Zitat:
Angst vorm Fliegen und das Wandergewerbe Golfprofi auf einer der großen Profitouren - das passt eigentlich nicht zusammen, vor allem auf der European Tour, die nächstes Jahr 47 Turniere auf drei Kontinenten ausrichtet. Deshalb klingt es paradox, wenn Florian Fritsch seine Flugangst als einen Grund anführt, der ihn zurück in die erste Liga geführt hat: „Das hat mir geholfen, zu mir selbst zu finden. Es ist sicherlich ein Faktor, warum ich in den vergangenen zwei Jahren so gut spiele.“
Seit der 29 Jahre alte Golfprofi aus Neckargemünd beharrlich am Boden bleibt, nur noch per Auto und Schiff zu Turnieren reist, geht es mit seiner Karriere steil bergauf, so weit, dass er nach der Challenge Tour auch auf der European Tour beweisen kann, dass man auf dieser Turnierserie mithalten kann, ohne weite Flugreisen zu unternehmen.
Eine Klasse tiefer hat das der gebürtige Münchner geschafft. Er hat in diesem Jahr etwas vollbracht, was die Offiziellen der Challenge Tour als eine der größten Leistungen in der Geschichte dieser Turnierserie erachten: Obwohl er von den 27 Turnieren in dieser zweiten Liga nur 15 auf Grund seiner Furcht, ein Flugzeug zu besteigen, mitspielen konnte und auf die acht am höchsten dotierten Veranstaltungen (alle mit Preisgeld zwischen 300.000 und 500.000 Euro) verzichten musste, weil sie in Aserbaidschan, Kasachstan, China, Dubai und Oman ausgetragen wurden, schaffte Fritsch als Zwölfter der Abschluss-Geldrangliste den Sprung auf die European Tour.
[...]
Fritsch rannte von Therapeut zu Therapeut, suchte Wunderheiler auf, doch die Angst blieb, niemand konnte sie ihm nehmen. Das führte dazu, dass er sich Ende 2009 für knapp ein Jahr vom Profigolf zurückzog. „Ich hatte unheimlich viel Zeit und Geld investiert, um die Flugangst loszuwerden. Als ich mich entschlossen hatte, nicht mehr zu fliegen, spielte ich auf einmal viel besser, obwohl ich kaum trainierte.“ Er erspielte sich Ende 2010 über das abschließende Qualifikationsturnier die Spielberechtigung für die European Tour, verdiente aber nicht genügend Preisgeld, um den Arbeitsplatz zu erhalten.
2013 wagte Fritsch auf der ProGolf Tour, der dritten Liga, einen Neuanfang, konnte aber nur die Hälfte der Turniere spielen, weil die Türkei, Ägypten und Marokko für ihn unerreichbar waren. Er gewann vier seiner elf Turniere, qualifizierte sich als überlegener Gewinner der Geldrangliste für die Challenge Tour - und trat dort so erfolgreich auf, dass er noch einmal in die nächsthöhere Liga aufstieg. „Ich bin jetzt an einem Punkt meines Lebens angelangt, an dem ich meine Furcht akzeptiert habe und glücklich bin. Die Furcht hat mir geholfen - und sie ist eines der besten Dinge, die mir im Leben passiert sind“, sagt Fritsch, seit zwei Jahren verheirateter Vater eines Sohns.