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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Welche Folgen hat es, wenn ihr depressiv seid oder Depressionen habt? Was tut ihr dann? Wie verändert sich euer Lebenswandel?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
22.12.13, 16:11:47
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CrazyCat
(F84.5 V)

Bei mir mehren sich dann Zwangsgedanken und Suizid-Gedanken. Außerdem machen mir dann die wenigen Dinge, die mir sonst Freude bereiten, auch keinen Spaß mehr...
Obendrein ist in depressiven Phasen der ohnehin vorhandene Wunsch nach Einsamkeit nochmal verstärkt.

Was allerdings überhaupt erst zur Depression führt (bei mir ist es zumindest so): Die Behinderung durch die Umwelt! Und obendrein das Unverständnis der Mitmenschen/Umwelt für meine Bedürfnisse. Diese nämlich kommen leider viel zu oft zu kurz und werden meist mit so tollen Ratschlägen, wie "reiß Dich doch einfach mal zusammen" oder "Hab Dich nicht so" oder "Bei anderen geht das doch auch..." abgewürgt.

Wer schweigt, stimmt nicht immer zu. Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.
(Albert Einstein)
===================================
Die Normalität ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen - doch es wachsen keine Blumen auf ihr.
(Vincent van Gogh)
===================================
Solange man selbst redet, erfährt man nichts.
(Marie von Ebner-Eschenbach)
22.12.13, 22:28:31
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Antika
(Autistenbereich)

Ich bin der Meinung dass ich so eigentlich noch nie mit Depressionen zu tun gehabt habe, dennoch wurde ich mal vom Arzt wegen Depressionen zu einer Therapeutin überwiesen.

Da diese sich mit Autismus gut auskennt kam auch sie zum selben Entschluss wie ich, dass ich eigentlich nicht wirklich mit Depressionen zu tun hätte.

Ich habe ihr erklärt dass ich hauptsächlich unter dem Unverständnis meiner Mitmenschen leide und daher manchmal leichte depressive Verstimmungen habe.

Gerade bei meinem Arzt stieß ich am Anfang oft auf Unverständnis was mir dann zu schaffen machte.
Sie schrieb daraufhin (mit meiner Zustimmung) den Arzt an und seit dieser Zeit klappt es nun auch mit meinem Arzt besser.

Ich stehe ja Gott sei Dank nicht mehr im Berufsleben und somit bleibt mir doch sehr vieles erspart...kann mein Leben und meinen Alltag zum größten Teil selbst bestimmen, und mich bei Bedarf so oft ich möchte und benötige mich zurückziehen.

Dieses Glück hat nicht jeder Autist....und daher wundert es mich nicht dass viele Autisten mit Depressionen zu tun haben.

Wenn ich also wieder einmal einen Anflug von depressiver Verstimmung spüre, dann gehe ich zu meiner Therapeutin und berede das mit ihr...sie hat Verständnis für mich was ich oft von vielen anderen Menschen nicht behaupten kann...mir hilft das Gespräch mit meiner Therapeutin, denn sie hilft mir dabei meine Wünsche durchzusetzen, und das ist mir besonders wichtig.

"Das, was du tust, schreit so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst."

(Sprichwort aus Mosambik)
--------------------------------

"Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich."
(Zitat von Honoré de Balzac)
23.12.13, 11:50:24
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Leah
(Autistenbereich)

Eine Depression beginnt bei mir oft dadurch, dass sich irgendwelche Veränderungen um mich herum ergeben, die für mich problematisch sind.

Der Verlauf ist dann meist so, dass ich zuerst versuche, mich mit aller Kraft der Veränderung anzupassen, indem ich mir z.B. immer wieder im Geiste sage: " das geht schon, das hat ja auch Vorteile, das schaffe ich schon, der Mensch wächst mit seinen Aufgaben...". In dem Status bin ich zwar schon eingeschränkt, aber doch immer noch einigermaßen leistungsfähig. Das funktioniert dann ein paar Wochen oder gar Monate, bis alle Energiereserven aufgebraucht sind und ich innerlich zusammenbreche. Dann fühle ich mich unfähig, weil ich es eben doch nicht geschafft habe, mich an die Veränderung anzupassen; das Ganze mischt sich dann mit suizidalen Gedanken und einer ausgeprägten sozialen Phobie. Physische Symptome sind ausgeprägte Müdigkeit (ich könnte den ganzen Tag verschlafen), manchmal auch Kopf- und Gliederschmerzen.

Das "Endstadium" führt dann dazu, dass ich das mache, was mir eigentlich gut tut: soziale Kontakte auf möglichst einen Menschen zu reduzieren und mich ansonsten vollkommen zurückzuziehen.

Meine letzte Depression dauerte 3 Monate, ich habe sie gerade überstanden; dummerweise bemerke ich sie nicht, wenn sie da ist, sondern erst, wenn sie wieder weg ist. Dann wenn meine Freude bestimmte Dinge zu tun wieder da ist merke ich, dass sie mir abhanden gekommen war.
27.12.13, 07:41:41
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Vielleicht ist der Begriff "Depression" zu allgemein, mir kommt es so vor als könnte man recht verschiedene Zustände damit bezeichnen.

