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Thema: Gedanken... (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=6252)


Geschrieben von: CrazyCat am: 02.10.13, 12:37:51
Mich würde mal interessieren, welche Gedanken Euch so täglich durch den Kopf jagen - wenn Ihr alleine seid, wenn Ihr unter Menschen seid/sein müsst, bei der Arbeit, beim Ausüben Eurer/s Hobbys, beim Beschäftigen mit Spezialinteressen...?!

Bei mir sieht das ungefähr so aus (Beispiele):
- wenn ich unter Menschen bin/sein muss: "Warum schauen mich alle so komisch an?" und "Wieso müssen einem die Leute ständig so sinnlose Gespräche ans Bein nageln?" und "Hoffentlich bemerkt niemand, dass mir die Situation sehr unbehaglich ist!"
- Hobby/Spezialinteresse: "Hoffentlich stört mich jetzt niemand!?"
- allgemein: "Hoffentlich bringt nichts und niemand meinen für mich festgelegten Tagesplan durcheinander!" und "Wer hat eigentlich dieses verd.... Telefon erfunden?!?"

Ich bin auf Eure Gedanken gespannt... freuen


Geschrieben von: Perunica am: 02.10.13, 22:49:56
Ich komme eben von einem "Kollegen-Stammtisch".
Es war laut und alle haben durcheinander geredet.
Eigentlich hatte ich mich auf eine Kollegin gefreut, aber dann haben sich welche dazwischen gesetzt und so war kaum ein Austausch mit ihr möglich.
Meine Gedanken waren von frustriert bis total wütend.
Ich versuche jetzt gerade, mich wieder zu sammeln.

Und ich kenne deine Gedanken so wie du diese beschreibst, die könnten von mir sein.


Geschrieben von: Mama am: 03.10.13, 12:03:53
Ich habe keine solchen Gedanken; zumindest nicht bewusst. Ich habe in Situationen Gefühle und ich habe gelernt diese Gefühle für mich zu deuten. Ich kleide diese Gefühle nicht in Worte für mich, da mich dieses ankleiden Kraft kostet. Ich kann mich nicht immer so ausdrücken das es andere Menschen verstehen.
Wenn ich in Situationen ein Gefühl habe welches ich nicht mag, meide ich diese Situation in Zukunft.
Wenn ich es nicht vermeiden kann, versuche ich einen Weg zu finden der für mich angenehmer ist.


Geschrieben von: drvaust am: 03.10.13, 18:01:13
Zitat von CrazyCat:
... wenn ich unter Menschen bin/sein muss: "Warum schauen mich alle so komisch an?" und "Wieso müssen einem die Leute ständig so sinnlose Gespräche ans Bein nageln?" ...
"Hoffentlich stört mich jetzt niemand!?" ...
"Hoffentlich bringt nichts und niemand meinen für mich festgelegten Tagesplan durcheinander!"
Ich habe mir Selbstsicherheit erarbeitet (das war nicht leicht) und stehe dazu, daß ich anders bin. Deshalb stört es mich nicht mehr so, wenn mich andere so komisch ansehen (Wenn die mich komisch ansehen, sind die komisch.).
Außerdem zeige ich, möglichst höflich und rücksichtsvoll, meine Bedürfnisse. Wenn ich nicht reden will, beende ich das Gespräch schnell. Wenn ich nicht gestört werden will, lasse ich mich nicht stören.
Ich kann relativ gut ausblenden. Wenn ich unter Menschen muß, blende ich die Menschen möglichst aus, wenn die mich nicht betreffen (oder studiere sie ruhig unauffällig). Ich kann durch Menschenmengen gehen, als wären da leere Räume, solange mir niemand zu nahe kommt.
Meinen Hobbies und Spezialinteressen gehe ich alleine nach, bzw. tausche mich wenig direkt aus.
Zitat von CrazyCat:
... "Hoffentlich bemerkt niemand, dass mir die Situation sehr unbehaglich ist!"
Ich zeige offen, wenn mir eine Situation unbehaglich ist und verlasse möglichst die Situation. Dabei bemühe ich mich um Höflichkeit und Rücksicht. Aber es ist selten sinnvoll, sich mit einer Situation herumzuquälen, da ist es besser, offen und ehrlich 'Nein' zu sagen.
Dabei bin ich jedoch in der komfortablen Situation, daß ich wenig abhängig bin. Ich bin alleinstehender Rentner. Auf Arbeit wäre das erheblich schwieriger.
Als Kind und Jugendlicher hatte ich damit noch größere Probleme. Ich war abhängig und wollte dazugehören. Ich hatte Angst, nicht normal zu sein und abgelehnt zu werden. Jetzt stehe ich dazu, und es geht gut. Ich bin jetzt echt eigenartig, nicht verkrampft nicht richtig normal. Die Menschen haben es lieber, wenn sie wissen, daß jemand klar eigenartig ist, als wenn jemand irgendwie unklar nicht normal ist.