen in diesen Tagen alle Gespräche unvermeidbar irgendwann bei der zwischen Willkommen und Abschiebung schlingernden deutschen Flüchtlingspolitik. Für Sansal ein Desaster: "Die Islamisten deuten die Toleranz der Kanzlerin als Eingeständnis des Scheiterns. Wenn ich Islamist wäre, würde ich morgen in Deutschland eine Partei der Muslimbruderschaft gründen. Die Kanzlerin selbst hat alle eingeladen. Und die Deutschen stimmen ihr zu."
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Wird also alles genau so kommen wie in Sansals Zukunftsroman? Da darf man sich im Jahr 2084 nach dem alles verwüstenden "heiligen Krieg" und dem "nuklearen Holocaust" nur noch als Pilger von Ort zu Ort bewegen. Eine Dystopie, die warnen soll, aber am Ende doch nur aus Papier ist. Oder glaubt der Autor im Ernst, dass Deutschland, Frankreich und Belgien irgendwann muslimisch werden? "Das ist der Auftrag. In Deutschland, Frankreich und Belgien gibt es überall Ghettos, das sind abgeschottete Mini-Republiken mit eigenen Clan-Chefs, eigenen Steuern und eigenen Gesetzen. Man hat Moscheen gebaut und an den guten, den sanftmütigen Islam geglaubt. Aber das ist ein naiver und gefährlicher Intellektuellentraum. Letztlich sind alle monotheistischen Religionen gewalttätig. Das Christentum hat die Inquisition hervorgebracht und hat die Schwarzen, die Indios und die Indianer umgebracht. Es hat endlos getötet. Jetzt erwacht der Islam. Er will den Planeten erobern. Es ist eine Illusion, zu glauben, dass man die Sicherheitslage im Griff habe. Die Gesellschaften werden fallen, eine nach der anderen. Zuallererst die westlichen, in denen die Leute ein komfortables Leben leben und das Leid und das Elend schwer ertragen."
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Er hat mit angesehen, wie seine Freunde, Professoren, Ärzte, Minister, die in Amerika und Europa waren, innerhalb von fünf Minuten Islamisten wurden. Sie seien unerreichbar, in einem abgeschlossenen Universum, man könne nicht mehr mit ihnen reden. Seither lebe er in diesem Letzte-Tage-der-Menschheit-Gefühl. Die Verführungskraft des Islams sei ihm unheimlich. Den Glauben, dass man Dingen auch entkommen, dass man sie sogar aufhalten und beherrschen könne, habe er nicht mehr.
Sollte sich die Erde im Sommer wider Erwarten weiter um die Sonne drehen, wird Boualem Sansal nach Deutschland kommen, um seinen Roman vorzustellen. Man wird einen gefassten, sanftmütigen Mann kennenlernen, der selber hofft, dass er nicht recht behält, und einfach nur einen unendlich traurigen Roman geschrieben hat.
Quelle
Zitat:
Letztlich sind alle monotheistischen Religionen gewalttätig. Das Christentum hat die Inquisition hervorgebracht und hat die Schwarzen, die Indios und die Indianer umgebracht. Es hat endlos getötet.
Schon wieder, wie kommen Leute nur immer wieder darauf? Das Christentum hat Indios umgebracht? Das ist doch Unsinn. Etc.
Edit:
Habe mal wieder bei Compact geschaut. Ich denke, was mir dort neben dem nicht seltenen Anschein mangelnder Allgemeinbildung und schreiberischer Qualitäten nicht gefällt ist u.a. die Meinungslastigkeit. Ich würde mir ein Vollmedium in Deutschland wünschen, das seine Mitarbeiter auf seriösen Journalismus verpflichtet.
Aber hier und da findet sich schonmal etwas Zitierenswertes (auch wenn ich es für eine Verfehlung des Autors halte nicht zu nennen, von welchen Medienvertretern Fragen beantwortet wurden - es wäre ja durchaus denkbar, daß dort nach Auflage differenziert wird, was man natürlich auch fragwürdig finden könnte):
Zitat:
Mit saurer Miene stellte CSU-Mann Joachim Herrmann am Montag die innenpolitische Lage im Freistaat Bayern vor. Angesichts der bilanzierten Bedrohung aus der islamistischen sowie der links- und rechtsextremen Szene, appellierte Herrmann an die Gesellschaft, die Freiheit zu verteidigen. Trotz Meinungsunterschieden, gehöre auch die Wertschätzung Andersdenkender zu den Grundfesten der Gesellschaft. Die Bedeutung solcher Phrasen aus Politikermund machte er Augenblicke später kenntlich.
Als er auch bei seiner dritten Meldung nicht berücksichtigt wird, platzt einem Journalisten des kritischen unabhängigen Kopp-Verlags der Kragen. „Warum kann ich nicht eine Frage stellen, wie jeder andere auch?“ fragt der Mann echauffiert. „Sie stellen sich hier hin und wollen großartig diese Verfassung verteidigen und sind dann nicht mal befähigt, jemanden eine Frage stellen zu lassen, der sich ganz normal gemeldet hat, nicht ausfällig wurde – bis gerade eben […].“ Denn zu dem Zeitpunkt ist der resolute Reporter verständlicherweise vor lauter Empörung hochgefahren.
Der sichtlich genervte Pressesprecher Herrmanns verweist den kritischen Journalisten auf die Möglichkeit, seine Frage nach der Veranstaltung zu stellen. Er, nicht Herrmann persönlich, würde diese dann beantworten. Wie deutlich wird, lässt man „Querulanten“ bei solchen Terminen regelmäßig erst hinterher zu Wort kommen: „Wir beantworten Ihre Frage gerne bilateral, wie wir es oft tun […]“, teilt der Pressesprecher mit. Doch der Kopp-Reporter lässt sich nicht vertrösten: „Ich will nicht irgendwann zu Wort kommen. Ich will jetzt zu Wort kommen.“
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Am Ende des Pressetermins ließ Herrmann, der für einen zeitlich begrenzten Einsatz der Bundeswehr im Inneren „bei Notlagen“ ist, die Frage des Kopp-Reporters, ob die ausschließende Behandlung auf seine Anweisung zurückgehe, unbeantwortet. Er müsse jetzt arbeiten, verlautbarte der Minister und wandte sich den Interviewanfragen der Leitmedienvertreter zu.
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Beispiel Frieder Wagner. Seit er mit seinem Film „Deadly Dust – Todesstaub“ die schmutzige Kriegsführung der USA mit angereicherter Uranmunition untersuchte, erhält der einst gefeierte Dokumentarfilmer keine Aufträge mehr. Wagner: „Ein Spiegel-Redakteur hat mir dazu gesagt: Wie das in Fernsehanstalten ist, weiß ich nicht, aber wenn Sie ein solches Thema heute an irgendeine große Tageszeitung schicken, dann werden Sie das trotz Ihrer großen Fachkenntnisse nicht los bekommen, denn Uranmunition und die Folgen sind heute ein Tabuthema, eine zu unbequeme Wahrheit.“ Den kompletten Artikel „Die unbequeme Wahrheit“ finden Sie in COMPACT-SPEZIAL Nr.9: „Zensur in der BRD“
Quelle
Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
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