Gibt es hier auch Autisten, die geschäftig werden, wenn sie depressiv sind?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
31.12.13, 16:26:28
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Alan
(Standard)

Bei mir ist es so, dass ich dann in meiner Freizeit kaum noch aus dem Bett komme. Total antriebslos muss ich mich dann zu allem zwingen.
31.12.13, 17:04:34
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Löwenmama
(Autistenbereich)

Wenn ich merke, dass ich depressive Verstimmungen bekomme, dann strukturiere ich meinen Tag noch mehr als sonst und treibe mich zu Aktivität an, um nicht zu sehr zu "versinken". Ich kann mich dann nicht so sehr zurück ziehen, weil diese Stimmung sich zu sehr auf meinen Sohn übertragen würde.

Die Hoffnung ist der Regenbogen
über den herabstürzenden Bach
des Lebens.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
31.12.13, 17:57:52
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drvaust
(stillgelegt)

Ich hatte mich jetzt, wegen dieses Themas, mit Depression beschäftigt.
Als Erwachsener hatte ich, meines Wissens, nur manchmal depressive Verstimmungen (Das ist keine Depression, so wie grippaler Infekt keine Virusgrippe ist.). Mir wurde zwar mindestens zweimal von Allgemeinmedizienern Depression diagnostiziert, aber falsch. Eine Psychiaterin, zu der ich deshalb überwiesen wurde, meinte (vereinfacht): 'Sie sind nicht depressiv, sie sind nur einfach lebensmüde.'
Aber in der Pubertät bis zum Ende der Lehre, bzw. auch noch danach in dem Betrieb, war ich depressiv. Nur wurde das damals nicht diagnostiziert.
Jetzt habe ich bemerkt, daß ich in der Vorschulzeit, im Kindergarten, typische Symptome von Depression hatte. (Die sind bei Kindern anders.)
Zitat von 55555:
Welche Folgen hat es, wenn ihr depressiv seid oder Depressionen habt? Was tut ihr dann? Wie verändert sich euer Lebenswandel?
Übertrieben gesagt: Ich funktionierte automatisch, hatte keine Gefühle mehr, mir war alles egal, ich machte einfach weiter. Mich regte nichts mehr auf, kein Ärger, keine Freude, keine Lust. Mir fiel Einiges leichter, weil es mich nicht mehr störte, egal war. Aber insgesamt war ich nicht sehr leistungsfähig, weil ich mich nicht engagieren konnte. Ich hatte lustlos weitergemacht, war insgesamt mehr oder weniger lebensmüde, bis zu Suizidversuchen. Aber erstaunlicherweise hatte ich damals Einiges geschafft (z.B. Schul- und Lehrabschluß). Ich hatte kaum eigene Ziele gehabt, ich machte nur das, was ich sollte oder 'was man so macht'. Das war keine schöne Zeit, ich hatte alles satt.
Erst eine stationäre Psychotherapie brachte mich ins Leben zurück. Da lernte ich, meine Probleme zu erkennen, richtig einzuordnen und zu bewältigen. Eine Änderung meiner Umwelt (Studium) gab mir die Möglichkeit, mit Leuten, die mich noch nicht kannten, neu anzufangen.
Zitat von 55555:
... Gibt es hier auch Autisten, die geschäftig werden, wenn sie depressiv sind?
Es gibt die 'Agitierte Depression', die ist von einer starken äußeren Unruhe gekennzeichnet.
Zitat:
... Der Patient wird getrieben von einem rastlosen Bewegungsdrang, der ins Leere läuft. Zielgerichtete Tätigkeiten sind nicht mehr möglich. ...
Quelle
05.01.14, 23:02:51
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
... Der Patient wird getrieben von einem rastlosen Bewegungsdrang, der ins Leere läuft. Zielgerichtete Tätigkeiten sind nicht mehr möglich. ...

Ich dachte eher an soetwas wie Workoholicverhalten.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
06.01.14, 09:02:32
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Leah
(Autistenbereich)

So etwas wie "übersteigerte Leistungsfähigkeit", wohl im Sinne von Workoholicverhalten, kenne ich in diesem Zusammenhang. Das macht es auch so schwer, einen depressiven Zustand, bzw. den Beginn einer Depression zu erkennen, da das auch etwas ist, was auftritt, wenn mich ein Thema besonders interessiert und ich mich so richtig "reinhänge". Der Unterschied liegt dann wahrscheinlich im weiteren Verlauf, ob ich zufrieden bin mit der von mir erbrachten Leistung oder ob mir "die Luft ausgeht" und ich das Gefühl habe, nicht das zustande gebracht zu haben, was ich wollte oder sollte.

Bei Letzterem kann ich's mir dann selbst nicht rechtmachen und denke, dass alle anderen das auch so sehen, was dann meine Unzufriedenheit und mein subjektives Empfinden von Unglücklichsein noch weiter steigert.
06.01.14, 13:37:57
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