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Die evangelische Nachrichtenagentur epd formulierte in die Irre: „Auf der ,Pegida‘-Demonstration hatte er im Zusammenhang mit der Errichtung von Asylbewerberheimen gesagt: ,Es gäbe natürlich andere Alternativen. Aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb.‘“ Die Agentur AFP, „Zeit Online“, „Bild“, „Handelsblatt“, Deutschlandfunk, „Berliner Zeitung“, sie alle verfälschten Pirinçcis Aussage, indem sie den Zusammenhang wegließen oder einen anderen suggerierten. Der „Tagesspiegel“ schrieb: „Letzte Woche dann bedauerte der Pegida-Redner Akif Pirinçci, dass die KZs ,derzeit außer Betrieb‘ seien, ,leider‘.“ Markus Lanz behauptete im ZDF: „Da geht dann jemand wie der Schriftsteller Pirinçci auf die Bühne und sagt einen Satz wie: Es gäbe natürlich auch andere Alternativen – mit Blick auf Ausländer generell – aber, und jetzt Zitat: ,Die KZs sind ja derzeit leider außer Betrieb‘.“ In der „Tagesschau“ sagte Justizminister Heiko Maas: „Zumindest die, die auf der Bühne standen und bedauerten, dass die KZ nicht mehr in Betrieb sind, das sind Nazis.“
Nicht alle Medien informierten falsch; manche, wie die „Berliner Morgenpost“ und gelegentlich dpa, wiesen explizit darauf hin, dass sich Pirinçcis KZ-Satz nicht auf Flüchtlinge bezog. Aber die irreführende Darstellung fand größte Verbreitung.
Es ist an sich schon beunruhigend, dass es die Mehrheit der großen deutschen Medien nicht schafft, eine entscheidende, leicht überprüfbare Tatsache richtig wiederzugeben. Es ist aber ganz besonders brisant angesichts des Misstrauens, mit dem nicht nur AfD-Sympathisanten ihrer Berichterstattung begegnen. Journalisten wehren sich gegen den „Lügenpresse“-Vorwurf gerne aus einer Position der Überlegenheit: Denen, die das rufen, passten nur die berichteten Tatsachen nicht. Hier zumindest finden die Kritiker ein Beispiel dafür, dass es die Journalisten sind, die sich weigern, Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen. Dass dieser Fehler die Berichterstattung über alle Mediengattungen hinweg dominiert, ist umso verheerender.
Am vergangenen Wochenende ließ die „Frankfurter Rundschau“ „Andersdenkende“ zu Wort kommen, Kritiker der Asylpolitik und der Berichterstattung. Die Zeitung fragte: „Was denken sie? Denken sie was?“ Sie berichtete über eine Leserbriefschreiberin, die den „FR“-Demonstrationsartikel bemängelte: „Die Pegida-Kundgebung vom 19. Oktober hat sie nicht besucht. Über die Dresdener Rede von Akif Pirinçci ließ sie sich berichten und zog daraus die Information, dass der Satz ,die KZs sind ja leider außer Betrieb‘ in der Berichterstattung aus dem Zusammenhang gerissen worden sei.“ Die „FR“ legte nahe, dass die Frau keine Ahnung hat.
Dabei ist das, was Pirinçci wirklich gesagt hat, kaum weniger skandalös. Er vergleicht sich und seinesgleichen mit den Juden im Dritten Reich. Die Fremdenfeinde als verfolgtes Volk, das die Herrschenden am liebsten in Konzentrationslager schicken würden, wenn die nicht, „leider“, geschlossen wären – das ist ein unerträgliches Bild. Die Zahl der tatsächlichen „Denk- und Sprechverbote“ in Deutschland steht zwar im umgekehrten Verhältnis zur Inflation der öffentlichen Klage über ihre angebliche Existenz, aber der Nazi- und KZ-Vergleich ist tatsächlich ein Tabu.