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Als Marta Brito ihren Arbeitsplatz verlor, so erzählt sie, hat eine Maschine sie gerettet. Diese Maschine habe sie ins Herz geschlossen und sei für sie nun fast eine Art Freund. Es ist ein Gerät, das sich in Portugal öfter verkauft als das iPad und bei Facebook beliebter ist als die bekannteste Rockband des Landes. Es ist Bimby, ein in Deutschland hergestellter Küchenroboter, der den krisengeplagten Portugiesen verspricht, das Kochen billig und einfach zu machen.
Bimby, der in Deutschland unter dem Namen Thermomix verkauft wird, sieht aus wie eine Küchenmaschine mit einem Topf aus Edelstahl und einem Dampfgarer. Der Apparat wiegt die Zutaten, hackt, knetet, rührt, mixt und kocht – und das alles mit einem Timer, so dass der Koch nicht in der Küche warten muss, bis das Essen fertig ist.
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Seine Besitzer sehen in Bimby meist eine weibliche Helferin und reden mit „sie" über das Gerät. Auch ein Verb hat sich bereits daraus gebildet – bimbar. Ein Parlamentsabgeordneter nannte den stellvertretenden Ministerpräsidenten Paulo Portas kürzlich „einen regierenden Bimby" – weil er in seinen verschiedenen Ämtern schon zahlreiche unterschiedliche Aufgaben innehatte.
Marta Brito hatte noch vor drei Jahren noch nicht einmal die Geduld, eine Suppe zuzubereiten. Jetzt nennt sie sich selbst „Bimbyholikerin". Sie hatte die Maschine gekauft, um als Mutter gleichzeitig Vollzeit in einem Reisebüro arbeiten zu können. Als sie Ende 2010 ihre Stelle verlor, entdeckte sie ihre Liebe zum Kochen. Jetzt verbringt sie den Großteil ihres Alltags damit, neue Rezepte auszuprobieren. Diese stellt sie auf ihrem Blog – „Donabimby", Frau Bimby – vor und beantwortet die Fragen ihrer mehr als 9.000 Fans. Bei Veranstaltungen verkauft sie Marmelade und lässt sich von Backmittelherstellern sponsern. „Man kann sagen, dass Bimby mein Leben verändert hat", sagt sie.
Brito und ihre Familie geben nun deutlich weniger Geld für Lebensmittel aus. Das ist laut Vorwerk auch das wichtigste Verkaufsargument. Im Haus der Britos sind Mayonnaise und Ketchup selbstgemacht. Marta Brito kann sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal einen Kuchen oder Fingerfood für eine Party gekauft hat. Wenn ihr Bimby kaputt gehen würde, wäre sie verloren, sagt sie. „Wenn ich nur an all die Kisten in der Garage denke, in denen ich meine alten Geräte habe, bekomme ich Kopfschmerzen."
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Den Bimby gibt es nicht im Geschäft. Stattdessen ziehen Erica Arimathea und etwa 1.400 weitere Vertreter von Tür zu Tür und zeigen den Bewohnern, wie man Säfte, Suppen, Soßen, Eiskrem, Teig und selbst traditionelle Gerichte in weniger als zwei Stunden zubereitet. In Sekunden verwandelt Bimby normalen Kristallzucker in Puderzucker, der im Laden teurer ist. Aus Milch, einem Becher Joghurt und etwas Milchpulver zaubert er eine große Schüssel Joghurt. Auch das ist günstiger.