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Thema: Dringende Themen von Autisten (http://autismus-ra.unen.de/topic.php?id=6203)


Geschrieben von: Marei am: 23.08.13, 15:09:38
Moin,Moin,
als ich mich vor 2 Tagen hier angemeldet hatte, suchte ich erst mal nach der Abteilung für Vorstellung neuer Teilnehmer, fand hier aber nichts. Beim überlesen der Themen blieb ich eben an diesem besagten Thread hängen, da es sich um um den Umgang von zwei Autisten mit verschiedener Lebenseinstellung dreht. Das bot sich mit meiner Autisten-Ehe eben gut an.

Ich erkenne eine psychologische Gesprächsführung, und daher meine Frage an 55555.Hat mich einfach interessiert,da auch ich einen Beruf habe.

Möchte jemand aber Antworten haben, dann gebe ich auch die Antworten wie es eben bei mir oder uns so ist und passe die Antworten nicht in einen ausgeschmückten Rahmen nach sozialer Erwünschtheit. Das würde den Frager ja auch nicht weiter helfen. Da mag sich gereizt lesen,ist es aber nicht.Ich bin eine eigentlich recht nette, selbstironische "Alte" von demnächst 58 Jahren, habe 3 erwachsene Kinder die nicht autistisch sind. Meine Tochter ist verheiratet und hat 4 Kinder, wovon eben zwei Autismus haben. Mein Mann ist nicht der genetische Grossvater und so auch nicht mit an der möglichen Vererbung beteiligt.

Vermutlich bin ich die oder zumindest eine der ältesten Teilnehmer hier, und habe so ein gutes Stück Lebenserfahrung mit einzubringen. Vor allem sehe ich jetzt wo ich älter bin auch, das ich vieles anders machte und mache als es andere Betroffene tun oder darauf gedrilt werden. Mit Rückschau war es sicher ein Vorteil als Kind erst einmal eine falsche Diagnose erhalten zu haben (Minderwertigkeitskomplex)und darauf therapiert worden zu sein.Zumindest mir brachte das eine alles erschlagende Selbstsicherheit ein, das ich mich immer für normal hielt und die restliche Menschheit für merkwürdig bis untauglich.Ich habe mich so erst gar nicht versucht mich zu verbiegen und anzupassen.
Es gehört aber auch zu meinem Autismus, das ich von der Meinung der Menschheit recht unabhängig bin. Man kann mich mögen, muss es aber nicht zwingend.

Im realen Leben wirke ich meist unnahbar,was gerade im Berufsleben immer ein Vorteil war.Man hatte erst gar nicht versucht Faxen mit mir zu machen.

Ich sehe mich als "alternativer Autist" weil ich in einigen Bereichen - gerade den Sozialen - extrem autistisch bin, hingegen ich Humor verstehe. Damit meine ich weniger blöde Witze als Komödien die vor allem so aus dem real life sind. Ich erkenne auch ob jemand freundlich oder mürrisch guckt und kann selbst ein freundliches Gesicht machen - auch wenn es nicht automatisch kommt sondern ich es mir selbst sage "jetzt lächeln" oder "Freude zeigen".Aber das klappt ohne das es auffällig wäre.

So das mal als kurzer Abriss zu mir. Vielleicht habe ihr jetzt eine bessere Vorstellung von mir? Ich beisse nicht aber ich rede oft Asperger ;-)


Geschrieben von: [modmod] am: 25.08.13, 07:36:41
Ich habe die Vorstellung von Marei aus diesem Thema hierhin verschoben. Dort paßt das besser und in diesem Thema war das eine Abschweifung.
Leider läßt sich das nicht so genau trennen, in diesem Thema beginnt die Vorstellung schon etwas.
Der vorige Beitrag ist auch in dem anderen Thema, weil der sich auf beide Themen bezieht.


Geschrieben von: Kaleidoskop am: 29.04.17, 19:17:46
Ich beziehe mich jetzt einfach mal auf die Aussage von Marei. Vielleicht macht es Sinn, erst mal abzuwarten, bis das gegenüber sich beruhigt hat. Und der Stress ist es schwer zu antworten.

Ich kann wenn ich zwischenmenschliche Dinge nicht verstehe nicht immer sofort auf meine Interaktionpartner zu gehen um die zwischenmenschlichen Dinge zu klären. Das ist dann der Fall, wenn nicht überflutet wurde oder wenn ich durch irgend etwas verletzt wurde. Früher oder später frage ich aber nach.

Man darf mich gerne wieder erleben, aber ich glaube, diese Strategie funktioniert auch unter Autisten. Abwarten, sich beruhigen, nachfragen. Einen dazu hören.

Und wenn reden nicht liebt, der Vermieter stellen, dass man sich schreibt? Jeder hat mittlerweile ein Handy unter ziemlich jeder hat einen Instant Messenger wie WhatsApp. Dann stelle ich meine Frage eben so. Manchmal kann ich einfach nicht sprechen, deshalb ist diese Methode für mich tatsächlich hilfreich.


