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Thema: Nervennahrung + Übergewicht (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=660)


Geschrieben von: Lisa M. am: 06.11.06, 12:48:30
Gegen ein bisschen Schokolade ist ja nichts zu sagen. Nur wenn man, weil eigentlich ganz andere Stoffe fehlen, gar nicht mehr gegen den Drang anfuttern kann, dann wird's bedenklich...

Ein Vitamin, das ebenfalls eng mit dem Serotonin-Haushalt verbunden ist, ist das Vitamin B3 (Niacin). Ca. 200 Enzyme im Körper sind niacinabhängig. Wird der Bedarf an Niacin nicht aus der Ernährung gedeckt, dann kann der Körper das Vitamin auch selbst herstellen - aus Tryptophan, derselben Aminosäure, aus der auch Serotonin hergestellt wird. Aus 60 mg Tryptophan kann der Körper 1 mg Niacin herstellen. Tryptophan ist aber in der Praxis eine recht knappe Aminosäure, weil sie wie gesagt bei der Aufnahme hinten an steht. Zu den typischen Symptomen eines Niacinmangels in der Nahrung gehören deshalb Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und "nervöse Symptome" bis hin zur Depression. Der Körper findet es nämlich wichtiger, Niacin zu bauen als Serotonin...

Drei große Studien in Frankreich ergaben, dass 49,5% der Männer und 49,3% der Frauen nicht die Minimalwerte für Niacin durch die Ernährung decken. (Edmund und Nathalie Schmidt: Leitfaden Mikronährstoffe)

Alkohol, Schmerzmittel, Antirheumatika, orale Kontrazeptiva ("Pille")), Psychopharmaka und einige andere Medikamente stören die Aufnahme von Niacin und/oder erhöhen den Verbrauch.

DGE-Empfehlung: Frauen 13-15 mg, Männer 15-20 mg.
Tägliche Dosierungen über 35 mg sollte man lieber unterlassen, da Niacin zu einer Hypervitaminose führen kann (ab 3 g/Tag sogar toxische Leberschäden). Manche Vitamin-B-Komplex-Pille hat mehr als 35 mg Niacin und sollte deshalb nicht täglich eingenommen werden, wenn der Arzt es nicht in größeren Mengen verordnet hat.

Niacin ist hauptsächlich in Fleisch und tierischen Produkten in leicht verwertbarer Form, das Niacin in Pflanzen muss man zuerst rösten. Besonders viel davon ist in Erdnüssen (sehr viel mehr als in Fleisch, nämlich 15 mg/100g). Zucker soll übrigens ein "Feind" des Niacin sein (laut Klaus Oberbeil, im Leitfaden Mikronährstoffe stand davon nichts).


Geschrieben von: Valo am: 06.11.06, 13:48:36
Zitat:
Nehme jetzt das erste Mal so ein Psychopharmaka , das den Seretoniunspiegel anhebt und es wirkt tatsächlich.


Wer veschreibt soetwas und wofür?
Ausführlicher ausgedrückt:
Welcher (Fach)Arzt denkt bei welchem Symptom oder gar welcher Diagnose an ein solches Präparat und was soll es bewirken?


Geschrieben von: arlette am: 06.11.06, 17:56:43
Zitat von Lisa M.:

Niacin ist hauptsächlich in Fleisch und tierischen Produkten in leicht verwertbarer Form, das Niacin in Pflanzen muss man zuerst rösten. Besonders viel davon ist in Erdnüssen (sehr viel mehr als in Fleisch, nämlich 15 mg/100g).

interessant. hast du einen link dazu (zu einer liste, welche lebensmittel hierfür besonders berücksichtigt werden könnten)?


Geschrieben von: Lisa M. am: 06.11.06, 18:07:24
Am informativsten sind da die Nährwerttabellen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (als GU-Ratgeber erhältlich; muss man aber darauf achten, dass es die mit Vitaminen und Mineralstoffen sind und nicht bloß mit Kalorien und Proteinen und so). Ansonsten selbst mal googlen, ich hab das aus Büchern. (Die Angaben dürften auch schwanken. Ich hab den Wert für Erdnüsse aus einem Buch mit einer DGE-Tabelle verglichen.)


Geschrieben von: Jutta am: 06.11.06, 18:32:20
Zitat von Valo:
Zitat:
Nehme jetzt das erste Mal so ein Psychopharmaka , das den Seretoniunspiegel anhebt und es wirkt tatsächlich.


Wer veschreibt soetwas und wofür?
Ausführlicher ausgedrückt:
Welcher (Fach)Arzt denkt bei welchem Symptom oder gar welcher Diagnose an ein solches Präparat und was soll es bewirken?

Ich leide seit 25 Jahren an Bulimie -


Geschrieben von: arlette am: 06.11.06, 18:43:58
viele antidepressivas 'arbeiten' genau mit dem serotonin-spiegel. katz 007 kann dazu sicher mehr sagen.


Geschrieben von: liselotte am: 07.11.06, 21:31:58
Ich esse schon seit Jahrzehnten viel zu viel Süsses und bin übergewichtig.


Geschrieben von: Lisa M. am: 10.11.06, 15:59:25
Heute die Fortsetzung:

Ein weiteres Vitamin, das sich auf den Serotonin-Haushalt auswirkt, ist Vitamin B6 (Pyridoxin).

