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Es war ja nicht anders zu erwarten: Kaum war das Ergebnis der Mitgliederbefragung der CDU Berlin zur Ehe für gleichgeschlechtliche Paare bekannt geworden, brach auch schon der mediale Shit-storm aus. Für den Landesvorsitzenden der Grünen ist das Ergebnis ein Zeichen dafür, dass die CDU ein reaktionärer Verein sei, für den Landesvorsitzenden der SPD ist der gesellschaftliche Fortschritt offensichtlich an der Mehrheit der Berliner CDU vorbeigegangen, für die Linkspartei ist die Union in Berlin „das letzte Biotop konservativer Spießigkeit und Piefigkeit.“ Und Volker Beck, die Fleisch gewordene Selbstgerechtigkeit der LGBT-Bewegung, möchte nicht mehr warten, bis „der letzte Hansel“ (er redet übrigens von der Mehrheit der Partei, die bei den letzten Bundestagswahlen in Deutschland und auch in Berlin deutlich stärkste Partei geworden ist) seine Vorurteile über Bord geworfen habe.
Wie wohltuend hebt sich davon doch das ab, was die CDU in Berlin in den letzten Wochen vorgelebt hat. Statt polemisch Menschen abzukanzeln, die anderer Meinung sind, wurde in der CDU ernsthaft und interessant diskutiert. Hier wurde argumentiert, nicht einfach die Meinung anderer verunglimpft, kurzum mit Respekt füreinander und die jeweils andere Position umgegangen. Macht es eine Ehe allein aus, dass Menschen Verantwortung füreinander übernehmen? Oder soll der Begriff der Ehe den Beziehungen vorbehalten sein, in denen auf natürliche Weise Familie entstehen kann? Sollte man Ungleiches gleich behandeln oder rechtfertigen die Ungleichheiten zwischen gleichgeschlechtlichen und zwischengeschlechtlichen Paaren keine Unterscheidung mehr? Das waren die Fragen, die in vielen Versammlungen ernsthaft und ohne jede Herabwürdigung der jeweils anderen Position diskutiert wurden.