Geschrieben von: mor am: 21.08.21, 07:49:27
Zitat von 55555:
daß es für Autisten wichtig sei etwas möglichst bald aufzuklären, das sie nicht verstehen. Auch in zwischenmenschlichen Angelegenheiten.


Es besteht doch auch die Möglichkeit, dass der eine ein Problem gerne aufgeklärt haben möchte, und der andere möchte mit dem Problem in Ruhe gelassen werden. Es kommt wohl auf die betreffende Personen an, wie sie sind.

Das hängt wohl auch vom Geschlecht ab, wie sie damit umgehen:
Heißt es nicht: "Männer suchen Problemlösungen, Frauen wollen sich aussprechen und wollen, dass man ihnen zuhört, ohne dass sie von Mann-Gegenüber Problemlösungen vorgeschlagen bekommen"

Zitat:
Zitat:
Frauen kommunizieren anders als die meisten Männer, rechtfertigen sich, wollen gemocht werden. Alles ganz schlecht, sagen Kommunikationsexperten. Sie raten zu mehr Klarheit und weniger Konjunktiven.


Zitat:
Die Kollegin sagt: „Die erste Viertelstunde in Gremien kann man bei Männern vergessen. Da geht es nur darum, Reviere abzustecken und der Profilierungssucht zu frönen. Außerdem unterbrechen sie andere oft.“ Der Kollege kontert: „Männer möchten Lösungsvorschläge, keine Problembeschreibungen. Sie bringen Dinge schneller auf den Punkt. Frauen sind umständlicher, da schwingt häufig etwas Emotionales mit. Andererseits nervt mich, dass Männer aus Eitelkeit Sachen wiederholen, die ihre Vorredner schon gesagt haben. Das ist ebenso ineffizient.“


Edit:Ob dies auch bei Autisten zutrifft?

Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/buero-co/kommunikation-maenner-wollen-loesungen-frauen-wollen-reden-12279347.html


Geschrieben von: 55555 am: 21.08.21, 08:32:05
Zitat von mor:
Es besteht doch auch die Möglichkeit, dass der eine ein Problem gerne aufgeklärt haben möchte, und der andere möchte mit dem Problem in Ruhe gelassen werden.

Ja, viele NA ziehen es wohl vor Berge an unausgesprochenen Fragen nicht anzusprechen. Glücklich werden sie nach meinem Eindruck damit nicht. Und Autisten finden solche Zustände wohl öfters recht unerträglich?
Zitat:
Heißt es nicht: "Männer suchen Problemlösungen, Frauen wollen sich aussprechen und wollen, dass man ihnen zuhört, ohne dass sie von Mann-Gegenüber Problemlösungen vorgeschlagen bekommen"

Da könnten vielleicht Autisten mehr zu sagen, die biologisch weiblich sind. Generell unterscheiden sich Autisten von NA stärker als NA-Männer von NA-Frauen? Und in Hinblick auf Kommunikationsgewohnheiten (Sachbezogenheit) fallen Autisten, die biologisch Frauen sind wohl öfters in Erwartungen, die heute verbreiteten Gendererwartungen an Männer entsprechen? Wobei häufiges Verhalten von Autisten beim Rangordnungszeug dann vielleicht wieder eher in verbreitete Gendererwartungen an Frauen fallen würde.


Geschrieben von: mor am: 21.08.21, 08:46:31

Zitat von 55555:
fallen Autisten, die biologisch Frauen sind wohl öfters in Erwartungen, die heute verbreiteten Gendererwartungen an Männer entsprechen? Wobei häufiges Verhalten von Autisten beim Rangordnungszeug dann vielleicht wieder eher in verbreitete Gendererwartungen an Frauen fallen würde.


Was auch immer für Gendererwartungen autistische Frauen und autistische Männer haben sollten.

Wenn man wüsste, was Gendererwartungen überhaupt sind. Ich habe schon ein paar male von dem Begriff Gender gehört oder gelesen, aber nicht bis kaum Ahnung davon.
Dazu weiß ich zu wenig.


Geschrieben von: 55555 am: 21.08.21, 08:59:54
Gender benennt im Grunde kulturell bedingte Erwartungen, wie sich Menschen mit dem einen oder anderen biologischen Geschlecht verhalten würden, was sie angeblich ausmache. Gender wird also bewußt getrennt von biologischen Umständen, weil wenigstens erstmal gesagt wird: Vielleicht haben Geschlechtervorstellungen ja gar nicht wirklich was mit dem biologischen Geschlecht zu tun, sondern sind eben Ideen, die Menschen so von vermeintlichen festen Realitäten haben.

Diese Unterscheidung liegt im Autismusbereich besonders nahe, da Autisten in solche Vorstellungen oft wie gewöhnlich reingezogen werden, die zugleich auch als Autisten da anders veranlagt sind.