Ohne Pyridoxin kann das Tryptophan weder zu Serotonin noch zu Niacin (B3) umgewandelt werden, und ebenso nicht Methionin (eine andere Aminosäure) zu Dopamin. Außerdem spielt B6 eine wichtige Rolle bei der Glukoseversorgung. Es ist beteiligt an der Freigabe von gespeicherten Kohlehydraten, also von Glukogen, aus den Muskeln oder der Leber ins Blut. (Durch diesen Zusammenhang macht sich B6 m.E. besonders verdächtig, mit gelegentlichen Heißhungerattacken auf Süßes im Zusammenhang zu stehen... Aber das ist nur eine logische Schlussfolgerung, für die ich keine Belege habe bisher).

Vitamin B6 ist nicht eine chemische Verbindung, es sind 6: PN, PL, PM und PNP, PLP, PMP abgekürzt. Alle 6 Verbindungen sind gleich wirksam und können im Körper ineinander umgewandelt werden. Normalerweise! Denn bei Lebererkrankungen, Zink- oder Magnesiummangel ist die Umwandlung von Pyridoxinhydrochlorid in PLP gestört. Pyridoxinhydrochlorid wird jedoch besser resorbiert und kann im Gegensatz zu PLP die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Und: In handelsüblichen B-Komplex-Tabletten steht auf der Zutatenliste: "Vitamin-B6-hydrochlorid".

Gerade PLP ist aber die im Körper am häufigsten anzutreffende Form: z.B. im Blutplasma sind 60% des Vitamin B PLP, 15% PN und 14% PL. Und PLP ist auch die einzige Form des Vitamin B, die bei ca. 100 enzymatischen Reaktionen als Coenzym fungiert, v.a. im Aminosäure-Stoffwechsel. Zusätzlich ist PLP essentiell (d.h. unverzichtbar) für wichtige Enzyme des Lipid-, Nukleinsäure- und Neurotransmitter-Haushalts.

Fazit bei Schmidt/Schmidt (Leitfaden Nährstoffe): "Bei Lebererkrankungen, Zink- oder Magnesiummangel sollte PLP substituiert werden." (S. 183) - Selbstverständlich auch Magnesium und/oder Zink.

Bei mangelnder Zufuhr von Pyridoxin in der Schwangerschaft kann es, ohne dass die Gesundheit der Mutter betroffen ist, beim Säugling zu "Gedeihstörungen" kommen bis hin zu nachweisbaren EEG-Veränderungen. "Eine dauerhafte, klinisch nicht manifeste Pyridoxinunterversorgung wird als Ursache kindlicher Hyperaktivität diskutiert." (ebd. S. 185)

(Anmerkung dazu: Die wechselseitigen Abhängigkeiten der verschiedenen Nährstoffe führen dazu, dass ein Resultat viele Ursachen haben kann - z.B. kann die Ursache des Pyridoxinmangels wiederum ein Magnesiummangel oder eine durch Glutenunverträglichkeit bedingte chronische Entzündung gestörte Resorption im Dünndarm sein.)

Über die Versorgung mit B6 in der Bevölkerung kommen verschiedene Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen: Nach dem Ernährungsbericht der DGE von 1984 sind bei den 20-50jährigen 13% der Frauen und 10% der Männer unterversorgt. Die Nationale Verzehrsstudie von 1991 hingegen kam zu dem Schluss, dass 76% der Frauen und 53% der Männer unterversorgt seien. Zahlen aus Frankreich und Österreich bestätigen eher die letztere Studie. Beispielsweise beträgt der durchschnittliche Gehalt einer österreichischen "Tagesration" ohne den Vitaminverlust durch Kochen nur 80% der DGE-Empfehlungen. Diese Zahlen für Österreich wurden auch durch Blutuntersuchungen an der Uni Wien bestätigt.


Geschrieben von: Altpapier am: 10.11.06, 17:41:29
Kommt zum Schluß noch eine Zusammenfassung mit konkreten Handlungsvorschlägen? Das fände ich praktisch.


Geschrieben von: Lisa M. am: 10.11.06, 18:02:05
Vielleicht möchte die ja jemand anders machen? Ich verpflichte mich erstmal nicht drauf. Wo die einzelnen Nährstoffe drin stecken, lässt sich aber sehr leicht mit Hilfe einer Suchmaschine oder der Stadtbibliothek recherchieren.

Ansonsten der Kurztip: Vollwertkost, Nahrungsergänzungsmittel nach individuellem Bedarf.


Geschrieben von: Lisa M. am: 10.11.06, 19:11:16
Nu ja, ich kann doch was Konkreteres empfehlen: Das, was ich eben zu Abend gegessen habe. lachen

Spinat aus dem Tiefkühlbeutel (Bio, portionierbar): Einfach mit ein bisschen Wasser in den Pott, köcheln lassen, bisschen nachwürzen, zum Schluss, wenn's fertig ist, einen guten Schuss Leinöl dran.

Dazu: Kartoffeln, roh in der Pfanne gebraten (also Bratkartoffeln, man kann auch gekochte nehmen, aber roh braten geht schneller - bei großen Portionen geht das aber nicht ohne Deckel), zwei Eier drüber, würzen, umrühren (Rührei, weil Spiegeleier dazu neigen, oben glitschig und unten schwarz zu werden). Zum Nachtisch ein paar getrocknete Aprikosen. Sehr lecker und ging ganz schnell! freuen